Bremer
Grün, s. Bremer Blau. ^[= blaugrüne oder grünblaue Malerfarbe, wird aus eisenfreiem Kupfervitriol oder ...]
Grün, s. Bremer Blau. ^[= blaugrüne oder grünblaue Malerfarbe, wird aus eisenfreiem Kupfervitriol oder ...]
(Bremerhafen), Hafenstadt im deutschen Freistaat Bremen, [* 2] am Ausfluß [* 3] der Geeste in die Wesermündung, mit Bremen durch Eisenbahn verbunden, gegenüber der auf dem linken Geesteufer gelegenen preußischen Stadt Geestemünde, ist der erst in neuerer Zeit angelegte Seehafen Bremens (s. Plan). Zu dem ersten Bassin, das 1827 auf Anregung des Bremer Bürgermeisters J. ^[Johann] Smidt eingerichtet und 1830 eröffnet wurde, kamen (1851-66) ein zweites von 845 m Länge und 130 m Breite [* 4] und 1874 ein drittes, der sogen. »Kaiserhafen« (600 m lang, 115 m breit), der mit der Weser und dem zweiten Hafen durch Schleusen in Verbindung steht, hinzu.
Eine Erweiterung der Hafen- und Verkehrsanlagen sowie der Lagerräume für Petroleum ist seit der Erwerbung eines Areals von 36 Hektar (1871) von Preußen [* 5] ermöglicht worden. Zahlreiche Docks (darunter das großartige Trockendock des Norddeutschen Lloyd), Werften (mit 900 Arbeitern), geräumige Lagerhäuser, ein Dampfkran, der Lasten von 60 Ton. heben kann, sind vorhanden. An den Flutschleusen des mittlern Hafenbassins erhebt sich der 32,5 m hohe Leuchtturm; ein zweiter, 35 m hoch, wurde 1850 auf dem zwischen der Weser- und Jademündung sich hinziehenden Sandlager Hoheweg, ca. 30 km nordwestlich von Bremerhaven, errichtet, und ein dritter, weiter abwärts im offenen Meer, ist der Vollendung nahe.
Unterhalb Bremerhaven auf Langlütjensand (s. d.) und bei Brinkamas Hof [* 6] sind von der deutschen Regierung vier Forts angelegt, welche mit eisernen Drehtürmen ausgestattet, mit den schwersten Geschützen armiert und mit den Vorkehrungen zur Legung von Torpedos [* 7] und Minensperren versehen sind. 1883 wurde der Hafen besucht von 1223 Seeschiffen von 873,504 Ton. hat 2 evang. Kirchen (1 unierte und 1 lutherische) und 1 katholische, ein Gymnasium mit Realabteilung, ein städtisches Technikum, eine Stadtbibliothek, eine naturwissenschaftliche Sammlung, ein Theater, [* 8] ein Krankenhaus, [* 9] Fabrikation von Chronometern, Schiffsmeßinstrumenten, Rettungsapparaten, eine Gasleitung, 3 Wasserleitungen, Kanalisation, basierend auf Ebbe und Flut, eine Quarantänestation für sämtliche Weserhäfen und mit der Garnison (Fußartillerie vom 9. Armeekorps) (1880) 13,743 Einw. (451 Katholiken und 75 Juden), mit den unmittelbar dabeiliegenden preußischen Orten Lehe, Geestemünde und Geestendorf aber 25,994 Einw. Bremerhaven ist Sitz eines Amtsgerichts mit Kammer für Handelssachen; der Magistrat zählt 8, die Stadtverordnetenversammlung 30 Mitglieder.
Flecken, s. Lehe. ^[= Flecken und Kreishauptort im preuß. Regierungsbezirk Stade, an der Geeste und ...]
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Stade, [* 10] an der schiffbaren Oste, von welcher unterhalb der Stadt ein Kanal [* 11] zur Schwinge (Elbe) führt, Sitz eines Amtsgerichts, mit Mühlenbetrieb, Kunstdüngerfabrik, Bierbrauerei, [* 12] lebhaften Viehmärkten und (1880) 2923 Einw. Die Burg Bremervörde wurde zu Anfang des 12. Jahrh. vom Herzog Lothar erbaut und war lange Zeit Sitz der Erzbischöfe von Bremen, bis dieselben 1547 von den Bremern vertrieben wurden; ihr Residenzschloß wurde 1862 abgebrochen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Bremervörde 1628 von den Kaiserlichen, 1645 von den Schweden [* 13] erobert u. verbrannt.
Stadt im schweizer. Kanton Aargau, [* 14] Kopfstation der Bahnlinie Wohlen-Bremgarten, auf einer Halbinsel der Reuß, [* 15] mit (1880) 1679 Einw., war lange Zeit habsburgisch und kam 1415 an die Eidgenossenschaft. Bremgarten ist des Reformators Bullinger Geburtsort und diente 1793-95 dem Herzog von Chartres, nachmaligem König Ludwig Philipp von Frankreich, als Asyl.
bei zoolog. Namen Abkürzung für J. ^[Johann Jacob] Bremi-Wolf (geb. 1791, gestorben als Drechsler 1857 in Zürich; [* 16] Entomolog).
