Moden in
Umlauf gebracht, welche selten Billigung verdienen. Die Benutzung des gerippten
Kalikos, welcher haltbarer als der
Papierüberzug und weniger kostspielig als
Leder ist, hat wesentlich dazu beigetragen, die Buchverzierung stilistisch vom
Buch selbst loszulösen, und zur
Produktion von allerlei Geschmacklosigkeiten und Bizarrerien geführt. In Hinsicht auf Solidität
stehen die deutschen
Einbände im allgemeinen noch gegen die englischen und französischen zurück, und
zwar beginnt der Unterschied bereits bei den broschierten
Büchern.
über welche die Heftfäden hinlaufen, und die daher den Buchblock zusammenhalten, auch äußerlich hervortreten
zu lassen, sollte allgemein wieder angenommen werden, weil es stilgemäß ist, die
Struktur nicht zu maskieren, und weil die
Querwülste zugleich den Buchrücken auf das angemessenste in
Felder teilen. Die
Dekoration der Deckel
muß in jedem
Fall durch eine
Bordüre begrenzt werden; im übrigen ist ein Flächenornament, welches in der Art der Tapetenmuster
den ganzen
Raum mit einem regelmäßig wiederkehrenden
Motiv bedeckt, vollauf berechtigt, vorzuziehen aber eine
Disposition,
welche symmetrisch Mitte und
Ecken auszeichnet.
Bei dem Anbringen von Metallbeschlägen,
Knöpfen u. dgl. darf nie die eigentliche
Funktion derselben außer
acht gelassen, dieselben dürfen nicht als bedeutungsloser Zierat behandelt werden. Der Geschmacksrichtung unsrer Zeit sagen
Einbände in der Art der Grolierschen am meisten zu, welche unendliche Abwechselung in den Verschlingungen der
Arabesken, symmetrische
Anordnung, schildförmigeRäume für Schriftdruck ganz nach
Bedarf und die Anwendung des
Gold-,
Schwarz-
und Blinddruckes, der Ledermosaik etc. ermöglichen.
zum Überziehen von Bücherdeckeln, Kartonagearbeiten u. dgl.,
wird aus leichtem, aber dicht geschlagenem
Baumwollgewebe
(Kaliko) hergestellt, das
man in gewöhnlicher
Weise färbt oder bedruckt
und dann, um ihm größere Steifigkeit, auf einer Seite einen starken
Glanz und einen hohen
Grad von Widerstandsfähigkeit
gegen
Aufnahme von
Wasser zu verleihen, mit einer eigentümlichen Appreturmasse behandelt. Man löst 100
Chlormagnesium in so
viel
Wasser, als zur
Lösung von 100
Stärke
[* 7] erforderlich ist, setzt 1
Salzsäure hinzu und erhitzt die
Lösung eine
Stunde lang
auf 90°. Hierauf wird sie mit
Kalkwasser neutralisiert, einmal aufgekocht und mit einem
Schwamm oder einer
Appreturmaschine auf das
Gewebe
[* 8] aufgetragen.
Nachdem dieses in gespanntem Zustand (auf Spannrahmen oder Spannmaschinen) getrocknet ist, wird es auf Walzenglättmaschinen
kalandriert,
geglättet, auch wohl sogleich gaufriert, um ihm ein eigentümliches
Muster zu geben.
Besser fällt das
Fabrikat
aus, wenn es erst kalandriert wird und dann, schwach angefeuchtet, durch die Preßwalzen läuft. Die
Buchbinderleinwand ist auf der Oberfläche entweder matt oder gewöhnlicher stark glänzend. Die matten
Sorten sind nach dem beschriebenen
Vorgang fertig.
