(spr. burganöff),Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementCreuse, auf einer
Hochebene über dem
Thal
[* 7] des Thaurion und an der Orléansbahn, mit zwei alten
Kirchen, Resten eines
Kastells (ehemals Sitz eines Maltesergroßpriorats), (1881) 2932 Einw.,
Kohlenbergbau,
Porzellan-,
Papier- und Hutfabrikation.
(spr. bursch'la),Claude,
Tierarzt, geb. zuLyon,
[* 8] studierte die
Rechte und widmete
sich der Advokatenlaufbahn, trat dann aber in das
Corps de
Mousquetaires und wurde
Chef derRitterakademie in
Lyon. Bourgelat war ein
geschickter
Reiter und hatte eine außerordentliche
Neigung für das
Studium des
Pferdes und der
Bedingungen seiner praktischen
Verwendung. In
Lyon fand er Gelegenheit,
Medizin zu studieren. Seine Kenntnisse in der Pferdekunde erweiterte
er durch die
Lektüre der hippologischen
Schriften und durch selbständige anatomische und klinische Untersuchungen.
(franz.,
spr. burschoa),Bürger,
Bürgerlicher, Zivilperson. In der Buchdruckerei
Name einer
Schrift, deren
Kegel ziemlich genau neun typographische
Punkte
hält; steht zwischen
Petit und
Korpus
(Garmond), wird auch meist aus den
Kegel der letztern gegossen, auf neunpunktigem
Kegel
aber besonders in
Zeitungen verwandt. Ihr
Name würde auf französischen Ursprung schließen lassen, wenn nicht
in
Frankreich selbst die mit ihr übereinstimmende Schriftgröße
Petit-Romain genannt worden wäre; so unsicher wie die
Etymologie
ist auch die Schreibart in deutschen Buchdruckereien (Bourgeois, Borgois,
Borgis, Bourgois und Burgis).
in
Frankreich ursprünglich die
Bürgerschaft
in den
Städten, im
Gegensatz zu
Adel undGeistlichkeit wie zur eigentlichen Arbeiterklasse. Die französischen
Kommunisten und Sozialisten (insbesondere bereits
Saint-Simon, welcher den
Bourgeois dem
Arbeiter entgegenstellte) erweiterten
den
Begriff, bezeichneten als Bourgeoisie die wohlhabenden Mittelklassen im
Gegensatz zum peuple und griffen die an, weil sie nach ihrer
Meinung einseitig, engherzig und egoistisch nur das
Interesse desKapitals gegenüber der
Arbeit vertrete.
Dieser Sprachgebrauch von und diese Auffassung der Bourgeoisie sind dann bei den Sozialisten allgemein üblich geworden.
Die meist in
Promenaden umgewandelten
Wälle sind mit Wachttürmen besetzt (davon zwei römischen Ursprungs). Die Gewerbthätigkeit der
Einwohner, (1881) 35,338 an der Zahl, erstreckt sich aus Fabrikation von
Tuch,
Leinwand, Eisendraht, Messerschmiedewaren; auch
treiben sie
Handel mit
Getreide,
Hanf,
Holz
[* 10] und Vieh. Seit dem letzten
Krieg wurde Bourges zu einer großen Militärwerkstätte umgeschaffen,
in einem neuerstandenen östlichen Stadtteil ein
Arsenal, Kanonengießerei, pyrotechnische
Schule, praktische
Artillerieschießschule
mitPolygon, Proviantmagazin etc. vereinigt und 20 km östlich das große
Lager
[* 11] von Avor errichtet. hat
ein geistliches
Seminar und eine
Lehrerbildungsanstalt, ein
Lyceum, eine öffentliche
Bibliothek von 20,000
Bänden, mehrere
gelehrte Gesellschaften,
ein
Museum und ein
Theater.
[* 12] Es ist der Sitz eines der ältesten Erzbistümer (im 3. Jahrh. gegründet), des
Präfekten, des
Generalkommandos des 8.
Armeekorps, eines Appellhofs und Handelsgerichts, ferner Geburtsort
Ludwigs XI. und
Bourdaloues,
welch letzterm hier auch ein Standbild errichtet ist. 1 km von Bourges die großen metallurgischen Werke von Mazières.
- Bourges, das alte Avaricum (nach dem
Fluß Avara), einst die festeste Stadt der Bituriges Cubi und eine der
größten und schönsten ganz
Galliens, welche 40,000 Einw. gezählt haben soll, wurde 52
v. Chr.
¶
mehr
von Cäsar erobert und verheert, später aber zur Hauptstadt der Aquitania prima erhoben. Man erbaute daselbst ein Amphitheater,
an dessen Stelle im 8. Jahrh. ein großer Turm
[* 14] trat, der sich bis ins 17. Jahrh. erhielt. Die Stadt nahm später den Namen des
Volksstammes Bituriges an (daraus der jetzige Name). Im 5. Jahrh. eroberten die Goten, 583 Chilperich von
Neustrien die Stadt, der sie denFlammen preisgab; Karl d. Gr. aber und später PhilippAugust stellten sie wieder her. Im Mittelalter
war Bourges die Hauptstadt der LandschaftBerry, durch ihre Universität und ihren Reichtum gleich berühmt.
Von den hier gehaltenen 17 Konzilen ist das von 1438, aus welchem König Karl VII. den Vorsitz führte,
und welches, das Konzil von Ferrara
[* 15] verwerfend, die Freiheit der gallikanischen Kirche gegen den Papst verteidigte, das wichtigste.
Karl VII. hielt in der Zeit seiner Bedrängnis vor 1429 hier häufig Hof,
[* 16] weswegen er König von Bourges genannt wurde.
Hier wurde 7. März bis der große Staatsprozeß gegen die Angeklagten des Mai-Attentats von 1848, darunter Blanqui,
LouisBlanc, Barbès, Albert und Raspail, verhandelt.