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Kreschevo, Sutjesko und Siroki Brieg [* 2] bewohnen, alle Pfarreien besorgen und sich um die Erhaltung des römischen Katholizismus in Bosnien [* 3] überhaupt seit Jahrhunderten sehr verdient gemacht haben. Der Volksunterricht ist sehr vernachlässigt. Katholische Volksschulen existieren erst seit 1848 und zwar nur in 13 Städten. Die Griechen haben schon seit langer Zeit in mehr als 30 Orten Volksschulen und in Sarajewo ein Lehrerseminar. Mädchenschulen gibt es gar keine. In den türkischen Schulen wird fast nichts als der Koran gelehrt.
Zur Zeit der Okkupation bestanden in den sechs politischen Kreisen 645 Schulen alten Systems, darunter 18 Ruzdie- (höhere Bürger-) Schulen, 18 Medressen (geistliche Schulen) und 110 Elementarschulen. Erstere drei Kategorien sind mohammedanisch, letztere dagegen römisch-katholisch und griechisch-orientalisch. Unter der österreichisch-ungarischen Verwaltung sind 38 Volksschulen mit 2067 Schülern neu geschaffen. Alle 684 Lehranstalten wurden 1879 von 31,663 Schülern besucht.
Die physische Beschaffenheit der Bosniaken gleicht jener der benachbarten Slawen; auch bei ihnen findet man eine hohe, kräftige Gestalt, ein wettergebräuntes Antlitz, ausdrucksvolle Schönheit in den Zügen, Ruhe und Würde in der Haltung. Der bosnische Mohammedaner liebt in der Kleidung, welche ganz der türkischen gleicht, grelle, besonders hochrote Stoffe und reichverzierte Jacken. Auf dem Kopf trägt er den Turban und unter diesem das Fes oder ein gestricktes weißes Schutzkäppchen, seine Beine stecken bis zu den Knieen in weiten blauen oder roten Pluderhosen, die Waden bedecken Gamaschen und die Füße Schnabelschuhe [* 4] oder Opanken (Riemenschuhe).
Die Frauen kleiden sich gleichfalls türkisch und genießen in Bosnien eine größere Freiheit als in der Türkei. [* 5] Deshalb hüllen auch die vornehmern mosleminischen Frauen ihr Gesicht [* 6] bis auf die Augen in ein durchsichtiges Gewebe, [* 7] so daß man ihre Züge deutlich sehen kann. Im Narentathal findet man sie auch ganz unverschleiert. Jene der niedern Stände tragen außer dem Gesichtsschleier auch noch einen den ganzen Oberkörper einhüllenden groben Überwurf. Die christlichen Bewohner, deren soziale Stellung bis in die letzte Zeit eine vielfach bedrückte war, mußten sich in dunkle Stoffe kleiden; ihr Fes ist braunrot oder noch dunkler, ihr ebenfalls nur bis zum Knie reichendes faltenreiches Beinkleid blau.
Nebst Gamaschen und Bundschuhen tragen sie einen Tuchgürtel und über diesem einen ledernen Fächergurt. Die christlichen Frauen, deren Haar, [* 8] in langen Zöpfen geflochten, über den Rücken herabhängt, sind serbisch-morlakisch oder türkisch gekleidet. Meist tragen sie ein Fes, eine gelbe, rote oder braune, weitärmelige, vorn offene Jacke, darunter ein niederes Mieder. Das Hemd ist auf der Brust bis zum Gürtel [* 9] gleichfalls offen. Das dunkle, unschöne Beinkleid reicht von den Hüften bis zu den Knöcheln, und die nackten Füße stecken in Pantoffeln oder weit ausgeschnittenen Schuhen.
Das Kinn ist bei den Christen und Mohammedanern glatt geschoren. Ganz abweichend ist die Tracht in der Kraina. Die Wohnungen in den Dörfern sind ganz so wie diejenigen der Morlaken in Dalmatien gebaut; in den Städten bestehen die Häuser größtenteils nur aus Gebälk mit schwachen Wänden aus Lehm und Kalk, haben keine Kamine und nur kleine Öffnungen für die Fenster, die in den seltensten Fällen durch Glastafeln verwahrt und im Frauengemach durch ein Holzgitterwerk geschlossen sind.