(Bremsschächte, Bremswege), im Bergbau [* 17] Verbindungen zweier Sohlen, meist in der Fallrichtung der Lagerstätte, in welchen gewonnene Massen von obern Sohlen zu einer tiefern mittels Bremsvorrichtung auf Schienengeleisen befördert werden.
(Brems), Vorrichtung, mittels welcher man den Gang [* 18] der Maschinen mäßigen oder ganz aufheben kann. Die miteinander zusammenhängenden Teile einer Maschine, [* 19] sobald dieselben nicht, wie z. B. bei Eisenhobelbänken, durch die zu überwindenden großen Widerstände in einer so langsamen Bewegung erhalten werden, daß dadurch jeden Augenblick die Kraft [* 20] der Umtriebsmaschine völlig vernichtet wird, werden, wie jede einmal in Bewegung gesetzte Masse, infolge ihrer Trägheit sich gewöhnlich auch dann noch einige Zeit weiterbewegen, wenn die Kraftmaschine aufhört, thätig zu sein, bis ihnen die aufgenommene lebendige Kraft durch äußere, gewöhnlich Reibungswiderstände vollständig entzogen ist. Am Eisenbahnzug, am Dampfschiff [* 21] läßt sich diese Beobachtung täglich anstellen. In manchen Fällen kann man ein schnelles Stillhalten dadurch hervorbringen, daß man die Kraftmaschine im umgekehrten Sinn sich zu bewegen zwingt, z. B. beim Dampfschiff. In andern Fällen (bei den Eisenbahnzügen, den Fördermaschinen der Bergwerke etc.) bedient man sich zu demselben Zweck der Bremse. Zuweilen handelt es sich auch darum, eine Verbindung von Maschinenteilen zur Ruhe zu bringen, selbst wenn die Kraft- oder Umtriebsmaschine noch unausgesetzt thätig ist oder wenigstens der natürliche Motor fortdauernd auf dieselbe einwirkt.
Dieser Fall tritt bei den gewöhnlichen (deutschen und holländischen) Windrädern und bei Wasserrädern (insbesondere Schiffsmühlenrädern) ein, wo die Naturkraft, der Wind, resp. das Wasser, ohne abgeleitet werden zu können, die Flügel oder Schaufeln des Rades stets voll trifft, während das Rad durch die Wirkung einer Bremse festgehalten wird. Hieran schließt sich der Fall, wo die Bremsen [* 22] dazu dienen, die Bewegung eines (meist unter dem Einfluß der Schwerkraft stehenden) Körpers zu mäßigen, z. B. eine an einem Kran [* 23] hängende Last langsam zu senken (Senkbremsen).
Als solche werden auch die Bremsen an Wagen und Eisenbahnen beim Bergabfahren benutzt. Hierher könnten auch die Wasserbremsen (s. d.) gerechnet werden. Insbesondere bietet auch die Bremse als Dynamometer [* 24] (s. d.) ein vorzügliches Mittel, um die Kraft, d. h. die Arbeitsstärke, von Umtriebsmaschinen, also Dampf-, Wasser- und Windmotoren, mit Sicherheit zu bestimmen. Man läßt nämlich die Maschine sich allein bewegen, ganz außer Verbindung mit den Arbeitsmaschinen, und reguliert nunmehr ihren Gang mit einer Bremse so lange, bis sie die Geschwindigkeit erlangt hat, welche ihre normale sein soll, wenn sie später die Arbeitsmaschinen in Gang erhält. Die durch eine einfache Rechnung ausfindig zu machende Kraft der Reibung [* 25] der Bremse drückt direkt die Kraft der Umtriebsmaschine aus.
Alle Arten der Bremsen haben vier unterschiedliche Teile: einen mit der zu bremsenden Maschine fest verbundenen Teil, meist in Form eines Rades oder einer Scheibe (Bremsrad, Bremsscheibe), den die Bremsung hervorbringenden, sich gegen den erstern legenden und an ihm reibenden Teil, Backen, Band, [* 26] Seil etc. (Bremsbacken, Bremsband, Bremsseil), einen Motor (Menschenkraft, Dampf, [* 27] gepreßte ¶
Luft etc.) zum Andrücken des Bremsbackens etc. gegen die Bremsscheibe und somit zur Erzeugung der die Bremswirkung hervorbringenden Reibung, endlich eine Transmission [* 29] oder Übersetzung zur Vergrößerung dieses Druckes (Hebel, [* 30] Kniehebel, [* 31] Exzentrik, [* 32] Schraube).
