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1468 zurückzudatieren sei, wie denn auch in den Matrikeln der Universität Basel [* 2] bereits Anfang der 60er Jahre des 15. Jahrh. sich eine Anzahl Männer verzeichnet finden, welche später als Buchdrucker thätig waren, unter ihnen Ulrich Gering, einer der drei ersten 1469 nach Paris [* 3] berufenen Buchdrucker. Als erster Drucker wird genannt Berthold Ruppel oder Rippel von Hanau, [* 4] ein Schüler Gutenbergs und einer der beiden »Druckerknechte« (Bertolff von Hanauve),
die von ihm gesandt worden waren, damit sie den Verhandlungen des Fustschen Prozesses gegen ihn im großen »Refender« beiwohnten. Es ist indes nur ein einziger Druck von ihm vorhanden, welcher seinen Namen und Basel, wo er das Bürgerrecht erworben hatte, als Druckort trägt: das »Repertorium vocabulorum« des Magister Konrad von Mure. In Genf [* 5] druckte zuerst 1478 Adam Steinschauwer aus Schweinfurt; [* 6] der erste Druck zu Zürich [* 7] datiert von 1504; besondern Ruf als Druckort erlangte es durch Christoph Froschauer (1519-64, s. d.). Die Ausbreitung der Buchdruckerkunst schritt in der Schweiz [* 8] während des 16. Jahrh. nicht allzu rasch vorwärts; sie gelangte nicht eher als 1577 nach Schaffhausen, [* 9] 1578 nach St. Gallen, 1585 nach Freiburg, [* 10] und Einsiedeln, das jetzt in der Druckerei der Gebrüder Benziger das größte graphische Etablissement der Schweiz besitzt, erhielt die erste Druckerei, gleich zahlreichen andern Schweizer Orten, erst im 17. Jahrh., 1664.
Wie in Italien, [* 11] so waren auch in Spanien [* 12] Deutsche [* 13] die Apostel von Gutenbergs Erfindung. Eine zu Ehren der heiligen Jungfrau 1474 in Valencia [* 14] gedruckte Sammlung von 36 Gedichten gilt als frühstes in Spanien gedrucktes Buch, doch erst vier Jahre später, 1478, begegnen wir einem Druckernamen, Lambert Palmart (1476-94), am Schluß einer in limousinischer Übersetzung erschienenen Bibel. [* 15] In Saragossa [* 16] druckte 1475 Matthias Flander, mit Paul Hurus aus Konstanz [* 17] als nächstem Nachfolger; in Sevilla [* 18] waren 1477 drei Spanier die ersten Drucker, denen drei Deutsche folgten; auch in Barcelona [* 19] druckten 1478 Deutsche die ersten Bücher, desgleichen 1480 zu Tolosa. Granada [* 20] sah 1496 seine ersten Drucker in Meinrad Ungut und Hans Pegnitzer aus Nürnberg, [* 21] letzterer hatte schon vorher in Sevilla gedruckt. In Madrid [* 22] hielt im J. 1500 die Buchdruckerkunst ihren Einzug; begünstigt vom Hof, [* 23] gedieh sie daselbst bald zu hoher Blüte. [* 24]
In Portugal wurde die Buchdruckerkunst durch Juden eingeführt; 1489 druckten zu Lissabon [* 25] Rabbi Zorba und Raban Eliezer des Rabbi Mosis Machmonides hebräischen Kommentar zum Pentateuch und zwar mit rabbinischen Typen. Lateinische und portugiesische Bücher druckten erst 1495 Nikolaus aus Sachsen [* 26] und Valentin aus Mähren. [* 27] Druckereien erhielten Leiria 1492, Braga 1494, Coimbra 1536, Vizeu 1571 und Oporto [* 28] erst 1622.
Nach dem Osten hin hatte 1472 die Buchdruckerkunst freundliche Aufnahme gefunden zu Ofen in Ungarn [* 29] durch dessen König Matthias Corvinus, wo der Deutsche Andreas Heß auf Kosten des Hofs die »Chronica Hungarorum«, jetzt ein höchst seltenes Buch, druckte; doch volle 60 Jahre vergingen, ehe eine zweite Druckerei im Ungarnreich und zwar 1534 zu Kronstadt [* 30] gegründet wurde. Dann schritt indes die Ausbreitung rascher vorwärts, und noch vor Ablauf [* 31] des Jahrhunderts besaß eine ansehnliche Zahl ungarischer Städte Buchdruckereien. In Polen wurde die erste 1491 zu Krakau [* 32] gegründet durch Swaybold Frank, angeblich ein Schüler Koburgers in Nürnberg.
