in
Groningen, 1806
Rektor der lateinischen
Schule in
Amsterdam,
[* 2] bald darauf
Professor am
Athenäum und Mitglied des königlichen
Instituts der
Wissenschaften und starb dort Bosscha ist einer der trefflichsten lateinischen Dichter der neuern
Zeit; seine
Dichtungen erschienen gesammelt als
»Musa Daventriaca«
(Deventer 1786) und »Poemata« (das. 1820).
Weniger Beifall fand seine »Geschiedenis der staatsomwenteling der Nederlanden
in het jaar 1813« (Amsterd. 1817). Von seinen holländischen Übersetzungen sind besonders
die von
Denons
»Voyage en Égypte«,
Schillers
»Abfall der
Niederlande«
[* 3] und Plutarchs
Lebensbeschreibungen zu erwähnen. Wertvoll
ist seine »Bibliotheca classica«, ein philologisches Handbuch der
Mythologie,
Altertumskunde und Geschichte.
2)
Johannes, holländ. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1797 zu
Harderwijk, war
Professor an der
Militärakademie in
Breda, später an der
Hochschule zu
Amsterdam und 1853-59 Kultusminister.
Seitdem lebte er im
Haag
[* 4] schriftstellerisch thätig, hauptsächlich als
Historiker, und starb Sein Hauptwerk ist:
»Neêrlands heldendaden te land« (1853-56; neue Ausg.,
Leeuward. 1869-75, 3 Bde.),
dem das
»Leven van Willem II.« (4. Aufl., Amsterd. 1873) vorausging.
SeinVerdienst ist weniger in tiefer Forschung als in klarer und lebendiger
Darstellung zu suchen. Bosscha gab auch bisher ungedruckte
BriefeRousseaus an
MarcMichel Rey (Amsterd. 1858) heraus.
(spr. boss'),Abraham, Kupferstecher und Radierer, geboren um 1605 zu
Tours,
[* 5] gest. 1678, lieferte eine ungeheure
MengeBlätter mit kulturhistorisch interessanten Schilderungen von
Zeremonien,
Festen und
Szenen aus dem Volksleben. Er schrieb
auch mehrere Werke, worunter der
»Traité des manières de graver en
taille douce sur l'airain par l'eau forte et
les vernis durs et mols« (zuerst Par. 1645).
Vgl. G.
Duplessis, Catalogue de l'œuvre d'Abraham Bosse (Par. 1859).
1) CarloAurelio,Baron de, ital.
Lyriker, geb. zu
Turin,
[* 6] trat, nachdem er sich
zuerst durch einige
Tragödien und schwungvolle
Oden bekannt gemacht hatte, in die
Dienste
[* 7] seines Vaterlandes
Sardinien,
[* 8] war
bis 1792
Unterstaatssekretär im auswärtigen
Ministerium, ward 1796 sardinischer Gesandter zu
Petersburg
[* 9] und verwaltete unter
Napoleon I. mehrere Präfekturen und diplomatische
Ämter. Der
SacheNapoleons eifrig ergeben, mußte er
sich nach den
HundertTagen ins Privatleben zurückziehen. Er starb in
Paris.
[* 10] Unter seinen poetischen Werken ist
das Gedicht auf die
französische Revolution: »Oromasia«, in zwölf
Gesängen, am berühmtesten geworden. Eine Sammlung seiner
Poesien erschien in 3
Bänden (Par. 1799 bis 1801; neue Aufl., Lond.
1816).
die »Untersuchungen über
Christ.
Kolumbus« (das. 1818) und
die »Istoria d'Italia« (das.
1816-1823, 19 Bde.). Er hat außer vielen Abhandlungen über 80 größere
und kleinere selbständige Werke verfaßt, darunter auch einen
Band
[* 16]
Trauerspiele
(Turin 1805) und einige
Lustspiele.
