größtenteils sein Werk, weshalb ihn der Kaiser bei dem Krönungsfest in Bologna 1530 eigenhändig zum Ritter schlug. Danach
zeichnete er sich bei der Eroberung von Florenz 1530, gegen die Türken 1532 sowie in dem Treffen bei Laufen am Neckar gegen den
Herzog Ulrich von Württemberg 1534 aus und erhielt bei dem Sturm auf St.-Pol in Nordfrankreich 1537 eine
schwere Verwundung. Seit 1540 im Dienste der Herzöge von Bayern und zum Pfleger in Friedburg ernannt, kämpfte er wiederholt
gegen Türken und Franzosen, eroberte 1544 Vitry und Meaux, nahm am Schmalkaldischen Krieg teil und that sich insbesondere in dem
Feldzug Karls V. gegen Frankreich 1552 bis 1554 hervor. Die letzte Schlacht, welcher er beiwohnte, war die
von St.-Quentin 1557. Er starb in Schelklingen; aus seiner Kriegsbeute hatte er sich einen bedeutenden Grundbesitz
in Schwaben erworben. Seiner Verdienste wegen erhob Kaiser Maximilian II. noch 1571 seine Nachkommen in den Reichsfreiherrenstand.
Vgl. Solger, Konrad von Bemelberg (Nördling. 1870).
2) Johann Christian von, namhafter Diplomat, geb. zu Eisenach, ward hessischer Gesandter am schwedischen Hof, später
Geheimrat und 1650 erster Minister in kurmainzischem Dienst. 1656 trat er zur katholischen Kirche über. Er ward zu allen wichtigern
Verhandlungen zugezogen, wie er namentlich auch bei der Wahl des Kaisers Leopold thätig war. Von den Jesuiten
verdächtigt, wurde er 1664 auf Befehl des Kurfürsten verhaftet; bald wieder freigelassen, lebte er fortan ohne Amt teils
zu Mainz, teils zu Frankfurt und beschäftigte sich mit Versuchen, die religiöse Einheit in Deutschland herzustellen, sowie mit
den Wissenschaften. Er bewog Leibniz, nach Frankfurt überzusiedeln und 1670 in mainzische Dienste zu treten.
Er starb zu Mainz. Seine Korrespondenz mit vielen Gelehrten seiner Zeit ist mehrfach (zuletzt von Gruber, Hannov. u.
Götting. 1715) herausgegeben worden.
3) Philipp Wilhelm von, Sohn des vorigen, geb. zu Mainz, hatte Leibniz zum Lehrer und Führer auf
seinen Reisen durch Frankreich, Italien, die Schweiz und Deutschland, widmete sich dem geistlichen Stand, betrat dann die diplomatische
Laufbahn und gewann als mainzischer Gesandter in Wien Kaiser Leopolds Gunst, der ihn zum Reichshofrat und Kämmerer ernannte. Als
ihn aber 1690 der Kurfürst von Mainz zum Reichsvizekanzler vorschlug, erhob sich gegen ihn eine engherzige
Politik, worauf er freiwillig resignierte und als kaiserlicher Gesandter nach Frankfurt ging. Die Wahl zum Koadjutor des Kurfürsten
von Mainz schlug er 1695 aus, nahm dagegen 1702 die Stelle eines Statthalters von Erfurt an, das er zur blühenden
Stadt erhob. Er starb
(türk.), ein aus Hirse bereitetes, mit Honig gemischtes Getränk, das aus dem Nomadenleben der Osmanen stammt und
heute in den Straßen türkischer Städte feilgeboten wird.
Jurapaß in Aargau,
über welchen in 574 m Höhe eine Fahrstraße, seit 1875 auch eine Eisenbahn
mit 2,5 km langem Tunnel (463 m ü. M.) von Basel
nach Zürich
führt.
(spr. bosdjech), Emanuel, tschech. dramatischer Schriftsteller, geb. zu
Prag, studierte hier die Rechte und war später einige Zeit Erzieher. Sein erstes Lustspiel: »Z doby Cotilonuv«,
wurde 1867 auf dem Prager Landestheater aufgeführt und
günstig aufgenommen. Ein Jahr später trat er mit dem Trauerspiel
»Baron Goertz« hervor, welches mit glänzendem Erfolg zur Aufführung gelangte. 1869 wurde Bozdech zum
Dramaturgen des böhmischen Theaters ernannt; seitdem erschienen seine Lustspiele: »Sveta pan v zupanu« (»Der Herr der Welt
im Schlafrock«, mit Erfolg im Dresdener Hoftheater und auf andern deutschen Bühnen aufgeführt),
»Dobrodruzi« (»Die Abenteurer«,
aus den Zeiten Kaiser Rudolfs) und »Zkouska statnikova« (»Die
Probe des Staatsmanns«, nämlich des Fürsten Kaunitz). Bozdech nimmt unter den tschechischen Dramatikern der neuesten Zeit, namentlich
als Lustspieldichter, unbestritten die erste Stelle ein; seine Stücke zeichnen sich durch vollendete Technik,
Witz und eleganten Stil aus. Bozdech schrieb auch Novellen in deutscher Sprache.
(spr. bohs'män), Bergwerkstadt im nordamerikan.
Territorium Montana, westlich von Bozeman Paß, unter dem die Nord-Pacificbahn in 800 m langem Tunnel durchgeht, mit (1883) 3000 Einw.