Jüdische Typographen druckten hier von 1517 an mit Erfolg, wie überhaupt die Juden und die Jesuiten sich in Polen, Litauen und Galizien Verdienst erworben haben um Ausbreitung und Förderung der Buchdruckerkunst. In Lemberg [* 33] war 1593 der erste Drucker Matth. Bernhart; Warschau, [* 34] wo 1580 ein fahrender Drucker vorübergehend thätig gewesen war, erhielt erst 1625 eine ständige Buchdruckerei. Rußlands erste Druckerei soll 1493 zu Tschernigow thätig gewesen sein, doch fehlen nähere Daten hierüber; Moskau [* 35] erhielt seinen ersten Drucker durch einen Machtspruch des Zaren Iwan des Grausamen, welcher Iwan Fedorow, bis dahin Diakon an einer der Kremlkirchen, im Jahr 1563 befahl, »von handschriftlichen Büchern Abdrücke zu machen, da dadurch infolge der schnellern Arbeit und des geringern Preises es jedem rechtgläubigen Christen möglich werde, gerecht und ungestört die heiligen Bücher zu lesen und laut denselben zu reden und zu handeln«; ob Fedorow schon vorher der Druckkunst beflissen gewesen, ist unbekannt, das erste vollendete Druckwerk, eine Apostelgeschichte, trägt indes bereits das Datum vom Der kaiserliche Drucker mußte aber bald flüchten vor den Verfolgungen der Abschreiber und gelangte nach mancherlei Schicksalen nach Ostrog in Wolhynien, wo er den Druck der ersten Bibel in russischer Sprache [* 36] im J. 1583 vollendete. Zu lebhafterer Entwickelung gelangte die in Rußland erst unter Peter d. Gr., welcher in Holland Schriften schneiden und gießen ließ und 1704 die Synodalbuchdruckerei von Moskau errichtete, 1707 auch den Buchdruckereibetrieb, bisher Staats- und Kirchenmonopol, den Privaten freigab. Petersburg [* 37] erhielt Pressen 1710 sofort nach seiner Gründung; der Zar ließ solche von Moskau aus herbeischaffen. Nr. 1 der »Petersburger Zeitung« trägt das Datum des das erste Buch wurde 1713 vollendet. In Riga [* 38] druckte 1588 ein vom Magistrat aus Deutschland [* 39] berufener Drucker, Nikolaus Mollin; in allen andern russischen Städten und Klöstern wurde die Buchdruckerkunst nicht vor dem 17. Jahrh. geübt.
Der skandinavische Norden [* 40] zeigte sich infolge der verhältnismäßig hohen unter dem Volk verbreiteten Bildung zur Aufnahme der Buchdruckerkunst gut vorbereitet. In Stockholm [* 41] druckte bereits 1474 ein fahrender Buchdrucker; Johann Snell, ein Deutscher, legte 1483 die erste ständige Buchdruckerei daselbst an. 1495 druckte man im Kloster Wadstena, 1510 zu Upsala, [* 42] aber nicht vor 1663 in dem alten Lund. Norwegens erste Druckerei arbeitete Mitte des 16. Jahrh. in Drontheim, Christiania [* 43] sah die erste 1644. In Dänemark [* 44] soll die Buchdruckerkunst 1482 durch denselben Johann Snell, der sich ein Jahr später in Stockholm niederließ, zu Odense [* 45] auf Seeland Eingang gefunden haben; in Kopenhagen [* 46] druckte Gottfried von Ghemen 1490 einen Donat. Auf Irland ließ 1531 Bischof Jens Areson zu Holum durch den Schweden [* 47] Matthiesson das »Breviarium Nidorosiense« drucken; 1584 erschien, gedruckt von Hans Jensen, die erste Ausgabe der isländischen, mit Holzschnitten illustrierten Bibel. In Grönland wurde die erste Buchdruckerei um 1860 in der Herrnhuter Kolonie Godthaab errichtet.
