Ludwig XI. der medizinischen Fakultät zu Paris für die geliehenen Werke des arab. Arztes Rhasis eine beträchtliche Anzahl
Goldplatten als Pfand und einen Edelmann mit dessen sämtlichem Vermögen als Bürgen stellen. Daher kam es auch, daß die Mönche
manche alte Handschrift auf Pergamentblättern übertünchten, um ihre Schrift darauf anzubringen (Codex
palimpsestus, s. Palimpsest). In Bezug auf das Format ist dem frühsten Mittelalter vorzüglich eine breite Quartform eigen,
die Seite zu vier oder drei Kolumnen; in späterer Zeit (nach dem 6. Jahrh.) kommt die Dreiteilung nur noch selten
vor.
Nach Erfindung des Lumpenpapiers, noch mehr nach Erfindung der Buchdruckerkunst gingen nicht nur zweckmäßige
Veränderungen in der äußern Gestalt der Bücher vor, sondern die Bücher wurden auch bald so wohlfeil, daß sie allmählich
allen Klassen des Volkes zugänglich wurden.
Vgl. Egger, Histoire du livre (Par. 1880);
Birt, Das antike Buchwesen (Berl. 1882);
Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (2. Aufl., Leipz. 1876);
»Le livre« (Monatsschrift, Par. 1880 ff.).
Das Buch im modernen Sinn (als aus zusammengefalteten Blättern bestehend) wurde, seinem Wert oder seiner Bedeutung entsprechend,
schon frühzeitig Gegenstand künstlerischer Behandlung. Dieselbe erstreckte sich einerseits auf das Äußere, d. h.
den Einband (s. Buchbinden), anderseits auf das Innere, d. h. auf Pergament und Papier, Schrift und Druck. Die
Abschriften der heiligen, d. h. für den christlichen Gottesdienst bestimmten, Bücher (Evangelienbücher, Chorbücher, Psalterien
etc.) wurden mit besonderer Sorgfalt, bisweilen mit farbiger oder Goldtinte auf weißem oder
gefärbtem Pergament ausgeführt.
Die Anfangsbuchstaben erhielten durch Schnörkel, dann durch Vergoldung, Malerei etc. besondere Verzierungen, und allmählich
entwickelte sich eine Schreibekunst, aus der schließlich die Miniaturmalerei hervorging (s.
Miniatur). Das Beispiel eines durch hervorragende künstlerische Ausstattung ausgezeichneten geschriebenen Gebetbuches liefern
die obenstehenden Abbildungen
(Fig. 1 u. 2). Auch nach der Erfindung der Buchdruckerkunst wurde auf die künstlerische Ausstattung
der Bücher anfangs durch Handmalerei, dann durch eingedruckte Kupferstiche und Holzschnitte Wert gelegt (s.
Illustration), und diese Sitte erhielt sich bis Ende des 18. Jahrh. Seit dem Beginn des 19. Jahrh.
hörte man in Deutschland wenigstens auf, das Buch als ein Kunstwerk im ganzen zu behandeln, und legte nur einigen Wert auf
den Einband. Mit dem allgemeinen Aufschwung des Kunstgewerbes zu Anfang der 70er Jahre ist auch die künstlerische
Ausstattung des Buches wieder in den Vordergrund getreten. Papier, Druck, Druckverzierung, Illustration und Einband sind jetzt wieder
gleichmäßig das Ziel künstlerischer Bestrebungen.
Buch heißt auch ein größerer Teil einer zusammenhängenden Schrift, welcher wohl auch für sich als abgeschlossenes Ganze
gelten kann, z. B. in der Bibel die Bücher Mosis, Buch Josua etc.
^[Abb.: Fig. 2. Deckel des lateinischen Horariums in durchbrochener
Goldarbeit und mit 27 Diamanten besetzt.
Fig. 1. Lateinisches Horarium (Gebetbuch), aufgeschlagen, aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts.
Die Miniatur stellt die Flucht nach Ägypten dar. Naturgröße (Berlin, Hamilton-Sammlung.)]
(franz. Main, engl. Quire), im deutschen Papierhandel früher eine Lage von 24 Bogen Schreibpapier
oder 25 Druckpapier;
20 Buch = 1 Ries. Seit 1877 versteht man unter Neubuch eine Lage von 100 Bogen für beide Papiersorten. Im
Handel mit Blattgold und Blattsilber bedeutet Buch eine Anzahl von 12-25 Blättern.
