man jetzt die an demjenigen
Ausgang eines
Defilees, welcher dem Feind zugekehrt ist, angelegte
Verschanzung, die den eignen
Truppen entweder den
Rückzug durch das
Defilee oder das Debouchieren aus demselben angesichts des Feindes sichern soll, einen
Brückenkopf.
Den Vorläufern seines Hauptwerks,
»KurzeFragen aus der philosophischen Historie« (Leipz. 1731-36, 7 Bde.)
und »Erste Anfangsgründe der philosophischen Geschichte« (das.
1736, 1751),
folgte dieses selbst unter dem
Titel:
»Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem
deducta« (das. 1742-44, 5 Bde.;
neue Aufl. 1766, mit einem
Appendix von 1767).
Der von ihm veranstaltete
Auszug unter dem
Titel: »Institutiones historiae
philosophicae« (Leipz. 1747) ist mehrmals gedruckt und auch ins
Englische
[* 10] (von
Enfield, Lond. 1791, 2 Bde.) übersetzt
worden. Das Werk zeichnet sich zwar nicht durch Geistesfreiheit, aber durch für seine Zeit umfassende
Gelehrsamkeit bei vorherrschend
Wolfscher
Richtung und vor allem dadurch aus, daß es als das erste Werk seiner Art die oft mehr benutzte
als eingestandene Grundlage aller folgenden geworden ist. Außerdem schrieb Brucker noch: »Miscellanea historiae philosophicae,
litterariae, criticae« (Augsb. 1748, 5 Bde.),
einen »Bildersaal berühmter Schriftsteller« (das.
1741-55, 10
Dekaden mit
Kupfern),
in der eigentlichen Bedeutung eine
Person männlichen
Geschlechts, die mit einer andern von einerlei
Vater und
Mutter abstammt (rechter, vollbürtiger Bruder, frater germanus); dann auch eine solche, die mit einer andern
bloß denselben
Vater oder dieselbe
Mutter hat
(Halbbruder, Stiefbruder, frater uterinus oder consanguineus,
je nachdem die
Mutter oder der
Vater gemeinschaftlich ist). Fälschlich werden auch
Kinder aus ganz verschiedenen
Ehen, die gar
nicht blutsverwandt miteinander sind,
Brüder (Stiefbrüder) genannt, wenn sich der
Vater des einen mit der
Mutter des andern
ehelich verbunden hat (zusammengebrachte
Kinder).
derchristlichenLehre,
[* 22] s.
Brüderschaften, ^[= religiöse, fromme Vereinigungen zu wohlthätigen oder religiösen Zwecken. Wo die Formen des ...] religiöse.
desgemeinsamenLebens oder vom guten
Willen
(Fratres vitae communis oder bonae voluntatis, Kollatienbrüder),
eine freie christliche
Genossenschaft, gestiftet von
GerhardGroot (s. d.) zu
Deventer, welche in dem Zusammenleben, in der
Gemeinschaft desErwerbs, der
Arbeit und der
Erbauung eine wahre Brudergemeinschaft darzustellen suchte. Die Brüder des gemeinsamen Lebens, weiter
ausgebildet durch
Florentius Radewin (gest. 1400) und
Gerhard Zerbolt (geb. 1367), breiteten sich in den
Niederlanden und in
Norddeutschland aus; unter den Brüderhäusern sind berühmt Windesheim bei
Deventer und Agnetenberg bei
Zwolle.
Nikolaus v. Zinzendorf (s. d.) und ließen sich mit dessen Erlaubnis auf seinem
Rittergut Berthelsdorf in der Nähe des Hutbergs nieder, wo nunmehr der OrtHerrnhut entstand. Das Wachsen der Kolonie bewog den
Grafen, sein Amt an der Regierung in Dresden
[* 27] aufzugeben und sich zugleich mit Friedrich v. Watteville aus
Bern
[* 28] und dem von ihm berufenen PfarrerRothe in Berthelsdorf der Leitung der jungen Gemeinde anzunehmen, in welcher Zwistigkeiten
mancherlei Art, Lehrstreitigkeiten und religiöse Schwärmerei eingerissen waren. Am verband sich die Gemeinde,
etwa 300 Seelen stark, zu einer selbständigen, freien christlichen Societät auf Grundlage der mährischen
Brüderordnung und hielt ihre erste abgesonderte Abendmahlsfeier in der Kirche zu Berthelsdorf (Stiftungstag).
