Geschichte. Brügge hieß zur Zeit der
Merowinger Bruzzia, dann Brugä und soll schon um 865 mit
Mauern umgeben gewesen sein. Als
Balduin,
Graf von
Flandern, 1204
Kaiser des byzantinischen
Reichs wurde, bekam die Stadt durch die
Verbindung mit ihm Gelegenheit,
ihren
Handel über dieLevante auszudehnen; sie wurde zugleich als Hansestadt ein Handelsmittelpunkt für
den Weltverkehr (s.
oben). Der
VersuchPhilipps IV. von
Frankreich, die flandrischen
Städte zu unterwerfen, wurde durch die »vlämische
Vesper«, wobei in unter
Führung des
Peter Koning über 3000
Franzosen getötet wurden, und durch den
Sieg derStädte bei Kortryk 1302 vereitelt.
So kam Brügge 1305 wieder unter die
Grafen von
Flandern und erhielt von diesen immer mehr Privilegien.
Auch unter den
Herzögen von
Burgund blühte Brügges
Handel, sank jedoch, als
Flandern habsburgisch wurde und
Antwerpen
[* 3] sich
hob. Die Häfen von
Sluis und
Damme versandeten, und innere Zerwürfnisse schwächten die Stadt. 1488 nahmen
die
Bürger von Brügge den römischen König
Maximilian I. gefangen, folterten und enthaupteten seine
Räte und zwangen ihn, nach
viermonatlicher Gefangenschaft der
RegierungFlanderns zu entsagen. Nach mehreren vergeblichen
Versuchen wurde die Stadt durch
MaximiliansStatthalter,
HerzogAlbrecht vonSachsen,
[* 4] bezwungen und bestraft, wodurch ihr Ansehen und
Handel
sehr geschädigt wurden. 1559 wurde hier ein
Bistum errichtet.
Nachteilig für den Wohlstand der Stadt waren die massenhaften
Auswanderungen unter
Philipps II. blutiger
Regierung. 1582 wurde
Brügge von den
Franzosen genommen, aber 1584 von den Spaniern wiedererobert. 1704 wurde es von den
Holländern vergeblich belagert,
nach der
Schlacht bei
Ramillies 1706 von den Verbündeten und 1708 durch
Kapitulation von den
Franzosen, 1709 abermals
von den Verbündeten besetzt. Im österreichischen
Erbfolgekrieg eroberten es die
Franzosen 1745 unter dem
Marschall von Sachsen
und in der Revolutionszeit 1794 unter
Pichegru. Unter französischer Herrschaft war es die Hauptstadt des Lysdepartements.
Seit 1814 gehörte es zu den
Niederlanden, seit 1830 zu
Belgien.
[* 5]
Hans, Holzschnitzer, geboren zu
Husum,
[* 6] verfertigte von 1515 bis 1521 für das
KlosterBordesholm einen aus
Eichenholz geschnitzten, jetzt im
Dom zu
Schleswig
[* 7] befindlichen
Altar
[* 8] mit 20
Szenen aus der Passionsgeschichte in
Relief und zahlreichen
Freifiguren, die im Anschluß anDürersKompositionen Lebendigkeit der Auffassung und Derbheit der Formenbehandlung
verbinden.
Von seinen übrigen
Arbeiten ist nichts mit Sicherheit nachzuweisen. Er scheint einen bedeutenden Einfluß auf
die
Holzschnitzerei Norddeutschlands geübt zu haben.
HeinrichKarl, namhafter
Forscher auf dem Gebiet der ägyptischen
Altertumskunde, geb. zu
Berlin,
[* 16] widmete
sich schon als Gymnasiast dem
Studium der ägyptischen
Denkmäler und veröffentlichte eine die Kenntnis der altägyptischen
Volkssprache und
Volksschrift wesentlich fördernde
Schrift: »Scriptura Aegyptiorum demotica« (Berl. 1848),
der er die Werke: »Numerorum demoticorum doctrina«
(das. 1849) und »Sammlung demotischer
Urkunden« (das. 1850) folgen ließ. Nach Vollendung seiner philologischen und archäologischen
Studien durchforschte er die
Museen von
Paris,
[* 17]
London,
[* 18]
Turin
[* 19] und
Leiden
[* 20] und besuchte dann (1853) auf königliche
KostenÄgypten,
[* 21] wo ihm die
Ausgrabung der Apisgräber durch
Mariette Gelegenheit zu hieroglyphischen und historischenStudien
bot. Nach
Berlin zurückgekehrt, habilitierte er sich 1854 daselbst als
Privatdozent und wurde Anfang 1855 zum
Assistenten beim
ÄgyptischenMuseum ernannt. 1857-58 machte er eine zweite
Reise nach den Nilländern, begleitete 1860 in amtlicher
Stellung
die preußische Gesandtschaft nach
Persien,
[* 22] machte mit dem
Chef derselben,
Freiherrn v.
Minutoli, eine größere
Rundreise durch
Persien und übernahm nach dessen
Tode die Leitung der gesandtschaftlichen
Geschäfte und Angelegenheiten.
Darauf lebte er abwechselnd in
Kairo und in
Graz
[* 28] und siedelte 1879 nach
Berlin über, indem er zugleich an der dortigen
Universität
Vorlesungen hielt. 1881 wurde ihm vom
Vizekönig von
Ägypten der Paschatitel verliehen. 1882 begleitete
er denPrinzenFriedrichKarl von
Preußen
[* 29] auf einer
Reise nach
Ägypten und
Syrien; 1884 ging er mit der kaiserlich deutschen Gesandtschaft
als
Legationsrat nach
Persien. Brugsch' Hauptschriften sind: »Grammaire démotique« (Berl. 1855);