gereizt wird. Alsdann richtet sie sich empor und bläht den
Hals auf, welcher nun einem
Schild
[* 2] oder
Hut
[* 3] ähnlich wird (daher
Cobra di capello). Sie nährt sich vorzugsweise von Kriechtieren und
Lurchen, jagt aber auch
Mäuse,
Ratten und junge
Hühner
[* 4] und plündert
Vogelnester. Sie schwimmt und klettert gut und ist besonders in der Abenddämmerung thätig.
Es scheint, als wenn die
Geschlechter eng zusammenhielten. Das Weibchen legt bis 18 weiße
Eier
[* 5] von der
Größe der Taubeneier.
Die Brillenschlange beißt nur, wenn sie gereizt wird; ihr
Biß ist höchst gefährlich und tötet kleinere
Tiere in wenigen
Minuten,
Menschen
oft erst nach einigen
Stunden. Das
Gift wirkt am heftigsten, wenn es direkt ins
Blut gebracht wird, aber
auch von
Schleimhäuten und vom
Magen
[* 6] aus. Die
Furchtvor der Brillenschlange ist in einigen Gegenden so groß, daß man
Nahrungsmittel
[* 7] an
ihren Aufenthaltsort trägt, um sie von den
Wohnungen entfernt zu halten. Die
Hindu bringen ihr
Opfer, ja
sie erweisen ihr in den
Tempeln göttliche
Ehre.
Gaukler und
Brahmanen hingegen richten sie zu allerlei Kunststücken ab und gewöhnen sie, unter
Gesang zu tanzen. Bisweilen
werden ihr zu diesem
Zweck vorher die
Giftzähne ausgebrochen, meist beruht aber die Sicherheit der
Gaukler auf einer genauen
Kenntnis der
Gewohnheiten der
Schlange.
[* 8] Gegen den
Biß gebrauchen die Eingebornen ein
Geheimmittel der
Brahmanen,
den
»Schlangenstein«, ein
Kunstprodukt, welches sich fest an die
Wunde ansaugt und wie ein Schröpfkopf wirkt. Er besteht im
wesentlichen aus gebrannten
Knochen.
[* 9]
Auch die
Aristolochia indica wird als
Gegengift gerühmt, doch scheinen die meisten gebissenenMenschen
dem
Gift zu erliegen.
In denJahren 1860-68 konstatierte die Behörde in
Bengalen 9232 durch
Giftschlangen herbeigeführte Todesfälle,
wobei namentlich die in Betracht kommt. In neuerer Zeit behandelt man mit großem Erfolg die
Wunden mit
Ammoniak und gibt innerlich
sehr große
DosenAlkohol. Die ägyptische Brillenschlange
(Uräusschlange,
Ara, Kleopatraschlange,
Haie,
Speischlange, N.HaieMerr.), über 2 m lang, auf der Oberseite strohgelb mit breiten, dunkeln Querbändern in der Halsgegend, auf der Unterseite
lichtgelb, variiert aber sehr in der
Farbe.
Sie findet sich in ganz
Afrika,
[* 10] lebt in Höhlungen, unter
Gestein und Trümmern, im
Wald, in der
Steppe und in der
Wüste. Für gewöhnlich flieht sie vor dem
Menschen, stellt sich aber zur
Wehr, sobald man ihr gegenübertritt. Sie nährt
sich von
Mäusen,
Vögeln und deren
Brut und von
Reptilien, schwimmt und klettert sehr gut, bläht beim
Angriff ebenfalls den
Hals auf und speit auf
Entfernung von 1 m gegen den Angreifer, dabei immer nach den
Augen zielend. Der giftige
Speichel wirkt ätzend.
Die ägyptischen
Gaukler wissen dieses gefährliche Reptil zu zähmen und zu Kunststücken zu dressieren. Durch einen
Druck
mit der
Hand
[* 11] auf den
Nacken und
Kopf der
Schlange versetzen sie dieselbe in eine Art von
Starrkrampf, daß sie
sie wie einen
Stock hin- und herschwingen können, wie wahrscheinlich die Zauberer schon zu
PharaosZeiten thaten. Die alten
Ägypter ehrten diese
Schlangen
[* 12] als die Beschützer ihrer
Felder und bildeten sie häufig ab an beiden Seiten einer
Erdkugel.
