slawischer Unterrichtssprache), eine
Staats- und eine Kommunaloberrealschule, je eine deutsche und je eine slawische
Lehrer-
u. Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Staatsgewerbeschule, eine
Web-, eine Zeichen-, eine gewerbliche Fortbildungs- und 2
Handelsschulen,
ein bischöfliches
Knabenseminar (mit Privatgymnasium), ein Taubstummen- und Blindeninstitut. Es bestehen daselbst 4
Mönchs-
und 3 Nonnenklöster, welche sich zumeist mit Schulunterricht und Spitalpflege befassen; viele Wohlthätigkeitsanstalten,
namentlich eine Kranken- und eine
Irrenanstalt, ein Armenhaus, eine Gebäranstalt, ein
Siechenhaus; ein
Zwangsarbeitshaus.
ImNW. der Stadt erhebt sich der
Spielberg mit der gleichnamigen
Citadelle, ursprünglich
Festung
[* 5] und markgräfliches
Schloß, das seit 1740 als Hauptstaatsgefängnis diente, gegenwärtig jedoch als
Kaserne benutzt wird. Die
Festung galt lange
für unüberwindlich, bis sie 1809 die
Franzosen nahmen, die vor ihrem Abzug den größten Teil der
Vorwerke sprengten (vgl.
Trapp, Der
Spielberg in Brünn, historisch beschrieben, Brünn 1873). Außer den
Promenaden am
Spielberg und auf den Glacisgründen
sind noch als schöne
Anlagen zu erwähnen: im
SW. der Franzensberg mit einem 1818 zum Andenken an die
Leipziger Völkerschlacht
errichteten
Obelisken;
der Schreibwald in der
Nähe von
Alt-Brünn mit der bürgerlichen Schießstätte.
In der Umgebung von Brünn befinden sich
mehrere Ortschaften, welche große industrielle Etablissements von Brünner
Firmen enthalten und zum Teil als
Vororte der Stadt
gelten können, darunter
Königsfeld (4428 Einw.), Hussowitz (5542
Ew.), Schimitz, Obergerspitz u. a. 12 km
nördlich von Brünn liegt an der
Brünn-PragerEisenbahn im romantischen Waldthal der Zwittawa das Dorf
Adamsthal mit fürstlich Liechtensteinschem
Schloß, Parkanlagen und
Tiergarten,
Hochofen,
Eisengießerei
[* 6] u. Maschinenfabrik.
Geschichte. Brünn führt den von
Haus aus slawischen
Namen von der lehmigen Bodenbeschaffenheit seines Gründungsplatzes (brno,
altslawisch gleich
Lehm, Kot), daher noch heute ein Teil Altbrünns die Lehmstätte heißt. Die
Altstadt,
Alt-Brünn, erscheint schon unter
KonradOtto, dem Sohn
Bretislaws I. (gest. 1055), als Sitz eines mährischen Teilfürstentums.
Im 13. Jahrh. entwickelte sich unter der
Burg auf dem
Spielberg, wo 1226 ein
Kastellan von Brünn vorkommt, die größere, von flandrisch-sächsischen
Ansiedlern und
wallonischen
Kolonisten (Gallici) bewohnte Stadt Brünn (Neu-Brünn, im
Gegensatz zu
Alt-Brünn) und erhielt 1243 von König
Wenzel I. ein wichtiges
Stadtrecht, welches 1268-76 unter
Ottokar II. und 1292-1300 unter
Wenzel II. weiter ausgebildet wurde. 1278 verlieh
ihr
KaiserRudolf I. reichsstädtische
Freiheiten. 1350 nennt
MarkgrafJohannHeinrich, der
Luxemburger, Brünn, dessen
Handelsbedeutung schon hervorragend war, die »Hauptstadt« seines
Landes.
Das Brünner Schöffenbuch von 1353 ist eins der wichtigsten Rechtsdenkmäler des
Mittelalters. 1364 wurde im
Vertrag von Brünn die
Abtretung
Tirols an
Österreich
[* 7] von
KaiserKarl IV. bestätigt. 1428 belagerten die
Taboriten mit großer Macht die Stadt vergeblich.
Nachdem sich dieselbe 1467 dem König
MatthiasCorvinus von
Ungarn
[* 8] angeschlossen hatte, wurde sie wieder
von dem böhmischen König
GeorgPodiebrad hart belagert. 1620 blieb Brünn als Stadt dem
Aufstand fern. 1636 wurde hier ein königliches
Tribunal errichtet, das 1637 nach
Olmütz
[* 9] verlegt, 1641 aber wieder zurückverlegt wurde. 1645 belagerten die
Schweden
[* 10] unter
Torstensson Brünn fast den ganzen
Sommer hindurch vergeblich; wegen dieser tapfern
Verteidigung wurden der Stadt
damals vom
KaiserFerdinand III. bedeutende Privilegien verliehen. Im österreichischen
Erbfolgekrieg ward Brünn 1742 von den
Preußen
[* 11] kurze Zeit belagert, 1805 und 1809 von den
Franzosen heimgesucht und im Juli 1866 von den
Preußen besetzt.
