frequentierter Überfahrtspunkt nach
England (Fahrzeit nach
Folkestone 2½
Stunden). Die Zahl der jährlich von
England her Landenden
wird auf 150,000 veranschlagt, und eine ganze
Kolonie von Engländern (meist gegen 7000) ist stets in Boulogne ansässig, wodurch
die Stadt einen stark englischen
Anstrich erhalten hat. Auch als elegantes, aber freilich teures
Seebad
ist Boulogne sehr besucht; es besitzt seit 1863 ein großes Badeetablissement. Die
Industrie der Stadt erstreckt sich aus Fabrikation
von
Eisen
[* 2] und
Gußwaren, Metallschreibfedern,
Knöpfen,
Feilen,
Öl, chemischen
Produkten,
Seife, auf Flachsspinnerei und Leinweberei
etc. Boulogne ist der Sitz eines
Gerichtshofs und eines Handelsgerichts, hat ein
Collège und eine Schiffahrtsschule,
eine
Bibliothek von 47,000
Bänden und 300 kostbaren
Manuskripten, ein
Museum mit reicher archäologischer und ethnographischer
Sammlung,
Gemäldegalerie und Naturalienkabinett.
Auf der
Esplanade ist eine Bronzebüste
Heinrichs II. aufgestellt, unter welchem Boulogne 1550 von
England an
Frankreich zurückfiel,
und 3 km von der Stadt, auf einer Anhöhe an derStraße nach
Calais,
[* 3] erhebt sich die 51 m hohe marmorne
Colonne de la
Grande armee, seit 1841 mit der Bronzestatue
Napoleons I. zum Andenken an das
Lager
[* 4] von Boulogne (s. unten) errichtet.
Boulogne, den
Römern zuerst als trefflicher
Hafen
(Portus Gesoriacus) wichtig, bekam unter
KaiserKonstantin den
NamenBononia, hieß
unter den
Karolingern Bolonia und gehörte lange zu
Ponthieu, bis es im 9. Jahrh. zur Hauptstadt einer wichtigen
Grafschaft
(Boulonois) erhoben wurde, welche einem Seitenzweig der flandrischen
Grafen, dann 1360-1477 zu
Burgund gehörte. 1544 von den
Engländern erobert, sollte Boulogne als
Pfand gelten, bis
Frankreich seine
Schulden an
England abgezahlt habe.
Schon 1550 war es wieder in französischer
Gewalt; 1559 wurde es Bischofsitz.
surSeine (spr. bulonuj ssür ssähn), großes Dorf im franz.
Departement Seine,
Arrondissement St.-Denis, 9 km südwestlich von
Paris,
[* 6] am rechten
Ufer der Seine, mit einer 1863 restaurierten
Kirche aus dem 14. Jahrh., welche wegen ihrer
Ähnlichkeit
[* 7] mit der
Kirche in
Boulogne sur Mer (s. d.) dem
Orte den
Namen gab (er hieß früher
Menus lès St.-Cloud),
Schlössern, zahlreichen Landhäusern, über 400 Waschhäusern und
(1881) 25,615 Einw. Nördlich dabei das Boulogner Gehölz
(Bois de
Boulogne), 1000
Hektar groß, ehedem ein Wildgehege, seit 1852
Eigentum
der Stadt
Paris, welche es in einen reizenden
Park mit schönen
Promenaden und
Alleen (die breiteste führt
nach den Resten der ehemaligen
AbteiLongchamps), überraschenden
Perspektiven, künstlichen
Seen, deren einer zwei
Inseln einschließt,
einem künstlichen
Wasserfall und zahlreichen Vergnügungslokalen umgestaltete und durch breite Zufahrtsstraßen mit den
Champs Elysées
verband. Von den
Beschädigungen während der Belagerung von 1870/71 und während der
Kommune sind kaum
noch
Spuren bemerkbar. Hier befinden sich
auch der Akklimatisationsgarten und der Rennplatz
(Hippodrome de
Longchamps).
