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fortgefahren, bis Wasser erreicht ist, wovon man sich durch ein in das Rohr hinabgelassenes Senkblei leicht überzeugen kann. Hat man Wasser gesunden, so schraubt man eine Pumpe [* 2] an das hervorstehende Ende des Rohrs und wird mittels derselben zuerst meist schlammiges, sehr bald aber reines Wasser erhalten. Steht der in sehr feinem Sand, so kann dieser dauernd mitgerissen werden; in solchem Fall gibt man dem durchlöcherten Rohr mit der Stahlspitze bei etwa 1 m Länge einen etwas größern Durchmesser und schiebt in dasselbe ein zweites messingenes, ebenfalls vielfach durchbohrtes Rohr, welches mit einem Gewebe [* 3] von Pferdehaaren überzogen ist. Der Röhrenbrunnen durchbricht zwar nicht feste Steinbildungen, dringt aber in harte Bodenarten ein. Will man das Rohr herausheben, so genügt es, das Fallwerk [* 4] umgekehrt wirken zu lassen.
[Artesische Brunnen.]
Das in den Erdboden eindringende Wasser wird sehr oft von undurchlässigen Schichten aufgehalten und ist dann gezwungen, diesen zu folgen. Ist die wasserführende Schicht auch noch von einer undurchlässigen bedeckt, so kann das Wasser bei passender Neigung der Schichten einem sehr hohen hydrostatischen Druck ausgesetzt werden. Das an der Erdoberfläche bei a [* 1] (Fig. 2) in die Schicht eindringende Wasser bewegt sich zwischen den undurchlässigen Schichten b und c und steht z. B. am Punkte d unter einem Druck, welcher einer Wassersäule von der Höhe e f entspricht.
Treibt man nun bei g ein Bohrloch nieder, so wird das Wasser nach Durchbohrung der Schicht b alsbald im Bohrloch aufsteigen, zu Tage treten und je nach Umständen sich auch noch im Strahl erheben. Derartige Brunnen, welche also auf das Gesetz der kommunizierenden Röhren [* 5] zurückzuführen sind, nennt man artesische. Die Anlage derselben hängt von dem geognostischen Ban der Gegend ab. Die meiste Aussicht auf Erfolg bieten weite, kegelförmige Thalmulden oder Becken, deren Wände der Schichtung der Gebirgsmassen konform sind.
Man hat indes artesische auch in weiten Ebenen und selbst in dem in einer Meereslagune gelegenen Venedig [* 6] erbohrt, und daß hier, wo die erforderlichen Höhen ganz zu fehlen scheinen, das Wasser dennoch emporgetrieben wird, erklärt sich aus der außerordentlich weiten, oft Hunderte von Quadratmeilen umfassenden Ausdehnung [* 7] der ältesten Schiefer- und Schichtgesteine, welche meist in ihrer horizontalen Lagerung gestört und in eine geneigte Lage gebracht sind. Das Wasser des artesischen Brunnens stammt also unter Umständen aus sehr weiten Entfernungen und aus einem großen Gebiet.
Diesem letztern Umstand verdanken die Brunnen ihren nie versiegenden Wasserreichtum. Zur Herstellung der artesischen Brunnen dient der Erdbohrer, [* 8] welcher ein mehr oder minder enges Bohrloch erzeugt. Bisweilen gräbt man zunächst durch das obere lockere Erdreich einen gewöhnlichen Brunnenschacht und beginnt das Bohren erst an der Sohle desselben. Der Brunnenschacht wird dann ausgemauert und dient zur Ansammlung des durch ein Pumpwerk weiter zu hebenden Wassers, das Bohrloch aber muß, wenn das Erdreich es erfordert, mit eisernen Röhren ausgefüttert werden.
Steigt das Wasser über die Erdoberfläche empor, so muß noch ein besonderes Steigrohr errichtet werden, und in solchem Fall ist dann das Wasser auch sehr wohl zum Betrieb von Maschinen geeignet. Ebenso kann die Wärme [* 9] des Wassers, welche der großen Tiefe, aus der es emporsteigt, entspricht, in verschiedener Weise nutzbar gemacht werden. Bohrbrunnen sind seit alten Zeiten in China [* 10] gebräuchlich gewesen; auch die alten Ägypter kannten sie, und die Wüsten von Theben und Gorbe sind von solchen Brunnen sozusagen ganz durchlöchert. In Europa [* 11] wurde zuerst 1126 ein artesischer Brunnen zu Lillers im Departement Pas de Calais erbohrt; in größerer Ausdehnung aber scheinen die artesischen Brunnen zuerst im Modenesischen und in Österreich [* 12] angelegt worden zu sein.
