Zaun- oder
Gichtrübe,
Hundsrübe,
Tollrübe), mit fünflappigen, gezahnten, mit schwieligen
Punkten und scharfen
Haaren besetzten
Blättern, unscheinbaren, einhäusigen
Blüten und schwarzen
Beeren, findet sich an
Zäunen durch ganz
Europa,
[* 2] doch häufiger
in den nördlichen Gegenden als in den südlichen.
Bryonia dioicaJacq. (rotfrüchtige
Zaunrübe), mit fast handförmigen, fünflappigen,
schwielig rauhen Blättern, zweihäusigen
Blüten und roten
Beeren, wächst an gleichen
Stellen wie die
vorige Art, doch häufiger in
England und im südlichen
Europa. Die sehr großen, ziemlich einfachen, fleischigen
Wurzeln beider
Arten
(Teufelskirschen-,
Faulrübenwurzel) sind im frischen Zustand etwas milchend, schmecken scharf bitter, riechen nach frisch
gebackenem
Brot,
[* 3] wirken drastisch purgierend und harntreibend, in größern
Dosen auch brechenerregend,
waren früher offizinell und wurden namentlich gegen
Gicht angewandt; sie enthalten außer den gewöhnlichen
Bestandteilen
ein farbloses, amorphes, sehr bitter schmeckendes
Glykosid, das Bryonin.
[* 1]
(Moostierchen, BryozoaEhrbg.,Polyzoa Thomps.),
mikroskopisch kleine, aber meist zu ansehnlichen
Kolonien vereinigte
Tiere, welche früher gewöhnlich zu
den
Mollusken,
[* 4] später zu den
Würmern gestellt wurden, am besten jedoch als eine selbständige
Gruppe betrachtet werden (vgl.
Würmer).
[* 5] Das Einzeltier besteht aus einer oft verkalkten
Kapsel mit einer Öffnung, aus welcher der weiche Vorderleib hervorgestreckt
werden kann.
Letzterer trägt an seiner
Spitze einen ganz oder nur teilweise geschlossenenKranz von
Tentakeln,
Te
[* 1]
(Fig. 1, 2, 3), die einen
Strudel im
Wasser zur Herbeischaffung der
Nahrung erregen und zugleich mit dem Reste des weichen
Vorderleibes die
Atmung vermitteln.
Der
Mund O liegt innerhalb der
Tentakeln und kann bei einem Teil der Bryozoen durch einen Deckel geschlossen werden; er führt durch
die
Speiseröhre
(Oes) in einen geräumigen
Darm
[* 6] D, welcher durch den
AfterA in der
Nähe des
Mundes endigt.
Herz und
Gefäßsystem
fehlen. Oberhalb des
Schlundes zwischen
Mund und
After liegt ein
Ganglion G. Ein Kolonialnervensystem, welches nach älterer
Annahme den ganzen Tierstock durchziehen und die
Bewegungen der Einzeltiere regeln sollte, scheint den
neuesten Forschungen zufolge nicht zu
existieren.
Indessen sind die Individuen meist in bestimmter
Ordnung miteinander verbunden; überdies herrscht eine Art
Arbeitsteilung.
In vielen
Fällen nämlich dient eine Anzahl Individuen nur als Unterlage für diejenigen, welche die
Ernährung des ganzen
Stockes besorgen; andre (die sogen. Avikularien, Av) bilden sich zu
Greiforganen in Gestalt eines Vogelkopfes aus, schnappen fortwährend nach
Beute und halten sie bis zu deren
Absterben fest,
so daß die verwesende
Materie durch die von den
Tentakeln erregte Strömung den Nährtieren zugeführt wird etc. -
Die
Fortpflanzung der Bryozoen ist teils ungeschlechtlich, teils geschlechtlich. Erstere geschieht entweder durch
Knospen
[* 7] und führt dann zur Koloniebildung, ist also für viele
Arten von großer Bedeutung, oder durch die sogen. Statoblasten,
d. h. abfallende und überwinternde
Keime, welche sich im Frühjahr zu einem neuen Einzeltier entwickeln. Die
Produkte der
geschlechtlichen
Fortpflanzung,
Eier
[* 8] und
Samen,
[* 9] entstehen einfach an bestimmten
Stellen der Leibeswandung (Ov in
[* 1]
Fig. 1). Obwohl die meisten Bryozoen ihrem
Bau nachZwitter sind, findet doch, wie es scheint, gewöhnlich keine Selbstbefruchtung
statt. Bei manchen Bryozoen gelangen die
Eier in besondere
Kapseln
[* 10] (Ovizellen, Ovz) und machen hier ihre
Entwickelung durch. Die aus
dem
Ei
[* 11] ausschlüpfenden
Larven sind mit einem Wimperkranz versehen und schwärmen, bevor sie sich festsetzen,
eine Zeitlang frei umher; sie unterliegen vielfach einer bedeutenden
Metamorphose. - Von den gegen 2000 bekannten
Arten Bryozoen leben
in der Gegenwart nur etwa noch 600. Diese sind bis auf reichlich 30
Arten Bewohner des
Meers und überziehen dort
Korallen,
[* 12] Steine,
Muscheln
[* 13] etc. mit ihren oft zu den zierlichsten
Netzen angeordneten
Kolonien, während sie im
SüßwasserStengel
[* 14] und
Blätter von
Pflanzen bekleiden. Einige
Formen leben einzeln. Die systematische
Einteilung geschieht vorzugsweise
nach der
Anordnung der
Tentakeln und nach der Form der Öffnung in der
Kapsel.
Fossil finden sich die Bryozoen schon im
Silur vor, sind
jedoch in der
Kreideformation
[* 15] am meisten vertreten (s. die Abbildung von Fenestella auf Tafel
»Dyasformation«).
Vgl.
Allman, Monograph of the fresh water polyzoa (Lond. 1857),