übernahm, hatte 1865 und 1866 keinen raschen Fortgang. Auch eine
Invasion in
Paraguay
[* 2] selbst (1867) brachte keine
Entscheidung,
zumal
Uruguay von der
Allianz zurücktrat und die
Argentiner wenig leisteten. Erst als Brasilien,
[* 3] allerdings unter beträchtlichen
Geldopfern, sein
Heer erheblich vermehrt hatte und 1868 der brasilische Oberbefehlshaber
MarschallCaxias, dann der
Schwiegersohn des
Kaisers,
Graf von
Eu, die
Führung erhielt, wurde der
Krieg (s.
Paraguay) mit mehr Erfolg geführt und erreichte
ein Ende durch den
Tod des
DiktatorsLopez Eine Vergrößerung an Gebiet erhielt Brasilien nicht, doch wurde durch den
glücklichen
Ausgang des
Kriegs sein Ansehen als südamerikanische Großmacht bedeutend erhöht. Die
Kriegskosten
wurden von
Paraguay übernommen, aber wegen der gänzlichen Erschöpfung dieses
Landes nicht gezahlt, so daß die brasilischen
Finanzen in gänzliche Zerrüttung gerieten, die
Schulden auf 815,000
Contos (1800 Mill. Mk.) stiegen und die jährlichen
Defizits
lange Zeit eine bedenkliche
Höhe erreichten.
Für den innern Fortschritt war von großer Wichtigkeit das
Gesetz über die Sklavenemanzipation vom Juni
1871, wonach fortan niemand mehr als Sklave geboren und allmählich sämtliche Sklaven freigelassen werden sollen; zur
Entschädigung
der Privatleute
ward ein besonderer
Fonds gebildet. Im J. 1873 kam Brasilien dadurch in einen klerikalen
Konflikt, daß einige
Bischöfe,
gestützt aus ein päpstliches
Breve, welches die Exkommunikation gegen alle Freimaurer aufrecht erhielt,
erklärten, daß sie alle
Konsequenzen dieser Maßregel ziehen und den Freimaurern und deren
KindernTaufe,
Firmelung,
Trauung
etc. versagen würden.
Die Freimaurerloge klagte beim
Ministerium, dessen
Präsident Visconde de
Rio
[* 4] Branca selbst Freimaurer war. Daraus entschied
der
Staatsrat, daß päpstliche
Bullen des
Placet der
Regierung bedürften, wenn sie in Brasilien Geltung haben
sollten; daß kein
Geistlicher das
Recht zu einer in das
Staatsrecht übergreifenden
Verordnung habe, ohne das
Placet der
Regierung
eingeholt zu haben; daß somit keine gegen die Freimaurer ergriffene kirchliche
Zensur oder Strafmaßregel bürgerliche Gültigkeit
haben könne.
Als nun trotzdem der
Bischof von
Pernambuco
[* 5] von den
Kanzeln seiner
Diözese das päpstliche
Breve verlesen ließ, welches die
Exkommunikation gegen die Freimaurer aussprach und die
Bischöfe ermächtigte, alle kirchlichen
Brüderschaften auszulösen,
falls diese die etwa unter ihnen befindlichen Freimaurer nicht selbst ausstießen, so wurde er in
Untersuchungshaft genommen
und wegen
Ungehorsams gegen die
Staatsgewalt zu vier
JahrenZuchthaus verurteilt, welche der
Kaiser in
Gefängnishaft verwandelte.
Dasselbe
Schicksal traf den
Bischof von
Pará.
Nun ließ sich die päpstliche
Kurie zu
Verhandlungen herbei und hob, nachdem die
Bischöfe im
September 1875 begnadigt worden waren, das von ihnen über ihre
Diözesen verhängte
Interdikt
auf. Eine wichtige
Reform enthielt das neue Wahlgesetz, welches nach dem Rücktritt des konservativen
MinisteriumsCaxias das
neue liberale
Kabinett Sinimbù einbrachte. Dasselbe gewährte Nichtkatholiken, naturalisierten Ausländern und freigelassenen
Negern gleiche politische
Rechte mit den Brasiliern und das passive
Wahlrecht für die
Kammern, verwandelte die bisher
indirekte
Wahl in eine direkte und beschränkte das aktive
Wahlrecht aus diejenigen, welche lesen und schreiben und außerdem
eine
Rente oder einen sichern
Erwerb nachweisen können.
Die erste Bestimmung stieß nicht nur bei den
Klerikalen und den
Konservativen, sondern auch bei
Liberalen auf
Widerstand, so
daß die Wahlreform wiederholt abgelehnt wurde. Erst dem
Ministerium Saraiva gelang es mit energischer
Unterstützung des
Kaisers im
November 1880, den
Senat zur
Annahme desselben zu bewegen. Im
Oktober 1881 fanden die ersten
Wahlen
nach dem neuen
Gesetz statt und ergaben eine liberale
Majorität. Doch hatten die aus derselben hervorgegangenen Ministerien
keinen langen Bestand, da
sie der Zerrüttung der
Finanzen nicht abhelfen konnten und die Kammermehrheit
sich einer
Beschleunigung der
Sklaven-Emanzipation widersetzte, bis im Mai 1885 Saraiva wieder ein starkes
Ministerium bildete.