Vom Souterrain, wo sich der Stall und die Räume für die Diener befinden, führt eine steile Trevve in den Wohnstock, der aus einem geräumigen Vorplatz, mehreren kleinen, niedern Gemächern und einer luftigen, achteckigen Veranda (Divanhan) besteht. Den einzigen Möbelschmuck der Zimmer bildet ein Fußteppich und hier und da ein geschnitzter Wandschrank. Als Sitz- und Lagerstatt dienen die sogen. »Minder«, d. h. längs der Wände angebrachte niedrige Pritschen, die man mit Matratzen, Teppichen oder Rohrmatten bedeckt. Noch viel einfacher sind die Steinbauten der Herzegowinaer, die mit ihrem platten Dach, [* 10] der niedern Thoröffnung und den kleinen Fensterluken steinernen Höhlen gleichen. Eine Eigentümlichkeit des Landes ist das in jedem Ort befindliche Einkehrhaus, Han genannt, das gleichfalls in jeder Beziehung primitiv, mitunter kaum besser ist als eine schmutzige Viehstallung.
Die Städte, welche entweder aus dem Grad oder der Festung, [* 11] oder der Varosch, der eigentlichen Stadt, die gewöhnlich von einem Wallgraben und einer mit Zinnen versehenen Mauer umgeben ist, und der Mahala oder Vorstadt bestehen, oft aber auch nicht geschlossen sind, haben mitunter, wenn sie von üppigen Gärten umrahmt werden, und wenn zwischen ihren Vierteln zahlreiche Baum- und Vegetationsinseln liegen, von der Ferne aus betrachtet, ein pittoreskes, romantisch-heiteres Aussehen, bieten aber in der Nähe zumeist ein trostloses Bild allgemeiner Verwahrlosung, weil selbst die Begüterten, der orientalischen Unsitte gemäß, nur ihre individuellen Bedürfnisse befriedigen, das Gemeinwohl aber ganz außer acht lassen und sich nicht daran kehren, daß ihre Gebäude oft aus förmlichen Kloaken oder aus sumpfartigen Straßen und Gassen sich erheben.
Bei den christlichen Bewohnern finden sich ohne Unterschied noch alle ursprünglichen Sitten und moralischen Eigenschaften vor: große Gastfreundschaft, patriarchalisches Familienleben, Tapferkeit und Kampfeslust, strenge Religiosität, Rechtlichkeit untereinander und Unverbrüchlichkeit der Freundschaft, aber auch Unversöhnlichkeit in der Feindschaft, blutige Rachsucht, Indolenz und Fatalismus. Die Nahrung ist sehr einfach; Milch, Schafkäse, Maiskuchen, Reis und Hammelfleisch, Zwiebeln, Knoblauch und Schnaps sind die Hauptbestandteile derselben bei den christlichen Bosniern.
In der Herzegowina, wo die letztern (Rajahs) viel selbstbewußter sind, haben sich die serbischen Volkslieder, Gesänge und Erzählungen noch erhalten, wogegen diese in Bosnien mehr und mehr verstummen. Der Grund und Boden gehört fast ganz den Mohammedanern; die Dorfbewohner sind größtenteils Kmets, d. h. Bauern ohne eignes Land und eigne Wohnung, die Grundbesitzer entweder Begs, d. h. Nachkommen des slawischen, zum mohammedanischen Glauben übergetretenen Adels, oder Agas, d. h. türkische Grundbesitzer, mit denen der Kmet seinen Pachtkontrakt abschließen mußte. Übrigens unterscheidet sich die ganze besitzende türkische Klasse, welche ursprünglich allein Waffen [* 12] tragen durfte, weder durch Bildung noch durch Kleidung von den Bauern, wenn diese vermögend genug sind, es ihnen nachzuthun.
[Naturprodukte und Nahrungszweige.]