In der Türkei [* 48] und Griechenland [* 49] waren es Juden, welche die Buchdruckerkunst, die Sultan Bajesid II. 1483 bei Todesstrafe verboten hatte, 1490 im verborgenen ausübten; Achmed III. gab endlich 1727 die Erlaubnis zur Anlegung einer großherrlichen Druckerei in Konstantinopel, [* 50] für welche der unermüdliche Förderer derselben, Ibrahim Efendi, selbst nach aus Leiden [* 51] in Holland bezogenen Mustern die Typen goß. In ¶
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Smyrna hatten bereits 1658 Juden gedruckt, desgleichen schon 1515 zu Salonichi, 1554 zu Adrianopel und 1552 in Belgrad. [* 53] Im eigentlichen Griechenland druckten im 16. Jahrh. ebenfalls wandernde Juden; nicht früher als 1817 wurde eine Druckerei zu Korfu [* 54] gegründet. In Athen [* 55] war die erste Presse [* 56] ein Geschenk des Lords Stanhope (s. d.), Nauplia erhielt von Ambroise Firmin Didot eine ganze Druckerei geschenkt, und zu Missolunghi richtete Lord Byron während der Belagerung eine Druckwerkstätte ein.
In den außereuropäischen Ländern trug zur Verbreitung der Buchdruckerkunst das Missionswesen wohl ebensoviel bei wie Handel und Wissenschaft. In China [* 57] und Japan waren es Missionäre, welche sich zuerst der Erfindung Gutenbergs bedienten; auch in Goa war dies der Fall in der Mitte des 16. Jahrh., und nach Trankebar sandte eine Londoner Missionsgesellschaft 1569 eine vollständige Druckerei und gelernte Arbeiter; Rangun, [* 58] Singapur, [* 59] Malakka etc. erhielten Druckereien durch Missionäre. Nach Kalkutta [* 60] gelangte eine solche erst 1778 durch den Sanskritforscher Charl. Wilkins; in Madras [* 61] druckte man bereits sechs Jahre früher, und Bombay [* 62] sah 1792 Drucker in seinen Mauern thätig. Die indische Presse hat sich seitdem bedeutend entwickelt, und die Zahl der Blätter in den Volkssprachen Indiens ist sehr ansehnlich. - Von den Philippinen soll Manila schon 1590 die Buchdruckerkunst aufgenommen haben;
in Batavia [* 63] erschien der erste Druck 1668, auf Ceylon [* 64] 1737, auf Sumatra 1818. - In Persien [* 65] wurden erst 1820 zwei Druckereien, in Teheran und Tebriz, errichtet;
in Syrien waren es vornehmlich die Klöster des Libanon, in welchen der Buchdruck geübt ward;
doch auch im 16. Jahrh. schon sollen Juden in Damaskus gedruckt haben.
Ein Meister der Kunst war der melchitische Priester Abdallah Ben Zacher im Kloster Mar-Hanna, der 1732 seine Typen selbst schnitt und goß und seine Pressen baute, wie die Prototypographen des ersten Jahrhunderts der Erfindung. Von den asiatisch-russischen Städten erhielten Druckereien: Tiflis 1701, Sarepta 1808, Astrachan 1815, Kasan [* 66] Anfang dieses Jahrhunderts, 1808 aber eine Anstalt für den Druck des Türkischen, für die Bedürfnisse der mohammedanischen Tataren. Auch in den größern sibirischen Städten hat die Buchdruckerkunst Eingang gefunden; Tomsk, Jenisseisk und Irkutsk drucken während der letzten Jahrzehnte Gouvernementszeitungen und für die Bedürfnisse der Verwaltung, desgleichen Blagoweschtschensk am Amur und Taschkent in Zentralasien. [* 67]
In Amerika [* 68] war es Mexiko, [* 69] resp. dessen Hauptstadt, welches die erste Druckerpresse sah; der Deutsche Johann Cromberger druckte daselbst 1544. Jesuiten druckten 1585 in Lima, [* 70] 1612 in Puebla sowie um dieselbe Zeit in Quito, und auch Brasilien [* 71] mag damals Druckerpressen thätig gesehen haben, wiewohl ältere Drucke von dort nicht bekannt sind und die neuern nicht über den Anfang des 19. Jahrh. zurückgehen. Deutsche Zeitungen bestehen jetzt in den dasigen deutschen Kolonien.