[* 15] natürliche oder künstliche Vertiefungen des
Bodens, worin sich Quellwasser sammelt, welches durch Schöpfeimer
oder
Pumpen
[* 17] zu
Tage gefördert wird.
Andre Brunnen werden durch Sickerwasser gespeist, welches aus
Flüssen oder
atmosphärischen
Niederschlagen stammt und allmählich durch die benachbarten Erdschichten in den Brunnen sickert. Bei zu
Tage tretenden
natürlichen
Quellen genügt es, dieselben mit einem Brunnenkranz aus
Bohlen oder Gemäuer zu umgeben, worin sich ein geregelter
Wasserstand bildet.
Hierdurch entsteht der Brunnenkessel (Brunnenhaus,
Brunnenstube), welcher oft noch mit dem Brunnendach
bedeckt wird. Wo
Gefahr vorhanden ist, daß der Brunnen durch
Tagewasser verunreinigt wird, umgibt man die erste
Mauer in einem
Abstand
von 30-45
cm mit einer zweiten und stampft den Zwischenraum mit
Thon aus, welcher
Wasser nicht durchläßt. Zur Leitung des
Wassers nach einem entfernten Konsumtionspunkt legt man eine
Röhrenfahrt oder Brunnenleitung an, welche
mindestens 1 m unter der
Erde liegen, gehörigen
Fall haben und am Einlauf mit einem
Sieb versehen sein muß, um Verunreinigungen
und
Verstopfungen zu vermeiden.
¶
mehr
Am Ende der Röhrenfahrt errichtet man einen senkrechten Brunnenstock (Post), in welchem das Wasser bis zu einer Ausflußöffnung
mit horizontalem Rohr aufsteigt. Die zu der Leitung dienenden Brunnenröhren werden aus sehr verschiedenem Material hergestellt.
Gußeiserne setzen leicht im Innern Knollen
[* 19] von Eisenoxydhydrat an und hindern dann den Ausfluß
[* 20] des Wassers,
auch frieren sie leicht auf. Holzröhren aus Erlen-, Kiefern- oder Eichenholz sind zwar billig und widerstehen einem starken
Druck, faulen aber in einigen Jahren und erteilen dann dem Wasser einen übeln Geschmack.
Zur Konservierung der Röhren
[* 21] trägt ein Umschütten derselben mit einer dünnen Schicht von gelöschtem Kalk oder ein Imprägnieren
derselben mit Teer bei. Am empfehlenswertesten sind Thonröhren aus glasiertem Thon oder Steingut, welche jetzt in allen Dimensionen
nebst Muffen angefertigt werden. Man verbindet sie mit Hilfe von Zement. Auch gießt man die Röhren selbst aus Zement, indem
man einen cylindrischen, 1 m langen Kern von Holz
[* 22] mit Zement umgießt und aus der erhärteten Masse so weit
herauszieht, daß man sofort ein weiteres StückRohr anfügen kann. Dies Verfahren geht schnell von statten und liefert eine
aus einem kontinuierlichen Rohr bestehende Leitung.
Sehr häufig und besonders in Städten ist man genötigt, sich mit dem Sickerwasser zu begnügen, welches man überall
findet, wenn man nur tief genug gräbt. Man hat bei der Anlage solcher Brunnen die Nähe von Düngergruben sorgfältig zu vermeiden
und muß, am besten bei anhaltend trocknem Wetter,
[* 23] so tief graben, bis man das eindringende Wasser nicht mehr bewältigen kann.
In festem Erdreich wird der Brunnenschacht mit Holzwerk abgetrieben und kann dann von unten nach oben
ausgemauert werden. In lockerem Erdreich, oder wenn man das Eindringen von Obergrundwasser vermeiden will, gräbt man nur
einige Fuß tief, legt auf den geebneten Boden einen aus Eichenbohlen konstruierten, mit Eisen
[* 24] beschlagenen Brunnenkranz (Grundring)
und errichtet darauf ein Stück Brunnenmauer in Zement, wobei man vier eiserne Bolzen lotrecht mit vermauert.
Entfernt man allmählich das Erdreich unter den Brunnenkranz, so sinkt das StückMauerwerk herab, und man kann weiter mauern
und weiter graben, bis der Brunnen die erforderliche Tiefe erreicht hat. Das Ausstopfen der untern Steinfugen mit Moos, welches
allmählich fault, ist zu verwerfen.
Die Wasserförderung aus den Brunnen wird bei den Schöpfbrunnen mittels eines Haspels und einer darüber sich aufwickelnden Kette
oder eines Seils bewirkt, woran zwei Eimer das Gewicht gegenseitig ausgleichen. Bei großer Tiefe läßt man das Seil oder die
Kette auf eine über dem Brunnen liegende stärkere Welle sich aufwickeln, welche mittels Zahns und Getriebes
von einer stehenden Welle aus durch Ochsen oder Pferde
[* 25] oder auch unmittelbar durch ein Lauf- oder Tretrad von Menschen oder Tieren
in Bewegung gesetzt wird.