[* ] (ital. Bolzano), Stadt in Tirol, liegt 262 m ü. M. in einer herrlichen, in südlicher Vegetationsfülle
prangenden Thalebene (s. Kärtchen), rechts am Eisack, welcher hier den aus dem Sarnthal kommenden Talferbach aufnimmt und
sich unterhalb der Stadt mit der Etsch vereinigt; Station der von Innsbruck nach Verona führenden Eisenbahn, von
welcher hier die Bahn nach Meran ausgeht. Die Straßen der eigentlichen Stadt sind eng, ungerade und zum Teil abschüssig, die
alten Häuser nach italienischer Art gebaut, von beträchtlicher Höhe, mit vorspringenden Dächern, sogen. Dachhauben, versehen
und stechen seltsam von den eleganten Neubauten außerhalb der alten Stadt ab. Schöne Plätze sind der
Musterplatz, der Obstplatz und der Johannplatz.
Auf letzterm steht die gotische Hauptkirche (aus dem 13. Jahrh.), dreischiffig, mit schöner
Kanzel und durchbrochenem, 1519 von J. ^[Johannes] Lutz erbautem Turm; hinter der Kirche befindet sich der Friedhof mit schönen
Grabdenkmälern. hat auch ein Kollegiatstift, ein Kapuziner- und ein Franziskanerkloster. Sonstige imposante
Gebäude sind: das Merkantilgebäude, der Palast des Erzherzogs Heinrich (welcher außerhalb der Stadt auch herrliche Ziergärten
besitzt), das Deutschordenshaus.
Gegen die häufigen Überschwemmungen des Talfer ist die Stadt durch einen großen Damm geschützt, welcher zugleich als Promenade
dient. Bozen zählt (1880) 10,641 kath. Einwohner, welche
regen Obst- und Weinbau, Handel mit diesen Produkten (der Export an Obst, worunter die berühmten Bozener
Rosmarinäpfel, erreicht einen Jahreswert von 400,000, der Weinexport einen solchen von 2 Mill. Fl.) sowie mit Getreide, Holz,
Häuten und Fellen, dann Fabrikation von konservierten Früchten und Gemüsen, Essig, Zigarrenstroh, Baumwollspinnerei und -Weberei
betreiben. hat ein Obergymnasium, eine Unterrealschule, Lehrerbildungsanstalt, ein Privatgymnasium der
Franziskaner, einen Wein- und Obstgärtnerkurs, eine Gewerbe- und Handelsschule, eine Sparkasse (3,9 Mill. Fl. Einlagen) und ist
Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und einer Handels- und Gewerbekammer. Die Vororte von Bozen (darunter der
Winterkurort Gries, s. d.) ziehen sich noch weit den Eisack und Talfer sowie die nördlichen Gebirgshalden
hinauf fort, so daß die letzten Sommerfrischhäuser von Oberbozen 850 m über der Stadt liegen. Das ganze Bergland ringsum
ist mit Weinreben, Kastanienwäldern, Schlössern und Burgen (darunter
mehr
Runkelstein, s. d.) bedeckt. Westlich von Bozen bis zum Schlosse Siegmundskron (einst Römerfeste, dann Stammsitz der Grafen von
Firmian) und im Etschthal aufwärts bis Terlan und abwärts bis Leifers breitet sich der sogen. Bozener Boden aus, der, von
zahlreichen Gräben durchzogen, einem großen Garten gleicht, mit Weingeländen, Maisfeldern, Maulbeerpflanzungen, Feigen-,
Pfirsich- und Mandelbäumen, und von den zackigen Fassaner Bergen malerisch umgeben.
Bozen verdankt, wie Meran, die erste Anlage den Römern. 15 v. Chr. erschien Drusus mit einem mächtigen Heer in dieser Gegend, und
die Tradition bezeichnet Pons Drusi als Grundlage der Stadt Bozen. Die Römer, welche die Wichtigkeit dieses Stationspunktes erkannten,
errichteten hier mehrere Kastelle, von denen noch jetzt einige Überbleibsel (im Dorf Gries) vorhanden
sind. Deutlich erscheint Bozen erst in der langobardisch-bojoarischen Epoche als Bauzanum. Es wurde die letzte Stadt der bojoarischen
Herrschaft gegen die südlichen Nachbarn, der Sammel- und Waffenplatz in den beständigen Fehden mit den langobardischen Herzögen
von Trient. Im J. 680 erscheint die Stadt zuerst als Sitz eines bayrischen Markgrafen, den Alachis, Herzog
von Trient, bekriegte und überwand.
Unter dem Schutz der Grafen des Norithals und begünstigt durch seine Lage, blühte Bozen empor, bis Kaiser Konrad II. einen Teil
dieses Gaues, die Grafschaft Bozen, im J. 1027 dem Bischof Ulrich II. von Trient verlieh. Die Bischöfe teilten
sich später in die Herrschaft mit den Grafen von Tirol, ihren Vögten; aber schon Albert III., der letzte der alten Tiroler Grafen,
und noch mehr sein Enkel, Herzog Meinhard II. von Kärnten, strebten nach der vollen Herrschaft über die Stadt, und
letzterer hatte sie auch zeitweise ganz in seinem Besitz.
Aber seine Nachfolger gaben den Bischöfen das eine der beiden Stadtgerichte
zurück, während das andre zum Landgericht Gries
kam. Erst im J. 1531 gelangten die Landesfürsten durch Austausch mit der Herrschaft in dauernden Besitz vom bischöflichen
Gericht zu und somit der ganzen Stadt. Von da an blieb es bei Habsburg, 1805 kam es an Bayern, 1810 ans
Königreich Italien und 1814 an Österreich zurück.
Vgl. Beda Weber, Die Stadt Bozen (Boz. 1849);
Amthor, Bozen, Gries und Umgebung (3.
Aufl., Gera 1884);