Die Benennung nach der Grafschaft Artois, wo die Bodenverhältnisse die Anlage der Bohrbrunnen besonders begünstigten, ist daher nur wenig berechtigt. In England, welches gegenwärtig sehr viele artesische Brunnen besitzt, kamen sie erst gegen Ende des 18. Jahrh. in Gebrauch. In Deutschland [* 13] wurden sie schon 1724 vom kursächsischen Bergkommissar Leupold empfohlen, doch vornehmlich zur Erbohrung von Solquellen. Die Kannstatter Anlage datiert von 1777. Das Bohrloch zu Neusalzwerk besitzt 672, 9 m Tiefe.
Bisweilen entströmen den Bohrlöchern auch gewaltige Mengen von Kohlensäure; der eine Nauheimer Sprudel liefert in jeder Minute 2,19 cbm, also jährlich 2,5 Mill. kg Kohlensäure, zu deren Erzeugung die Verbrennung von 15,000 Ztr. Steinkohlen erforderlich sein würde. In ähnlicher Weise liefern manche artesische Brunnen brennbare Kohlenwasserstoffgase und die amerikanischen Erdöl. [* 14] Einer der großartigsten artesischen Brunnen ist der zu Grenelle bei Paris, [* 15] welcher von 1833 bis 1841 erbohrt wurde, eine Tiefe von 545 m besitzt und in einer Minute 640 Lit. Wasser von 22½° R. liefert, welches in einem Rohr 16 m über den Boden emporsteigt.
Diese Wasserlieferung verminderte sich auf 430 L., als das noch großartigere Unternehmen von Passy bei Paris durch Kind vollendet wurde. Der wasserreichste artesische Brunnen ist der zu Congé sur Cher im Departement Indre-et-Loire, welcher bei einer Tiefe von 308 m in der Minute 4050 L. liefert. Die Bedeutung der artesischen Brunnen für wasserarme Gegenden hat sich besonders in Algerien [* 16] gezeigt, wo französische Ingenieure seit 1855 an den Rändern der Sahara mit dem glücklichsten Erfolg sehr ergiebige Brunnen gebohrt haben. Diese Brunnen ergießen jetzt täglich 100,000 cbm Wasser über den Boden, und wo bisher im dürren Sand kein Hälmchen gedieh, wachsen jetzt 150,000 Palmen. [* 17]
Unter die bedeutendsten in der neuern Zeit erbohrten artesischen Brunnen gehört der von Zsigmondy 1879 in der außerordentlichen Tiefe von 970,48 m hergestellte
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Röhrenbrunnen, Rammpumpe.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 2. Artesischer Brunnen.] ¶
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zu Budapest, [* 19] dessen Wasser in dieser Tiefe 73,88° C. aufweist. Die zur Bohrung bestimmte Anlage bestand aus dem eigentlichen Bohrhaus, dem in Form einer abgestumpften Pyramide von 17 m Höhe über dem Terrain erbauten Bohrturm mit dem Gestänge, dem Maschinen- und Kesselhaus sowie einem Kanzleigebäude. Am Fuß jener Pyramide befand sich der Schacht, zwischen diesem und dem Maschinenhaus der Balancier, [* 20] durch welchen die Bewegung des Motors auf das Gestänge übertragen wurde. Im obern Teil des Bohrturms befand sich die zum Aufhängen des Gestänges bestimmte Rolle. Beim Beginn der Arbeit 1868 wurde die Maschine [* 21] von Menschenhand, bereits 1872 durch eine Dampfmaschine [* 22] von acht Pferdekräften betrieben, während der erwähnte Balancier ein der Zunahme des Gewichts der Gestänge entsprechendes Gegengewicht erhielt.
[Geschichtliches.]
in Form von gefaßten Quellen oder Ziehbrunnen waren schon im frühsten Altertum hochgeschätzt. Die nomadischen Völkerschaften Asiens mußten in anbetracht ihrer Herden zuerst darauf bedacht sein, das hier und da aus der Erde quellende und das als Regenwasser sich auf derselben niederschlagende Wasser zu sammeln, und so waren die Zisternen die ersten Anfänge der Brunnen. In wasserarmen Gegenden waren dieselben von der höchsten Wichtigkeit, und es erhoben sich über ihre Benutzung nicht selten ernste Streitigkeiten.