Sie hieß bei ihnen
Ara, bei den Griechen und
RömernAspis. Der
HeldRa, die Mittagssonne, trägt die
Uräusschlange
an seinem
Diadem, und ebenso fehlt sie wegen ihrer schnellen Macht über
Leben und
Tod an keinem
Diadem der Pharaonen. Oft dienten
sie zum Hinrichten von Verbrechern und herkömmlich zum
Selbstmord, da die nächste
Wirkung des schnell tötenden
Bisses eine
schmerzlose
Betäubung sein sollte und der
Glaube allgemein war, daß kein andres
Mittel den
Menschen leichter
vom
Leben befreien könne. Auch
Kleopatra soll diese
Schlange benutzt haben.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Arnsberg,
[* 14] an der Ahe, die bald verschwindet, dann
als
Möhne hervorkommt, 7 km von der Eisenbahnstation
Brilon-Korbach (Schwerte-Scherfede), hat 1 evangelische und 2 kath.
Kirchen
(darunter die uralte
Pfarrkirche mit vielen
Reliquien),
Amtsgericht, Bergrevier, ein katholisches
Gymnasium, chemische, Pfeifenfabrik,
Bergbau
[* 15] und Hüttenbetrieb, eine
Wasserleitung
[* 16] und (1880) 4304 Einw. (255
Evangelische). Das aus Grauwackenkalkstein bestehende
Plateau von Brilon, das Einlagerungen von
Galmei-,
Blei- und
Eisenerzen enthält, erreicht in seinen bewaldeten
Kuppen bis 636 m
Höhe.
Brilon, eine der ältesten deutschen
Städte und öfterer Aufenthaltsort
Karls d. Gr., gehörte als
Lehen des
BistumsPaderborn
[* 17] den
Grafen von
Waldeck,
[* 18] wurde 1184 befestigt und kam Anfang des 13. Jahrh. an das
Erzstift
Köln.
[* 19]
Lange Zeit Hauptstadt des Herzogtums
Westfalen,
[* 20] nahm es besonders durch den
Beitritt zur
Hansa erheblichen Aufschwung,
sank aber mit dem
Verfall derselben gleichfalls und hat erst in neuerer Zeit sich wieder gehoben.
Vgl.
Becker, Geschichtliche
Nachrichten über Brilon (Brilon 1869).
KarlGustav von, schwed.
Diplomat und Dichter, geb. im
Kirchspiel Brännkyrka bei
Stockholm,
[* 21] studierte
zu
Upsala,
[* 22]
Halle,
[* 23]
Leipzig
[* 24] und
Jena,
[* 25] wurde 1791 Kabinettssekretär in
Stockholm, 1792
Sekretär
[* 26] der schwedischen Gesandtschaft in
Dresden
[* 27] und 1798
Geschäftsträger zu
Paris.
[* 28] Nach dem 18.
Brumaire 1801 als
Geschäftsträger nach
Berlin
[* 29] berufen,
begleitete
er den preußischen
Hof
[* 30] auf seiner
Flucht nach
Ostpreußen
[* 31] (1807), ging dann 1808 als schwedischer Gesandter nach
London
[* 32] und kehrte 1810 nach
Stockholm zurück, wo er fortan als Hofkanzler und Mitglied des
Kollegiums zur Beratung der allgemeinen
Reichsangelegenheiten thätig war. Er starb Brinckmann war auch Mitglied der schwedischen
Akademie der
Wissenschaften und seit 1835 in den Freiherrenstand erhoben. Unter den Dichtern
Schwedens hat er sich einen
Namen
erworben, vielleicht weniger durch sein großes, mit dem höchsten
Preis der schwedischen
Akademie belohntes Gedicht »Snillets
verld« (»Die
Welt des
Genies«, 1822) als durch seine »Tankebilder« und andre in seine
»Vitterhets-Försök« (Stockh. 1842, 2 Bde.)
aufgenommene
Stücke. Vor allem verdient seine reine
Diktion gerühmt zu werden.
das Zutrinken, die jemand zugetrunkene
»Gesundheit«;
dann auch wohl s. v. w. Trinklied.
