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Truppe und war in der Folge bei der Schuchschen Gesellschaft, beim Theater in [* 2] München, [* 3] bei der Seylerschen Truppe, in Mannheim, [* 4] zuletzt in Hamburg [* 5] engagiert. 1785-86 leitete er das Theater dieser Stadt; 1788 verließ er die Bühne. Er starb in Berlin, [* 6] beinahe ganz vergessen und mittellos. Als Schauspieler war Brandes ziemlich bedeutungslos; dagegen haben ihm seine Schau- und Lustspiele (gesammelt, Hamb. 1790-91, 8 Bde.) einen ehrenvollen Namen erworben. Wir nennen davon die Lustspiele: »Der Schein betrügt« (1767);
»Der Gasthof, oder Trau, schau, wem!« (1767);
»Der Graf von Olsbach« (1768);
»Der geadelte Kaufmann« 1769);
das erste deutsche Melodrama: »Ariadne auf Naxos«, wozu G. Benda die Musik setzte.
Kurz vor seinem Tod schrieb er seine unterhaltende und lehrreiche »Lebensgeschichte« (Berl. 1799-1800, 3 Bde.). - Seine Gattin Esther Charlotte, geborne Koch, geb. 1746 zu Groß-Rosinsko in Preußisch-Litauen, war eine der ausgezeichnetsten Schauspielerinnen ihrer Zeit, die besonders in dem für sie geschriebenen Melodrama »Ariadne auf Naxos« glänzte. Sie starb in Hamburg. - Ihre Tochter Charlotte Wilhelmine Franziska, geb. zu Breslau, [* 7] Lessings Pate und diesem zu Ehren gewöhnlich Minna Brandes genannt, zeichnete sich als Sängerin und Klavierkomponistin aus und starb in Hamburg.
2) Heinrich Wilhelm, Mathematiker und Physiker, geb. zu Groden bei Ritzebüttel in Hannover, [* 8] widmete sich anfänglich der Wasserbaukunst unter Woltmann, unter dessen Leitung er 1794 die Wasserbauten auf Neuwerk beaufsichtigte, studierte dann 1796-98 in Göttingen [* 9] Mathematik und Physik, lieferte mit Benzenberg interessante Beobachtungen über die Sternschnuppen, lebte darauf in Hamburg und wurde 1801 Deichkondukteur und Wasserarchitekt im Oldenburgischen. 1811 folgte er einem Ruf als Professor nach Breslau und 1826 als Professor der Physik nach Leipzig, [* 10] wo er als Rektor der Universität starb. Er schrieb: »Beobachtungen und Untersuchungen über Strahlenbrechung« [* 11] (Oldenb. 1807);
»Lehrbuch der Arithmetik, Geometrie und Trigonometrie« [* 12] (das. 1808-10, 2 Bde.);
»Die vornehmsten Lehren [* 13] der Astronomie [* 14] in Briefen« (Leipz. 1812, 2 Bde.; neue Bearbeitung 1827);
»Lehrbuch der Gesetze des Gleichgewichts und der Bewegung fester und flüssiger Körper« (das. 1817-18, 2 Bde.);
»Lehrbuch der höhern Geometrie« (das. 1822, 2 Bde.).
Aus seinem Nachlaß erschienen: »Aufsätze über Gegenstände der Astronomie und Physik« (Leipz. 1835).
3) Heinrich Bernhard Christian, Historiker, geb. zu Breslau, studierte seit 1839 in Göttingen und Leipzig, habilitierte sich 1850 in Leipzig als Privatdozent der Geschichte, wurde 1865 zum außerordentlichen Professor ernannt und starb Von seinen Schriften verdienen Erwähnung: »Beiträge zur Charakteristik des Herzogs und Kurfürsten Moritz und seiner Regierung« (Leipz. 1853);
»Das ethnographische Verhältnis der Kelten und Germanen« (das. 1857);
»Grundriß der sächsischen Geschichte« (das. 1860);
»Über das Zeitalter des Geographen Eudoxos und des Astronomen Geminos« (das. 1867);
»Zur makedonisch-hellenistischen Zeitrechnung« (das. 1868);
»Die Königsreihen von Juda und Israel nach den biblischen Berichten und den Keilinschriften« (das. 1873);
»Abhandlungen zur Geschichte des Orients im Altertum« (Halle [* 15] 1874).
Auch in Ersch' und Grubers »Encyklopädie« lieferte Brandes zahlreiche Artikel, insbesondere über griechische Staatsaltertümer.
