die sogen. Halbbrigaden, bestehend aus 2 Bataillonen Nationalgarden und 1 Bataillon Linientruppen. Unter Napoleon I. wurde der
Name Halbbrigade abgeschafft und die ursprüngliche Benennung »Regiment« wieder eingeführt. Im J. 1808 wurden in Preußen durch
Scharnhorst kombinierte Brigaden von 2 Regimentern Infanterie, 2 Regimentern Kavallerie und 1 Batterie errichtet, die indes,
weil unzweckmäßig, bereits 1813 wieder in Wegfall kamen. Es gilt als Grundsatz, daß die Brigaden die höchste taktische
Einheit bilden, welche noch reglementarische, geschlossene Exerzitien ausführt.
in Deutschland ist diese Bezeichnung dienstlich nur bei der Gendarmerie
im Gebrauch, die andern heißen Brigadekommandeure;
in England und Spanien ist Brigadier eine Rangklasse zwischen
den Obersten und Generalen, in Frankreich bezeichnet Brigadier, abgeleitet von der alten Bedeutung brigade (Beritt), die jüngste Klasse
der Unteroffiziere bei der Reiterei, Artillerie, Gendarmerie, Train und Genie.
(franz., spr. -gang; ital.
Briganti), Unruhestifter, Aufwiegler, dann s. v. w. Straßenräuber, Freibeuter, war zuerst Name der Soldtruppen,
welche die Stadt Paris während der Gefangenschaft des Königs Johann (1358) hielt, und die sich bald durch ihre schlechte Ausführung
berüchtigt machten. Das Wesen und Treiben solcher Brigands verband sich sehr leicht mit politischen Elementen und fand daher in Bürgerkriegen
und zur Zeit anarchischer Zustände reichliche Nahrung, wie denn auch Insurgenten, die sich zeitweise
gegen die bestehende Regierung erhoben, Briganten genannt wurden.
Als Frei- und Streifkorps vereinigten sie dann die Zwecke des Kriegs mit denen des Raubes, so zu Ende des 18. Jahrh. in der Vendée,
später in Spanien und in Süditalien, wo zuletzt nach der Vertreibung der Bourbonen aus Neapel (1860) Scharen
von Briganten für die Herstellung der alten Dynastie auftraten, das Königreich bis an die Thore der Hauptstadt unsicher machten
und so die strengsten militärischen Maßregeln gegen sich hervorriefen.
Vgl. Dubarry, Le brigandage en Italie (Par. 1875).
Figürlich steht Brigands (Briganten) für Erpresser jeder Art, u. Brigandage bedeutet nicht
nur den Straßenraub und das politisch gefärbte Banden- und Raubwesen, sondern jede Art ungerechter Erpressung.
(franz.), eine im Mittelmeer häufig vorkommende Abart der Brigg (s. d.).
Die Brigantine führt Untermasten und Marsstengen,
aus einem Stück gebildet, mit daraufgesetzten Bramstengen;
es fehlen ihr sonach die Marsen (vgl. Schoner).
- Dann Bezeichnung eines im 15. und im Anfang des 16. Jahrh. gebräuchlichen Panzerhemdes aus Leder oder starker Leinwand, welches
mit Stahlschuppen oder -Ringen besetzt war und sich leicht an den Körper anschmiegte.
Die Brigantine wurde von Fußvolk und Reitern
getragen.
ein Fahrzeug mit zwei vollgetakelten Masten, welches also an beiden Masten (Fockmast und Großmast)
gleichmäßig Mars-
und Bramstengen und daran je ein Raasegel (Quersegel) führt; das am erstern Mast befestigte Groß-Gaffelsegel
wird Briggsegel, das Rundholz, woran der untere Teil dieses Segels ausgespannt ist, der Briggbaum genannt. (S. Takelage,
[* ]
Fig.
5.) Bei den europäischen Handelsmarinen sind die Schiffe mittlerer Größe (300-500 Tons) meist derartige
Briggs, während kleinere Schiffe meist als Schoner, größere meist als Barks, seltener als Vollschiffe getakelt sind.
