Breton de los Herreros - Bretonische Sprache und Litteratur
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darstellend, die mit
Krügen zu der
Quelle herabsteigen, ein
Bild, das dem
oben erwähnten Sonnenuntergang ebenbürtig zur Seite
steht. Es folgten 1868 die Kartoffelernte, 1870 die Wäscherinnen in der
Bretagne, 1872 die Kuhhirtin, 1875 das
Johannisfest, 1877 die
Ährenleserin und 1881 die
Frau aus dem
Artois. 1872 erhielt er die Ehrenmedaille des
Salons. Breton veröffentlichte 1875 einen
Band
[* 2] Gedichte unter dem
Titel: »Les champs et la mer«.
Seitdem ohne öffentliches
Amt, starb er in
MadridSchon 1837 war er zum Mitglied der königlich span.
Akademie ernannt
worden. Breton de los Herreros ist der bedeutendste und einflußreichste spanische Dichter der ersten Hälfte des 19. Jahrh.
und hat namentlich auf dem Gebiet der dramatischen Litteratur eine große Produktivität entwickelt.
Kaum 17 Jahre alt, schrieb er das
Lustspiel
»A la vejez viruelas« (1817) und darauf, da er Beifall fand, noch über 150 Bühnenstücke,
teils
Originale, teils Bearbeitungen fremder
Dramen, sämtlich in
Versen.
Unter den
Lustspielen verdienen »Marcela«, »A
Madrid me vuelvo«,
»Toto es farsa en este mundo«, unter den historischen
Schauspielen
»Fernando el emplazado« und »Belido Dolfos«
besondere Hervorhebung. Auch als
Lyriker und namentlich als Satiriker ist Breton de los Herreros berühmt, so besonders durch die Gedichte: »El
carnaval«
(Madr. 1833),
»La hipocresia« (das. 1834),
»Epistola moral sobre las costumbres del siglo« (das.
1841),
»La desvergüenza« (das. 1858). Eine Sammlung
seiner poetischen Werke, von ihm selbst besorgt, erschien zu
Madrid (1850-52) in 5
Bänden; eine Auswahl derselben unter dem
Titel:
»Obras escogidas« zu
Paris
[* 6] (1875) in 2
Bänden.
Sprache
[* 7] und Litteratur. Das Bretonische (Breizad, franz. bas breton), die alte
Sprache der
Bretagne, hier und da auch Armorikanisch genannt (von
Aremorica, dem alten
Namen der
Bretagne), ist eine der wenigen
keltischen
Sprachen (s. d.), die sich bis auf die Gegenwart erhalten haben. Es bildet
zusammen mit dem
»Welsh« in
Wales und dem neuerdings ausgestorbenen
»Cornish« in
Cornwallis sowie mit der nur
aus einer Anzahl alter
Inschriften bekannten
Sprache der alten
Gallier die kymrische oder südliche
Gruppe der keltischen
Sprachen.
Das Herrschaftsgebiet der vier bretonischen
Dialekte, von denen der von
Léon (s.
Bretagne) am wichtigsten und genauesten erforscht
ist, beschränkt sich heutzutage auf wenige
Departements im westlichen
Frankreich, nämlich auf dasDepartementFinistère und den östlichen Teil der
DepartementsCôtes du Nord und
Morbihan. Am nächsten verwandt ist das Bretonische mit
dem keltischen
Dialekt der englischen
ProvinzWales, dem schon genannten
»Welsh«, sowie mit dem
»Cornish«, übertrifft aber diese
beiden
Dialekte noch an Abgeschliffenheit seiner
Formen und
Wörter und gibt der vergleichenden Sprachforschung
manche schwierige
Rätsel zu raten
auf.
Der englische Keltolog J.
^[John] Rhys in
Oxford
[* 8] und andre kompetente Beurteiler halten daher das Bretonische für einen Abkömmling
der keltischen
DialekteEnglands, indem sie sich auf die Nachrichten alter
Autoren über wiederholte
Einwanderungen aus
Großbritannien
[* 9] nach der
Bretagne stützen, die etwa im 6. Jahrh.
n. Chr. ihren
Abschluß erreichten (vgl. Rhys, Lectures
on
Welsh philology, 2. Aufl., Lond. 1879;
Belloguet, Ethnogénie gauloise, Par. 1858-75, 4 Bde.).
Um die grammatische und lexikalische Bearbeitung der
Sprache haben sich besonders der
PaterGregoirevon Rostrenen,L. Lepelletier
und vor allen Le
[* 10] Gonidec (gest. 1838) verdient gemacht.