Die Organisation der neuen Gemeinschaft der Brüderunität wurde auf mehreren Synoden (die erste allgemeine 1756 zu Herrnhut)
fortgesetzt und auch innere Krisen überwunden, die zum Teil durch eine zu schwärmerische Richtung, zum
Teil auch durch ökonomische Unternehmungen der Gemeinschaft veranlaßt waren. Ihre innerliche Ausbildung und Befähigung verdankt
die Brüdergemeinde nächst Zinzendorf dem rastlosen, umsichtigen Wirken von Johann v. Watteville und besonders Spangenbergs langjähriger
ausgezeichneter Thätigkeit, durch welche sich die Brüdergemeinde seitdem nicht nur immer weiter
verbreitet, sondern auch von vielen Auswüchsen gereinigt hat.
Die Verfassung der Brüdergemeinde ist eine durchaus synodale und presbyteriale. Die Bischöfe haben mit dem Kirchenregiment nichts zu thun
und sind nur für den Kirchendienst berufen. Die Leitung des Ganzen hat das aus neun Mitgliedern bestehende
»Unitätsdirektorium« oder die »Ältestenkonferenz
der Unität«, deren Sitz seit 1789 in Berthelsdorf ist. Über ihr steht die aus den Abgeordneten der drei ProvinzenAmerika,
[* 35] England, Europa-Festland zusammengesetzte Synode, die alle 7-12 Jahre zusammentritt.
Die 29. dieser Generalsynoden tagte vom 26. Mai bis und war von 54 Teilnehmern besucht, darunter 20 Engländer
und Amerikaner. Sie erhob die westindische Missionsprovinz zu einer neuen (vierten) Provinz der Unität. Als das eigentliche
Haupt der Brüdergemeinde gilt »der liebe Heiland«, dessen Willen man daher bei wichtigen Entscheidungen selbst durch das
Los zu erforschen
sucht, und mit dem schon 1741 ein »Spezialbund« geschlossen
ward, der Christum verpflichtete, ganz besonders über die Gemeinde und jeden Herrnhuter zu wachen.
Eigentümlich ist der Brüdergemeinde die Einteilung der Gemeinden in »Chöre«, d. h. nach Alter, Geschlecht und Lebensverhältnis zu asketischen
Zwecken vereinigte Gruppen, daher man in jeder Gemeinde einen Chor der Kinder, Knaben, Mädchen, ledigen Brüder, ledigen
Schwestern, Witwer und Witwen findet. Die ledigen Brüder wohnen in dem Brüderhaus, wo sie mit Kunst- und Handwerksarbeiten beschäftigt
und zu gemeinschaftlichen Andachtsübungen angehalten werden. Ebenso wohnen die ledigen Schwestern zusammen in dem Schwesternhaus,
mit Ausnahme derjenigen, welche Familienglieder sind oder in Gemeindefamilien dienen.
Da nur Wert auf die persönliche Erweckung und Heilsgewißheit gelegt wird, so ist die Brüdergemeinde gegen das Dogma
ziemlich indifferent. Nur Spangenberg hat in der »Idea fidei fratrum« (1779) eine Darstellung derLehre in ihrer Übereinstimmung
mit der evangelischen Kirche gegeben. Der Kultus hat den allgemein evangelischen Charakter, aber mit täglichen Morgen- und Abendversammlungen.
Neben dem Abendmahl feiert man zuweilen das Liebesmahl mit Thee und Backwerk. Eine besondere Festfeier findet
am Ostermorgen auf dem Gottesacker statt. In Niesky hat die Unität ein eignes Pädagogium.
Der Einfluß der Brüdergemeinde auf das christliche Leben in Deutschland,
[* 36] seine Belebung und seine Gestaltung ist nicht gering anzuschlagen;
die »Täglichen Losungen und Lehrtexte« sind weit verbreitet, ebenso ihre Lieder und Gebete. Durch Schleiermacher,
der bei den Herrnhutern empfangene Eindrücke bewahrt hat, ist ein berechtigtes Element bleibend in die deutsche Theologie aufgenommen
worden. Großartig ist die Wirksamkeit der Brüdergemeinde für die Ausbreitung des Christentums unter den Heiden; in diesem Glanzpunkt
der Gesellschaft beruht ihre welthistorische Bedeutung.
Der Kern der Heilsverkündigung unter den Heiden ist »die Botschaft von dem blutigen Versöhnungstod Jesu«. Das ganze Missionswesen
steht unter der speziellen Aufsicht des Missionsdepartements der Unitätsdirektion. Die Gesamtzahl der
Mitglieder der Brüdergemeinde beträgt gegenwärtig 31,000, wozu noch im Missionsgebiet etwa 70,000 Heidenchristen kommen.
Vgl. Cranz,
Alte und neue Brüderhistorie (Barby 1773; fortgesetzt von Hegner, das. 1791-1804, 3 Bde.;
Gnadau 1816);