Auch Dampfer führen oft Briggtakelage, so die großen Passagierschiffe des Norddeutschen Lloyd in Bremen und in der Kriegsmarine
viele Avisos. Dagegen sind die Segelbriggs in den Kriegsmarinen, wo sie früher als leichte Schlachtschiffe
von 8-18 Kanonen eine große Rolle spielten (so in dem griechischen Befreiungskampf), aus der Reihe der Gefechtsschiffe verschwunden
und dienen nur noch als Schulschiffe für Schiffsjungen, so in der deutschen Flotte Mosquito, Rover, und in England die training
brigs.
(Briggius), Henry, Mathematiker, geboren um 1556 zu Warleywood bei Halifax in Yorkshire, studierte zu Cambridge,
wurde 1592 Examinator der Mathematik, bald darauf Lehrer der Physik und 1596 Professor der Geometrie am Gresham College in London.
Als 1614 Neper (Napier, s. d.) die Logarithmen erfand, erkannte Briggs sogleich die
außerordentliche Wichtigkeit der Erfindung, aber auch ihre Unzulänglichkeit in der gegebenen Weise, und
sein Vorschlag vermochte Neper, für die Logarithmen die Basis 10 zu Grunde zu legen. Briggs' Lieblingsgeschäft war fortan die
Berechnung von Logarithmen, und in weniger als sieben Jahren bestimmte er 30,000 Logarithmen bis auf 14 Dezimalstellen. Im
J. 1619 an das Merton College nach Oxford berufen, starb Briggs daselbst. Seine »Logarithmorum
chilias prima« (1618) enthält die erste Probe seines neuen Logarithmensystems; seine »Arithmetica
logarithmica« (Lond. 1620) die Logarithmen der Zahlen von 1 bis 20,000 und von 90,000 bis 100,000 mit 14 Dezimalstellen. Seine
»Trigonometria britannica« (Gouda 1633) gibt eine Tafel der Logarithmen der Sinus und Tangenten durch alle
Hundertteile eines Grades auf 14 Dezimalstellen zugleich mit einer Tafel der Sinus, Tangenten und Sekanten.
(ital.), stehende komische
[* ]
Figur der italienischen Volkskomödie,
stellt einen verschmitzten Bedienten vor, der immer bereit ist, Intrigen anzuspinnen, aber die Ausführung
gewöhnlich dem Arlecchino zuschiebt.
Seinem Äußern nach erscheint er in einer mittelalterlichen weißen, mit grünen Bändern
besetzten Livree;
aus dem Dialekt spricht der Bergamaske.
Der und der Arlecchino sind stets die Bedienten und Possenreißer
(Zanni) des Kaufmanns Pantalon, des bolognesischen Dottore und der übrigen stehenden Männerrollen der italienischen
Komödie.
(spr. -haus'), Fabrikstadt im West Riding von Yorkshire (England), 4 km nördlich von Huddersfield, mit (1881) 7964 Einw.,
welche Baumwoll-, Seiden- und Wollweberei, Kornmühlen, Eisenwerke und Maschinenbau betreiben.
(spr. breit), 1) John, engl. Staatsmann, geb. zu Greenbank bei Rochdale, wo er eine große Baumwollmanufaktur
besitzt, Quäker, nahm an der Reformagitation 1831-32 teil, gehörte zu den thätigsten Mitgliedern der Antikorngesetzliga
und ward 1843 für Durham, 1847 für Manchester ins Unterhaus gewählt. Hier wirkte er durch Reden
mehr
und Abstimmung für alle liberalen Maßregeln, wie Emanzipation der Juden, Aufhebung der Navigationsakte u. a., und wurde mit
Cobden das Haupt der sogen. Manchesterschule. 1851 erklärte er sich gegen die Maßregeln, welche das Ministerium Russell zur
Zurückweisung der päpstlichen Übergriffe vorschlug. 1853 war er einer der vorzüglichsten Sprecher beim Friedenskongreß
zu Edinburg. Wegen seiner Opposition gegen den russischen Krieg ward im November 1854 zu Manchester sein Bildnis
verbrannt. Er zog sich nun von der öffentlichen Thätigkeit zurück und wurde erst 1859 wieder von Birmingham ins Parlament
gewählt, wo er sogleich mit dem Vorschlag einer Parlamentsreform auftrat, die jedoch an der vereinigten
Opposition der Tories und der Radikalen scheiterte.
