(spr. -sso),JeanPierre, franz. Revolutionsmann, geb. zu
Warville bei
Chartres als der 13. Sohn eines
Gastwirts, widmete sich der
Advokatur, gewann durch seine
»Théorie des lois criminelles«
(Par. 1780, 2 Bde.) den Beifall
Voltaires und d'Alemberts und wurde durch seine »Bibliothèque des lois criminelles«
(das. 1782-86, 10 Bde.) in weitern
Kreisen bekannt. Wegen einesPamphlets gegen
Marie Antoinette (vom
Marquis von Pelleport), für dessen Verfasser
man ihn hielt, kam er 1784 in die
Bastille, ward aber nach vier
Monaten auf Betrieb des
Herzogs von
Orléans
[* 7] freigelassen, trat
in die
Kanzlei des letztern und sollte wegen eines dort vorbereiteten
Komplotts verhaftet werden, entkam aber nachLondon,
[* 8] wo er in die
Gesellschaft für Abschaffung des
Negerhandels eintrat und in einer
Zeitschrift die Rousseauschen Gleichheitsideen
verfocht.
Nach
Frankreich zurückgekehrt, gründete er 1788 eine
Société des amis des noirs, in deren Auftrag er nach
Nordamerika
[* 9] ging,
wo er mitThomasPayne bekannt wurde. Auf die Nachricht vom
Ausbruch der
Revolution eilte er nach
Paris zurück
und gab dort 1789 ein
Journal: »Le
Patriote français«, heraus, das bald großen Einfluß gewann. In die
PariserKommune gewählt,
spielte er durch seine Rührigkeit und Gewandtheit unter den Beförderern der
Revolution eine so bedeutende
Rolle, daß der
Hof
[* 10] alle Anhänger der
Reform Brissotins nannte, ein
Name, der später, als Brissot zu der
Gironde gehörte, gleichbedeutend
mit
Girondisten wurde.
1) eine der berühmtesten
StädteEnglands, in
Gloucestershire, an der Vereinigung von
Avon undFrome,
von denen sich ersterer 13 km unterhalb der Stadt in den
Severn ergießt. Das eigentliche Bristol, angeblich über sieben
Hügel
ausgebreitet, liegt am rechten
Ufer,
Redcliffe ihm gegenüber, am linken
Ufer, und
Clifton auf steiler
Höhe weiter unterhalb.
In der
Altstadt sind die
Straßen eng und winkelig, die
Häuser noch teilweise von
Fachwerk
[* 14] aufgeführt,
während
Clifton sich durch seine sich kühn an die Felshänge anschmiegenden Terrassenbauten auszeichnet. Den
Avon, der bei
ihm durch eine malerische Schlucht fließt, überspannt eine kühne
Kettenbrücke, 67 m lang und 88 m hoch. Die in dieser
Schlucht
¶
mehr
entspringenden heißen Mineralquellen (HotWells), früher vielbesucht, sind jetzt vernachlässigt. Bristol zeichnet sich vor den
meisten StädtenEnglands durch seine zahlreichen (über 100) alten Kirchen und in andrer Art ehrwürdigen mittelalterlichen
Bauten aus. Unter den Kirchen sind namentlich hervorzuheben: die von St. Mary in Redcliffe, ein prachtvoller gotischer Sandsteinbau
aus dem 15. Jahrh.;
die Kathedrale, 1306-1332 erbaut und in jüngster Zeit restauriert und vollendet,
mit interessantem normännischen Kapitelhaus;
die kleine, reichverzierte Mayor'sChapel (13. Jahrh.);
die Commercial Rooms (der Hauptsammelplatz der Kaufleute) mit ionischem Portikus;
mehrere der Banken und
zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten.
Auch die Märkte (einschließlich des Ledermarktes) gereichen der Stadt zur Zierde.
Bristol hatte 1871: 182,552, 1881 aber 206,503 und mit Clifton 232,897 Einw. Es ist eine der vornehmsten Fabrik- und Handelsstädte
Englands. Die Industrie liefert namentlich Zucker,
[* 20] Tabak
[* 21] und Zigarren, Metall- und Lederwaren, Seife, Wachstuch,
Maschinen und Glas.
[* 22] Die von den Vlämen eingeführte Tuchweberei hat sich indes nach den Orten im NO. der Stadt gezogen. Es gab
eine Zeit, da Bristol als Seestadt nur von London übertroffen wurde, und im Zeitalter der großen Entdeckungen unternahmen die beiden
Cabots u. a. von hier aus ihre Forschungsreisen.
