Der
Magistrat besteht aus 16, die Stadtverordnetenversammlung aus 45 Mitgliedern. Der 65 m hohe
Marienberg, mit einem Kriegerdenkmal,
gewährt eine hübsche Aussicht.
Unmittelbar bei Brandenburg liegt auf einer Havelinsel
Dom-Brandenburg, eine besondere
Gemeinde im
Kreis
[* 5] Westhavelland, mit 819 Einw., einer
Ritterakademie (seit 1856 wiederhergestellt) in dem ehemaligen Prämonstratenserkloster,
einem
Domkapitel und der
Domkirche aus dem ersten Dritteil des 14. Jahrh.
(Krypte unter dem
Hochaltar aus dem 11. und 12. Jahrh.).
Brandenburg wurde 928 von
KaiserHeinrichI. den
Hevellern entrissen und blieb bis ins 12. Jahrh. ein Zankapfel zwischen
Deutschen und
Slawen.
Zum raschen Emporkommen der Stadt trug besonders das schon 949 von
Otto d. Gr. hier gegründete, durch
Albrecht den
Bären 1161 neu
eingerichtete
Bistum bei. Namentlich vergrößerte sich Brandenburg dadurch, daß aus dem Dorf Parduin die nachmalige
Altstadt und aus
dem sogen. »deutschen Dorf« die
Neustadt
[* 6] erwuchs, welche Teile zu einer Stadt vereinigt wurden, aber bis 1751 getrennte
Magistrate hatten. Im Dreißigjährigen
Krieg wurde die Stadt von
Dänen,
Sachsen,
[* 7] Kaiserlichen und
Schweden
[* 8] wiederholt heimgesucht.
Im
November und
Dezember 1848 tagte hier die preußische
Nationalversammlung bis zu ihrer
Auflösung.
Vgl.
Jork, in der Vergangenheit
und Gegenwart (Brandenb. 1880);
Schillmann, Geschichte der
Kur- und Hauptstadt Brandenburg (das. 1874). -
mit leicht brennbaren
Stoffen gefülltes, seeuntüchtiges Fahrzeug, welches früher im
Seekrieg dazu diente,
feindliche
Schiffe
[* 21] in
Brand zu stecken. Merkwürdig sind unter andern
Gianibellis Brander, welche während der Belagerung von
Antwerpen
[* 22] (1585) gegen die von den Spaniern zur Sperrung derSchelde erbaute
Brücke
[* 23] entsandt wurden. In neuerer
Zeit wurde von
Miaulis die türkische
Flotte zweimal durch Brander zerstört.
Cochrane benutzte sie ebenfalls, wie auch
LordExmouth
bei dem
Bombardement von
Algier.
Der
Raum des Branders ward mit
Holz,
[* 24]
Stroh,
Schilf etc. verstaut und durch
Leitfeuer entzündet. Hinter seinen Stückpforten liegende
Kanonen, mit
Pulver gefüllt und mit Holzpfropfen geladen, sprengten nach der
Entzündung mittels Zündschnüren
die
Pforten, um dem
FeuerLuft zu schaffen. In
Deck gehauene
Löcher leiteten das
Feuer in
Röhren
[* 25] aus mit trocknem
Schilf gefüllten
und mit
Pulver geladenen
Tonnen, welche mit
Pech und
Talg begossen waren. Die
Mannschaft des Branders war
gezwungen, sich vom
Hinterschiff aus durch
Boote oder durch
Schwimmen zu retten. Sobald der Brander dem feindlichen
Schiff
[* 26] sich entsprechend
näherte, war es die Aufgabe, die
Enterhaken demselben so fest anzulegen, daß es dem Feind unmöglich wurde, sich noch
vor derExplosion davon loszumachen. Nach altem
Kriegsrecht wurde die gefangene
Mannschaft eines Branders gehenkt.
Durch die Fortschritte im Seekriegswesen sind die Brander außer
Dienst gestellt worden.
1)
JohannChristian,
Schauspieler und dramatischer Dichter, geb. zu
Stettin,
[* 27] kam nach wechselnden,
höchst abenteuerlichen Jugendschicksalen 1757 zur Schönemannschen Schauspielergesellschaft in
Lübeck,
[* 28] später zu der
Kochschen
¶
herausgab. Schon
vor seinen Reisen hatte er mit jugendlichem Eifer an der Fehde über Rasmus NielsensPhilosophie (d. h. das
Verhältnis zwischen Glauben und Wissen) teilgenommen und das kleine Buch »Dualismeni von nyeste Filosofi« (1866) sowie zahlreiche
Artikel veröffentlicht, in welchen er die Unmöglichkeit nachzuweisen suchte, den Inhalt der Orthodoxie in der Praxis beizubehalten
und gleichzeitig der philosophischen Grundbetrachtung in der Theorie zu huldigen.
Außerdem erschienen von ihm zwei Sammlungen kritischer Abhandlungen: »Ästhetiske
Studier« (1868) und »Kritiker og Portraiter« (1870), sowie Übersetzungen Stuart Millscher Schriften. Von seinen Reisen heimgekehrt,
trat er als Universitätsdozent auf und hielt unter großem Andrang des Publikums die epochemachenden Vorträge, welche nachher
unter dem Titel: »Hovedströmninger i det 19. Aarhundredes Litteratur«
(1872-75, 4 Bde.; deutsch von Strodtmann: »Die Hauptströmungen der Litteratur des 19. Jahrhunderts«, Berl. 1872-76) erschienen
sind. In großen Zügen entwirft er darin ein Bild der geistigen Bewegung, die sich seit dem Anfang unsers Jahrhunderts in den
Litteraturen der Hauptvölker Europas vollzogen, und zeigt, wie die neue Zeit mit Orthodoxie und Romantik
gebrochen.
Aber Vorlesungen und Buch vernichteten zugleich alle seine Zukunftspläne in Dänemark,
[* 47] indem Geistlichkeit und Presse
[* 48] im Verein
die öffentliche Meinung gegen ihn als »Freidenker« und »Gesellschaftsauflöser« kehrten. Brandes schrieb
nun: »Sören Kjerkegaard«, ein litterarisches Charakterbild (1877),
und »Danske Digtere« (1877), ein Meisterwerk
psychologischer Analyse, verließ dann im Oktober 1877 Dänemark und siedelte nach Berlin über, wo er sich
eifrig auf das Deutsche
[* 49] warf, das er seitdem wie seine Muttersprache schreibt. Politische Verhältnisse hatten ebensoviel
teil an seiner Vertreibung von der Universität wie religiöse, denn Brandes gehörte seinen Gesinnungen nach der Linken, der Bauernpartei,
an, während die Hauptstadt von der Rechten beherrscht wurde. In Berlin schrieb Brandes die Biographien: »Esajas
Tegnér« und »Benjamin d'Israeli« (beide 1878),
ferner »Björnson och Ibsen« (Stockh. 1882). Auch unternahm er von hier aus eine
Vorlesungstour durch Norwegen, wo er eine große Partei für sich hat, sowie durch Dänemark, wo nach und nach die
ganze jüngere Litteratur in seine Fußstapfen getreten ist. Sein Einfluß macht sich in Norwegen namentlich bei Björnson (in
seinen neuern Schriften), Ibsen, A. Kjelland, in Dänemark bei Drachmann, Jacobsen, Schandorph, Giellerup u. a. geltend. In deutscher
Sprache
[* 50] erschienen, abgesehen von den »Hauptströmungen«, von denen
er eine deutsche Originalausgabe (Leipz. 1882 ff.) zu
veröffentlichen begonnen hat: »FerdinandLassalle« (Berl. 1877);