absoluten Regierungssystem
Ludwigs XIV. vollständig ergeben, verfaßte er 1682 die vier
Artikel der gallikanischen Kirchenfreiheit
(s. Gallikan.Kirche). Mit gleicher Entschiedenheit vertrat er aber die
Einheit derLehre
[* 2] und die
Interessen des
Papstes den Jansenisten,
Quietisten (s.
Fénelon und
Guyon) und den
Protestanten gegenüber. Auch wirkte er zur Aufhebung des
Edikts
von
Nantes
[* 3] mit. Er starb Seine zahlreichen
Schriften haben ihm den
Namen des letzten französischen Kirchenvaters
erworben.
Als geistlicher Redner entfaltete
er den höchsten
Glanz in seinen Leichenreden, die unter dem
Titel:
»Sermons et oraisons funèbres«
bis heute in zahllosen
Ausgaben erschienen.
Sein
»Discours sur l'histoire universelle jusqu'à l'empire
de
Charlemagne« (1681) ist der erste
Versuch einer philosophischen Behandlung der Geschichte vom spezifisch katholisch-religiösen
Gesichtspunkt aus. Seine
»Exposition de la doctrine de l'Église catholique sur les matières de controverse« (1671) und seine
»Histoire des variations des
Églises protestantes« (1688, 2 Bde.; neue Ausg.
1844) sind Tendenzschriften, durch welche die
Protestanten gewonnen werden sollten (s.
Union).
Eine lange
Reihe theologischer
Schriften veranlaßten die Unterhandlungen des
BischofsSpinola (s. d.) von
Wiener-Neustadt mit
dem hannöverschen
Abt von
Lokkum, Gerh.
WalterMolanus (s. d.), über eine Vereinigung der
Protestanten und Katholiken, in welche
Bossuet aus des erstern Ansuchen sich eingemischt hat. Auch
HugoGrotius und
RichardSimon waren Zielpunkte seiner
Polemik. Die neueste
Ausgabe seiner
Schriften erschien
Paris
[* 4] 1859-65 in 30
Bänden;
»Œuvres inédites« veröffentlichte Ménard
(das. 1883, 2 Bde.). Das
Leben Bossuets vom
Kardinal Bausset wurde vonMich.
Feder (Sulzb. 1820-21, 3 Bde.)
ins Deutsche
[* 5] übersetzt. Eine neuere
Biographie schrieb
Réaume (Par. 1869 bis 1870, 3 Bde.).
Bossuets pädagogische Bedeutung würdigte
Floquet ( Bossuet, précepteur du
Dauphin et évêque
à la cour«, Par. 1864).
Vgl. auch
Tabaraud,Supplément aux histoires de et
Fénelon (Par. 1822);
Libouroux, Controverse entre et
Fénelon (das. 1876);
(spr. -ssüh),Charles,
Mathematiker, geb. zu Tartaras bei
Lyon,
[* 6] widmete sich anfangs der
Theologie
und erhielt den
TitelAbbé, ging aber dann nach
Paris, wo Clairaut und d'Alembert ihn in seinen
Studien förderten, und wurde 1752
Professor
der
Mathematik zu
Mézières. Durch die
Revolution seinerStelle beraubt, schrieb er in der Zurückgezogenheit
seinen sehr verbreiteten »Essai sur l'histoire générale des mathématiques«
(2. Aufl., Par. 1810, 2 Bde.;
deutsch, Hamb. 1804, 2 Bde.), wurde
unter dem Kaiserreich
Professor der
Pariser polytechnischen
Schule, Mitglied des französischen Nationalinstituts und starb in
Paris. Bossuts sehr umfassende wissenschaftliche Wirksamkeit hatte ihren
Brennpunkt in der Experimentalhydrodynamik,
welche er nachhaltig förderte; vgl. seine
»Recherches sur la construction la plus avantageuse des digues« (Par. 1764; deutsch
von Kröncke, Frankf. 1798). Auch gab er
Pascals Werke heraus (1779, 5 Bde.),
denen er 1781 den
»Discours sur la vie et les
œuvres de
Pascal« folgen ließ.
(persisch-türk.), die Gartenwache des
Sultans, von
Soliman I. zum persönlichen
Dienst und zur Sicherheit
des
Sultans errichtet.
Ihr
Kommandant, der Bostandschi-Baschi, der das
Steuer der kaiserlichen
Barke führte, war zugleich
Hafen-
und Kanalinspektor, Polizeichef der Hauptstadt und Oberaufseher der kaiserlichen
Schlösser.
[* 10] ein zur Zeit des amerikanischen Freiheitskampfes erfundenes
Kartenspiel. Es wird mit Whistkarte unter vier
Personen gespielt; eine zweite
Karte dient zum Farbemachen. Das aufgedeckte
Blatt
[* 11] gibt die beste
Farbe an. Ist es z. B. rot,
so ist die andre rote
Farbe die zweitbeste, und die beiden schwarzen stehen in dritter
Reihe. Der
Wert derKarten ist der natürliche, und die vier höchsten
Blätter werden als
Honneurs bezahlt, wie im
Whist. Jeder erhält 13
Blätter
in zwei oder drei Würfen.
