Unermüdlich unterstützte er aber auch in den nächsten
Jahren alle
Vorschläge einer Parlamentsreform, bis die im
Grund auf
seinen
Ideen basierende
Reformbill des konservativen
Ministeriums 1867 angenommen wurde. Infolge dieses Durchdringens seiner
Grundsätze trat Bright 1868 als Handelsminister in das
MinisteriumGladstone ein, gab aber schon wegen
seiner geschwächten
Gesundheit sein
Amt aus. Erst nahm er im
Unterhaus seinen alten Sitz als unabhängiger
Liberaler
wieder ein.
Obgleich entschiedener
Freund der nordamerikanischen
Union, sprach er sich gegen die Ansprüche derselben in dem Alabamastreit
aus; gegen die republikanischeBewegung in
England verhielt er sich ablehnend. Am trat er als
Kanzler des Herzogtums
Lancaster wieder ins
KabinettGladstone ein und wirkte für weitere
Ausdehnung
[* 5] des
Wahlrechts, für
Reform
des Steuersystems mit Beziehung auf
Einkommensteuer und für Abänderung des irischen Unterrichtsgesetzes.
Mit dem Rücktritt des
KabinettsGladstone auf welches das konservative
MinisteriumDisraeli
folgte, schied auch Bright wieder aus seinem Staatsamt und trat in die
Opposition zurück, übernahm aber in
Gladstones zweitem
Ministerium im April 1880 abermals ein wenig mühevolles
Amt, das einzige, welches ihm seine geschwächte
Gesundheit zu verwalten
gestattete, bis ihn dieIntervention in
Ägypten
[* 6] im Juli 1882 veranlaßte, aus dem
Kabinett auszuscheiden.
Brights
Charakter wird von allen Seiten gerühmt, ebenso seine Bedeutung als Redner; seine politischen
Grundsätze, welche
wesentlich darauf abzielen, daß die Großmachtstellung
Englands zurücktreten müsse gegen die innere
Entwickelung, haben
zwar zu einer
Reihe von Errungenschaften auf dem Gebiet des innern Fortschritts geführt
(Hebung
[* 7] der niedern
Klassen, Abschaffung der
Monopole, sparsame Finanzwirtschaft, gerechtere Verteilung der politischen
Rechte etc.), aber durch
das
Prinzip der Nichtintervention, soweit sie durchdrangen, die politische
StellungEnglands als einer europäischen Großmacht
nur geschwächt.
Vgl.
Smith, Life and speeches of the R. H.
John Bright (Lond. 1881, 2 Bde.).
Von seinen
Reden und
Briefen sind herausgegeben: »Speeches on parliamentary reform« (Lond. 1867);
»Speeches on questions of public
policy« (1869, 2 Bde.);
2)
SirCharles Tilston,
Ingenieur, geb. 1832, widmete sich seit 1850 dem Telegraphenbau, ward 1853
Ingenieur
der Anglo-irischen
Kompanie, beteiligte sich an der Legung des
Kabels zwischen
England und
Irland, entwarf mit
CyrusWestField
(s. d.) 1856 den
Plan zu der telegraphischen
VerbindungEuropas mit
Amerika
[* 8] und leitete als Chefingenieur die Expeditionen von
1857 und 1858. Nach
dem Gelingen der letztern ward er in den Adelstand erhoben. Als
Ingenieur der British
Telegraph
[* 9] Company
legte er das
Kabel durch den
PersischenMeerbusen nach
Indien und vollendete diese
Arbeit 1864. Von 1865 bis 1868 war er Mitglied
des
Parlaments für
Greenwich. Auch in
Westindien
[* 10] legte er mehrere
Kabel, besonders das 1871 vollendete zwischen den westindischen
Inseln und
Panama.
[* 11] Er schrieb:
»Report of the committee on standards of electrical resistance« (Lond. 1863).
(spr. breit'n),Stadt und Parlamentsflecken in der engl.
