mehr
phantastisch-pantheistischen
Naturphilosophie ausbildete.
Grund und
Ursache von allem
ist nach ihm das Eine, in welchem
Alles
und das selbst in Allem
ist, weder stofflose
Seele noch seelenloser
Stoff, sondern beseelt und beseelend,
natura naturans und
natura naturata,
Kleinstes, weil es im
Kleinsten, und Größtes, weil alles
Kleinere in ihm ist, das ins
Unendliche sich ausdehnende, raumzeitliche
Universum.
Eines
Gottes im
Sinn der von ihm verachteten peripatetischen
Scholastiker,
eines extramundanen Bewegers bedarf es nicht; das
All ist sein eigner Beweger und sein eignes Bewegtes ohne Anfang und Ende
in der Zeit wie ohne
Grenze und
Mittelpunkt im
Raum.
Seine endlichen Teile sind die unzählbaren nebeneinander existierenden, relativ abgeschlossenen Welten, deren eine unser (kopernikanisch um die Sonne [* 2] als Zentrum sich bewegendes) Sonnensystem ist; Teile jeder derselben die rotierenden planetarischen und kometarischen Weltkörper, deren einer unsre (exzentrische) Erde ist, und die sämtlich gleich dieser beseelt und sich selbst bewegend und ihrerseits die Wohnstätte der beseelten und lebendigen Naturkörper bis herab zu den kleinsten nicht weiter teilbaren metaphysischen Einheiten (Monaden) der Pflanzen-, Tier- und Menschenindividuen sind.
Jedes der letztern stellt folglich eine (engste) Konzentration des gesamten Alls (die Welt im Kleinen) sowie dieses umgekehrt eine schrankenlose Erweiterung des Einzelnen (des Individuums im Großen, monas monadum) dar; das Endliche ist dem Unendlichen wie dieses jenem innerlich verwandt und daher das Ganze ebenso in jedem Teil wirkend wie der Mensch als Teil des Universums im ganzen letztern »erkennend« gegenwärtig. Dem unzerreißbaren Zusammenhang zwischen dem Größten und Kleinsten, Entferntesten und Nächsten, der ebenso Notwendigkeit als um der schlechthinnigen Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Universums willen Freiheit heißen darf, im Realen entspricht das ununterbrochene Aufsteigen vom Kleinsten zum Größten, vom Nächsten zum Fernsten (vom Menschen zur Gottheit) im Idealen; wie der wirkende Einfluß vom ersten Grunde, dem Fernsten, so hebt die erkennende Einsicht von dem Eindruck der Sinne, dem Nächsten, an, dort, um bis zu den nächstgelegenen Wirkungen hinab-, hier, um bis zu den höchsten Vernunftfolgerungen hinaufzusteigen.
Während aber das Ganze als Ganzes stets unverändert bleibt, sind die Teile desselben (die einzelnen Welten, Weltkörper und Weltwesen) in steter Wandlung begriffen; die ganze Fülle der Möglichkeit, die im unendlichen Raum an den verschiedensten Orten und Individuen zugleich nebeneinander existiert, wird an und von jedem derselben in der unendlichen Zeit nacheinander verwirklicht. Folge davon ist, daß allmählich die Pflanzen- zur Tier-, diese zur Menschenseele etc., letztere selbst aber stufenweise vom niedersten zum höchsten Grade der (erkennenden und sittlichen) Vollkommenheit emporsteigt. Diese an Platon und die Stoiker anklingende, auch an Leibniz (bei welchem der Ausdruck Monade für die metaphysischen Einheiten wieder erscheint) mahnende, von Bruno mehr in mystischer Seher- als nüchterner Denkerweise vorgetragene Lehre [* 3] ist unter den Neuern zuerst von Jacobi im Anhang zu dessen »Spinoza« (Werke, IV, Abt. 1),
dann von Schelling im »Bruno« (Berl. 1802) und Steffens (»Nachgelassene Schriften«, das. 1816) der Vergessenheit entrissen worden. Die Originalausgaben der Schriften Brunos sind selten. Die italienischen sind von Wagner in den »Opere di G. Bruno« (Leipz. 1830, 2 Bde.) mit Einleitung herausgegeben, die lateinischen von Fiorentino (Neap. 1883 ff.),
zum Teil auch von Gfrörer in dem »Corpus philosophorum« (Stuttg. 1834-35) gesammelt. Die Schrift »De umbris idearum« (Par. 1582), die nur noch in vier Exemplaren existiert, hat S. Tugini neuerdings (Berl. 1868) herausgegeben.
Vgl. Bartholmeß, Jordano Bruno (Par. 1846, 2 Bde.);
Clemens, Giordano und Nikolaus von Cusa (Bonn [* 4] 1847);
Berti, Vita di Giordano Bruno (Flor. 1868);
Derselbe, Documenti intorno a G. Bruno (das. 1880);
Sigwart, Die Lebensgeschichte G. Brunos (Tübing. 1880);
Brunnhofer, G. Brunos Weltanschauung und Verhängnis (Leipz. 1883);
Plumptree, Life and works of Giordano Bruno (Lond. 1884, 2 Bde.).