Die glänzenden werden vor dem
Gaufrieren noch mit hellem, sehr reinem Leinwasser überstrichen. Dieser Überzug ist jedoch
nicht gehörig wasserdicht, selbst wenn
Alaun
[* 9] zugesetzt wird, so daß beim
Gebrauch eines in
Kaliko gebundenen
Buches jeder darauf fallende Wassertropfen
Spuren zurückläßt. Geeigneter erscheint daher ein nicht brüchiger Schellackfirnis
(bereitet durch
Kochen von 10
Borax
[* 10] mit 30
Schellack in 200
Wasser bis zur
Lösung und gefärbt mit dauernden
Anilinfarben) oder
ein Überzug von Aluminiumpalmitat. Für besondere
Fälle, z. B. wenn die mit Buchbinderleinwand gebundenen
Bücher zum
Gebrauch in chemischen Laboratorien u. dgl.
bestimmt sind, wird sogar die eine Seite mit
Kautschuk imprägniert oder nach Art des
Wachstuchs präpariert.
(Typographie), die
Kunst, den durch die
Schrift zu sichtbarem
Ausdruck gelangten
Gedanken durch
Zusammensetzung einzelner, in einer mechanischen Vorrichtung
(Presse,
[* 11]
Maschine)
[* 12] zum farbigen
Abdruck zu bringender
Typen (s. d.) zu vervielfältigen. In dieser das
Wesen der Buchdruckerkunst feststellenden
Erläuterung ist zugleich die Grundbedingung enthalten
für den Beginn von deren Geschichte: erst von dem Zeitpunkt, an welchem es gelang, die einzelnen
Buchstaben, die
Lettern oder
Typen, durch
Schnitt und Guß in einer Gestalt herzustellen, die ihre beliebige
Zusammensetzung zu einem den
Abdruck
mit
Farbe zulassenden, regelmäßigen Ganzen ermöglichte, erst von dem Zeitpunkt, von welchem nachgewiesen ist, daß solche
Herstellung und
Zusammensetzung mit nachfolgendem
Abdruck auch wirklich erfolgten, datieren
Erfindung und Geschichte der eigentlichen
Buchdruckerkunst.
Der Bücherdruck in der
Weise, wie er nach Stanislas
Julien (»Documents sur l'art d'imprimerie«) schon im J. 581
n. Chr. von
den
Chinesen erfunden worden sein soll und größtenteils auch noch heute geübt wird, kann somit als Buchdruck
in unserm
Sinne nicht angesehen werden; er steht nur mit den Vorläufern desselben, den Holztafeldrucken, auf einer
Stufe und
möge deshalb hier sofort näher erwähnt werden.
Julien nennt vorstehend erwähntes Jahr nach einer chinesischen
Quelle
[* 13] als
das der
Erfindung des Bücherdrucks in
China;
[* 14] 593 habe bereits der damals regierendeKaiser Wenti befohlen,
alle noch nicht veröffentlichten
Schriften zu sammeln, in
Holz
[* 15] zu schneiden und herauszugeben; andre chinesische
Quellen verlegen
den Zeitpunkt der
Erfindung in das 10. Jahrh. unsrer
Zeitrechnung (zwischen 936 und 993) und haben hierbei, da von frühern
Drucken sich nichts mit Sicherheit nachweisen läßt, die größere
Wahrscheinlichkeit für sich. Ein
Schmied,
Piching, soll sogar zwischen 1041 und 1049 den
Druck mit beweglichen, d. h. in beliebiger
Ordnung zusammenstellbaren und nach
dem gemachten
Abdruck wieder auseinander zu nehmenden, Wortbildern ersonnen haben, indem er die
Schrift- oder Wortzeichen in
dünne Tafeln weichen
Thons grub, diese zerschnitt, im
Feuer härtete und dann je nach
Bedarf auf eisernen,
schon mit den im
¶
mehr
Chinesischen üblichen senkrechten Zeilentrennungslinien versehenen Formen zusammenstellte, sie durch löslichen Kitt zu einer
unbeweglichen, durch die Operation des Überbürstens nicht verschiebbaren Platte verbindend, nach derselben aber den Kitt wieder
herausschmelzend, um die Wortzeichen abermals benutzen zu können. Nach seinem Tod sollen indessen seine Zeichen verloren
gegangen und auch seine Druckmethode soll bald vergessen worden sein. Den Abdruck der Wortbilder soll
Piching in gleicher Weise ausgeführt haben, wie es seine Vorgänger thaten, und wie es seine Nachfolger thun: auf den Holzblock,
in welchen die Chinesen von heute die Wortzeichen erhaben schneiden, wird mit einem breiten Pinsel eine ziemlich flüssige
Farbe aufgetragen, sodann das Papier aufgelegt und mit einer kurzhaarigen, weichen Bürste überrieben,
ein Verfahren, wie es ähnlich auch die deutschen und niederländischen Holztafeldrucker geübt haben, deren Drucke ebenso
wie die chinesischen nur auf Einer Seite des Papiers (anapistographisch) erfolgen konnten.