GrafschaftSussex, liegt am
Kanal,
[* 12] 74 km von
London,
[* 13] in einem auf das
Meer sich öffnenden
Thal
[* 14] der südlichen
Downs (Kreidehügel)
und ist berühmt als eins der glänzendsten und besuchtesten
SeebäderEnglands. Die
Straßen sind breit
und regelmäßig angelegt, von größter Sauberkeit und reich an
Palästen und den glänzendsten
Läden. Der hübscheste Teil
der Stadt biegt sich um die »Steyne« genannten
Anlagen, welche in eine östliche und eine westliche Hälfte teilen.
Hier befindet sich das 1872 eröffnete
Aquarium, das bedeutendste der
Welt, und nicht weit davon steht
der sogen.
Pavillon, ein in sonderbarem, indisch-chinesischem Mischstil vom
ArchitektenNash für König
Georg IV. erbautes Gebäude
mit zahlreichen
Kuppeln und Türmchen, das jedoch seit
Wilhelm IV. nicht mehr von der königlichen
Familie benutzt und 1850 von der
Stadt angekauft wurde, die es zum Teil zu einem
Museum herrichtete. Östlich davon erstreckt sich am
Meer
entlang, und durch eine 9-18 m hohe
Mauer gegen die schäumenden Wogen geschützt, die sogen. Marineparade, eine der schönsten
Straßen der Stadt, mit langen, geschlossenen
Reihen hoher Prachtgebäude, von welcher der
»ChainPier«, eine 1823 erbaute,
von vier gußeisernen hohen
Säulen
[* 15] getragene Landungskettenbrücke, 345 m weit ins
Meer hineinführt; westlich vom Steyne
zieht sich die nicht minder glänzende
King's Road am
Ufer hin, mit einer ähnlichen
Landungsbrücke, dem 1866 eröffneten, 349 m
langen
»WestPier«, der, von
Läden, Konditoreien,
Pavillons und
Galerien mitBänken umgeben, jetzt die Hauptpromenade
der fashionabeln
Welt bildet.
An der Ostseite der Stadt liegt der Brighton
Park, an dessen Eingang im sogen.
German Spa künstliche
Mineralwässer verabreicht
werden, und nordöstlich davon die Pferderennbahn (race course). hat drei
Saisons im
Lauf desJahrs. Im
Mai und Juni ist es fast
ausschließlich von den
Familien der
Londoner Kleinbürger (tradespeople) besucht, im Juli und
August von
Ärzten,
Advokaten,
Künstlern etc., und in denHerbst- und
Wintermonaten, wenn es an der südlichen Seeküste sonnig warm ist, wimmelt es von
Lords und Ladies, die vom
Kontinent heimkehren.
Georgs IV. (von Chantrey). Brighton hatte 1760 etwa 2000, 1851: 103,758, 1881: 128,407 Einw. Es hat
weder Fabriken noch Seehandel, nur Drechslerwaren werden verfertigt und etwas Fischfang betrieben. - Brighton soll von einem angelsächsischen
Bischof Brighthelm gebaut sein und hieß deshalb in älterer Zeit Brighthelmstun; erst unter Heinrich IV. kam
der jetzige Name in Gebrauch. Nach der normännischen Eroberung wurde es von vlämischen Kolonisten besetzt und wuchs allmählich
zur Stadt heran. 1513 wurde es unter Heinrich VIII. von französischen Seeräubern geplündert und nun seit 1558 zum Schutz
gegen ähnliche Überfälle mit einigen Festungswerken versehen, bis es 1701 und 1705 fast völlig durch
heftige Stürme und das andringende Meer zerstört und begraben wurde.
Der Ort war dann lange Zeit ein unbedeutendes Fischerdorf. Ein englischer Arzt, NamensRussel, lenkte um 1750 zuerst wieder die
Aufmerksamkeit auf Brighton, indem er dasselbe als Seebad empfahl, und als Georg IV., damals noch Prinz von Wales, seit 1782 öfters
das Seebad daselbst gebrauchte, blühte das Städtchen rasch empor. In Brighton verlebte LudwigPhilipp, König der Franzosen, des
Throns beraubt, seine letzten Tage.
Vgl. Erredge, History of Brighthelmston or Brighton (Bright. 1862).