Der braune Bolus
(braune Erde von Siena) wird namentlich in der
Freskomalerei und für braune Kupferstiche benutzt. Der rote Bolus von
Sinope und aus Nordafrika (Sinopis) wurde von den Alten viel zum Bemalen der Täfelchen, womit die
Wände belegt wurden,
benutzt und zeigt sich noch in
Pompeji
[* 8] in seiner vollen Farbenpracht. Der rote Bolus (Bolus rubra) dient als
Anstrichfarbe und wird
besonders aus
Nürnberg
[* 9] bezogen. Der armenische oder morgenländische Bolus, die feinste
Sorte des vorigen, ist höchst feinerdig
und fettig.
Oft hat seine rote
Farbe einen
Stich ins
Gelbe. In
Frankreich reinigt man ihn oft schon in den
Gruben, formt
ihn in kleine, runde
Scheiben und drückt ein Zeichen darauf.
Schon die Alten wendeten das
Leukophoron als
Bindemittel für das
Gold,
[* 10] wenn es auf
Holz
[* 11] aufgetragen wurde, an, und so tragen ihn noch jetzt die Vergolder als
Untergrund auf das
Holz. Ebenso wird er zur Grundierung des
Gold- und
Silberpapiers gebraucht. Aus
Armenien selbst kommt dieser Bolus nicht mehr, wie
in ältern
Zeiten, nach
Europa;
[* 12] wohl aber geht er von da stark nach
Indien, wo er noch medizinische Anwendung findet. Der gelbe
Bolus (Bolus lutea) wird von den Vergoldern dem armenischen Bolus vorgezogen. Die
Holländer holen ihn aus
Berry, brennen ihn, wodurch er schön rot wird, und verkaufen ihn als
Englisch- oder
Berliner Rot.
[* 13] Außerdem
dient er als
Kitt, zur Anfertigung von
Formen für Metallguß, zu
Gefäßen und Pfeifenköpfen und geschlämmt als Poliermittel
für
Glas,
[* 14]
Metalle u.
Steine sowie früher in der
Medizin als absorbierendes
Mittel.
welches in einem von seinem Sohn
Johann geschriebenen
Appendix die neue
Darstellung der Parallelentheorie enthält, welche Bolyai hauptsächlich
berühmt gemacht hat.Auszüge aus diesem
Appendix hat Hoüel (»Essai critique sur les principes fondamentaux
de la géométrie élémentaire«, Par. 1827) veröffentlicht. - Von seinen zwei
Söhnen hat sich der eine,
Johann, geb. zu
Klausenburg, gest. 1860 als pensionierter
Hauptmann, gleichfalls als scharfsinniger
Mathematiker bewährt.
Seitdem lebte er zurückgezogen und nur mit seinen
Studien und der Abfassung zahlreicher theologischer, philosophischer und
mathematischer Werke beschäftigt, die der in
Österreich
[* 21] damals bestehenden
Zensur wegen teils gar nicht,
teils nur auf Umwegen und größtenteils ohne seinen
Namen zum
Druck gelangten, aus dem
Landgut einer ihm befreundeten
Familie
bis an seinen
Tod der ihn gerade in dem
Augenblick hinwegraffte, als in seiner
Heimat ein freierer
Geist sich gewaltsam
Bahn brechen zu wollen schien. Bolzano gehörte als Theolog der moralistisch-rationalen
Richtung der
Sailer,
Reinhard,
Ammon
[* 22] u. a. an; bei dem
Inhalt der
Glaubenslehre galt ihm dessen historische Glaubwürdigkeit weniger als dessen theoretische
und praktische Vernunftmäßigkeit.
Als
Philosoph fand er sich am meisten von
Leibniz befriedigt, dessen
Lehre
[* 23] von den ewigen
Wahrheiten er seiner
Logik, wie dessen Monadenlehre seiner
Metaphysik zu
Grunde legte. Als Kanzelredner erinnerte er durch seine mehr philosophisch
analysierende als homiletische Vortragsweise sowie durch die freie Behandlung der Schrifttexte an
Schleiermacher, nur daß
ihm dessen glänzende oratorische Begabung abging. In Bezug auf
Kirchenverfassungschloß er sich den freisinnigen Bestrebungen
der Wessenbergschen
Schule an, an deren
Organ, den »Freimütigen Blättern«, er fleißig mitarbeitete.
(Wien
[* 27] 1849); die »Erbauungsreden« (Prag 1815; 2. Aufl., Sulzbach 1839), von welchen nach seinem Tod weitere 4 Bände (Prag 1849-52)
und eine neue Folge (Wien 1884, Bd. 1) erschienen.
Vgl. Bolzanos Selbstbiographie, herausgegeben von seinem Schüler und Schicksalsgenossen
M. J. ^[Michael Josef] Fesl (neue Ausg., Wien 1875);
Wißhaupt, Skizzen aus dem Leben Bolzanos (Leipz. 1849);