Bosnien ist infolge seines Wasserreichtums und seiner atmosphärischen Niederschläge, mit Ausnahme der südlichen Herzegowina und Novibazars, zumeist ein an Naturschönheiten reiches Waldland, in dem die Eiche, Ulme, Erle, Buche, Kiefer, Esche und der Pflaumenbaum vorherrschen. Es hat äußerst fruchtbare Thäler und Ebenen und vorzügliche Weiden, allein bisher wurde der größte Teil des Bodens gar nicht ausgenutzt. Ackerbau wurde nur für den notwendigsten Bedarf und sehr mangelhaft betrieben. Weizen und ¶
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Roggen findet man nur an der Save und in den Flußebenen, aber Gerste, [* 14] Hafer, [* 15] Mais und Hirse [* 16] sowie Bohnen fast überall, Erbsen und Kartoffeln dagegen selten. Von den verschiedenen Obstarten sind insbesondere die Pflaumen berühmt; außerdem wachsen auch Kirschen, Äpfel, Birnen, Nüsse, Kastanien, Weintrauben und in den tiefern Thälern auch Südfrüchte. Endlich gedeihen auch Reis, Tabak, [* 17] Rüben, Krapp, Sumach und Heilkräuter überall in großer Menge. Von den Haustieren, welche den eigentlichen Reichtum der Bewohner bilden, züchtet man in Bosnien insbesondere das Hornvieh, in der Herzegowina dagegen die Ziege und das Schaf, [* 18] überdies auch Federvieh; Schweine [* 19] nur bei den Christen in der Savegegend.
Die Pferde [* 20] sind zwar klein, aber dafür sehr ausdauernd; wo solche fehlen, bedient man sich der Maulesel und Esel. Das bosnische Waldland ist reich an Jagdwild, besonders an Hirschen, Rehen und Hasen. Es mangelt aber auch nicht an Bären, Wölfen, Luchsen und Füchsen. 1879 zählte man 158,034 Pferde, 3092 Maultiere und Esel, 761,302 Rinder, [* 21] 775 Büffel, 839,988 Schafe, [* 22] 522,123 Ziegen, 430,354 Schweine, 111,148 Bienenstöcke. Etwa die Hälfte des ganzen Areals ist mit Forstgewächsen bedeckt, und der schlagbare Hochwald des Landes umfaßt etwa 600,000 Hektar im Wert von über 30 Mill. Fl. (ohne Grund und Boden).
Daß an Mineralien [* 23] ungemein reich ist, war schon den Römern bekannt, die zu Neros Zeiten einen bedeutenden Bergbau [* 24] auf edle Metalle im Quellgebiet des Urbas, im Vranitzagebirge, betrieben. Österreich-Ungarn [* 25] hat sogleich nach der Okkupation eine genaue Erforschung des Landes in Bezug auf seine Mineralschätze angeordnet, und dabei wurde das Vorhandensein großer Erz- und Kohlenlager in der Nähe des Bosnathals konstatiert. Bosnien besitzt 7 Kohlenbecken ersten Ranges und 23 kleinere Becken, die größten bei Banjaluka, Livno und Bihac; ferner riesige Lager [* 26] von Eisenerzen bei Varosch (nördlich von Sarajewo), im Gebiet von Kreschevo, Foinitza etc. Kupfer, [* 27] Bleiglanz, Quecksilber und Steinsalz finden sich an mehreren Orten. Auch die Zahl der Mineralquellen ist eine große. Salzquellen sind in Ober- und Untertuzla, Sauerbrunnen in Slatina (bei Banjaluka), Han-Kisseljak (bei Tuzla), Krapina etc., warme Schwefelquellen in Banjaluka, Iliazia, Vrucica (bei Tesanj) und im Römerbad bei Novibazar, Thermen im Kloster zu Banja (bei Priboi im Limthal).
Die Industrie des Landes ist eine sehr beschränkte und erstreckt sich bloß auf roh gearbeitete Eisenwaren, Hand- und Schußwaffen, grobe Wollstoffe, Kotzen, Teppiche, Decken, Leder- und Kupferschmiedewaren. Das Sattler-, Riemer-, Schuhmacher-, Lohgerber- und Kupferschmiedehandwerk wurde bisher fast ausschließlich von Mohammedanern ausgeübt. Die ziemlich entwickelte Hausindustrie liefert fast alles für den täglichen Bedarf. Die männliche und weibliche Kleidung wird in Bosnien von Frauen gearbeitet.