4) Georg, dän. Litterarhistoriker, geb. zu Kopenhagen, [* 16] studierte 1859-64 zuerst Jurisprudenz, dann Philosophie und Ästhetik und erhielt 1862 die Goldmedaille der Universität für eine Abhandlung über »Die Schicksalsidee bei den Alten«. Er unternahm darauf größere Reisen, war den Winter 1866-67 in Paris, [* 17] 1868 in Deutschland [* 18] und der Schweiz, [* 19] 1870-71 in England, Frankreich und Deutschland. Von den Schriftstellern, welche er während dieser Zeit kennen lernte, machte besonders Stuart Mill einen tiefen Eindruck auf ihn; unter den Franzosen kam er Taine am nächsten, über dessen kunstphilosophische Prinzipien er 1870 ein Buch: »Den franske Ästhetik i vore Dage« (»Die französische Ästhetik in unsern Tagen«),
herausgab. Schon vor seinen Reisen hatte er mit jugendlichem Eifer an der Fehde über Rasmus Nielsens Philosophie (d. h. das Verhältnis zwischen Glauben und Wissen) teilgenommen und das kleine Buch »Dualismeni von nyeste Filosofi« (1866) sowie zahlreiche Artikel veröffentlicht, in welchen er die Unmöglichkeit nachzuweisen suchte, den Inhalt der Orthodoxie in der Praxis beizubehalten und gleichzeitig der philosophischen Grundbetrachtung in der Theorie zu huldigen.
Außerdem erschienen von ihm zwei Sammlungen kritischer Abhandlungen: »Ästhetiske Studier« (1868) und »Kritiker og Portraiter« (1870), sowie Übersetzungen Stuart Millscher Schriften. Von seinen Reisen heimgekehrt, trat er als Universitätsdozent auf und hielt unter großem Andrang des Publikums die epochemachenden Vorträge, welche nachher unter dem Titel: »Hovedströmninger i det 19. Aarhundredes Litteratur« (1872-75, 4 Bde.; deutsch von Strodtmann: »Die Hauptströmungen der Litteratur des 19. Jahrhunderts«, Berl. 1872-76) erschienen sind. In großen Zügen entwirft er darin ein Bild der geistigen Bewegung, die sich seit dem Anfang unsers Jahrhunderts in den Litteraturen der Hauptvölker Europas vollzogen, und zeigt, wie die neue Zeit mit Orthodoxie und Romantik gebrochen.
Aber Vorlesungen und Buch vernichteten zugleich alle seine Zukunftspläne in Dänemark, [* 20] indem Geistlichkeit und Presse [* 21] im Verein die öffentliche Meinung gegen ihn als »Freidenker« und »Gesellschaftsauflöser« kehrten. Brandes schrieb nun: »Sören Kjerkegaard«, ein litterarisches Charakterbild (1877),
und »Danske Digtere« (1877), ein Meisterwerk psychologischer Analyse, verließ dann im Oktober 1877 Dänemark und siedelte nach Berlin über, wo er sich eifrig auf das Deutsche [* 22] warf, das er seitdem wie seine Muttersprache schreibt. Politische Verhältnisse hatten ebensoviel teil an seiner Vertreibung von der Universität wie religiöse, denn Brandes gehörte seinen Gesinnungen nach der Linken, der Bauernpartei, an, während die Hauptstadt von der Rechten beherrscht wurde. In Berlin schrieb Brandes die Biographien: »Esajas Tegnér« und »Benjamin d'Israeli« (beide 1878),
ferner »Björnson och Ibsen« (Stockh. 1882). Auch unternahm er von hier aus eine Vorlesungstour durch Norwegen, [* 23] wo er eine große Partei für sich hat, sowie durch Dänemark, wo nach und nach die ganze jüngere Litteratur in seine Fußstapfen getreten ist. Sein Einfluß macht sich in Norwegen namentlich bei Björnson (in seinen neuern Schriften), Ibsen, A. Kjelland, in Dänemark bei Drachmann, Jacobsen, Schandorph, Giellerup u. a. geltend. In deutscher Sprache [* 24] erschienen, abgesehen von den »Hauptströmungen«, von denen er eine deutsche Originalausgabe (Leipz. 1882 ff.) zu veröffentlichen begonnen hat: »Ferdinand Lassalle« (Berl. 1877);
»Lord Beaconsfield« (das. 1879);
»Sören ¶
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Kierkegaard« (Leipz. 1879); außerdem zahlreiche Essays in der »Deutschen Rundschau« und das Werk »Moderne Geister« (Frankf. 1881). Seit 1882 ist Brandes nach Kopenhagen zurückgekehrt. Seine jüngsten Schriften sind: ein weiterer Band [* 26] der »Hovedströmninger«, enthaltend »Den romantiske Skole i Frankrig« (1882);
»Mennesker og Vaerker i nyere evropaeisk Litteratur« (1883);
»Det moderne Gjennembruds Maend« (1883);
»Ludwig Holberg« (1885; deutsch, Berl. 1885).
Brandes ist ein ebenso scharfer wie feiner Denker, von vielseitiger Bildung und weit schauendem Blick, der alles in seinem Zusammenhang mit dem großen Ganzen auffaßt, für den Geist und das Individuum die unbedingteste Freiheit fordert und keinen Autoritätsglauben kennt, namentlich aber beansprucht, daß die Poesie sich nicht in sich selbst verliere, sondern sich von den Strömungen der Zeit befruchten lasse. - Sein Bruder Edvard, geb. hat sich als Schriftsteller namentlich durch die Porträtstudien: »Dansk Skuespilkunst« (Kopenh. 1880) und »Fremmed Skuespilkunst« (das. 1881) sowie durch das Schauspiel »Lägemidler« (»Heilmittel«, 1881) bekannt gemacht.