Bearbeiter. Seit dem 16. Jahrh. bedienten sich auch die Geistlichen der bretonischen Sprache, um durch Abfassung geistlicher
Dramen und religiöser Dichtungen, durch Predigten und Erbauungsbücher auf das Volk einzuwirken, und hatten zum Teil, wie namentlich
Le Nobletz de Kerodern (gest. 1651) und der Pater Maunoir (gest. 1683), großen Erfolg. Gegenwärtig erscheinen
nicht nur Zeitschriften in bretonischer Sprache, sondern auch Dichter und Schriftsteller verwerten, ähnlich wie in der Provence,
das alte Volksidiom in selbständigen Arbeiten, wie z. B. Brizeux, Goesbrand, Laouénou, Ricou, Clech u. a.
Vgl. Le Maou, La
bibliothèque bretonne (St.-Brieuc 1851);
La Villemarqué, Notices des principaux manuscrits des anciens Bretons (Par.
1856).
Karl Gottlieb, protest. Theolog, geb. 1776 zu Gersdorf im sächsischen Erzgebirge, studierte seit 1794 in
Leipzig Theologie. Nachdem er an der Universität zu Wittenberg seit 1804 theologische und philosophische Vorlesungen gehalten,
ward er 1807 Oberpfarrer zu Schneeberg, 1808 Superintendent in Annaberg, 1816 Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat zu
Gotha, wo er starb. Bretschneider kultivierte ebenso erfolgreich die theoretische und
wissenschaftliche wie die praktische Seite der Theologie und vertrat als höchst thätiger Geschäftsmann die mannigfaltigsten
Interessen der Kirche und Schule mit Geschick und Energie.
Unter seinen wissenschaftlichen Schriften sind hervorzuheben: das »Lexicon manuale graeco-latinum in libros
N. Test.« (3. Aufl., Leipz. 1840, 2 Bde.)
und die »Probabilia de evangelii et epistolarum Johannis apostoli indole et origine« (das. 1820). Letztere Schrift, welche die
Echtheit des Johanneischen Evangeliums vornehmlich aus innern Gründen bestritt, rief eine Flut von Gegenschriften hervor. Sein
im »Handbuch der Dogmatik der evangelischen Kirche« (4. Aufl., Leipz. 1838, 2 Bde.)
dargelegter dogmatischer Standpunkt war der des philosophisch geschulten Rationalismus. Zahlreich sind seine Schriften über
die kirchlichen Zeitfragen, Union, Symbole etc., die er auch in theologischen Romanen behandelte. Zu erwähnen ist noch sein
»Corpus reformatorum« sowie seine Beteiligung an der »Allgemeinen
Kirchenzeitung«. Seine Selbstbiographie erschien Gotha 1851.
(Bret, Planke, Diele), eine durch Sägen mittels Blocksägen, aber gewöhnlich in Säge- oder Schneidemühlen durch
Sägen aus einem Baumstamm (Bloch) geschnittene Holzplatte, die in der Regel 3,8, 5,5, 6 oder 6,3 m lang
ist. Nach ihren Dimensionen unterscheidet man in Nord- und Mitteldeutschland: Herrenbretter, ¾ Zoll (19,6 mm) stark, 6-8
Zoll (16-21 cm) breit, rein, gut und vollkantig;
Brettstücke, ¼ Zoll (32,5 mm) stark. In Österreich sagt man Laden statt Bretter. Im Handel namentlich auf
der Weser werden die Bretter nach Schocken unter dem Namen Sechziger, Vierziger etc. verkauft, indem je nach ihrer Stärke 60, 40 etc.
auf ein Schock gehen.
Die stärkern Sorten heißen in Nord- und Mitteldeutschland Bohlen (s. Bohle) oder Pfosten, in Süddeutschland
Dielen
oder Zweilinge, wenn sie 2 Zoll (52 mm), Dreilinge, wenn sie 3 Zoll (78,5 mm), Schleifdielen, wenn
sie 3½ Zoll (91,5 mm) stark sind. Die äußersten Bretter eines Bloches, welche auf einer Seite ganz baumkantig sind, heißen
Schwarten, die nächstfolgenden Schwart- oder Endbretter. Um Bretter zu gewinnen, zerschneidet man die Bäume in sogen. Brettblöcke
(Sägeblöcke, Bloche) von 3,77, 5 etc. m Länge und schneidet diese auf der Sägemühle.
