mehr
Haushalt, der an Pracht dem des
Königs wenig nachstand. Während
Sachsen
[* 2] im ersten
Schlesischen
Krieg auf
Preußens
[* 3] Seite getreten
war, nahm Brühl
seit
Ausbruch des zweiten, durch die ihm von
Friedrich d. Gr. gezeigte Verachtung zu tödlichem
Haß gereizt, an
allen gegen denselben gerichteten
Ränken den lebhaftesten
Anteil, ließ aber trotzdem das sächsische
Heer am Nötigsten Mangel leiden. Als hierauf
Friedrich II., seinen Gegnern zuvorkommend, in
Sachsen einrückte
(August 1756),
flüchtete Brühl
mit dem König zuerst auf den
Königstein, dann nach
Polen.
Nach dem Hubertsburger
Frieden kam er mit seinem König nach
Dresden
[* 4] zurück, stellte hier auf Staatskosten
seine
Paläste wieder her und erneuerte seine
Verschwendung, obschon das Land aus tausend
Wunden blutete. Als der König 5. Okt. starb,
hielt es Brühl
für geraten, sogleich seine
Stelle niederzulegen, und starb zu seinem
Glück schon drei
Wochen später, Die
angestellte Untersuchung ergab, daß er, nach Abzug seiner
Schulden, ein
Vermögen von 1½ Mill. Thlr.
hinterlassen, aber mehr als 5,300,000 Thlr. veruntreut hatte. Doch schlug der
Administrator,
Prinz
Xaver, nach dem baldigen
Tode des
Kurfürsten
Friedrich
Christian die Untersuchung nieder, und da Brühl
alle seine
Anordnungen durch die
Unterschrift
des
Kurfürsten hatte autorisieren lassen, so erbten seine
Söhne die
Güter des
Vaters.
Vgl. (v.
Justi?),
Leben und
Charakter des
Grafen von Brühl
(Götting. 1760-61, 3 Bde.);
»Zuverlässige Lebensbeschreibung des Grafen von und des Kabinettsministers A. J. ^[Alexander Joseph] Fürsten von Sulkowski« (Frankf. u. Leipz. 1766).
2)
Karl
Friedrich
Moritz
Paul,
Graf von, Enkel des vorigen, geb. zu
Pförten in der Niederlausitz,
erhielt eine sorgfältige
Erziehung und inmitten theatralischer und musikalischer Kunstübungen, die auf dem zu
Pförten errichteten
Familientheater stattfanden, und an denen er selbst frühzeitig
Anteil nahm, die mannigfachste Anregung für seine
Neigung
zur
Bühne. Erst
Eleve beim Bergwesen, wurde Brühl
1790 Jagdjunker am
Berliner
[* 5]
Hof
[* 6] und 1796 Forstreferendar
bei der kurmärkischen
Kammer.
Nachdem er sich ein Jahr in
Weimar
[* 7] aufgehalten und unter anderm als Paläophron auf dem Hoftheater aufgetreten war, ernannte
ihn 1800 der
Prinz
Heinrich von
Preußen
[* 8] zum
Kammerherrn.
Später bekleidete Brühl
bei der
Königin-Mutter, dann bei der
Königin
Luise dieselbe
Charge, machte hierauf den
Feldzug von 1813 als
Major im
Generalstab mit und fungierte, nachdem er einige
Zeit Militärkommandant in
Neuchâtel gewesen, 1815-28 als
Generalintendant der königlichen
Schauspiele zu
Berlin.
[* 9] In dieser
Stellung wirkte er mit großem
Eifer für die Realisierung einer deutschen klassischen
Bühne, unterstützte die
Produktion, gewann vortreffliche
Kräfte und suchte in der
Ausstattung historische
Treue mit
Schönheit zu verbinden.
Auch begründete er aus eigne
Kosten ein
»Dramaturgisches Wochenblatt« und schrieb Vorreden zu Werken über
Kostüme
[* 10] und
Dekorationen
des
Berliner
Theaters. Mit
Spiker verfaßte Brühl
die
»Darstellung des
Festspiels
Lalla Rookh, welches auf dem am im
königlichen
Schloß veranstalteten
Maskenball gegeben wurde« (Berl. 1822, mit 23
Kupfern). Nachdem er 1828 seine Entlassung
genommen, wurde er 1830
Generalintendant der königlichen
Museen, in welcher
Stellung er ausgezeichneten Kunstsinn bewies, und
starb in
Berlin als
Wirklicher Geheimrat.