Kaiser Kanghi, 1662 in China zur Regierung gelangt, hat auf Veranlassung von Jesuitenmissionären zuerst
wieder bewegliche Wortbilder, jedoch nur in sehr beschränktem Maß und für öfters wiederkehrende Werke, in Kupfer
[* 17] schneiden
lassen; das verhältnismäßig wertvolle Material aber soll diesen Typen verhängnisvoll geworden sein: ein späterer Kaiser
ließ sie bei Geldknappheit einschmelzen, und heute noch dient in China beim Bücherdruck der rohe Holzschnitt,
wie er schon vor jetzt fast 1000 Jahren daselbst gedient hat.
Das Prinzip des Druckes, sofern darunter nur das Einprägen von Schriftzeichen behufs Mitteilung oder Aufzeichnung von Thatsachen
verstanden wird, läßt sich übrigens noch viel weiter zurückverfolgen. In denGräbern von Theben und zu Babylon sind Ziegel
mit eingeprägten Inschriften gefunden worden;
ganz mit Schriftcharakteren bedeckte, vermittelst gravierter
Formen hergestellte gebrannte Thoncylinder vertraten den alten Assyrern die Stelle der Chroniken;
römische Töpfer stempelten die von ihnen erzeugten Geschirre mit den Namen der Besteller oder
mit der Angabe des Zweckes, für welche sie bestimmt waren;
ja, reiche Römer
[* 20] gaben ihren Kindern aus Elfenbein
oder aus Metall erzeugte Alphabete zur Erleichterung des Lesenlernens, und ein auf diese geschnitzten einzelnen Buchstaben und
ihre Zusammensetzbarkeit bezüglicher AusspruchCiceros enthält in klaren Worten das Prinzip des Typensatzes, und doch mußten
noch anderthalb Jahrtausende vergehen, ehe dieser wirklich erfunden wurde! Es fehlte im Altertum nicht
nur an dem für den Druck bestgeeigneten Material, dem Papier, es war auch infolge des durchaus öffentlichen, die mündliche
Mitteilung vor allem erleichternden Lebens der Alten kein allgemeines Lesebedürfnis vorhanden unter den Massen;
den Erfordernissen
der Gebildeten und Gelehrten aber konnte durch die namentlich bei den Römern außerordentlich gepflegte
und besonders durch Sklaven geübte Kunst des Abschreibens vollständig Genüge geleistet werden.
Auch die folgende Zeit bot
keinen geeigneten Boden für große Erfindungen, aber sie bereitete ihn vor. Was nach dem Niedergang des römischen Reichs und
der Völkerwanderung von Gelehrsamkeit übriggeblieben, hatte fast ausschließlich die Ruhe und den Schutz
der Klöster aufgesucht; die Kreuzzüge jedoch brachten ein frischeres geistiges Leben, ein gewisses Interesse für die jenseit
der eignen Burg- oder Stadtmauer liegenden
Dinge unter das Laienpublikum, und hieraus erwuchs allmählich das Verlangen nach
Unterricht und Bildung des Geistes.