Der Handel war bis zur Okkupation durch Monopole, hohe Zölle und den Mangel guter Straßen in der Entwickelung gehemmt; der Export erstreckte sich meist nur auf Cerealien, Horn- und Kleinvieh, Wolle, gedörrte Pflaumen, Roheisen, Zinn, Waffen, Messer, [* 28] Holz, [* 29] Faßdauben und Bauholz, der Import auf Baumwollstoffe, rohe Baumwolle, [* 30] Musselintücher, Rohseide, Kolonialwaren, Zucker [* 31] etc. Der Mittelpunkt des Handels ist Sarajewo, bedeutende Handelsplätze sind überdies Travnik, Banjaluka, Livno, Mostar, Novibazar etc. Seit 1879 sind Industrie und Handel in stetem Zunehmen. In allen größern Orten wurden bereits Post- und Telegraphenstationen errichtet; an dem Bau der Verkehrsstraßen wird fortwährend gearbeitet, und von Eisenbahnen sind bereits die Strecken Doberlin-Banjaluka (Militärbahn) und Bosnisch-Brod-Zenica-Sarajewo (Bosnabahn) seit den Jahren 1880-82 im Betrieb. Die Länge der Eisenbahnen, welche ausschließlich Staatsbahnen [* 32] sind, beträgt (1883) 370 km. 1881 gab es 55 Postanstalten, durch welche 3½ Mill. Briefe und Korrespondenzkarten und 492,000 Warenproben und Zeitungen befördert wurden.
[Verwaltung.]
Die heutige staatsrechtliche Stellung Bosniens beruht auf den Bestimmungen des Berliner [* 33] Kongresses 1878. Demgemäß übernahm Österreich-Ungarn die Administration und Okkupation der türkischen Provinzen und Herzegowina und erhielt das Recht, auch das unter türkischer Verwaltung bleibende Sandschak von Novibazar militärisch zu besetzen. Die zu Konstantinopel [* 34] zwischen der Türkei und Österreich-Ungarn abgeschlossene Konvention erkennt ausdrücklich an, daß die Souveränitätsrechte des Sultans durch die Thatsache der Okkupation in keiner Weise berührt werden, sichert namentlich den Mohammedanern die Religionsfreiheit zu, bestimmt, daß die Einkünfte beider Länder nur zu deren Nutzen verwendet werden sollen, und räumt den türkischen Münzen [* 35] auch fernerhin das Zirkulationsrecht ein.
Vgl. »Sammlung der für und Herzegowina erlassenen Gesetze 1878-80« (Wien [* 36] 1880, 2 Bde.).
In politischer Hinsicht zerfiel Bosnien bis November 1878 in 7 Kaimakamlyks: Sarajewo, Travnik, Bihac, Banjaluka, Swornik, Mostar und Novibazar, und jedes Kaimakamlyk in Kreise [* 37] (Nahie oder Kasa), die unter einem Mudir standen. An der Spitze jedes Kaimakamlyks stand ein Kaimakam, welcher wieder von dem Wali der Provinz abhing. Sowohl die richterliche als die polizeiliche Gewalt hatten die Mohammedaner inne, die Christen waren davon ganz ausgeschlossen. Seit der Okkupation durch Österreich-Ungarn wird in die bereits oben genannten 6 Kreise eingeteilt.
Die Landesregierung, welche dem kaiserlichen und königlichen gemeinsamen Ministerium untersteht, hat ihren Sitz in Sarajewo und war seit 1878 bestrebt, in allen Zweigen der Verwaltung die notwendigen und mit Rücksicht auf die eigentümlichen Verhältnisse des Landes möglichen Reformen einzuführen. In Sarajewo und den größern Städten fungiert ein Stadtrat. Die Justiz wird durch 6 neue Kreisgerichte und 42 Bezirksgerichte ausgeübt. Die finanziellen Angelegenheiten leitet die Finanzlandesdirektion in Sarajewo, welche zur Verwaltung der direkten und indirekten Steuern, des Zollwesens und zur Ausübung des Kontrolldienstes Steuerinspektorate, 46 Steuerämter, 6 Finanzinspektorate, 8 Zollämter und eine Zoll- und Finanzwache aufgestellt hat. Der Sicherheitsdienst wird durch ein aus 3000 Mann bestehendes Gendarmeriekorps vollzogen.
[Geschichte.]
Bosnien war im Altertum ein Teil Illyriens, kam als römische Provinz zu Pannonien, unter Augustus aber zu Dalmatien. In der Völkerwanderung wurde es durch verschiedene Völkerzüge heimgesucht. Sodann stand das von Slawen oder slawisierten Illyriern bewohnte Land bald unter serbischer, bald unter kroatischer Oberhoheit und wurde nebst Kroatien auch von den ungarischen Königen abhängig, bis 1376 der Ban Twartko sich zum König von Bosnien erklärte. Durch Thronstreitigkeiten wurden die Türken herbeigezogen, welche Bosnien zuerst 1401 eroberten. Doch wurde ihre Herrschaft unterbrochen, indem die serbischen Könige wieder von Bosnien Besitz nahmen, bis es von ¶