(spr. bölten),Matthew,Mechaniker, geb. zu
Birmingham,
[* 8] übernahm nach dem
Tod seines
Vaters dessen
Stahlwarenmanufaktur und legte 1749 eine größere
Fabrik für Stahlarbeiten an, deren
Ausdehnung
[* 9] von Jahr
zu Jahr wuchs. Seit 1762 entwickelte sich auf der von ihm gekauften
Heide bei
Soho, eine
Stunde von
Birmingham, eine Fabrikstadt,
die jetzt 14,000 Einw. zählt. Um dieselbe Zeit hatte Boulton das
Mittel gefunden,
Gips
[* 10] dauerhaft und wohlfeil zu vergolden; bald
beschäftigte er damit über 1000
Hände, denn der Boultonsche
Schmuck wurde von der
Mode ungemein begünstigt. 1773 versuchte
er die
Nachbildung vonÖlgemälden mittels eines mechanischen
Verfahrens, auch unternahm
er denBau vonDampfmaschinen,
[* 11] jedoch
nach der unvollkommenen
KonstruktionSavarys.
Das Unternehmen wollte nicht recht gedeihen, bis
Watt 1769 mit in
Verbindung trat, worauf die Erzeugnisse ihrer Werkstätte
einen solchen
Ruf bekamen, daß die
Sohoer Anstalt bald keine Nebenbuhler mehr zu fürchten hatte. 1788 wendete Boulton die
Dampfmaschine
[* 12] mit
Glück auf die Münzkunst an, indem er eine sogen. Münzmühle baute, die acht Prägemaschinen
in
Bewegung setzte, von denen jede in der
Minute 70-90
Münzen
[* 13] fertigte. Die ganze Münzfabrikation erlitt
dadurch eine völlige Umwandlung. An so viele Anstalten, welche schon 3000
Arbeiter beschäftigten, knüpfte Boulton 1797 zu Smetwick
noch eine große
Eisengießerei.
[* 14] Er starb in
Handsworth bei
Soho. Seine
Biographie schrieb
Smiles (Lond. 1865).
(spr. baunti-), eine 1788 von
Bligh entdeckte Inselgruppe im
GroßenOzean, südöstlich von
Neuseeland,
unter 47° 49' südl.
Br. und 179° 7' östl. L. v. Gr., 5,5
qkm (0,1 QM.), bestehend aus 24 völlig vegetationslosen
und unbewohnten
Felsen.
(spr. buka),DomMartin, franz.
Historiker, geb. zu
Amiens,
[* 21] trat in den
Orden
[* 22] der
Benediktiner, erlangte
unter Leitung
Montfaucons seine wissenschaftliche
Ausbildung und wurde Bibliothekar der
AbteiSt.-Germain des
Prés, legte aber,
um freie litterarische Muße zu gewinnen, diese
Stelle nieder. Mit seltener Uneigennützigkeit schickte
er seine gesamten
Kollektaneen zu
FlaviusJosephus, welche er bis zum
Punkte der Herausgabe bearbeitet hatte, an Havercamp, der,
wie Bouquet erfuhr, jenen Schriftsteller ebenfalls herauszugeben beabsichtigte. Durch die Vorarbeiten Bouquets wesentlich
gefördert, konnte dann Havercamp seine
Ausgabe 1726 zuAmsterdam erscheinen lassen. Das Hauptwerk Bouquets
sind die von
Colbert ursprünglich angeregten u. auf 180
Bände berechneten, angesichts der ungeheuern Aufgabe aber von mehreren
Gelehrten zurückgewiesenen, endlich in seine
Hände gelegten
»Scriptores rerum gallicarum et francicarum«, von welchen seit 1738 acht
Bände¶
mehr
von Bouquet selbst herausgegeben wurden (bis 1865, 22 Bde.).
Die Arbeit weiterzuführen, wurde Bouquet durch den Tod verhindert; er starb zu Paris im Kloster des Blancs-Manteaux.