Bei Berechnung der Bretter, die man aus einem Baum gewinnen kann, muß man den achten Teil der Stärke auf die Sägeschnitte
abrechnen. Um nun zu bestimmen, wieviel Bretter ein Bloch liefert, hat man an demselben das größte Quadrat oder die
größte quadratische Stärke zu bestimmen, was entweder durch geometrische Konstruktion oder durch bloße Berechnung geschieht,
auf die erste Art, indem man durch das Zentrum des Bloches eine gerade Linie zieht, in deren Mitte eine senkrechte Linie errichtet
und dann die dadurch gegebenen vier Punkte in der Peripherie durch gerade Linien verbindet. Durch Rechnen
aber läßt sich die größte Quadratstärke des Bloches leicht finden, wenn man von dem Verhältnis ausgeht, daß 17 Zoll (44
cm) Durchmesser 12 Zoll (31,4 cm) Quadratstärke geben.
Zum Zweck des Austrocknens werden die Bretter unmittelbar nach dem Schneiden aufgestapelt oder gehölzelt, d. h. entweder durch
Verschränkung beim Aufeinanderlegen oder durch Dazwischenlegen von Holzklötzchen dem Luftdurchzug ausgesetzt.
Um das leicht stattfindende Aufreißen der Bretter, Pfosten und Bohlen, namentlich der buchenen, zu verhüten, werden die
Hirnseiten derselben mit Leinwand oder Papierstreifen verklebt; außerdem muß man die beim Übereinanderschichten (Aufstapeln)
der Bretter zwischen je zwei Bretter zu liegen kommenden Brettstreifen (Stapelhölzer) ganz an das Ende
herauslegen, da das entgegengesetzte Verfahren das Aufreißen befördert; aus diesem Grund ist das Aufstapeln der feuchten
Bretter im Viereck besonders zu empfehlen.
Bretter bilden in Ländern mit großen Waldungen einen wichtigen Handelsartikel, und es beschäftigt dieser Hauptzweig des
Holzhandels in Kanada, Schweden, Rußland sowie auch in Dänemark, Norwegen, Deutschland und an den Zentralpunkten
der Konsumtion große Kapitalien. In Deutschland sind der Franken-, der Thüringer und der Schwarzwald Hauptsitze der Bretterfabrikation.
Die Ausfuhr geht von da floßweise auf dem Main und Rhein, der Werra und Weser nach Holland und nach Bremen. Die meisten Bretter
aber liefert neuerlich Schweden. Für polnische und preußische Bretter ist Danzig der Hauptmarkt.
(Bretheim, gewöhnlich in der Pfalz genannt), Amtsstadt im bad. Kreis Karlsruhe, am Saalbach und den Linien Karlsruhe-Eppingen
und Bruchsal-Bretten der Badischen und Bretten-Bietigheim der Württembergischen Staatseisenbahn, hat ein Amtsgericht, 3 Kirchen, Denkmäler
Melanchthons (seit 1867) und des Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz, Maschinen-, Lampen- und Blechwarenfabrikation, 2 Dampfsägemühlen
mit Holzhandel, eine Gas- und Wasserleitung und (1880) 4034 Einw. (863 Katholiken). Bretten ist
Geburtsort Melanchthons, dessen Geburtshaus am Markt, durch eine Inschrift kenntlich gemacht, jetzt Eigentum der 1861 zur Unterstützung
armer Studenten gegründeten Melanchthon-Stiftung ist. Bretten kommt urkundlich schon im 8. Jahrh.
als Breteheim im Enzgau vor. Es gehörte zunächst als Lehen des Bistums Metz den Grafen von Eberstein, fiel zu Ende des 13. Jahrh.
an Zweibrücken und
mehr
1339 an Baden, von dem es an Kurpfalz zuerst verpfändet, dann verkauft wurde; 1504 ward es von Herzog Ulrich von Württemberg, 1621 von
den Kaiserlichen vergeblich belagert, 1632 von Montecuccoli geplündert, fiel 1644 in französische Hände, wurde ein Jahr
später von den Bayern erobert und 1689 von den Franzosen gänzlich niedergebrannt. 1803 kam die Stadt
an Baden.