(auch bosselieren, bosseln, v. franz. bosse,
»Buckel, rundliche
Erhöhung«),
die
Kunst, einem weichen
Stoff durch Bearbeiten mit einfachen
Werkzeugen irgend eine
zweckdienliche oder künstlerische Form zu geben. Sie wird hauptsächlich angewandt, um
Modelle für die Bildhauerei, die
Keramik
[* 17] und für den Metallguß darzustellen, oder auch, um Gegenstände
(Bosse, Rondebosse) zu formen, welche unmittelbar
selbst als
Verzierung oder zu anderm Behuf benutzt werden können. Zum Bossieren benutzt man Bossierwachs, eine beliebig
gefärbte Mischung von
Wachs mit
Terpentin,
Talg,
Baumöl etc., oder
Thon mit einem Zusatz von
Glycerin.
Runde (nach allen Seiten
frei stehende) Gegenstände werden entweder ganz aus
Wachs gebildet, oder sie erhalten einen
Kern von
Holz;
[* 18] zu halb erhabenen
Arbeiten trägt man das
Wachs auf ein flaches
Brett oder eine andre Unterlage auf
und bearbeitet es mit hölzernen, eisernen oder beinernen
Griffeln (Bossiergriffeln, Bossierhölzern), d. h. Stäbchen, welche
an ihren
Enden spitzig, rund, schaufelförmig, gebogen oder sonstwie gestaltet sind. Das in
Thon geschieht auf dieselbe
Weise.
Die Gegenstände des Bossierens stehen während der
Arbeit auf dem drehbaren Bossierstuhl, so daß der
Künstler, ohne seinen Platz zu verlassen, die zu bearbeitende
Masse nach allen Seiten hin drehen kann.
absoluten Regierungssystem Ludwigs XIV. vollständig ergeben, verfaßte er 1682 die vier Artikel der gallikanischen Kirchenfreiheit
(s. Gallikan. Kirche). Mit gleicher Entschiedenheit vertrat er aber die Einheit derLehre
[* 22] und die Interessen des Papstes den Jansenisten,
Quietisten (s. Fénelon und Guyon) und den Protestanten gegenüber. Auch wirkte er zur Aufhebung des Edikts
von Nantes
[* 23] mit. Er starb Seine zahlreichen Schriften haben ihm den Namen des letzten französischen Kirchenvaters
erworben.
Als geistlicher Redner entfaltete er den höchsten Glanz in seinen Leichenreden, die unter dem Titel: »Sermons et oraisons funèbres«
bis heute in zahllosen Ausgaben erschienen. Sein »Discours sur l'histoire universelle jusqu'à l'empire
de Charlemagne« (1681) ist der erste Versuch einer philosophischen Behandlung der Geschichte vom spezifisch katholisch-religiösen
Gesichtspunkt aus. Seine »Exposition de la doctrine de l'Église catholique sur les matières de controverse« (1671) und seine
»Histoire des variations des Églises protestantes« (1688, 2 Bde.; neue Ausg.
1844) sind Tendenzschriften, durch welche die Protestanten gewonnen werden sollten (s. Union).
Eine lange Reihe theologischer Schriften veranlaßten die Unterhandlungen des BischofsSpinola (s. d.) von Wiener-Neustadt mit
dem hannöverschen Abt von Lokkum, Gerh. WalterMolanus (s. d.), über eine Vereinigung der Protestanten und Katholiken, in welche
Bossuet aus des erstern Ansuchen sich eingemischt hat. Auch HugoGrotius und RichardSimon waren Zielpunkte seiner
Polemik. Die neueste Ausgabe seiner Schriften erschien Paris 1859-65 in 30 Bänden; »Œuvres inédites« veröffentlichte Ménard
(das. 1883, 2 Bde.). Das Leben Bossuets vom Kardinal Bausset wurde vonMich. Feder (Sulzb. 1820-21, 3 Bde.)
ins Deutsche
[* 24] übersetzt. Eine neuere Biographie schrieb Réaume (Par. 1869 bis 1870, 3 Bde.).
Bossuets pädagogische Bedeutung würdigte Floquet ( Bossuet, précepteur du Dauphin et évêque à la cour«, Par. 1864).
Vgl. auch
Tabaraud, Supplément aux histoires de et Fénelon (Par. 1822);
Libouroux, Controverse entre et Fénelon (das. 1876);