Unermüdlich unterstützte er aber auch in den nächsten Jahren alle Vorschläge einer Parlamentsreform, bis die im Grund auf
seinen Ideen basierende Reformbill des konservativen Ministeriums 1867 angenommen wurde. Infolge dieses Durchdringens seiner
Grundsätze trat Bright 1868 als Handelsminister in das Ministerium Gladstone ein, gab aber schon wegen
seiner geschwächten Gesundheit sein Amt aus. Erst nahm er im Unterhaus seinen alten Sitz als unabhängiger Liberaler
wieder ein.
Obgleich entschiedener Freund der nordamerikanischen Union, sprach er sich gegen die Ansprüche derselben in dem Alabamastreit
aus; gegen die republikanische Bewegung in England verhielt er sich ablehnend. Am trat er als
Kanzler des Herzogtums Lancaster wieder ins Kabinett Gladstone ein und wirkte für weitere Ausdehnung des Wahlrechts, für Reform
des Steuersystems mit Beziehung auf Einkommensteuer und für Abänderung des irischen Unterrichtsgesetzes.
Mit dem Rücktritt des Kabinetts Gladstone auf welches das konservative Ministerium Disraeli
folgte, schied auch Bright wieder aus seinem Staatsamt und trat in die Opposition zurück, übernahm aber in Gladstones zweitem
Ministerium im April 1880 abermals ein wenig mühevolles Amt, das einzige, welches ihm seine geschwächte Gesundheit zu verwalten
gestattete, bis ihn die Intervention in Ägypten im Juli 1882 veranlaßte, aus dem Kabinett auszuscheiden.
Brights Charakter wird von allen Seiten gerühmt, ebenso seine Bedeutung als Redner; seine politischen Grundsätze, welche
wesentlich darauf abzielen, daß die Großmachtstellung Englands zurücktreten müsse gegen die innere Entwickelung, haben
zwar zu einer Reihe von Errungenschaften auf dem Gebiet des innern Fortschritts geführt (Hebung der niedern
Klassen, Abschaffung der Monopole, sparsame Finanzwirtschaft, gerechtere Verteilung der politischen Rechte etc.), aber durch
das Prinzip der Nichtintervention, soweit sie durchdrangen, die politische Stellung Englands als einer europäischen Großmacht
nur geschwächt.
Vgl. Smith, Life and speeches of the R. H. John Bright (Lond. 1881, 2 Bde.).
Von seinen Reden und Briefen sind herausgegeben: »Speeches on parliamentary reform« (Lond. 1867);
»Speeches on questions of public
policy« (1869, 2 Bde.);
»Speeches on public affairs« (1869);
»Public addresses« (1879);
»Public letters« (1885).
2) Sir Charles Tilston, Ingenieur, geb. 1832, widmete sich seit 1850 dem Telegraphenbau, ward 1853 Ingenieur
der Anglo-irischen Kompanie, beteiligte sich an der Legung des Kabels zwischen England und Irland, entwarf mit Cyrus West Field
(s. d.) 1856 den Plan zu der telegraphischen Verbindung Europas mit Amerika und leitete als Chefingenieur die Expeditionen von
1857 und 1858. Nach
dem Gelingen der letztern ward er in den Adelstand erhoben. Als Ingenieur der British Telegraph Company
legte er das Kabel durch den Persischen Meerbusen nach Indien und vollendete diese Arbeit 1864. Von 1865 bis 1868 war er Mitglied
des Parlaments für Greenwich. Auch in Westindien legte er mehrere Kabel, besonders das 1871 vollendete zwischen den westindischen
Inseln und Panama. Er schrieb: »Report of the committee on standards of electrical resistance« (Lond. 1863).