mehr
sich jetzt die Seite hantieren
lassen, als ob sie nur aus einem
Stück bestände. Die vollen
deten Seiten werden entweder bis
zur Fertigstellung der für einen
Druckbogen erforderlichen Anzahl auf Papierlagen (Porte-pages
) aufbewahrt, oder gleich
auf
Bretter (Setzbretter) oder Schließplatten
und Schließsteine in einer bestimmten, der Aufeinanderfolge der Seiten entsprechenden
Reihen
folge gestellt (ausgeschossen), wo alsdann
Holz- oder Metallstege von der
Breite
[* 2] der auf dem
Papier
weiß bleibenden
, für das
Einbinden nötigen
Räume
(Bund-,
Kreuz- und Mittelsteg) um die Seiten
gelegt, die Kolumnenschnuren
en
tfernt (die Seiten »aufgelöst«) und die
Formen vermittelst eiserner
Rahmen entweder mit Eisenschrauben, Holzkeilen und Schrägstegen
oder auch mit eigens konstruierten gezahnten
Stegen und
Keilen etc. geschlossen, d. h. so befestigt werden,
daß die ganze, aus vielen
Tausenden von
Lettern bestehende Form emporgehoben und in der
Presse
[* 3] niedergelegt werden kann, ohne
daß ein einziger
Buchstabe aus deren Seiten falle.
Das Seitenbilden
(Umbrechen) und Schließen und die damit zusammenhängende Unterleitung der Herstellung
eines Werkes besorgen indes meist (bei
Zeitungen ist es ausnahmslos der
Fall) damit speziell betraute geschickte
Setzer, die
Metteurs en pages;
diese Arbeitsweise, bei welcher der
Setzer nur
Stücke (Pakete, davon Paketsetzer) glatten
Satzes unter
Weglassung
aller Überschriften aus andrer als für den Textsatz verwandter
Schrift zu liefern hat, wird
Mise en pages
genannt.
Die leichtere Bestimmung der Reihenfolge der fertigen Bogen [* 4] erreicht man durch Beifügung einer Ziffer rechts am Fuß der ersten und Wiederholung der gleichen Ziffer nebst Sternchen am Fuß der dritten Seite, der Signatur; die erste erhält häufig auch noch links in kleiner Schrift eine Norm, die in wenigen Worten Titel und Bandzahl eines Werkes anzugeben hat. Die Signaturangabe mit Buchstaben ist in Deutschland [* 5] außer Brauch, ebenso ist der Kustos, d. h. das früher an den Schluß einer jeden Seite gestellte erste Wort der nächstfolgenden, in Wegfall gekommen. Die Formate werden nach der Zahl der Blätter, welche ein Bogen nach dem Zusammenfalzen enthält, benannt: Folio, Quart, [* 6] Oktav, Duodez, Sedez, Oktodez etc. (s. d.).
Der erste Abdruck, welcher von den geschlossenen Formen oder auch von Seiten und Paketen in Schnuren genommen wird, ist der Korrekturabzug; in diesem zeichnet der Korrektor die vom Setzer veranlaßten Fehler, nach deren Berichtigung durch letztern (Auslassungen nennt derselbe »Leichen«, doppelt Gesetztes »Hochzeiten«) weitere Korrekturabzüge für Verfasser und Verleger hergestellt werden; erst wenn deren Berichtigungen und Änderungen vom Setzer gemacht und die Genehmigung zum Druck erteilt ist, kann derselbe nach vorhergegangener Prüfung der richtigen Stellung der Seiten und den nötigen Revisionen erfolgen.
Diejenige Form, welche die erste und letzte Seite enthält, heißt die äußere, Prima oder Schöndruckform, sie wird in der Regel zuerst gedruckt (eingehoben); die andre wird als innere, Sekunda oder Widerdruckform bezeichnet. Der Druck erfolgt entweder in der Handpresse, kurzweg Presse (s. d.) genannt, in der Accidenzmaschine (s. d.) oder Tretpresse, oder in der Schnellpresse [* 7] (s. d.; Maschine, [* 8] ihr Leiter: Maschinenmeister); das Papier, mit Ausnahme von Schreibpapier, wird hierfür teils vorgängig gefeuchtet, d. h. in stärkern oder dünnern Lagen durch Wasser gezogen oder angespritzt, wodurch es geschmeidiger und zur Aufnahme der Druckfarbe geeigneter wird, teils trocken gedruckt und, ist der Druck ein feiner, auch satiniert (s. Satinieren), was ihm die durch das Feuchten verlorne Glätte wiedergibt.
Vor dem Druck muß jede Form »zugerichtet« werden, d. h. es müssen alle Ungleichheiten, welche sowohl infolge Unebenheit des druckenden Teils der Presse oder Maschine, resp. Ungleichheit des Druckes als auch durch leichte Unebenheiten in den die Form bildenden Typen, Klischees etc. entstehen können, durch Hinzufügung oder Hinwegnahme feiner Papiereinlagen ausgeglichen werden, eine Operation, die meist zeitraubend ist, bei feinem Illustrationsdruck aber auch hohe Anforderungen an die Kunstfertigkeit des Druckers oder Maschinenmeisters stellt und ein geschultes Auge [* 9] verlangt, da selbst der feinste Holzschnitt ohne gute Zurichtung nicht voll zur Geltung kommt.