Nach der Art des bremsenden Körpers unterscheidet man Backenbremsen, Band-, Gurt-, Seil- und Gliederbremsen, Kegelbremsen, nach dem Motor in der einfachsten Form Handbremsen und mechanische Bremsen.
1) Backenbremse (Fig. 1). A Bremsscheibe, auf der zu bremsenden Welle B befestigt, C Bremsbacken (Bremsklotz), E Hebel (hier die Transmission bildend), um den festen Punkt D drehbar. Wenn bei F ein Druck in der Pfeilrichtung erfolgt, so wird C mit einer den Hebelverhältnissen entsprechend vergrößerten Kraft gegen A gedrückt und hindert dessen Rotation, vorausgesetzt, daß der erzeugte Widerstand, d. h. der Druck zwischen C und A, multipliziert mit dem Reibungskoeffizienten, mindestens ebenso groß ist wie die am Umfang der Scheibe A auf Bewegung wirkende Kraft.
Andernfalls wird die Bewegung des Rades nur verlangsamt. Statt des einfachen Hebels ist hier sehr häufig eine Verbindung von mehreren Hebeln oder eine Schraube mit Mutter oder ein Exzentrik oder eine Kombination von mehreren angewendet. Die Bremsscheiben und Bremsräder werden meist aus Gußeisen, die Bremsbacken aus Holz [* 33] oder Stahlguß hergestellt, weil letztere Materialien auf Gußeisen einen hohen Reibungskoeffizienten haben. Die Backenbremsen sind die bei weitem gebräuchlichsten, sie finden sich bei allen möglichen Maschinen, vorzüglich aber bei Fahrzeugen aller Art.
2) Band-, Gurt-, Seil- und Gliederbremsen. [* 22] Fig. 2 zeigt eine einfache Band- oder Gurtbremse. A C A' ist das Bremsrad, B E B' ein um das erstere herumgelegtes Stahlband, D K ein bei D drehbarer Hebel, an dessen zwei kurzen Armen die Enden des Bandes befestigt sind. Durch Niederdrücken des Hebelendes K wird das Band angespannt und legt sich so fest um den Kranz des Rades, daß dieses in seiner Bewegung gehemmt wird. Die Seilbremse ist der Bandbremse ganz ähnlich, nur wird statt des Bandes ein Seil verwendet, welches sich in eine in das Bremsrad eingearbeitete Nute legt.
Die Gliederbremse steht zwischen Backen- und Bandbremse, bei ihr besteht der bremsende Teil aus kettenähnlich durch Scharniere verbundenen Bremsklötzen. Die Bandbremsen etc. finden ihre hauptsächlichste Verwendung bei Aufzugsmaschinen (Winden, [* 34] Aufzügen, Fördermaschinen etc.). Eine besondere Art der Bandbremsen bilden die Differentialbremsen. Bei diesen sind die Bandenden derartig an ungleich langen Armen des Bremshebels befestigt, daß das eine Ende stärker angezogen, als das andre nachgelassen wird, so daß die Anspannung des Bandes der sich ergebenden Differenz entspricht. Bei dieser Bremse kann man mittels eines sehr geringen auf den Bremshebel ausgeübten Druckes eine ganz bedeutende Bremswirkung ausüben.
3) Kegelbremse (Fig. 3). Auf der sich um ihre Achse drehenden Welle C C' sitzt fest ein doppelter Kegel A A B B - A A B' B', wovon der eine im Durchschnitt und der andre von außen zu sehen ist. Zwei andre Kegel D D und D' D' im Innern jener Kegel sitzen mittels Muffen E E u. E' E' auf der Welle C C' und lassen sich auf dieser mit Hilfe zweier um M und M' drehbarer Hebel F M und F' M' verschieben. Diese Hebel sind so weit miteinander verbunden, daß sie sich entweder gegeneinander bewegen, oder voneinander entfernen lassen. Im erstern Fall schieben sie die konischen Räder D D und D' D' in die hohlen Kegel A B und A B', so daß zwischen den Außenflächen des einen und den Innenflächen des andern Kegelpaars eine Reibung entsteht, wodurch die Umdrehung der Welle C C' entweder gemäßigt, oder ganz aufgehoben werden kann. Im zweiten Fall treten hingegen die Kegel D D und D' D' aus den Kegeln A B und A B' heraus, und es kann dann B A B' mit C C' ungehindert umlaufen.
Die dargestellten Bremsen waren Handbremsen. Denkt man sich an den Hebeln derselben irgend eine Elementarkraft angreifen, z. B. ein Gewicht, so hat man eine mechanische Bremse. Außer der Schwerkraft kommen hier in Betracht hauptsächlich Dampf (Dampfbremsen), komprimierte Luft, verdünnte Luft (Luftbremsen), deren Kraft zuerst auf einen in einem Cylinder beweglichen Kolben übertragen wird, welcher sie mittels einer Übersetzung an den
[* 22] ^[Abb.: Fig. 1. Backenbremse.]