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Struktur, ihr Bruch ist muschelig, der Glanz wachsartig, die Farbe samtschwarz (s. Gagat). Die Pechkohle nähert sich schon sehr gewissen Abänderungen der Steinkohle, namentlich der Kannelkohle. Am Westerwald, am Meißner, in Böhmen [* 2] und an andern Orten ist mehrfach die gewöhnliche unter der Einwirkung benachbarter Basaltdurchbrüche zu Glanz- oder Stangenkohle verändert. Wenn die tertiären Kohlen in großen Massen den Steinkohlen sehr ähnlich werden, so kann man sie füglich auch als tertiäre Steinkohlen bezeichnen. Die ausgedehnten Ablagerungen tertiärer Kohlen auf den ostindischen Inseln, namentlich auf Borneo und Sumatra, kommen den besten englischen Steinkohlen gleich.
Beispiele von der Zusammensetzung einiger Braunkohlen zeigt die folgende Tabelle:
Art und Fundort | Kohlenstoff | Wasserstoff | Sauerstoff und Stickstoff | Schwefel | Asche |
---|---|---|---|---|---|
Heller Lignit vom Westerwald | 70.26 | 6.4 | 21.4 | - | 1.9 |
Dunkler Lignit vom Westerwald | 58.20 | 5.9 | 35.1 | - | 1.7 |
Schwarzbrauner Lignit von Thallern | 49.58 | 3.81 | 22.68 | 4.59 | 19.34 |
Stängelige Glanzkohle vom Meißner | 86.67 | 3.94 | 9.39 | - | - |
Erdkohle von Mertendorf | 49.5 | 5.1 | 22.8 | - | 21.5 |
Gelbweißliche Erdkohle von Gerstewitz | 67.1 | 10.2 | 10.0 | - | 12.6 |
Gemeine Braunkohle vom Siebengebirge | 77.1 | 2.54 | 19.35 | - | 1.0 |
Pechkohle vom Habichtswald | 57.26 | 4.52 | 26.16 | - | 1.33 |
Pechkohle aus Bayern | 73.84 | 3.91 | 12.25 | 1.6 | 8.32 |
Pechkohle aus Bayern | 68.36 | 4.53 | 23.66 | 1.1 | 5.36 |
Die braunkohlenführenden Tertiärbildungen, die sogen. Braunkohlenformation, sind auf der Erde weit verbreitet. Die Flöze der Braunkohlen, trotz ihrer Mächtigkeit an manchen Orten, die bis 38 m steigt, bilden nur den kleinsten Anteil derselben, die Hauptglieder der Bildung sind vielmehr Thone, bald reine plastische Töpferthone, wie die trefflichen feuerfesten Thone von Großalmerode in Hessen, [* 3] die Thone von Koblenz [* 4] und Köln, [* 5] vom Westerwald, von Bunzlau [* 6] und vielen andern Orten, bald unreinere, oft sandige, sogen. Letten, von weißen, grauen, braunen, schwarzen, aber auch bunten, wie roten und gelben, Farben.
Durch Beimengung von Kohle werden diese Thone zu dunkeln Kohlenletten umgestaltet; ist zugleich sein zerteilter Schwefelkies vorhanden, so entstehen Lager [* 7] von Alaunerde. Auch lichte und bituminöse Schieferthone kommen vor. Das zweite wichtigste Material sind feine und gröbere, lose Sande, die aber auch stellenweise zu Bänken und Konkretionen von Sandstein und Konglomerat verkittet sind. Das Bindemittel ist dann oft Kieselerde, wodurch sogen. Quarzfritte (Braunkohlensandstein) entsteht. Im Gebiet des alpinen Systems finden sich statt der losen Sande Sandsteine, Molassesandsteine, bald mit mergeligem Bindemittel, bald durch kohlensaure Salze (Kalk, Bittererde, Eisenoxydul), selbst durch Kieselerde verbunden, und statt reiner Thone herrschen die Mergel.
Untergeordnet sind Süßwasserkalke, oft durch Reichtum von Süßwasserschnecken ausgezeichnet, schieferige Muschelmergel, an andern Orten, wie in Böhmen, aber auch feste Kieselkalke. Hornsteine und Opale mit Kieselhölzern stehen häufig mit Polierschiefer in Verbindung (Siebengebirge, Bilin in Böhmen), der sich selbst mit der Blätterkohle lagenweise verbindet. Selten sind Gipsmergel mit Gips [* 8] (Oberschlesien). Für die Agrikultur wichtig sind die mit dem Braunkohlengebirge verbundenen Lager von Phosphorit, wie in der Oberpfalz, Wetterau. Technisch wichtig sind die thonigen Sphärosiderite und Thoneisensteine, wie sie insbesondere in dem niederrheinischen Gebirge, aber auch in Böhmen in Thon und thonigen Sandsteinen austreten; in Niederhessen verkitten sie den Sand zu Eisensandstein.