Nach den
besten Kennern handelt es sich dabei um den deutschen Landsknechtstrinkspruch: »Ichbring' dir sie« (nämlich
die
SchaleWeins),
und aus dem
Italienischen ist derselbe in fast alle romanischen
Sprachen übergegangen, in die spanische,
portugiesische und französische, welch letztere tautologisch »porter des brindes«
hat.
(das alte
Brundusium), wichtige
See- und Hafenstadt in der ital.
ProvinzLecce am AdriatischenMeer,
der einzige auch den Anforderungen der Neuzeit völlig genügende Naturhafen an der
¶
mehr
Ostküste Italiens
[* 34] von Venedig
[* 35] bis Tarent. Derselbe besteht aus der durch Inseln, die zum Teil durch Molen miteinander verbunden
und durch ein altes KastellFriedrichs II. geschützt sind, gegen das hohe Meer geschlossenen Reede, aus der ein 50 m breiter, 525 m
langer ausgemauerter Kanal
[* 36] (Pigonati) in den innern Hafen führt, wo er sich in zwei Arme teilt, welche
die Stadt in Form zweier Halbkreise einschließen. Dazwischen liegt etwas erhöht an dessen Kaimauern unmittelbar die größten
Dampfer anlegen können. Brindisi ist daher ein Punkt, der, so nahe der Südostspitze der weithin hafenlosen Halbinsel, nur 110 km
von der gegenüberliegenden Küste gelegen, naturnotwendig den Verkehr Unteritaliens und teilweise durch
Italien
[* 37] Mittel- und Nordwesteuropas mit dem Orient sozusagen monopolisieren, ein Ort, der immer und immer wieder emporkommen
muß, wenn er unter ungünstigen politischen Verhältnissen gesunken ist.
Nur Tarent hat für den Verkehr mit dem fernern Orient, nicht aber mit Griechenland
[* 38] gleich günstige Lage.
So hat denn Brindisi, das wahrscheinlich von Griechen angelegt worden, dessen Wichtigkeit aber die Römer
[* 39] nach der Eroberung (268
v. Chr.) durch Ansiedelung einer starken Kolonie (244) erkennen ließen, in drei Perioden eine große Rolle gespielt. Zuerst
in römischer Zeit als Haupthafen für den Verkehr mit Griechenland und dem Orient, wo es bis zu 100,000
Bewohnern anwuchs; dann, nachdem es in den Stürmen der Völkerwanderung, in den Kämpfen zwischen Griechen, Sarazenen und Normannen
tief gesunken war, wieder zur Zeit der Kreuzzüge, namentlich unter Friedrich II., wo sich hier die Heere zur Überfahrt sammelten
(die alten Festungswerke erinnern noch an den großen Staufer), wo Brindisi wieder 60,000 Einw.
gehabt haben soll; dann nach neuem Sinken infolge des Vordringens der Türken im östlichen Mittelmeergebiet, in allerneuester
Zeit durch Eröffnung desSuezkanals und Vollendung der Eisenbahnen über den Brenner und den Mont Cenis bis hierher, die es zum
Endpunkt der Land- und Beginn der Seereise von England nach Indien gemacht haben.
Das geeinigte Italien wandte sofort diesem wichtigen Punkt seine Aufmerksamkeit zu, der Hafen wurde gereinigt, eine neue Stadt
erwuchs aus Schutt und Ruinen, und der Verkehr stieg außerordentlich, statt 600 Schiffe
[* 40] mit 75,000 Ton. im Jahr 1862 liefen 1874 deren 810 mit
363,000 T. ein. Auch seither hat die Zunahme angehalten (1883 liefen 972 Schiffe mit 594,885 T. ein). Hauptsächlich setzen
Reisende und rasch zu befördernde Waren bis hierher die Landreise fort, aber in nicht ferner Zeit dürfte Salonichi in gefährliche
Konkurrenz mit Brindisi treten. Das alte Schloß der Kaiser ist heute in ein Gefängnis umgewandelt; unter den
Kirchen ragen hervor die alte, 1150 von König Roger umgebaute Kathedrale, welche durch Erdbeben
[* 41] wiederholt gelitten hat, und
die alte Rundkirche San Giovanni. Brindisi ist Kreishauptstadt, Sitz eines Erzbischofs, eines deutschen Konsuls und zählt (1881)
14,508 Einw.