Die Vorhand meldet nun, wieviel
Stiche sie zu machen glaubt, wobei fünf (Boston) das Niedrigste ist. Die
Farbe, in der sie spielen will, sagt sie aber erst dann an, wenn ihr das
Spiel gelassen ist. Die Hinterhand kann entweder mit
gleicher Stichzahl in höherer
Farbe oder mit größerer Stichzahl überbieten. Spielt man, wie es meist der
Fall ist, allein,
so muß
man es gleich melden, widrigenfalls man nicht mehr das
Recht hat, einen andern, welcher
»Whist«
sagt, d. h. sich zum
Gehilfen anbietet, zurückzuweisen.
Alles dies sind
Spiele, wo es darauf ankommt, keinen
Stich zu machen. Bei
PetiteMisère legt der
Spieler eine
Karte weg, bei
Misère
troquante vertauscht er eine aus der
Hand,
[* 13] bei
Misère à quatre as zeigt er vier
As auf und braucht dann nur
die drei letzten
Stiche zu bedienen; bei
Révolution decken alle vier die
Karten auf, und drei beraten sich, wie dem
Spieler
ein
Stich beizubringen sei. Es erhellt, daß
Misère à quatre das am leichtesten zu gewinnen ist.
Noch wird
im Fall, daß alle
vier gepaßt haben,
Misère générale gespielt, wobei derjenige verliert, der die meisten
Stiche bekommt.
Der Kartengeber setzt stets vier
MarkenStamm; hinzugerechnet wird ein
Block, den man verschieden (meistens wohl 12 oder 24)
spielt.
Wer ein
Spiel gewinnt, zieht
Block und
Stamm und setzt 2 für den
Rock
(Rocambole) ab.
Wer ein
Spiel verliert, zahlt
Bete.
Der
Rock geht nach dem dritten gewonnenen
Spiel, und es setzt zu ihm ein jeder einen
Block von 12 als
Extra-Bete.
Wer auf den
Rock gewinnt, zieht (außer der Bezahlung für sein
Spiel) alles ein, was im
Pot steht; wer darauf verliert, setzt
doppeltes
Bête und zwar 1) die viermal 12, welche für den
Rock zu zahlen sind, 2) die 10, welche den
Rock bilden, 3) die vier für den
Stamm und 4) etwa gesetzte
Passer, also mindestens 62. Auf den
Rock darf man nicht allein spielen,
sobald sich ein
¶
mehr
»Whist« meldet. Auch müssen auf den Rock mindestens 6 Stiche in der besten Farbe oder 7 in einer andern gemeldet werden.
[* 10] (spr. bost'n), 1) alte Stadt in Lincolnshire (England), 8 km oberhalb der Mündung des Witham in das Wash, mit
vielen Kirchen, darunter die von St. Botolph mit 85 m hohem Turm,
[* 15] ein gotischer Prachtbau, und (1881) 14,932
Einw. Die Industrie liefert landwirtschaftliche Geräte, Ölkuchen, Federn und Tabak.
[* 16] Schiffe
[* 17] von 400 Ton. gelangen mit der Flut
bis zur Stadt, und der Handel mit dem Norden
[* 18] Englands sowohl als mit Holland ist von einiger Bedeutung. Auch der Fischfang wird
emsig betrieben. Doch war Boston früher bedeutender. Schon die Römer
[* 19] hatten hier ein Castrum, und im Mittelalter,
namentlich im 11. Jahrh., konkurrierte die Stadt mit London
[* 20] (jetzt nur 59 Schiffe von 2997 Ton.). Die Hanseaten hatten damals
hier einen Kaufhof.
2) Hauptstadt des nordamerikan. StaatsMassachusetts, eine der größten, ältesten Städte und wichtigsten
Handelshafen der Union, liegt im Innern der Massachusettsbai, nordöstlich von New York, größtenteils auf einer 5 km langen
und 1, 6 km breiten Halbinsel, welche ehedem nur durch eine schmale Landzunge(BostonNeck) mit dem Festland verbunden war, die
durch Ausfüllung zu beiden Seiten jetzt zur Breite
[* 21] der Halbinsel herangewachsen ist (s. Plan). Nordwestlich
von der Halbinsel fließt der breite CharlesRiver, Boston von Cambridge und Charlestown trennend; südwestlich davon drängt sich
die Südbai, ein Teil des Hafens, in die Stadt ein.
Das ganze Terrain der Stadt ist uneben. Aus der Halbinsel selbst erheben sich drei Hügel (daher der alte Name Tremont), von
denen Beacon Hill 45 m hoch ist. Im S. liegen die malerischen Dorchester Heights (40 m) und ParkerHill in Roxbury (70 m). Der
alte Teil der Stadt, ursprünglich ohne System angelegt und dem Terrain angepaßt, hat viele enge und krumme Straßen und hat
auch nach dem großen Brand 1872, der 800 Häuser in Asche legte, seinen Charakter bewahrt. In den neuern
Stadtteilen sind indes die Straßen breit und gerade.
Washingtonstreet ist Hauptverkehrsader für den Kleinhandel, Statestreet ist Sitz der großen Banken, Pearlstreet der Schuh-
und Stiefelhändler, während die 82 m breite, in der Mitte mit Bäumen besetzte Commonwealth Avenue eine
der schönsten Straßen der Stadt ist. Im eigentlichen Herzen der Stadt liegen die ehemalige Gemeindewiese (Boston Common), jetzt
reizender Park, und die öffentlichen Gärten, zusammen 28 Hektar groß. Hier stehen ein Kriegerdenkmal, Th. Balls Reiterstatue
Washingtons, StorysStatue E. Everetts und ein Denkmal zur Verherrlichung der Entdeckung der anästhetischen
Eigenschaften des Äthers.