Letzterer verfaßte die beste
Grammatik (Par. 1807, 3. Aufl.
1850) sowie ein vorzügliches
Wörterbuch
(Angoulême 1821, St.-Brieuc 1847-50, 2 Bde.) und hat das
Bretonische überhaupt erst zur eigentlichen Schriftsprache erhoben.
Viele auf das Bretonische bezügliche Abhandlungen enthält die von Gaidoz in
Paris redigierte
Zeitschrift
»Revue Celtique«.
Die bretonische Litteratur der frühsten Zeit (seit dem 6. Jahrh.) fällt
mit der Bardenlitteratur auf den britischen
Inseln zusammen. Mehrere der ältesten und ausgezeichnetsten jener
Sänger (darunter
Gweznou, Taliesin, Sulio) gehörten der
Bretagne an, und ihre kräftigen und lebensvollen
Poesien, teils historisch-patriotischen,
teils religiösen und erotischen
Inhalts, waren von nicht geringem Einfluß auf die
Dichtung der französischen
Trouvères der nachfolgenden
Jahrhunderte.
Wir erinnern nur an den reichen, von den mittelalterlichen Dichtern so vielfach behandelten
Sagenkreis von König
Artus (s. d.)
und dem Zauberer
Merlin, welcher aus den
Lais der walisisch-bretonischen Harfner hervorgegangen ist. Zu den bekanntesten altbretonischen
Werken gehören die aus dem 13. und 14. Jahrh. stammenden
Mysterien: »La
vie de sainte
Nonne« und
»Jésus«
(letzteres hrsg. von
La Villemarqué, 2. Aufl. 1866). Als im
Lauf der Zeit die
französische Sprache und
Kultur immer entschiedener
im Land zur Herrschaft gelangten und das Bardentum allmählich abstarb, wurde auch das Bretonische aus den höhern
Schichten
derGesellschaft immer mehr verdrängt; aber das eigentliche
Volk hielt an der heimischen
Sprache und
Poesie,
an den nationalen
Erinnerungen und
Überlieferungen mit um so größerer
Zähigkeit fest.
Die alten volksmäßig gewordenen
Lieder und
Sagen wurden fortgesungen und forterzählt, umgedichtet und durch neue, in dem
gleichen
Geist verfaßte vermehrt und haben sich so in großer Anzahl bis auf unsre
Tage erhalten. Um die
Bekanntmachung bretonischer Litteraturdenkmäler hat sich in neuerer Zeit besonders
La VillemarquéVerdienste erworben, der
eine vorzügliche Sammlung bretonischer
Volkslieder unter dem
Titel: »Barzaz-Breiz« (mit Übersetzung, Anmerkungen,
Melodien
etc., Par. 1839; 6. Aufl. 1867; deutsch
von
Hartmann u.
Pfau, Köln
[* 11] 1859),
außerdem
»Contes populaires des anciens
Bretons« (1842, 2 Bde.),
»Poèmes bretons au moyen-âge« (mit Übersetzung und
Glossar, das. 1879) u. a. veröffentlichte. Die erwähnten
Volkslieder sind von hoher Eigentümlichkeit und enthalten ohne
Zweifel mehr von echter
Poesie als die Überbleibsel
der keltischen Bardendichtung jenseit des
Kanals. Eine andre Sammlung bretonischer
Dichtungen gab Luzel unter dem
Titel: »Bepred
Breizad«
(Morlaix 1865) heraus. Die
Legenden und
Sagen fanden an
Souvestre in dessen
»Foyer breton« (Par. 1844) einen verständnisvollen
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Bearbeiter. Seit dem 16. Jahrh. bedienten sich auch die Geistlichen der bretonischen Sprache, um durch Abfassung geistlicher
Dramen und religiöser Dichtungen, durch Predigten und Erbauungsbücher auf das Volk einzuwirken, und hatten zum Teil, wie namentlich
Le Nobletz de Kerodern (gest. 1651) und der Pater Maunoir (gest. 1683), großen Erfolg. Gegenwärtig erscheinen
nicht nur Zeitschriften in bretonischer Sprache, sondern auch Dichter und Schriftsteller verwerten, ähnlich wie in der Provence,
das alte Volksidiom in selbständigen Arbeiten, wie z. B. Brizeux, Goesbrand, Laouénou, Ricou, Clech u. a.
Vgl. Le Maou, La
bibliothèque bretonne (St.-Brieuc 1851);