entgegenzutreten. Sie bildeten während des Siebenjährigen
Kriegs zuletzt ein
Regiment von 10
Schwadronen mit zusammen 1000 Mann
und wurden 1796 abermals verstärkt, 1800 aber in ein Towarzysregiment umgewandelt.
Vgl. v. Dziengel, Geschichte des 2. Ulanenregiments
(Potsd. 1858).
Das durchaus gebirgige Land wird von zahlreichen von
NW. nach SO. streichenden parallelen
Gebirgsketten der
Dinarischen Alpen durchfurcht, die, im N. aus der Saveniederung gegen das 1000 m hohe dalmatische Grenzgebirge allmählich
aufsteigend, im SO. ihren höchsten Gipfel erreichen. Die bedeutendsten
Gebirge (Planinen) sind im
NW. bei
Bihac das Germec-
und Crljevicagebirge (1460 und 1971
m) und die Cerna
Gora (1800 m) mit dem Vitoroggebirge. Die nächste
Parallelkette jenseit der Sanna beginnt im N. mit dem Kozaragebirge und endet in der 2000 m hohen Radusa.
Von dem oberhalb dieser sich erhebenden Gebirgsknoten Zec (2200 m) erstreckt sich nordwärts das Scit- und Vlasicgebirge
(1923 m), gegen O. die Bitovnja (2160
m) und das Ivangebirge, südöstlich die Jahorina mit dem Korjen-
(1872
m) und Ranjengebirge. Im W. laufen parallel mit ihr die Bjelasnica (2115
m) und Treskovica (2428 m); im S. hingegen beginnt
das
Konglomerat der herzegowinischen
Gebirge (Vucija 2070 m, Dumos 1700
m und Lebrsnik). Südlich von der Neretva erheben sich
die riesigen, schneebedeckten Gipfel des Prenjgebirges mit der
Velez- und Cabuljakette im
S. und W. In
Novibazar, nördlich vom
Dormitor, dem Bergriesen
Montenegros, erstrecken sich die langen, waldigen
Rücken der Ljubicnja, am
rechten Bosnaufer endlich das 1500 m hohe
Plateau des Romanjagebirges und die Vranagruppe, welche in dem riesigen Konjugebirge
abschließt.
Ebenen hat Bosnien nur längs der
Save und an der untern
Unna
[* 6] und
Bosna aufzuweisen, die größte auf dem linken
Wrbasufer (von
Banjaluka bis an die
Save). An fließenden Gewässern ist Bosnien, da die noch gut bewaldeten
Berge die
Quellen hinreichend
nähren, sehr reich. Viele derselben fließen nördlich zur
Save, so die
Unna mit der Sanna, der
Wrbas mit
der Pliva, Wrbanja und Ugar, die
Bosna, der Hauptfluß Bosniens; ferner die Ukrina und die
Drina mit dem Lim und Uwaz. Der
Hauptfluß im
SW. ist die ins
Adriatische Meer mündende
Narenta.
Seen gibt es wenige und nur unbedeutende,
so den bei Jesero, welchen die Pliva durchfließt, und einen
westlich bei
Mostar; desto reicher ist an
Sümpfen, darunter die großen Sevarovo Blato und Mostarsko Blato; beide werden mit
Moorhirse besäet. Das
Klima
[* 7] ist nur in der
Herzegowina zum Teil südlich-heiß, im eigentlichen Bosnien jedoch, wo die höchsten
Bergspitzen das ganze Jahr hindurch mitSchnee
[* 8] bedeckt sind, ist die Sommertemperatur eine milde, und
in den höhern Waldgebirgen herrscht zumeist eine feuchte, sehr gemäßigte
Luft; dagegen ist aber auch die
Kälte im
Winter
sehr bedeutend. An einigen
Orten, wie
auf der
Hochebene von Kupresch, der
Wasserscheide zwischen der
Donau und dem Adriatischen
Meer, bei Duvno und Liwno, wütet die
Bora wie auf dem Karstgebirge und wird nicht selten den Schafherden
und Wanderern gefährlich. Die
Kraina und die
Save-Ebene sind milder als das benachbarte
Kroatien.
Die
Bevölkerung besteht nach der in und der
Herzegowina durchgeführten Zählung aus 1,158,453 Einw.
(607,797 männlichen, 550,656 weiblichen), welche in 43
Städten, 31
Märkten und 5054 Dörfern wohnen
und mit Berücksichtigung der bis 1881 erfolgten administrativen Veränderungen sich auf die 6
Kreise
[* 9] und 49
Bezirke verteilen
wie folgt:
Hierzu kommen noch die Besatzungstruppen (etwa 27,000 Mann) und die
Fremden, ferner die auf 168,000
Köpfe geschätzte
Bevölkerung
[* 10] von
Novibazar. Die Einwohner sind
Slawen und gehören dem serbischen
Stamm an. Zum Unterschied von den eigentlichen
Serben werden
sie
Bosniaken genannt, wogegen man die Bewohner
RasciensRaizen, jene der
HerzegowinaHerzegowinaer nennt.