Nach Strabon hatten die alten Ägypter tief ausgegrabene und ausgemauerte Brunnen, von welchen die zwei merkwürdigsten auf Elephantine und bei Syene sich befanden; der erstere, aus Quadersteinen aufgeführt, stand mit dem Nil in Verbindung und zeigte durch einen an der Mauer angebrachten Maßstab [* 23] das Steigen und Fallen [* 24] des Flusses; der Boden des andern ward zur Zeit der Sommersonnenwende von der Sonne [* 25] beschienen, weil er unter dem Wendekreis lag. Auch artesische Brunnen sind von den alten Ägyptern angelegt worden. An Brunnen versammelten sich in frühern Zeiten namentlich die jungen Leute, und nicht selten wurden auch Kriegslager und feste Wohnplätze daselbst aufgeschlagen, wie dies die Namen vieler Städte bis auf den heutigen Tag beweisen. Im Orient spielen die Brunnen im Verkehrsleben noch gegenwärtig eine äußerst wichtige Rolle, weshalb das Graben derselben für höchst verdienstlich, das Verschütten derselben aber für ruchlos und gottlos erklärt wird.
Nach der griechischen Mythe ist Danaos der Erfinder der Brunnen. Während die Griechen früher wohl nur lebendige Quellen und Zisternen kannten, hatte später jede bedeutendere Stadt wenigstens einen Brunnen, der dekoriert und einer bestimmten Gottheit geweiht war. In Rom [* 26] behalf man sich lange Zeit mit Tiber- und Quellwasser, bis durch Wasserleitungen Wasser nach Rom geführt und dort in Kasten und Brunnen aufbewahrt wurde. Unter den Kaisern hatte fast jedes Haus in Rom seinen oder wenigstens Wasserbehälter, die das Wasser in Zimmer, Säle, Gärten etc. führten und auch Fontänen bildeten.
Ziehbrunnen und Zisternen waren den Römern ebenfalls bekannt, und sie wie die Griechen verehrten bei Brunnen, namentlich Gesundbrunnen, Gottheiten; ja, es wurde jenen selbst göttliche Verehrung zu teil und ihnen Wein, Blumen, Öl, Kuchen, kleine Goldmünzen, Böckchen etc. geopfert. Endlich wurden die auch als Orakel spendend angesehen; so der Brunnen im Tempel [* 27] des Erechtheus zu Athen, [* 28] der im Tempel des Poseidon [* 29] Hippios bei Mantinea, der vor dem Tempel der Demeter [* 30] zu Paträ, wo Kranke untrügliche Orakel erhalten haben sollen, der der Egeria vor dem kampanischen Thor in Rom u. a. Die nördlichern Völker in Germanien, [* 31] Gallien, Britannien etc. waren bei ihrem Reichtum an Quellen weniger auf das Aufgraben künstlicher als auf das Benutzen und Erhalten der natürlichen Wasserzuflüsse angewiesen, und es beziehen sich daher die vielen deutschen Ortsnamen mit Brunn nur auf Quellen, die mit besonderer Stärke [* 32] hervordrangen, oder auf Gesundbrunnen.
Die Kunst des Brunnengrabens ist erst auf eine hohe Stufe von Vollkommenheit gebracht worden, nachdem die Städtebefestigungen, Bergschlösser- und Burgenbauten zu den kühnsten Werken in jenem Zweig der Baukunst [* 33] notgedrungene Veranlassung gegeben hatten.
Vgl. Boner, Vollständiger Unterricht über die Anlage der Bohrbrunnen (2. Aufl., Münster [* 34] 1831);
Spetzler, Anleitung zur Anlage artesischer Brunnen (Lübeck [* 35] 1832);
v. Bruckmann, Vollständige Anleitung zur Anlage, Fertigung und neuern Nutzanwendung der gebohrten oder sogen. artesischen Brunnen (2. Aufl., Heilbr. 1838);
Paulucci, Das technische Verfahren bei Bohrung artesischer Brunnen, mit besonderer Rücksicht auf den dermaligen Stand der Brunnenbohrkunst in Frankreich (Wien [* 36] 1838), und besonders Beer, Erdbohrkunde (Prag [* 37] 1858);
»Handbuch der Ingenieurwissenschaften«, Bd. 3: Franzius und Sonne, Wasserbau (Leipz. 1879).