Christian Leopold von, Freiherr von Gelmersdorf, Schöneberg etc., Geognost, geb. 26. April 1774 auf
Schloß Stolpe in der Ukermark, studierte gleichzeitig mit A. v. Humboldt auf der Bergakademie zu Freiberg und gehörte zu Werners
bedeutendsten Schülern. Nachdem er Norddeutschland vom Standpunkt des von Werner vertretenen Neptunismus aus geognostisch untersucht
hatte, wandte er sich den Alpen zu, wurde 1805 gemeinschaftlich mit Humboldt und Gay-Lussac Zeuge eines großartigen
Ausbruchs des Vesuvs und sah sich dadurch veranlaßt, manche der bisher allgemein angenommenen Ansichten über die Wirksamkeit
und die Ausbrüche der Vulkane zu berichtigen. Schon 1802, auf einer Reise durch das erloschene Vulkangebiet der Auvergne,
mehr
war er durch die Beobachtung, daß die Trachyte und Laven dort direkt aus dem Granit hervorbrechen, an der Lehre Werners, der
die Vulkane nur als untergeordnete, durch Erdbrände veranlaßte Erscheinungen gelten lassen wollte, irre geworden. Als Frucht
seiner Forschungen erschienen die »Geognostischen Beobachtungen auf Reisen durch Deutschland und Italien« (Berl.
1802-1809, 2 Bde.). Sodann verlebte Buch zwei Jahre, von 1806 bis
1808, in Skandinavien, wo er die Thatsache feststellte, daß diese Halbinsel noch gegenwärtig sehr langsam in die Höhe steige
(vgl. seine »Reise durch Norwegen und Lappland«, Berl. 1810, 2 Bde.).
In Gemeinschaft mit dem Botaniker Smith machte er darauf von England aus (1815) eine Reise nach den Kanarischen Inseln
und schrieb »Physikalische Beschreibung der Kanarischen Inseln« (Berl. 1825; französisch von Boulanger, Par. u. Straßb. 1836).
Auf dieser Reise vornehmlich und nach seiner Rückkehr entwickelte Buch seine Ideen über die Bildung der Vulkane. Er stellte die
Lehre von den Erhebungskratern auf und suchte im Gegensatz zu Werner extreme vulkanistische Anschauungen zur
Geltung zu bringen.
Von A. v. Humboldt, Elie de Beaumont, Dufresnoy und andern Autoritäten gestützt und in Deutschland und Frankreich zur Herrschaft
gebracht, ward die Theorie in England, namentlich durch Poullet Scrope und Lyell, mit der größten Ausdauer bestritten,
und gegenwärtig ist dieselbe auch von allen deutschen Geologen vollständig aufgegeben. Später wandte sich Buch wieder der
Erforschung der Alpen zu und suchte nun auch die Dolomitbildung auf vulkanische Einwirkungen zurückzuführen.
Auch diese Theorie hat sich nicht erhalten, aber sie wurde doch für den Fortschritt der Wissenschaft von großer Bedeutung,
indem sie zu gründlichen gegenteiligen Untersuchungen angeregt und zu der engern Verknüpfung der Geologie mit der Chemie
sehr wesentlich beigetragen hat. Noch im vorgerückten Alter ging er abermals nach Norwegen, um einige auf die Umwandlung der
Urgebirgsarten bezügliche Thatsachen zu beobachten. Auch für die Paläontologie wirkte er höchst anregend. Mit
dem größten Erfolg wies er auf die Notwendigkeit einer gründlichen Systematik der äußerlichen Merkmale der Petrefakten
zum Zweck einer genauern Gliederung der Formationen hin, und seine geistvollen Abhandlungen über Terebrateln (Berl. 1834), über
Delthyris oder Spirifer und Ortis (das. 1838), über Productus oder Leptäna (das. 1842), über Cystideen (das. 1845),
über Ceratiten (das. 1849) werden in dieser Beziehung stets als bahnbrechende Arbeiten anerkannt werden.
Nicht geringeres Verdienst erwarb er sich auch um die Förderung der systematischen Geologie durch eine vortreffliche geognostische
Karte von Deutschland (42 Blätter, 2. Aufl., Berl. 1832). Seit Jahren als Mitglied der Akademie und preußischer Kammerherr in
Berlin lebend, starb er 4. März 1853 daselbst. Er schrieb noch: »Über den Jura in Deutschland« (Berl. 1839);
»Beiträge zur Bestimmung
der Gebirgsformationen in Rußland« (das. 1840);
»Die Bäreninsel nach M. Keilhau geognostisch beschrieben« (das. 1847);
»Betrachtungen
über die Verbreitung und die Grenzen der Kreidebildungen« (Bonn 1849).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke
besorgten Ewald, Roth und Eck (Berl. 1867-85, Bd. 1-4).