Der Rest besteht aus
Juden, seßhaften
Zigeunern (Mohammedanern, welche das Schmiedehandwerk betreiben) und nicht ansässigen
Fremden. Zu letztern gehören zahlreiche
Arbeiter, Beczari (»Junggesellen«) genannt, die aus
Albanien und
Bulgarien jeden
Sommer
hierher kommen,
Arbeit suchen und im
Winter in ihre
Heimat zurückkehren, ferner viele Flüchtlinge und
die sogen. Zeltbewohner (Czergassi), bestehend teils aus
Walachen (die herumwandernd
Holzwaren schnitzen oder als
Hirten auf
den
Gebirgen umherziehen), teils aus nomadisierenden, bettelnden und kesselflickenden
Zigeunern (Cigani).
Eigentliche
Osmanen gibt es nur vereinzelt, höchstens in den größern
Städten; ebenso sind die
Albanesen nur
zerstreut in
Novibazar zu finden. Die
Sprache
[* 11] ist in ganz Bosnien die serbische und hat sich namentlich auf dem Land ganz rein,
voll und schön erhalten. Das
Türkische hat sich trotz der langen Herrschaft der
Osmanen in Bosnien nirgends eingebürgert. Die
Religion scheidet die Bewohner Bosniens in
Christen, Mohammedaner und
Juden. 1879 zählte man 496,761 Griechisch-Katholische,
448,613 Mohammedaner, 209,391
Römisch-Katholische, 3439 Israeliten und 249 Andersgläubige.
Die Mohammedaner sind meist Bosnier, die einst, um ihre
Güter zu behaupten, zum
Islam übertraten, seitdem die ärgsten Feinde
des
Christentums sind und meist in den
Städten wohnen, wo sie
Handwerk und
Handel treiben. Die
Christen leben
in den Dörfern als
Landbauer, namentlich im N. von
Novi bis
Bjelina, dann längs der
GrenzeDalmatiens und der
Herzegowina. Die
griechischen Katholiken stehen unter dem
Patriarchen von
Konstantinopel
[* 12] und haben einen
Metropoliten in Sarajewo und zwei
Bischöfe
(Vladike) in
Mostar und Izvornik. Die römischen Katholiken bilden drei apostolische Vikariate, das bosnische,
das
Herzegowinaer und das Trebinjer Vikariat, von denen das letztere von
Jesuiten versehen wird und unter dem
Bischof von
Ragusa
[* 13] steht; die beiden erstern dagegen werden von
Franziskanern geleitet, welche, sämtlich aus Bosnien gebürtig, die Klöster
Foinitza,
¶
Die Frauen kleiden sich gleichfalls türkisch und genießen in Bosnien eine größere Freiheit als in der Türkei. Deshalb hüllen
auch die vornehmern mosleminischen Frauen ihr Gesicht
[* 20] bis auf die Augen in ein durchsichtiges Gewebe,
[* 21] so
daß man ihre Züge deutlich sehen kann. Im Narentathal findet man sie auch ganz unverschleiert. Jene der niedern Stände tragen
außer dem Gesichtsschleier auch noch einen den ganzen Oberkörper einhüllenden groben Überwurf. Die christlichen Bewohner,
deren soziale Stellung bis in die letzte Zeit eine vielfach bedrückte war, mußten sich in dunkle Stoffe
kleiden; ihr Fes ist braunrot oder noch dunkler, ihr ebenfalls nur bis zum Knie reichendes faltenreiches Beinkleid blau.
Nebst Gamaschen und Bundschuhen tragen sie einen Tuchgürtel und über diesem einen ledernen Fächergurt. Die christlichen
Frauen, deren Haar,
[* 22] in langen Zöpfen geflochten, über den Rücken herabhängt, sind serbisch-morlakisch
oder türkisch gekleidet. Meist tragen sie ein Fes, eine gelbe, rote oder braune, weitärmelige, vorn offene Jacke, darunter
ein niederes Mieder. Das Hemd ist auf der Brust bis zum Gürtel
[* 23] gleichfalls offen. Das dunkle, unschöne Beinkleid reicht von
den Hüften bis zu den Knöcheln, und die nackten Füße stecken in Pantoffeln oder weit ausgeschnittenen Schuhen.