Vgl.
Southey, History of Brazil (Lond. 1810-1819, 3 Bde.);
Constancio,Historia do Brazil (Par. 1839, 2 Bde.);
Seefisch, s.
Goldbrasse. Dann
Brachsen
(AbramisCuv.), Fischgattung aus der
Ordnung der
Edelfische und der
Familie
der
Karpfen (Cyprinoidei),
Fische
[* 11] mit hohem, seitlich stark zusammengedrücktem Leib, schief gestelltem
Mund, einer von
oben
nach hinten steil abgestutzten Rückenflosse mit kurzer
Basis, bedeutend längerer Afterflosse und tief
gabelförmig ausgeschnittener, ungleich lappiger Schwanzflosse; die Schuppung des Vorderrückens bildet einen
Scheitel und
der
Bauch
[* 12] von der Bauchflosse bis zur Aftergrube eine scharfe
Kante.
Die fünf Schlundzähne stehen in einfacher
Reihe. Der
Brachsen
(Blei,
[* 13] A. BramaL.), bis 1 m lang und 10 kg
schwer, ist auf Oberkopf und
Rücken schwärzlich, an den Seiten gelblich, silberglänzend, schwarz gepunktet, an der
Kehle
rötlich, am
Bauch weiß, mit blaugrauen
Flossen. Während der Fortpflanzungszeit wachsen aus der Hautoberfläche warzenförmige,
erst weißliche, dann gelbe Gebilde hervor
(Stein-,
Dorn-, Perlbrachsen). Der
Blei findet sich in
Flüssen
und tiefern
SeenEuropas südlich bis zu den
Alpen,
[* 14] auch im Rhônegebiet, lebt gesellig, im
Sommer in der Tiefe, namentlich zwischen
dem sogen. Brachsengras, und wühlt hier im Schlamm. Er nährt sich von
Würmern, Insektenlarven und Pflanzenstoffen und laicht
im April bis
Juni in großen
Gesellschaften an seichten, mit
Wasserpflanzen
[* 15] dicht bewachsenen Uferstellen,
wobei das Weibchen
ca. 140,000
Eier
[* 16] an
Wasserpflanzen absetzt.
Störungen veranlassen die
Tiere, das Laichgeschäft
¶
mehr
zu unterbrechen. Die in wenigen Tagen ausschlüpfenden Jungen folgen den alten Fischen sehr bald in die Tiefe. Das Fleisch ist
grätig und etwas fade, doch immerhin wohlschmeckend und geschätzt, besonders von größern Fischen. Man versendet den Blei
auf weite Entfernungen, auch wird er gesalzen und geräuchert; in der Teichwirtschaft dient er als Forellenfutter.
Die Rußnase (Zärte, Blaunase, A. VimbaL.), 40 cm lang und 0,5 kg schwer, mit sehr weit vorspringender, konisch abgerundeter
Schnauze, unterständigem Maul, seitlich zusammengedrücktem, gestrecktem Körper und mäßig langer, hinter dem Ende der Rückenflosse
beginnender Afterflosse, ist am Kopf und Rücken, an der Rücken- und Schwanzflosse graublau, an den Seiten
und dem Bauch silberweiß, an der Brust-, Bauch- und Afterflosse gelblich, erstere an der Wurzel
[* 18] rotgelb, färbt sich aber im
Mai und Juni zur Laichzeit oberhalb schwarz, an den Seiten ebenfalls dunkler, seidenglänzend, an Lippen, Kehle, Brust, Bauchkanten
und an den paarigen Flossen orangegelb.
Die Männchen zeigen außerdem einen körnerartigen Ausschlag. Sie gehört hauptsächlich dem Norden
[* 19] an,
lebt auch in der Nord- und Ostsee, steigt, um zu laichen, scharenweise in die Flüsse
[* 20] und kehrt im Herbst ins tiefere Wasser zurück.
Die in Süßwassern wohnenden Zarten scheinen nicht zu wandern. Sie wird namentlich in allen russischen Strömen,
welche ins Schwarze Meer münden, in außerordentlicher Menge alljährlich gefangen, eingesalzen, getrocknet und weithin versendet.
Mit ihr kommt der sehr ähnliche Seerüßling (Halbrenke, A. melanopsHeck.) vor, welcher sich auch in einigen oberbayrischen
und österreichischen Seen findet. Der Pleinzen (Zope, Schwuppe, A. BallerusL.), 30-40 cm lang, 1 kg schwer,
mit kleinem Kopf, endständigem, schräg aufwärts gerichtetem Maul und sehr langer Afterflosse, ist ähnlich gefärbt wie
die andern Arten und lebt im Unterlauf aller Hauptflüsse Mitteleuropas. SeinFleisch ist wenig geschätzt.