Buenos Ayres [* 72] erhielt die erste Druckerei 1789, Montevideo [* 73] 1807, Valparaiso [* 74] 1810, Santiago de Chile 1818. In Westindien [* 75] druckte man bereits im Anfang des 17. Jahrh. auf Haïti; [* 76] in den britischen Kolonien Nordamerikas erhielt Halifax [* 77] 1766 die erste Presse; auch in Quebec wurde bereits vor Beginn des nordamerikanischen Freiheitskriegs gedruckt. Von den jetzigen Vereinigten Staaten [* 78] erhielt Massachusetts die erste Presse;
ein Prediger, Glover, hatte den Druckapparat von England mitgenommen, starb jedoch während der Überfahrt, und es blieb seiner Witwe vorbehalten, denselben in Cambridge 1638 aufzustellen;
die Leitung der Druckerei übernahm John Daye, 1649 gefolgt von seinem Gehilfen Samuel Green;
Philadelphia [* 79] erhielt durch W. Bradford 1686 eine Presse;
der zweite Drucker daselbst war Samuel Keimer, bekannt als Brotherr Benjamin Franklins.
Dieser selbst, der berühmteste aller Buchdrucker nach Gutenberg, hat keine in typographischer Hinsicht ausgezeichneten Drucke geliefert; nur der ausgedehntesten Verbreitung von Kenntnissen und edler Volksbildung dienten seine Pressen. Germantown sah 1735 als ersten Drucker den Deutschen Christoph Sauer, der zuerst ein deutsches Blatt, [* 80] dann 1743 eine deutsche Bibel druckte. Derselbe gründete auch die erste Schriftgießerei in Amerika. W. Bradford, aus Philadelphia durch Pietisten vertrieben, siedelte 1693 nach New York über, gründete auch hier die erste Buchdruckerei und hatte Anteil an der Begründung der zweiten Papiermühle Amerikas, nachdem er sich schon vorher beim Inslebenrufen der ersten beteiligt hatte.
Die Schöpfung der »New York Gazette« (1728) war auch sein Werk. Im 18. Jahrh., namentlich nach Beendigung des Freiheitskriegs, verbreitete sich die Buchdruckerkunst über einen großen Teil der Unionsstaaten; doch hatte sie auch schon während desselben die Sache der Freiheit mächtig gefördert. Den Mississippi, dem »fernen Westen« zu, überschritt die Buchdruckerkunst erst in diesem Jahrhundert; Kalifornien erhielt erst 1846 seine ersten Pressen zu San Francisco, Oregon 1853 und die Vancouverinsel 1858. Selbst den Rothäuten war die Buchdruckerkunst nicht fremd geblieben: zu New Echota in Arkansas gab 1828 der Tscherokesenhäuptling See-quah-yah den »Cherokee Phoenix« heraus in englischer und Tscherokesensprache, für welch letztere er selbst ein Alphabet von 85 Zeichen erfunden hatte.
In Nordafrika hielt die Buchdruckerkunst ihren Einzug unter der Fahne Napoleons I., der 1798 die erste Presse in Kairo [* 81] errichtete; auch Alexandria erhielt damals eine Buchdruckerei, und selbst aus dem Dorf Gizeh sind Drucke von 1800 und 1801 bekannt. Mehemed Ali gründete 1822 zu Bulak (Kairo) eine Buchdruckerei, die später auch mit einer Schriftgießerei ausgestattet worden ist. Algerien [* 82] hat seit der Eroberung durch die Franzosen 1830 zahlreiche Buchdruckereien erhalten, Westafrika aber soll schon unter den Portugiesen im 16. Jahrh. (San Salvador und Loanda) mit Druckereien versehen worden sein. In der Kapstadt [* 83] gründeten 1806 englische Missionäre eine Buchdruckerei, und selbst Britisch-Kaffraria sowie die Staaten der holländischen Kolonisten besitzen jetzt solche. Der Osten Afrikas erhielt wie der Westen seine ersten Druckwerkstätten von den Portugiesen, die zu Melinde und Mosambik schon frühzeitig Schul- und Andachtsbücher herstellen. - Der älteste bekannte afrikanische Druck, vom Jahr 1583, stammt aus Angra [* 84] auf der azorischen Insel Terceira. Druckereien erhielten auch die Inseln Bourbon 1821, Mauritius 1833, Madagaskar, [* 85] wo englische Missionen um 1825 druckten, nachdem sie vorher die Sprache der Hova orthographisch festgestellt, und selbst St. Helena gelangte zu einer Presse während der Gefangenschaft Napoleons I. daselbst.
Nach Australien [* 86] sandte 1795 die englische Regierung die erste Druckerei, erster Drucker war einer der dorthin verbannten Sträflinge. Die erste Privatdruckerei gründete 1802 zu Sydney [* 87] George Howe, ein Kreole aus Westindien; aus ihr ging auch 1803 das erste australische Blatt: »Sydney Gazette and ¶