Das dritte mächtige Glied [* 9] des Braunkohlengebirges, welches aber in weiten Distrikten fehlt, dagegen in großer Ausdehnung [* 10] im Siebengebirge, in Böhmen, Ungarn, [* 11] in der Auvergne, auf Japan [* 12] und an andern Orten auftritt, bilden die vulkanischen Tuffe und Konglomerate, stets in Verbindung mit den betreffenden Gesteinen, Basalt und Trachyt, vorkommend. Sie führen ebenfalls hier und da Sphärosiderit und Phosphorit oder sind mit Polierschiefer (Habichtswald) verbunden.
Diesen losen und festen Gesteinen, Thonen, Sanden und Tuffen sind die Braunkohlenflöze und -Stöcke eingelagert, oft durch Zwischenlagen von Thon und Sand in mehrere Abteilungen geteilt; bald finden wir nur ein einziges Flöz, bald zahlreiche, wie am Hohen Peißenberg in Oberbayern 17 Flöze. Oft bestehen die verschiedenen Flöze, selbst die Abteilungen eines Flözes aus verschiedenartigen Braunkohlenvarietäten. Die Lagerung des Braunkohlengebirges ist im allgemeinen ziemlich ungestört in flachen Mulden; in manchen Bezirken sind aber auch die Schichten und Flöze gehoben, verschoben und gefältelt, wie die Schichten der ältern Formationen. Derartige Störungen finden sich nicht nur in vulkanischen Gegenden und in den Vorbergen der Alpen, [* 13] sondern selbst in der Ebene Norddeutschlands, wo die gehobenen Braunkohlenschichten aber meistens zu einem Flachland erodiert und mit Diluvialmassen bedeckt sind.
Die bestimmbaren Pflanzenreste der verschiedenen Braunkohlenablagerungen zeigen im allgemeinen eine sehr auffallende Übereinstimmung. Nadelhölzer [* 14] sind vorherrschend; neben vielen ausgestorbenen Pinus-Arten finden sich cypressenartige Bäume und Sträucher (Glyptostrobus), Wellingtonien, virginische Cypressen (Taxodium distichum) und der Sandarachstrauch (Callitris); von Laubbäumen kommen neben Ahorn, Weide, [* 15] Erle, Hainbuche und Walnuß immergrüne Eichen, kaukasische Ulmen (Planera), zahlreiche immergrüne Lorbeeren, Zimt- und Kampferbäume (Daphnogene), Kreuzdorne (Rhamnus), Storaxbäume (Liquidambar) u. v. a. vor.
In der ersten Zeit dieser Ablagerungen herrschte der südlichere Typus vor und darunter die neuholländischen Formen der Proteaceen mit ihren Banksien, die Dattelpalmen, später die Zimt- und Kampferbäume und bis zuletzt noch Fächerpalmen, die selbst im Herzen von Deutschland [* 16] üppig vegetierten. Während in der ersten Zeit der indisch-australische Typus reich vertreten ist, nähert sich später die Flora mehr der der südlichen Vereinigten Staaten. [* 17] Ganz ähnliche Verhältnisse zeigten die Fische. [* 18] Außerdem finden sich Reste von Riesensalamandern, Schlangen, [* 19] Fröschen, Schildkröten, [* 20] Vögeln und zahlreichen Säugetieren. Diese ganze Tierwelt erinnert zuletzt noch durch Nashorn und Elefant [* 21] an wärmere Zonen, und auch die Pflanzenwelt zeigt nicht bloß immergrünen Nadel-, sondern auch immergrünen Laubwald unter einer geographischen Breite, [* 22] unter der er gegenwärtig nicht mehr existieren könnte.
Zu den ältesten Braunkohlen gehören die unbedeutenden Lignitlager des Beckens von Paris, [* 23] vom Monte Bolca am Gardasee und zu Häring in Tirol. [* 24] In Deutschland unterscheidet man das ältere Becken von Norddeutschland und Polen, dessen ¶
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Umfang von den Grenzen [* 26] der Hügel- und Berglande Mittel- und Ostdeutschlands bis zu den Gestaden der Nord- und Ostküste, westwärts bis Sylt, ostwärts bis zu den Wasserscheiden zwischen Dnjepr und Don und zwischen Niemen und Düna, auf 4-5000 QM. geschätzt wird. In der Mark und Lausitz breitet sich die Braunkohlenformation auf einem Areal von 800 QM. aus. Mit ihm steht in unmittelbarem Zusammenhang das sächsisch-thüringische Becken von Halle, [* 27] welches sich nach der Goldenen Aue im W., Kamburg im S. und nach Zeitz [* 28] im O. ausbreitet, und zu dem sich noch andre kleinere thüringische Becken gesellen.