Die Stelle der Eimer ersetzen dann größere oder kleinere Tonnen, welche bei ihrer Ankunft an oder über der Brunnenbrüstung
von Haken gefaßt und gestürzt werden und so ihren Inhalt von selbst in Rinnen ausgießen. Sehr gewöhnlich
sind auch die Ziehbrunnen, bei denen der Eimer mittels einer Kette oder besser einer Stange an dem langen Arm eines sich auf einer
Säule in einer Gabel bewegenden Schwengels hängt, dessen kurzer Arm mit einem Gegengewicht beschwert ist.
Pumpen und zwar einfache Saug- und Hub- oder bloße Hubpumpen, durch Schwengel, Drücker etc. in Bewegung gesetzt,
sind für
den Gebrauch im gemeinen Leben bei nicht zu großer Fördertiefe und zu hebender Wassermenge am meisten verbreitet. Damit sie
von Einem Menschen bedient werden können, dürfen sie nicht über 13-16 cm im Stiefel weit sein und bei
30-40 cmHub einen Lastarm von der 1½fachen und einen Kraftarm von der 2-3½fachen Länge des Hubes besitzen, so daß der Weg
der Kraft
[* 26] nicht über 1,25-1,4 m beträgt.
In dem Brunnen müssen Tragehölzer für die Pumpen angebracht sein, die Saugröhre ist am untersten Ende zu
schließen und auf der Seite mit einer Saugöffnung zu versehen oder besser mit einem durchlöcherten Senkkorb zu umgeben,
damit kein Sand oder sonstiger Bodensatz mit aufgesaugt werde. Brunnen mit seitlich zufließendem Wasser sind um so ergiebiger,
je größer man den Niveauunterschied beim höchsten und tiefsten Wasserstand, also bei bez.
in Ruhe und in Thätigkeit befindlicher Pumpe
[* 27] macht.
Empfängt aber der Brunnen einen Zufluß durch Quellen, welche aus dem festen Grund von unten in den Brunnen treten, so wird die Ergiebigkeit
durch Herstellung eines luftleeren Raums über dem Wasserspiegel gesteigert. Hierauf beruht die Konstruktion der Evakuationsbrunnen,
welche zuerst von Donnet in Lyon
[* 28] und fast gleichzeitig von Schulz in Hagen
[* 29] in vollkommenerer Form ausgeführt worden sind. Donnet
konstruiert die Brunnenmauer aus Beton oder Steinen, welche innen mit Zement überstrichen werden, und schließt den Brunnenraum
an der Oberfläche des Wassers durch eine Metallplatte, welche auf die hier angesetzte Mauer gelegt und
durch Zement mit derselben verbunden wird.
Nach einer andern Methode versenkt Donnet eine cylindrische Glocke von Metall, welche mit einer Betonmauer zu umgeben ist, in
die Brunnengrube und zwar so, daß der obere Teil der Glocke noch unter das Wasserniveau kommt. Die Saugröhre der Pumpe sitzt
auf dem Deckel der Glocke oder auf der erwähnten Platte, und der Saugkorb ragt durch eine Öffnung in
den abgeschlossenen Raum hinein, Vorrichtungen, durch welche man die Ergiebigkeit der Brunnen um das Acht- und Mehrfache gesteigert
hat.
Durch große Einfachheit zeichnen sich die Rammpumpen aus, welche als amerikanische, Nortonsche- oder Röhrenbrunnen
sehr bekannt geworden sind, nach ihrer Anwendung bei der englischen Expedition gegen Abessinien auch abessinische Brunnen genannt
werden, aber in Deutschland
[* 30] schon 1815 von Nigge und 1831 von Melm ausgeführt worden sind. Sie bestehen aus gewalzten eisernen
Gasröhren von 32 cm innerm und 46 cm äußerm Durchmesser, welche sich durch Zusammenschrauben verschiedener
Stücke auf eine Länge bis zu 9,5 m bringen lassen. Eine der zuerst eingerammten Röhren ist an einem Ende mit einer stählernen
Spitze versehen und über dieser Spitze aus eine Länge von 30-40 cm ringsherum mit Löchern von 4 mm durchbohrt, so daß Wasser
leicht in das Rohr eindringen kann. Zwei Männer können den in kurzer Zeit herstellen. Ist erst der Stand
des Brunnens gewählt, so schraubt man etwa 1 m von der Stahlspitze entfernt einen eisernen Klemmring D
[* 18]
(Fig.
1) auf das Rohr A, schiebt dann auf letzteres einen ca. 35 kg schweren eisernen Fallblock C, befestigt 2 m
über demselben zwei Rollen
[* 31] B, über welche von dem Fallblock aus zwei Seile laufen, und treibt nun das senkrecht gestellte
Rohr in den Boden, indem die Arbeiter den Fallblock abwechselnd heben und fallen lassen. Nachdem das erste Rohr eingetrieben
ist, wird ein zweites angeschraubt, an diesem der Rammapparat befestigt und so
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