Vergebens bemühte er sich, der hereinbrechenden
Reaktion, die auch das volkstümliche
Wesen der
Landwehr
gefährdete, Einhalt zu thun, und nahm daher 1819 den
Abschied. Seitdem lebte er 21 Jahre lang in der stillen Muße des Privatlebens,
mit geschichtlichen
Studien beschäftigt, bis ihn
FriedrichWilhelm IV. unmittelbar nach seiner Thronbesteigung als
General der
Infanterie in den aktiven
Dienst zurückrief. Im März 1841 wurde Boyen wieder an die
Spitze des
Kriegsministeriums
gestellt, ohne indes großen Einfluß auf die allgemeinen politischen Angelegenheiten zu erlangen, trat im
November 1847 zurück
und wurde zum
Feldmarschall und
Gouverneur des Invalidenhauses ernannt. Er starb Der König benannte
nach ihm die
FesteLötzen in
Ostpreußen
[* 10] Boyen. Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: »Beiträge zur Kenntnis des
Generals v.
Scharnhorst« (Berl. 1833);
Siegreich gegen die schwarzen
HordenChristophs, des Oberhaupts der Negerrepublik im
Norden,
[* 14] wurde er vom sterbenden Péthion dem
Volk als Nachfolger empfohlen und einmütig zum
Präsidenten der
Republik erwählt. Er ordnete das
Finanzwesen,
verbesserte die
Verwaltung und begünstigte
Künste und
Wissenschaften. Nach
ChristophsTod vereinigte er 1820 die
Neger- mit der
Mulattenrepublik, nahm 1821 das östliche, spanisch gebliebene Gebiet in
Besitz und erwirkte 1825 die Unabhängigkeitserklärung
des jungen
Staats von seiten
Frankreichs. Nachdem er unter fortwährenden
Kämpfen mit dem Repräsentantenhaus über 15 Jahre
an der
Spitze derRepublik gestanden, wurde er 1843 durch einen
Aufstand mißvergnügter Parteihäupter gestürzt und mußte 13. März auf
einem englischen
Kriegsschiff Zuflucht suchen, das ihn nach
Jamaica brachte, wo er förmlich abdankte. Nach längerm Aufenthalt
auf dieser
Insel begab er sich nach
Paris, wo er starb.
4) Boyer, bekannt unter dem
Pseudonym F.
Partout, franz. Vaudevilledichter, stand als
Direktor an der
Spitze
verschiedener
Hospitäler und lieferte dem
Theater
[* 16]
Palais Royal in
Gemeinschaft mit andern Schriftstellern (Varin,
Paul de
Kock
u. a.) eine
Menge der lustigsten
Possen und
Vaudevilles, deren vortreffliche
Komik, gemischt mit einer starken
Dosis französischer
Leichtfertigkeit, allabendlich lebhaft beklatscht wurde. Boyer starb imFebruar 1862. Die beliebtesten
Stücke
waren: »L'omelette fantastique« (1842);
»La rue de la lune« (1843);
»La gardemalade« (1846);
»Une femme à deux maris« (1847);
»Un lièvre en sevrage« (1849),
das einzige
Stück, welches ohne
Hilfe geschrieben hat;
in Chicago herausgegebenen Journal: »Fremad«. Einen bedeutenden Erfolg aber errang er erst mit seinem (englisch
geschriebenen) Roman »Gunnar« (1874; deutsch, Bresl. 1880),
dem bald »A Norseman's pilgrimage«, später eine Sammlung von Novellen: »Tales from two hemispheres« (1879),
folgten. Neuere
Veröffentlichungen sind der Roman »Falconberg« (1879),
»Ilka on the hill top, and other stories« (1881)
und »Idyls of Norway and other poems« (1882)
sowie der soziale Roman »A slaughter of the Philistines« (1883).
Seine Erzählungen zeichnen sich durch eine eigentümliche Vermischung nordischer Gemütstiefe und amerikanischer Lebenspraxis
aus.