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sowie die
Seen Seriang,
Samar und Sumbah im obern Stromgebiet des Kapuas zu erwähnen. Das
Klima
[* 2] ist, ungeachtet Bórneo
im Bereich
des
Äquators liegt, im allgemeinen keineswegs drückend heiß, dabei gesunder, als
man es erwarten sollte. In
Sarawak unter
2° nördl.
Br. zeigt das
Thermometer
[* 3] bei Sonnenaufgang etwa 22½° C., am
Mittag gegen 30°, in der heißesten
Zeit 32½° C. Die
Nächte sind durchgehends kühl.
Regen fällt nicht bloß zur Zeit des Monsuns, sondern die
Luft ist beständig
feucht, und selbst in der trocknen
Jahreszeit vergeht selten ein
Tag ohne
Regen.
Die
Schätze des Mineralreichs scheinen trotz der mangelhaften Kenntnis des
Landes von der mannigfaltigsten
Art und in außerordentlicher
Fülle vorhanden zu sein.
Gold
[* 4] findet sich mehr oder minder im Gebiet aller
Ströme sowie in den
Bergen,
[* 5] besonders aber in einem
Streifen
Landes zwischen dem 1. und 2. Breitengrad, größtenteils als Waschgold. Es wird vorzugsweise
von den
Chinesen ausgebeutet, welche dafür eine
Abgabe an die
Holländer zahlen müssen: Den Wert des jährlich
gewonnenen
Goldes schätzt man auf 3 Mill. Mk. Weltberühmt sind ferner die
Diamanten von Bórneo
, die sich im W. der
Insel im Landakdistrikt
und in einem
Strich von hier nach SO. bis
Bandschermassing finden und für die schönsten der
Erde gelten.
Sie gehen größtenteils roh außer Landes, obschon auch das Schleifen eine einheimische Kunst ist. Der berühmteste und größte ist der im Besitz des Fürsten von Matan befindliche Diamant [* 6] von angeblich 367 Karat Gewicht. Das dritte Mineral von Bedeutung sind Steinkohlen, welche sich in Menge in Brunei und Bandschermassing, auch auf der Insel Labuan finden; sie sind leicht zu gewinnen, werden aber im ganzen noch wenig ausgebeutet. An vorzüglichem Eisen [* 7] ist der Süden reich, und die Eingebornen verfertigen daraus ihre vortrefflichen Klingen.
Die Nordwestküste hat einen großen Vorrat von
Antimon (von
Sarawak werden jährlich an 3000
Ton. ausgeführt);
auch sollen sich
Kupfer,
[* 8]
Zinn und
Zink vorfinden. Außerdem liefert Bórneo
noch
Porzellanerde,
Erdöl
[* 9] und
Schwefel.
Salz
[* 10] findet sich
auf Bórneo
nicht und bildet daher einen wichtigen Einfuhrartikel. Die
Vegetation ist unbeschreiblich reich und großartig, allein
noch ungenügend erforscht. Von wüsten und kahlen Landstrichen scheint, selbst am Meeresufer, keine
Spur
vorhanden; alles ist üppiger
Urwald, unter dessen Schattendach die mächtigen
Ströme ihre Gewässer majestätisch dem
Meer
zuwälzen.
Von verschiedenen Bauhölzern zählt man mehr als 60
Arten, darunter das Dschatiholz an der
Nordküste, das
Holz
[* 11] Biliang, mehrere
Arten
Eisenholz
(Metrosideros,
Diospyros etc.),
Arten von
Casuarina,
Dipterocarpus,
Quercus, Schima etc. Unter den
zahlreichen
Arten von harz- und gummihaltigen
Bäumen trifft man den Niato
(Isonandra
Gutta), der die
Guttapercha liefert, sowie
mehrere
Koniferen,
[* 12] welche Dammarharz in großer
Menge erzeugen. Auch der indische
Zibetbaum
(Durio) findet sich auf Bórneo.
Ferner
ist großer
Reichtum an
Öl-,
Faser-,
Gewürz- und
Farbepflanzen;
[* 13] nicht minder finden sich die schönsten
Orchideen
[* 14] und Kannenpflanzen (Nepentheen) in Bórneo.