Hier ist der Braunkohlenbau am bedeutendsten in Deutschland. Über das ausgedehnte Braunkohlenlager Böhmens s. d., S. 135. Andre Becken sind das Niederhessens (mit dem Meißner, Habichtswald etc.) und dasjenige der Rhön (Kaltennordheim, Bischofsheim). Ausgedehnt ist auch das Braunkohlengebirge der Wetterau, Oberhessens, des Westerwaldes und des Niederrheins, welches sich vom Siebengebirge bis in die Gegend von Aachen [* 29] und Düsseldorf [* 30] verfolgen läßt. Auch in der bayrischen Oberpfalz, in Mähren und Oberschlesien gibt es Braunkohlen.
Das ungarische Becken setzt sich mit seinen Buchten in die östlichen Alpen nach Süd- und Mittelsteiermark bis Kärnten hinein fort. Mitten im Alpengebirge gibt es einzelne isolierte kleine Becken (Leoben, Judenburg, Wochein, das ältere von Häring). Von Oberösterreich bis Südfrankreich schlingt sich um die Alpen das breite Band [* 31] der braunkohlenführenden Molasse und setzt auch nordwärts tief nach Oberschwaben fort. Italien [* 32] (Catibona, Sinigaglia) und Dalmatien (Monte Promina) besitzen ebenfalls Braunkohlen. In Frankreich sind vor allem die Auvergne und das Mündungsland des Rhône (Aix) wichtig; auch jenseit des Mittelmeers, [* 33] in Algerien [* 34] (Oran), finden wir Braunkohle. In England sind sie auf das kleine Becken von Bovey und den Südwesten des Landes beschränkt, während sie in den basaltischen Gegenden Ostirlands (Riesendamm) und auf den westschottischen Inseln (Mull) auftreten. Ausgedehnt ist auch ihr Vorkommen in Island [* 35] als sogen. Surtrbrandr zwischen basaltischen und palagonitischen Tuffen. Nordamerika [* 36] besitzt Braunkohlen im obern Missourigebiet und in Vancouver, und bis in diese Ferne ist der Florencharakter derselbe, ja es treten selbst noch europäische Arten, wie Acer trilobatum, auf. In Asien [* 37] kennt man sie von den hinterindischen Inseln und von Japan.
Braunkohle dient allgemein zum Heizen von Stubenöfen, Dampfkesseln, Ziegel- und Kalköfen, Puddel- und Schweißöfen etc. Die erdige Kohle wird zu dem Ende wie Thon in der Ziegelfabrikation aus freier Hand [* 38] oder auf Maschinen in parallelepipedische (Sachsen [* 39] und Brandenburg, [* 40] Braunkohlensteinziegel) oder in abgestumpft kegelförmige Stücke (Klütten, Rheinprovinz) [* 41] gebracht. Die Hertelschen Naßpressen liefern 35-40,000 Ziegel in zehn Arbeitsstunden. Sehr zweckmäßig wird die Braunkohle aus einem heißen Mundstück gepreßt und deshalb der Preßcylinder durch eine eigne kleine Feuerung geheizt.
Häufig werden aus erdiger Kohle nach gehöriger Zerkleinerung und Trocknung derselben mittels einer starken Pressung Preßsteine (Brikette, Preßkohle) gefertigt, welche nicht mehr abfärben, eine glänzende Oberfläche und dunklere Farbe haben als das ursprüngliche Material, eine große Heizkraft besitzen und wegen ihrer Festigkeit [* 42] zu weitem Transport sich eignen. Die backenden Kohlenvarietäten werden bisweilen für Hüttenwerke und chemische Fabriken verkokt.
Geringe Braunkohlensorten verwertet man zur Gasfeuerung. [* 43] Unweit Elbogen dienen bituminöse Pechkohlen (Spiegelkohlen) zur Rußgewinnung. Als Färbemittel benutzt man die kölnische Umbra. Der Gagat dient zu Schmuckgegenständen. Eine der wichtigsten Verwendungen der Braunkohle ist diejenige zur Darstellung von Mineralölen und Paraffin. [* 44] Es werden hierzu vorzugsweise die bituminösen, hellbraunen, pyropissithaltigen oder ganz aus Pyropissit bestehenden Braunkohlen gewählt, welche an dem Ausgehenden der Erdkohlenflöze von Weißenfels, [* 45] Zeitz, Deutschenthal etc. oder in der obern Partie der Flöze sich finden und pro Tonne (125-140 kg) 10-25 kg Teer liefern.
Die Rückstände vom Abschwelen dieser Kohlen bilden unter dem Namen Grude ein koksartiges Brennmaterial. Die Produktion an Braunkohle betrug im Deutschen Reich 1884: 14,840,575 Ton. im Wert von 39,2 Mill. Mk., wovon über 11 Mill. Ton. auf die preußische Provinz Sachsen und über 12 Mill. auf Preußen [* 46] überhaupt kommen.
Vgl. Zincken, Die und ihre Verwendung (Hannov. 1867; dazu Ergänzungen, Halle 1871 u. 1878);
Unger, Die Verwertung der Braunkohle als Feuerungsmaterial etc. (Weim. 1862);
Neumann, Die Vergasung erdiger Braunkohle zum Betrieb der Schmelz- und Brennöfen, Dampfkessel [* 47] etc. (Halle 1873).