Indes harmonierte er nicht mit der immer noch gemäßigten
RichtungScheles und trat daher im April 1852 wieder
zurück, um erst im Juli 1855 im
Kabinett Kielmannsegge das
Ministerium des Innern wieder zu übernehmen. Er schlug jetzt eine
rücksichtslose Reaktionspolitik ein: die Adelskammer wurde wiederhergestellt, die Beamten, welche sich nicht unbedingt fügten,
erfuhren die willkürlichsten Maßregelungen, und Borries scheute kein
Mittel, um dieWahlen nach dem
Sinn derRegierung zu lenken, so daß es gelang, eine gefügige
Majorität zu erhalten, welche alle Oktroyierungen und auch die berüchtigte
Domanialausscheidung zu gunsten der königlichen
Kasse genehmigte. Da aber immer deutlicher, anstatt das Übergewicht des
Adels zu erhalten, auf eine büreaukratisch geschlossene
Regierung hinarbeitete und alle
Gewalt in der
Hand
[* 4] des
Königs, resp. des
Ministers zusammenzufassen suchte, so begann die feudale
Partei sich von ihm abzuwenden, während gleichzeitig
Borries'
Kampf gegen die liberale
Opposition durch die nationale
Bewegung von 1859 verschärft wurde. In seinem
Eifer gegen die deutschen
Einheitsbestrebungen verstieg sich Borries zu der öffentlichenErklärung (in der
Sitzung der Zweiten
Kammer
vom der
Widerstand gegen die Bestrebungen des
Nationalvereins müsse zu Bündnissen der deutschen
Fürsten untereinander
führen, ja könne selbst zu »Bündnissen mit außerdeutschen
Staaten« drängen, welche sehr zufrieden sein würden, sich
in
Deutschlands
[* 5] Angelegenheiten einzumischen.
Diese
Erklärung rief in ganzDeutschland
[* 6] einen
Sturm des Unwillens hervor; König
Georg aber erhob wenige
Wochen darauf seinen
Minister in den erblichen Grafenstand. Indessen fiel Borries aus
Anlaß des Katechismusstreits, den die orthodoxe
Partei ohne sein
Wissen angestiftet hatte, und von
dem er nichts wissen wollte, beim
König inUngnade und erhielt im
August 1862 seine
Entlassung. Doch wurde er 1863 in die Erste
Kammer gewählt und 1865 zum
Präsidenten des
Staatsrats ernannt. Nach der
AnnexionHannovers wurde Borries 1867 als Vertreter des hannöverschen
Adels in das preußische
Herrenhaus berufen. In diesem und im hannöverschen
Provinziallandtag war er bemüht, soviel wie möglich für dieErhaltung der Sonderrechte und Eigentümlichkeiten
Hannovers zu wirken, ohne jedoch der preußischen
Regierung eine schroffe
Opposition zu machen. Er starb in
Celle.
[* 7]
Inseln, eine nach der
FamilieBorromeo benannte und zum Besitztum derselben (seit dem 13. Jahrh.) gehörende
Inselgruppe im
Lago Maggiore, welche die westliche, durch den
Toce in Ausfüllung begriffene Seitenbucht
zwischen
Pallanza und Chignolo schließt.
Ihre nackten
Felsen, zunächst
Isola Madre und
Isola Bella, wurden 1671 von Renato und
Vitaliano
Borromeo terrassiert, mit vom
Festland herbeigeschaffter
Erde bedeckt und mit in
Italien
[* 8] einheimischen und exotischen
Pflanzen besetzt.
Auch die andern Felseninseln,
San Giovanni und
die
Isola de'
Pescatori
(Wohnsitz von etwa 200
Fischern), verwandelten
sich bald in grünende Eilande. Die beiden Hauptinseln sind die
Isola Madre und die ½
Stunde südlicher liegende
Isola Bella,
wo die
Dampfschiffe regelmäßig anlegen. Der Terrassengarten von
Isola Bella enthält den üppigsten Blumenflor und immergrüne
Bäume und
Sträucher in der reichsten Mannigfaltigkeit, den verschiedensten
Ländern und Klimaten entnommen.
Das Ganze ist im französischen Rokokostil gehalten. Die oberste der zehn pyramidenförmig ansteigenden
Terrassen, 12 m breit,
gewährt eine herrliche Aussicht; an der dem
Simplon zugewandten Seite steht ein weitläufiger
Palast mit
Kapelle und Nebengebäuden
im
Stil des 17. Jahrh., im Innern eine wertvolle Gemäldesammlung und
andre Kunstwerke enthaltend. Die an üppiger Naturfülle die eben genannte
Insel noch übertreffende
Isola Madre enthält einen
Lorbeerhain, einen englischen
Park und trägt auf der obersten
Terrasse einen (jetzt verödeten)
Palast, zu dem eine Felsentreppe
führt, und fünf gesonderte
Gärten.