Für den
Handel gewinnt man Benzoeharz (in
Brunei),
Sago,
Kampfer, Kulit-Lawan,
eine im ganzen Archipel hochgeschätzte Arznei (die
Rinde von
Cinnamomum Sinto),
Palmzucker von der Arengapalme und
Rattans (Rotangpalmstengel),
die einen Hauptartikel der Ausfuhr bilden. Im übrigen genügt die Ausbeutung des
Bodens kaum zur Bestreitung
des
Bedarfs, und die fortgesetzten Bemühungen der niederländischen
Regierung, den
Anbau von
Reis,
Zuckerrohr,
Kaffee,
Baumwolle
[* 15] etc. sowie die
Kultur der
Kokos- und
Sagopalmen zu fördern, scheitern an der
Trägheit und Arbeitsscheu der
Bevölkerung.
[* 16]
Bei dem mächtigen Vorherrschen der Waldungen kann es an Fülle der Tierwelt nicht fehlen. Besondere Erwähnung verdienen von den bekannt gewordenen Tieren etwa 20 Arten von Affen, [* 17] darunter als die merkwürdigsten ein Gibbon (Hylobates concolor), der langnasige Simia nasalis und der Orang-Utan sowie von den Lemuriden oder Halbaffen [* 18] Tarsius spectrum und Stenops tardigradus;
ferner der indische Tapir und das Bartschwein (Sus barbatus);
von Wiederkäuern der Bantang (Bos sondaicus), mehrere Hirscharten (Cervus equinus, C. Russa, C. Muntjac etc.) und ein Moschustier;
endlich der zwischen Fischotter [* 19] und Zibetkatze stehende Potamophilus barbatus und das Stachelschwein.
Der Elefant [* 20] findet sich bloß in der nordöstlichen Halbinsel Unsang, das Rhinozeros ist verbreiteter. Von größern Raubtieren sind eine Pantherart (Felis macroscelis), der gefleckte Leopard [* 21] (Leopardus marmoratus) und der malaiische Bär zu erwähnen. Fledermäuse, Eichhörnchen und andre Nager sind reich vertreten. Außerdem finden sich in Menge ein dem Ganges-Gavial ähnliches Krokodil, verschiedene Arten Schlangen [* 22] und an der Küste eine Art Seekuh (Halycore Dugong) nebst zahlreichen Schildkröten. [* 23] Die Vögel [* 24] sind ebenso mannigfaltig und zahlreich wie durch prächtiges Gefieder ausgezeichnet; nicht minder reich an Arten und eigentümlich sind die Insekten, [* 25] unter denen namentlich die prachtvollen Käfer [* 26] und Schmetterlinge [* 27] sowie die wilden Bienen Erwähnung verdienen, deren Wachs einen wichtigen Exportartikel bildet.
Die Bevölkerung, deren Gesamtzahl sich mit Sicherheit nicht angeben läßt (man schätzt 1,6 Mill. Seelen), besteht der Hauptmasse nach aus den eingebornen Dajak (s. d. und Tafel »Asiatische Völker«, [* 1] Fig. 28) und mohammedanischen, vorzeiten aus Sumatra eingewanderten Malaien, ferner aus eingewanderten Chinesen (70-80,000), Bugi (30-35,000), einer Anzahl Araber und ca. 1000 Europäern und andern Asiaten. Die Malaien haben die ihnen stammverwandten Dajak in das Innere zurückgedrängt oder sich möglichst unterworfen und bewohnen vorzugsweise die Küsten, besonders an den Mündungen der Flüsse. [* 28]
Sie gründeten hier vor
Jahrhunderten eine
Menge kleinerer und größerer
Staaten unter eignen
Fürsten, welche die
Titel
Sultan,
Panumbahan oder Pangeran führen, so an der
Nordküste
Brunei, an der Westküste
Sambas,
Pontianak, Mompawa, Matan,
Landak, Sukadana, an der Südküste
Bandschermassing etc.
Andre
Reiche wurden an der Ostküste (namentlich am
Kutei) von den ebenfalls
mohammedanischen
Bugi gegründet. Von allen diesen
Staaten, die sich vorzugsweise durch ihre kühne
Seeräuberei gefürchtet
machten, hat sich nur das älteste und ehemals sehr mächtige, jetzt sehr zusammengeschrumpfte Sultanat von
Brunei
(s. d.) erhalten. Die
Chinesen auf Bórneo
sind Kaufleute,
Landbauer und hauptsächlich die Goldwäscher in den europäischen Niederlassungen;
Araber vermitteln den
Handel.
