2)
JohnSherren, engl. Geschichtsforscher, geb. 1810 zu
Norwich,
[* 2] studierte in
Oxford
[* 3] und wurde 1841
Professor der englischen
Litteratur amKing'sCollege in
London.
[* 4] Zugleich trat er bei der Archivverwaltung ein und übernahm die Herausgabe der Inventarien
der
Regesten und Aktenstücke, nach deren Beendigung 1851 er die Leitung der Abteilung
übertragen erhielt,
welche die Regierungszeit
Heinrichs VIII. umfaßte. 1862 gab
er den 1.
Band
[* 5] des »Calendar of letters and state-papers, foreign
and domestic, of the reign of
Henry VIII.« (4 Abtlgn.) heraus, eine Sammlung von Dokumentenauszügen
mit eingehenden und wertvollen
Einleitungen; später im
Verein mit
Bullen den »Calendar of the
Carew papers«
(1867-73, 6 Bde.),
eine mit 1515 beginnende und bis zum
TodElisabeths reichende Sammlung auf
Irland sich beziehender
Papiere
aus der
Bibliothek in
Lambeth. 1858 gab er
»Monumenta Franciscana« heraus, welche Quellenschriften über die ersten Klöster
der
Franziskaner enthalten. Außerdem hat er eine
Reihe kirchengeschichtlicher Untersuchungen, namentlich über
das
Athanasianische Glaubensbekenntnis, veröffentlicht und
FullersKirchengeschichte neu ediert. 1877 legte er sein Lehramt
nieder, um ein Pfarrbenefiz zu Toppesfield in
Essex zu übernehmen, und starb hier im Juni 1879. Aus seinem
Nachlaß erschien:
»English studies, or
Essays in
English history and literature« (Lond. 1881).
verdient um die
Wissenschaft machte er sich aber besonders durch seine vielfachen und wertvollen Untersuchungen auf dem Gebiet
der
Optik. Er schrieb noch: »Letters on natural magic« (Lond. 1831, neue
Ausg. 1883; deutsch, Berl. 1833);
»Treatise on optics« (Lond. 1832, neue Ausg.
1853; deutsch, Quedlinb. 1835, 2 Bde.);
»The stereoscope« (das. 1856) und »The
kaleidoscope« (Edinb. 1819; 2. Aufl., das.
1858) sowie viele
Artikel für die 7. und 8.
Auflage der »Encyclopaedia Britannica«. 1808 übernahm er die Redaktion
der »Edinburgh Encyclopaedia«, die treffliche
Aufsätze von ihm enthält.
Mit
Jameson gründete er 1809 das
»Edinburgh Philosophical
Journal«, welches er von 1824 bis 1832 allein redigierte.
Vgl.
»Home life of
SirDavid Brewster«, herausgegeben
von seiner Tochter (3. Aufl., Edinb. 1881).
(Bretzel,Brätzel,Bratzel), altdeutsches Gebäck von verschiedener
Größe und mit sehr verschiedenen Zuthaten,
in Form eines
Ringes, dessen
Enden da, wo der
Ring schließt, kreuzweise übereinander gebogen und an den entgegengesetzten
Seiten des
Ringes befestigt sind. Wegen der
Kreis- und Kreuzform der hat man ihrem Ursprung mancherlei Beziehungen untergelegt.
Einige wollten darin die Zauberbänder der altgermanischen
Frauen wieder erkennen; andre leiteten die Benennung her vom lateinischen
Preciunculae (»Gebetchen«) oder Pretiola (»kleine
Belohnung«),
weil in der ersten christlichen
Kirche Brezeln ein priesterliches
Geschenk für
Kinder, eine
Belohnung für erlernte
Gebete und ihre Form zugleich eine
Anweisung zum
Beten gewesen sei, indem sie zwei zum
Gebet verschlungene
Hände vorstellen sollten.
Wieder andre halten die Brezel für ein Zeichen des
Kreuzes in einem
Kreis,
[* 17] als ein
Symbol der Herrschaft
der christlichen
Religion über den Erdkreis, eine
Annahme, wofür auch die Zeit ihrer Bereitung, in den
meisten Gegenden um die
Fasten, zu sprechen scheint; noch andre leiten das
Wort ab von Bracellum (»kleiner
Arm«),
wegen der
Ähnlichkeit
[* 18] der Brezel mit zwei ineinander verschlungenen
Armen.
Endlich soll ein
Rad bedeuten und das
Wort slawischen
Ursprungs sein.
ein uralter, von
Sagen belebter
Wald in der
Bretagne, der in den mittelalterlichen
Epen, besonders im
»Parzival«,
als Schauplatz der
Wunder der Artussage eine große
Rolle spielt.
(spr. brschesnitz),Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Blatna, an der
EisenbahnRakonitz-Protivin, hat ein
Schloß mit
Bibliothek undKapelle, ein ehemaliges Jesuitenkollegium
(jetzt Amtsgebäude), ein Bezirksgericht und (1880) 2855 Einw.
doctrines des amis de la paix« (Brüssel
[* 20] 1849),
welche die idealen Anschauungen der Friedensapostel verspottete. Die militärisch-politische
Schrift »Dela guerre, de l'armée et de la garde civique« folgte 1850. Für seine »Considérations politiques
et militaires sur la Belgique« (1852, 3 Bde.) erhielt
Brialmont 1856 den halben Preis von 5000 Frank von der belgischen Akademie. Den vorgeschlagenen Umbau von Antwerpen
[* 21] behandeln die Schriften: »Résumé d'études sur les principes généraux de la fortification des grands
pivots stratégiques; applications à la place d'Anvers« (anonym, 1856) und »Agrandissement général
d'Anvers« (1858), in denen er das Bastionärsystem verwarf und eine Festung
[* 22] von großer Entwickelung mit
verschanztem Lager
[* 23] nach den Grundsätzen der neuen deutschen Schule verlangte.
SeinProjekt gelangte 1860-64 zur Ausführung.
Der »Traité de fortification polygonale« (1869) rief wiederholt Entgegnungen durch französische, dem Bastionärsystem anhängende
Ingenieure hervor. Weitere beachtenswerte Schriften Brialmonts sind: »Histoire du duc de Wellington« (1856, 3 Bde.);
ȃtudes
sur la défense des états et sur la fortification« (1863, 3 Bde.,
mit Atlas);
[* 24]
»Tactique de combat des trois armes« (1881, 2 Bde.).
Sein Werk »La situation militaire de la Belgique« (1882)
fand ebensoviel Beifall wie herbe Kritik. Mit seiner Ansicht, daß die fortifikatorische Erweiterung von
Lüttich
[* 25] und Namur
[* 26] notwendig sei, begegnete er wachsendem Widerstand im Land, und als er 1883 ohne Wissen seiner Regierung einem
Ruf des Königs von Rumänien
[* 27] nach Bukarest
[* 28] zur Bearbeitung eines Entwurfs für die Befestigung der Landesgrenze dieses Staats folgte,
erhielt er im Juli seine Entlassung aus dem aktiven Heeresdienst. 1884 ward er indes wieder in seine
Ämter eingesetzt.