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Neuschottland, Westafrika und Griechenland [* 2] in den Handel kommt, wird mit Salzsäure zersetzt und die gewonnene reine Borsäure mit Soda neutralisiert; das Mineral kann auch direkt mit Soda zersetzt werden. Zur Reinigung des rohen Borax löst man ihn in Wasser, fügt, um größere Kristalle [* 3] zu erhalten, etwa 5 Proz. Soda hinzu und leitet die durch Absetzen geklärte Lösung in bleierne Kristallisiergefäße, welche sorgfältig mit schlechten Wärmeleitern umgeben und dicht zugedeckt werden.
Wenn nach 16-28 Tagen die Flüssigkeit auf 27° C. abgekühlt ist, entfernt man die Mutterlauge, reinigt die Kristalle mit einem Schwamm, deckt sie wieder sorgfältig zu und läßt sie sehr langsam erkalten, damit sie keine Risse und Sprünge erhalten. Der so gewonnene Borax ist prismatischer mit 10 Molekülen Wasser. Man stellt aber auch oktaedrischen mit 5 Mol. Wasser (Rindenborax, Juwelierborax, kalcinierten Borax) dar, indem man eine konzentriertere Lauge nur bis 56° C. abkühlen läßt. Diese Kristalle wachsen ungemein fest zusammen und bilden harte, klingende Platten, von denen man die hervorspringenden Kristallspitzen abhaut, weil die Konsumenten den oktaedrischen Borax für geschmolzen halten und minderwertigen prismatischen zu kaufen glauben, wenn die Kristallspitzen noch vorhanden sind.
Prismatischer Borax Na2B4O7 + 10H2O enthält 36,6 Proz. Borsäure, 16,2 Proz. Natron und 47,2 Proz. Kristallwasser, bildet farblose, durchsichtige Kristalle von 1,75 spez. Gew., verwittert an der Luft nur oberflächlich, bleibt in Wasser und feuchter Luft durchsichtig, zerspringt schon bei gelindem Erwärmen.
100 Teile Wasser lösen
bei | 0°: | 2.53 | Teile |
- | 10°: | 4.65 | - |
- | 20°: | 7.83 | - |
- | 30°: | 11.90 | - |
- | 40°: | 17.90 | - |
- | 60°: | 40.43 | - |
- | 80°: | 76.20 | - |
- | 100°: | 201.43 | - |
In Alkohol ist Borax so gut wie unlöslich; die wässerige Lösung schmeckt süßlich alkalisch, reagiert alkalisch, verhält sich bei starker Verdünnung wie eine Lösung von Natronhydrat, fällt Metalloxydhydrate und entwickelt aus Salmiak Ammoniak. Beim Erhitzen schmilzt unter starkem Aufblähen und gibt den schwammigen, lockern, wasserfreien gebrannten oder kalcinierten Borax, welcher in höherer Temperatur zu zähflüssigem, farblosem, nach dem Erkalten sprödem Boraxglas schmilzt.
Dieses löst Metalloxyde und wird von denselben in so eigentümlicher Weise gefärbt, daß dadurch sehr kleine Mengen der betreffenden Metalle mit Sicherheit zu erkennen sind. An der Luft wird das Boraxglas durch Anziehen von Wasser undurchsichtig. Oktaedrischer Borax Na2B4O7 + 5H2O enthält 30,64 Proz. Kristallwasser, bildet härtere Kristalle vom spez. Gew. 1,81, zerspringt nicht beim Erhitzen, wird in Wasser und feuchter Luft undurchsichtig, indem er unter Aufnahme von Wasser sich in prismatischen Borax verwandelt, und bläht sich beim Schmelzen weit weniger auf als letzterer.
Borax dient in der Chemie als wichtiges Lötrohrreagens, in der Technik zum Löten, indem er die an der Oberfläche der zu lötenden Metalle sich bildenden Oxyde wegnimmt und die metallische Oberfläche überhaupt gegen Sauerstoffzutritt schützt; ferner dient er zur Herstellung des Flintglases, des Spiegelglases, des Straß, des Emails, der Glas- und Porzellanfarben, zur Glasur feiner Thonwaren, [* 4] auch als Zusatz zur Masse der letztern. Man setzt ihn auch beim Schmelzen des Goldes hinzu, wodurch dasselbe eine hellere Farbe erhält.
Deshalb und wegen seiner Anwendung beim Löten des Goldes nannte man ihn früher Chrysokolla. Zum Löten ist der prismatische am geeignetsten, da er nicht wie der oktaedrische in kleine Stücke zerspringt. Letzterer ist dagegen zu andern Zwecken brauchbarer, weil er weniger Wasser enthält. Ein geschmolzenes Gemisch von Borsäure mit Kali- oder Natronsalpeter ist ein noch besseres Flußmittel als Borax. Man benutzt den Borax außerdem noch beim Kupferschmelzen in Südamerika [* 5] (Quemason), zum Entschälen der Seide, [* 6] in der Färberei und Zeugdruckerei zur Befestigung mineralischer Beizen, zum Lösen gewisser in Wasser unlöslicher Farbstoffe, als Surrogat des Kuhkotbades in der Appretur und zur Reinigung schmutziger Wäsche.
Schellack gibt mit Borax einen in Wasser löslichen Firnis und Käsestoff, eine Flüssigkeit von dicklicher Konsistenz und bedeutender Klebkraft. Man benutzt ihn auch beim Zusammensetzen von Öfen, [* 7] um dem Lehm eine größere Haltbarkeit zu geben, zur Vertilgung der Schaben (Blatta orientalis) und zu kosmetischen Zwecken, zum Reinigen der Haare [* 8] und mit Rosenhonig als Mittel gegen Schwämmchen. In neuerer Zeit dient er häufig als fäulniswidriges Mittel. Boraxweinstein, durch Verdampfen einer Lösung von ¶
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und Weinstein als weißes, hygroskopisches, leicht lösliches Pulver erhalten, wird als abführendes Mittel benutzt. Der Name Borax kommt bei den Alchimisten vor, doch wandten sie denselben lange auf verschiedene Salze und Zubereitungen an, die beim Löten des Goldes benutzt wurden. Basilius Valentinus im 15. Jahrh. erwähnt aber den venezianischen Borras und Libavius 1595 den Borax venetianus, der aus Tinkal gewonnen wurde. 1702 entdeckte Homberg die Borsäure, 1747 zeigte Baron, daß Borax aus Borsäure und Natron besteht. Zu Anfang des 19. Jahrh. fing man an, Borax aus toscanischer Borsäure darzustellen, und in neuerer Zeit kamen nicht nur der amerikanische Borax, sondern auch die Mineralien [* 10] Tiza, Boronatrocalcit und Staßfurtit als Rohmaterialien der Boraxindustrie hinzu.