Die Portugiesen entdeckten 1521 die
Insel und knüpften Handelsverbindungen an, mußten aber später den
Holländern, die seit 1600 nach
Bórneo
kamen, weichen. Diese suchten zuerst Niederlassungen an der Westküste zu gründen mit
ebensowenig Erfolg wie die
Engländer an der Südküste; die letztern wurden schließlich von den Niederländern verdrängt,
die sich allmählich zur herrschenden Macht auf Bórneo
¶
mehr
emporschwangen und daselbst gegenwärtig ein Gebiet besitzen, das den ganzen Südteil der Insel, zum Teil freilich nur dem
Namen nach, vom Vorgebirge Datu im NW. bis zum Kap Kaniungan im O., nordwärts bis 4° 12' nördl. Br. umfaßt. Namentlich die
von den Niederländern 1850-54 an der Westküste und 1859-62 an der Südküste von Bórneo
geführten
Kriege haben ihren Landbesitz daselbst wesentlich vergrößert. Derselbe umfaßt ein Gebiet von 516,144 qkm (9373,7
QM.) mit (1881) 968,998 Einw. und
zerfällt in zwei Hauptteile:
1) die Westabteilung mit der Hauptstadt Pontianak, 154,501 qkm (2805,9 QM.) mit (1882) 376,039 Einw. (263 Europäern, 27,200 Chinesen, 573 Arabern), umfaßt die Staaten Sambas, Mampawa, Pontianak, Kubu, Simpang, Sukadana und Matan längs der Küste und die von Landak, Tajan, Meliau, Sekadau, Sanggau, Sintang u. a. im Innern;
2) die Süd- und Ostabteilung mit der Hauptstadt Bandschermassing, 361,643 qkm (6567,8 QM.) mit (1882) 592,959 Einw. (549 Europäern, 2843 Chinesen, 435 Arabern), umfaßt das ehemalige Reich von Bandschermassing oder die Landschaften Baru, Koti, Pasir und Tanah Bumbu längs der Ostküste und Bandschermassing, Pulupetak und Kahajan (das Gebiet der großen und kleinen Dajak), Mendawei, Sampit, Pembuang und Kotawaringin an der Südküste.
Von andern Nationen besitzen die Engländer seit 1846 die Insel Labuan (s. d.), an der Nordwestküste die
Küstenlandschaft Sarawak (s. d.) und den ganzen großen nordöstlichen Teil der Insel, Saba oder Nordborneo
, der früher unter
der Oberhoheit der Sultane von Brunei (s. d.) und Sulu stand und von diesen 1878 an die Britische Nordborneo-Kompanie abgetreten
wurde. Diese ergriff 1881 definitiv Besitz von dem Lande, das aber nicht unter britischer Souveränität
steht, und 1885 wurde weiter südlich ein größeres Gebiet erworben, so daß sich die Grenze an der Westküste um 100 km
von der Kimanisbai bis zur Mündung des Sipitong verschob. An der Nordostküste besitzt der Sultan von Sulu die Landschaft Tidung.
So verteilen sich gegenwärtig Areal und Bevölkerung wie folgt:
Politische Einteilung | QKilom. | QMeil. | Bevölkerung |
---|---|---|---|
Niederländische Westabteilung | 154501 | 2805.9 | 376039 |
Niederländ. Süd- und Ostabteilung | 361643 | 6567.8 | 592959 |
Sarawak | 90000 | 1634.5 | 250000 |
Sultanat Brunei | 46000 | 835.5 | 125000 |
Britische Nordborneo-Kompanie | 57000 | 1035.2 | 150000 |
Besitz des Sultans von Sulu | 27000 | 490.3 | 75000 |
Labuan | 78 | 1.4 | 6298 |
Zusammen: | 736222 | 13370.6 | 1575296 |
Vgl. S. Müller, Reizen en onderzoekingen in den Indischen Archipel (neue Ausg., Amsterd. 1857, 2 Bde.);
Veth, Borneos Wester-afdeeling (Zalt-Bommel 1846);
Mundy, and Celebes (Lond. 1848, 2 Bde.);
Ida Pfeiffer, Zweite Weltreise, Bd. 1 (Wien [* 30] 1856);
Keppel, Expedition to Bórneo (Lond. 1847, 2 Bde.);
Wallace, Malay-Archipelago (neue Ausg., das. 1880);
Hatton, The New-Ceylon, a sketch of British North Bórneo (das. 1881);
Bock, [* 31] Reis in Osten Zuid-Bórneo (Haag [* 32] 1881; deutsch u. d. T.: »Unter den Kannibalen auf Bórneo«, Jena [* 33] 1882),
und den jährlich in Batavia [* 34] erscheinenden »Regeerings-Almanak«.