Das Kinn ist bei den Christen und Mohammedanern glatt geschoren. Ganz abweichend ist die Tracht in der Kraina. Die Wohnungen in
den Dörfern sind ganz so wie diejenigen der Morlaken in Dalmatien gebaut; in den Städten bestehen die
Häuser größtenteils nur aus Gebälk mit schwachen Wänden aus Lehm und Kalk, haben keine Kamine und nur kleine Öffnungen für
die Fenster, die in den seltensten Fällen durch Glastafeln verwahrt und im Frauengemach durch ein Holzgitterwerk geschlossen
sind.
Vom Souterrain, wo sich der Stall und die Räume für die Diener befinden, führt eine steile Trevve in den
Wohnstock, der aus einem geräumigen Vorplatz, mehreren kleinen, niedern Gemächern und einer luftigen, achteckigen Veranda
(Divanhan) besteht. Den einzigen Möbelschmuck der Zimmer bildet ein Fußteppich und hier und da ein geschnitzter Wandschrank.
Als Sitz- und Lagerstatt dienen die sogen. »Minder«, d. h. längs der Wände angebrachte niedrige Pritschen,
die man mit Matratzen, Teppichen oder Rohrmatten bedeckt. Noch viel einfacher sind die Steinbauten der Herzegowinaer, die mit
ihrem platten Dach,
[* 24] der niedern Thoröffnung und den kleinen Fensterluken steinernen Höhlen gleichen. Eine Eigentümlichkeit
des Landes ist das in jedem Ort befindliche Einkehrhaus, Han genannt, das gleichfalls in jeder Beziehung
primitiv, mitunter kaum besser ist als eine schmutzige Viehstallung.
Die Städte, welche entweder aus dem Grad oder der Festung, oder der Varosch, der eigentlichen Stadt, die gewöhnlich von einem
Wallgraben und einer mit Zinnen versehenen Mauer umgeben ist, und der Mahala oder Vorstadt bestehen, oft
aber auch nicht geschlossen sind, haben mitunter, wenn sie von üppigen Gärten umrahmt werden, und wenn zwischen ihren Vierteln
zahlreiche Baum- und Vegetationsinseln liegen, von der Ferne aus betrachtet, ein pittoreskes, romantisch-heiteres Aussehen,
bieten aber in der Nähe zumeist ein trostloses Bild allgemeiner Verwahrlosung, weil selbst die Begüterten,
der orientalischen Unsitte gemäß, nur ihre individuellen Bedürfnisse befriedigen, das Gemeinwohl aber ganz außer acht
lassen und sich nicht daran kehren, daß ihre Gebäude oft aus förmlichen Kloaken oder aus sumpfartigen Straßen und Gassen
sich erheben.
Bei den christlichen Bewohnern finden sich ohne Unterschied noch alle ursprünglichen Sitten und moralischen
Eigenschaften vor: große Gastfreundschaft, patriarchalisches Familienleben, Tapferkeit und Kampfeslust, strenge Religiosität,
Rechtlichkeit untereinander und Unverbrüchlichkeit der Freundschaft, aber auch Unversöhnlichkeit in der Feindschaft, blutige
Rachsucht, Indolenz und Fatalismus. Die Nahrung ist sehr einfach; Milch, Schafkäse, Maiskuchen, Reis und Hammelfleisch, Zwiebeln,
Knoblauch und Schnaps sind die Hauptbestandteile derselben bei den christlichen Bosniern.
In der Herzegowina, wo die letztern (Rajahs) viel selbstbewußter sind, haben sich die serbischen Volkslieder, Gesänge und Erzählungen
noch erhalten, wogegen diese in Bosnien mehr und mehr verstummen. Der Grund und Boden gehört fast ganz den Mohammedanern; die Dorfbewohner
sind größtenteils Kmets, d. h. Bauern ohne eignes Land und eigne Wohnung, die Grundbesitzer entweder Begs,
d. h. Nachkommen des slawischen, zum mohammedanischen Glauben übergetretenen Adels, oder Agas, d. h. türkische Grundbesitzer,
mit denen der Kmet seinen Pachtkontrakt abschließen mußte. Übrigens unterscheidet sich die ganze besitzende türkische
Klasse, welche ursprünglich allein Waffen
[* 25] tragen durfte, weder durch Bildung noch durch Kleidung von den
Bauern, wenn diese vermögend genug sind, es ihnen nachzuthun.
[Naturprodukte und Nahrungszweige.]
Bosnien ist infolge seines Wasserreichtums und seiner atmosphärischen Niederschläge, mit
Ausnahme der südlichen Herzegowina und Novibazars, zumeist ein an Naturschönheiten reiches Waldland, in dem die Eiche, Ulme,
Erle, Buche, Kiefer, Esche und der Pflaumenbaum vorherrschen. Es hat äußerst fruchtbare Thäler und Ebenen
und vorzügliche Weiden, allein bisher wurde der größte Teil des Bodens gar nicht ausgenutzt. Ackerbau wurde nur für den notwendigsten
Bedarf und sehr mangelhaft betrieben. Weizen und
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