Der Küstenhandel ist namentlich mit Irland sehr lebhaft. 1883 liefen 8812 Schiffe
[* 28] von 1,228,083 T. ein, 8536 von 1,222,116
T. aus. Der Hafen wurde 1804-1809 mit einem Kostenaufwand von 600,000 Pfd. Sterl. erbaut, indem
man den Avon in ein neues Bett
[* 29] leitete und das alte in Docks verwandelte. Der Avon steigt mit der Flut 6-10 m hoch, so daß die
größten Schiffe an die schönen und breiten Kais gelangen können. Da indes die städtischen Docks selbst
nach ihrer Erweiterung von 1871-73 dem steigenden Verkehr nicht mehr genügten, so hat man an der Mündung des Avon (bei Avonmouth)
durch Anlage von neuen Docks 1876 einen Vorhafen gegründet.
ein Seminar für
Lehrerinnen und mehrere Lateinschulen, die älteste 1532 gegründet.
Das Athenäum sorgt für Verbreitung gemeinwissenschaftlicher
Kenntnisse durch Vorlesungen etc. Die Sternwarte
[* 31] in Clifton steht inmitten römischer Verschanzungen. Nicht weit von ihr liegt
der botanisch-zoologische Garten.
[* 32] Ungemein reich ist an wohlthätigen Anstalten, deren Gründung teilweise ins Mittelalter hinaufreicht.
Erwähnung verdienen namentlich das allgemeine Krankenhaus (GeneralHospital), das städtische Krankenhaus
(Infirmary), das QueenElizabethHospital (ein 1586 gegründetes Waisenhaus) und das von G. Müller ins Leben gerufene Waisenhaus
für 2050 Kinder. Bristol ist Sitz eines anglikanischen Bischofs sowie eines deutschen Konsuls, Clifton dagegen Sitz eines katholischen
Bischofs. Bristol ist Geburtsort von Colston (dem Philanthropen, dessen Gedächtnis noch heute jährlich gefeiert
wird), von S. Cabot, der Dichter Southey und Chatterton und der KünstlerLawrence und Baily. - Die Gründung von Bristol wird von der
Sage auf einen britischen König, Brennus, der Bau des Schlosses auf Alfred d. Gr. zurückgeführt; unter dem NamenCaerBren
(bei den Angelsachsen Brightstow) wird es bei Gildas zur Zeit der römischen EroberungBritanniens als Stadt erwähnt. Am Ende
des 11. Jahrh. hielt man daselbst schon bedeutende Sklavenmärkte. Im 12. Jahrh.
erhielt Bristol größern Umfang und neue Befestigungen, unter andern ein festes Schloß, das in der Folge bisweilen zum Staatsgefängnis
diente und unter Cromwell 1665 niedergerissen ward. Heinrich II. verlieh Bristol, das damals bereits für eine der mächtigsten
StädteEnglands galt, an John of Morton, der den Bürgern 1190 einen Freiheitsbrief bewilligte; Heinrich III. gab es seinem Sohn
Eduard, und unter Heinrich VIII. erhielt es Stadtrecht und wurde Bischofsitz. Seinen höchsten Aufschwung
verdankt es der Schiffbarmachung des Avon (1727) und den 1804 begonnenen Docksanlagen.
Vgl. Corry und Evans, History of Bristol (Bristol
1816, 2 Bde.).
2) Stadt im nordamerikan. StaatConnecticut, 30 km südwestlich von Hartford, hat Holzuhrenfabrikation und (1880) 5347 Einw.
In der Nähe eine Kupfergrube. -
4) Stadt im nordamerikan. StaatRhode-Island, auf einer in die Narragansetbai vorspringenden Halbinsel hoch gelegen, hat einen
guten Hafen und (1880) 6028 Einw. Seiner reizenden Lage und erfrischenden Seeluft wegen wird es während
der Sommerzeit viel besucht. In der Nähe der 95 m hohe MountHope, bekannt aus den blutigen Kämpfen des sogen. KönigsPhilipp,
Häuptlings der Pequodindianer, mit den ersten Kolonisten gegen Ende des 17. Jahrh. Während des Freiheitskriegs wurde Bristol von
den Briten bombardiert und ging größtenteils in Flammen auf.