aber entfaltete er durch
Reformen in der
Gerichtsverfassung und dem
Strafrecht eine ungemein erfolgreiche Thätigkeit, für
die er große persönliche
Opfer brachte, indem er von seinem eignen
Einkommen 7000 Pfd. Sterl. jährlich aufgab. Als im
November 1834 das
MinisteriumMelbourne
[* 2] zurücktrat und die
Tories zur
Regierung berufen wurden, nahm auch Brougham seine Entlassung.
Melbourne wurde 1835 wieder an die
Spitze des
Kabinetts gestellt, aber Brougham, der sich durch einige Indiskretionen das Mißfallen
der
Häupter der
Whigs und des
Königs zugezogen hatte, ward in dasselbe nicht aufgenommen und blieb seitdem, ohne mit
Whigs
oder
Tories gemeinsame
Sache zu machen, ein einflußreiches, unabhängiges Mitglied des
Oberhauses.
Umgekehrt ward er aus einem entschiedenen Gegner später ein warmer Verteidiger der
Weltindustrie-Ausstellung von 1851. Weitere
Inkonsequenzen waren, daß er, der Verteidiger der
Freiheit, 1850 den
Zaren als den Retter der
Gesellschaft pries, und daß
er, der die Abschaffung desSklavenhandels so eifrig befürwortet hatte, im nordamerikanischen Sezessionskrieg
seine
Sympathien für die Südstaaten nicht verhehlen konnte.
Persönliche Gereiztheit und eine gewisse
Exzentrizität des
Charakters
mögen solche
Widersprüche teilweise erklären. Er starb in
Cannes, worauf, da er keine männlichen Nachkommen hatte,
die Peerswürde auf seinen
BruderWilliam überging. Von seinen
Schriften nennen wir: »The British constitution,
its history and working« (1844; 3. Aufl., Lond. 1868);
»Sketches of statesmen of the time of
George III.« (das. 1859),
denen
sich die »Lives of men of letters and science, of the time of
George III.« (das. 1872) anschließen.
Weniger bedeutend sind
die »Dialogues on instinct« (Lond.
1853). In allen diesen Werken, so reich sie auch an schätzbaren einzelnen
Gedanken sind, herrscht doch das Gelegentliche,
auf bestimmte
Fälle und Umstände Berechnete zu sehr vor. Als Redner dagegen, zumal als gerichtlicher Redner, steht in erster
Reihe; selbst
Canning übertraf er durch größere Belesenheit und tiefere Kenntnisse. Gesammelt erschienen
seine
Reden in 4
Bänden
(»Speeches at the
Bar and in Parliament«, Edinb. 1845). Seit er zurückgezogen vom öffentlichen
Leben
im südlichen
Frankreich lebte, beschäftigte er sich vielfach mit physikalischen Untersuchungen, die er in den »Tracts;
mathematical and physical« (2. Aufl., Lond. 1860) veröffentlichte.
Eine Sammlung seiner
Schriften: »Critical, historical and miscellaneous works«, wurde von ihm selbst herausgegeben
(1857, 10 Bde.; neue Ausg. 1872, 11 Bde.).
Nach seinem
Tod erschien sein autobiographisches Werk: »Life and times of
Lord Brougham« (Lond. 1871, 3 Bde.),
das großes Aufsehen erregte, u. eine neue
Ausgabe des ihm zugeschriebenenRomans
»AlbertLunel« (1872).
(spr.
broht'n), 1) Rhoda, beliebte engl. Romanschriftstellerin,
geb. zu Segrwyd
Hall
[* 5] in
Denbighshire (Nordwales) als die Tochter eines
Geistlichen, lebt in
Oxford, ihren dortigen
Aufenthalt häufig durch Ausflüge nach
Deutschland
[* 6] undFrankreich unterbrechend. Sie trat zuerst 1867 schriftstellerisch
auf, und bereits ihre beiden ersten
Bücher: »Redas a rose is she« (deutsch u. d. T.: »Esther« von
Julie Dohmke, Leipz. 1875, 3 Bde.)
und »Cometh
up as a flower« (deutsch von derselben, das. 1877),
Das in seinen
Schriften:
»Histoire des phlegmasies ou inflammations chroniques« (Par. 1808, 2 Bde.; 3. Aufl.
1826, 3 Bde.) und
»Examen de la doctrine médicale généralement adoptée« (das.
1816; 4. Aufl. 1829-34, 4 Bde.) niedergelegte
System des Broussaismus entspringt geradeswegs aus dem Brownschen Hauptaxiom, daß alles tierische
Leben nur durch
Reizmittel
aufrecht erhalten wird; eine mäßige, gleichmäßig verteilte Reizung bedingt
Gesundheit, und
Krankheit entsteht lediglich
durch zu schwache oder zu starke
Reize. Er sucht dann einen
¶
mehr
bestimmten Ausgangspunkt der Krankheit nachzuweisen und findet den originellen Hauptsatz, daß jeder Reiz lokal wirken muß
und wirkt. Erst durch Sympathien wird die Krankheit zu einer allgemeinen, und erst durch sympathische Reizung des Herzens seitens
eines lokalen Reizungsfokus entsteht das Fieber. Der gewöhnliche Ausgangspunkt der Irritation namentlich bei Fiebern war
der Magen
[* 19] und der angrenzende Teil des Dünndarms, eine Gastroenteritis, welche in seiner Lehre
[* 20] eine große Rolle spielt. Seine
Therapie war eine höchst energische, und in der Blutentleerung sah er gewissermaßen ein Universalmittel, namentlich in sehr
reichlicher Applikation von Blutegeln im Epigastrium. In Frankreich stand Broussais' Lehre eine Zeitlang in großem
Ansehen, in Deutschland dagegen hat man ihr fast gar keine Beachtung geschenkt.
Vgl. Reis, Études sur et sur son œuvre (Par.
1869).