Dieses Verlangen wurde immer mächtiger, als von freisinnigen Herrschern weltliche Hochschulen gegründet
wurden; ihm vermochte bald nicht mehr die Thätigkeit sich mit Bücherabschreiben beschäftigender Mönche zu genügen; eine
eigne Kopistenzunft bildete sich neben ihnen, und diese hat wohl die erste Veranlassung gegeben zur Entstehung der sogen.
Briefmaler und Kartenmacher, aus denen wiederum Formschneider und Briefdrucker hervorgingen. Die
Thätigkeit dieser letztern, die sich bis zum Beginn des 13. Jahrh. zurückverfolgen läßt,
richtete sich zunächst nach dem Bedürfnis der großen Masse des Volkes und paßte sich dessen Verständnis an: in die bildliche
Darstellung wurde der Schwerpunkt
[* 21] gelegt;
die Erläuterung durch Worte war eine höchst einfache und nebensächliche.
Doch bald räumte man dieser einen größern Raum ein, häufig in Form von aus dem Munde der handelnden Personen wehenden Schriftbändern,
bis man endlich auch Bücher, allerdings von sehr geringem Umfang, ohne jede Bilderbeigabe, nur mit Text, druckte. Zur Herstellung
der Druckplatten bediente man sich zuerst dünner Metalltafeln, in die man die Zeichnung eingrub, dabei
entweder nur deren Umrißlinien erhaben stehen lassend, alles übrige aber hinwegstechend, oder man verfolgte das umgekehrte
Verfahren, d. h. man schnitt nur die Umrisse in die Platte, so daß diese beim Druck weiß erschienen, während der Körper der
[* 16]
Figur und deren Umgebung schwarz bleiben mußten.
Ein gleiches Resultat ergab das heute »Schrotmanier« genannte Verfahren; statt die Umrißlinien auszuschneiden,
schlug man sie mit Punzen in die Platte, so daß sie sich beim Abdruck als dichte Reihen kleiner Punkte zeigten, ein Verfahren,
das vermutlich in den Werkstätten den Gold- und Silberarbeiter seinen Ursprung hatte. Als das Verlangen nach
bildlichen Darstellungen sich mehr und mehr verallgemeinerte, ging man von den Metallplatten zu den billigern und leichter
zu bearbeitenden Holzplatten über; das Messer
[* 22] trat an die Stelle des Stichels, das Ergebnis aber konnte, namentlich auch infolge
des Längsschnitts des Holzes, nur ein weniger gutes sein: man hat diese primitiven Erzeugnisse des Holzschnitts,
deren erster datierter ein großer Christoph von 1423 ist, mit dem allgemeinen Namen der Holztafeldrucke bezeichnet. (Ein andrer,
in der königlichen Bibliothek zu Brüssel
[* 23] aufbewahrter Holzschnitt, die Muttergottes mit dem Christuskind darstellend, trägt
die Jahreszahl 1418, deren Echtheit indes vielfach in Zweifel gezogen worden ist.) Ob diese Drucke auch
in Wirklichkeit Drucke, d. h. mit Hilfe einer Presse erzeugt, oder nicht vielmehr nur vermittelst eines Reibers hergestellt waren,
ist eine noch unerledigte Streitfrage; nicht unwahrscheinlich ist es, daß sich manche Formschneider der Presse, andre nur
des Reibers bedienten; Thatsache ist aber, daß diejenigen ihrer Erzeugnisse, welche bis auf unsre Zeit
gekommen, anapistographische Drucke, d. h. nur auf eine Seite des Papiers gedruckt sind.
Von den Büchern, welche ohne Abbildungen gedruckt worden sind, als Holztafeldrucke, ist das bekannteste ein Donat genanntes
Schulbuch, ein kurzer Auszug in Fibelform aus der Sprachlehre des römischen Grammatikers Älius Donatus. Doch ist nicht erwiesen,
daß der Druck dieser Donate schon längere Zeit vor derErfindung der Buchdruckerkunst stattgefunden habe, während feststeht,
daß man sich der Holztafeln noch
¶