Zur Erzielung eines guten Druckes gehören namentlich auch gute Walzen zur Verreibung und Auftragung der Farbe (s. Buchdruckfarbe); erstere werden meist in den Buchdruckereien selbst entweder aus einer Mischung von Leim und Sirup oder aus Glycerin, Zucker [* 10] und Gelatine gegossen; sie haben bald nach der Erfindung der Schnellpresse die früher zum Auftragen der Farbe gebräuchlichen Ballen aus Roßhaar mit einem Überzug aus Kalb- oder Hundsleder verdrängt. Der Druck in der Presse, die in der Regel durch zwei Personen bedient wird, erfolgt durch bogenweises Einlegen des Papiers, Zuklappen und Niederlegen von Rähmchen und Deckel, Einfahren des Karrens vermittelst Drehung einer Kurbel, [* 11] Herüberziehen des Bengels, Wiederausfahren und Auslegen des gedruckten Bogens, welche Operationen einer der beiden Drucker ausführt, während der andre die Farbe verreibt und die Form in der Zeit des Papier-Ein- und Auslegens einschwärzt (»aufwalzt«).
Die Schnellpresse besorgt alle diese Operationen, mit Ausnahme des Einlegens, selbstthätig, das Auslegen geschieht jetzt bei den meisten derselben durch einen mechanischen Auslegeapparat; der Maschinenmeister hat nach erfolgter Zurichtung nur den Gang [* 12] der Maschine, die Gleichmäßigkeit der Färbung und die Güte des Druckes zu überwachen. Die gedruckten Bogen werden, wenn es nicht Zeitungen oder andre sofort abzuliefernde Arbeiten sind, zum Trocknen aufgehängt und sodann in Glättpressen gebracht zur Beseitigung der beim Druck entstandenen Unebenheiten des Papiers und zur Wiederherstellung seines guten Aussehens.
Die Satzformen aber wäscht man, wenn »ausgedruckt«, behufs Entfernung der Druckfarbe mit einer in scharfe Lauge getauchten Bürste und spült sie mit reinem Wasser ab, und der Setzer erhält dieselben sodann, wenn sie nicht für weitere Drucke aufzubewahren sind, »stehen bleiben«, zum Auseinandernehmen, Ablegen oder Aufräumen, zurück; in ersterm Fall verteilt er die Lettern wieder in die ihnen entsprechenden Kastenfächer, in letzterm werden nur Titel, Überschriften, kurze Zeilen etc. abgelegt, der kompresse Satz aber »aufgebunden«, d. h. in handlichen Stücken mit Kolumnenschnuren umwunden und, wenn gut abgetrocknet, in Papier geschlagen und, deutlich etikettiert, für spätern Bedarf im Magazin aufbewahrt. Abgenutzte Typen werden als »Zeug« wieder an die Schriftgießereien zum Umguß verkauft. - Über die verschiedenen Arten des Druckes s. die betreffenden Artikel.
Litteratur. Die Bibliographie der Buchdruckerkunst ist eine außerordentlich umfassende; das vollständigste Werk ist: Bigmore und Wyman, Bibliography of printing (Lond. 1880-84, 2 Bde.).
Von wichtigen Erscheinungen der Neuzeit sind zu nennen: Weigel und ¶
mehr
Zestermann, Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift (Leipz. 1866, 2 Bde.);
van der Linde, De Harleemsche Costerlegende (Haag [* 14] 1870);
Derselbe, Gutenberg, Geschichte und Erdichtung (Stuttg. 1878);
Butsch, Die Bücherornamentik der Renaissance (Leipz. 1878);
Muther, Die deutsche Bücherillustration der Gotik und Frührenaissance, 1460-1530 (Leipz. u. Münch. 1884, 2 Bde.);
A. Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte, 1482-1882 (Wien [* 15] 1883-86, 2 Bde.);
Vinne, The invention of printing (New York 1876);
Madden, Lettres d'un bibliographe (Par. 1868-78, 5 Bde.);
Dupont, Histoire de l'imprimerie (das. 1883);
Blades, The biography and typography of William Caxton (2. Aufl., Lond. 1878);
Mason Jackson, The pictorial press, its origin and progress (das. 1885);
Lorck, Handbuch der Geschichte der Buchdruckerkunst (Leipz. 1882-83, 2 Bde.);
Derselbe, Die Herstellung von Druckwerken (4. Aufl., das. 1883);
Derselbe, Die Zeitung (das. 1878);
Faulmann, illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst (das. 1882);
Th. Goebel, Friedrich König und die Erfindung der Schnellpresse (Stuttg. 1883);
Bachmann, Neues Handbuch der Buchdruckerkunst (Weim. 1875);
Franke, Handbuch der Buchdruckerkunst (5. Aufl., das. 1885);
H. Fischer, Anleitung zum Accidenzsatz (Leipz. 1877);
Lefèvre, Guide pratique du compositeur (Par. 1855 u. 1872, 2 Bde.);
Wilson, Printing machines and machine printing (Lond. 1880);
Southward, Practical printing (2. Aufl., das. 1884);
Mackellar, The American printer (8. Aufl., Philad. 1878).
Zeitschriften: »Journal für Buchdruckerkunst« (Braunschw., seit 1834);
»Archiv für Buchdruckerkunst« (Leipz., seit 1863);
»Österreichische Buchdruckerzeitung« (Wien);
»Schweizer Typographische Mitteilungen« (St. Gallen);
»Imprimerie«, »Typologie Tucker«, »Bulletin de l'imprimerie et de la librairie« (Par.);
»Printers' Register«, »Printing Times« (Lond.);
»American Model Printer« (New York);
»Printers' Circular« (Philad.).