(CodeBoliviano) aufdrang, in
Kolumbien
[* 2] die
Preßfreiheit unterdrückte und die
Klosterschulen wiederherstellte, so beschuldigte
man ihn monarchischer
Gelüste und warf ihm vor, er wolle
Napoleons I.
Rolle spielen.
Peru erklärte sogar dem
Diktator von
Kolumbien
den
Krieg, und als an die
Grenze zog, kam es in
Caracas zum
Aufstand;
Venezuela sagte sich von
ihm und von der kolumbischen
Union los. Darauf erhielt Bolivar von dem im
Januar 1830 zu
Bogotá versammelten Nationalkongreß die
verlangte Entlassung; zugleich wurde ihm ein Jahrgeld von 30,000
Piaster ausgesetzt und der Dank der
Nation dargebracht. Er
reiste im
November nachSanta Marta und starb hier mit dem Ausruf: »Eintracht! Eintracht;
sonst wird uns die
Hyder der Zwietracht verderben!« Bolivar war kühn und unternehmend, uneigennützig, wie er denn sein
Vermögen
für das Vaterland hingab und für die
Anklage, daß er die
Freiheit seinem
Ehrgeiz habe zum
Opfer bringen wollen,
wenigstens keine
Beweise vorliegen. 1832 ward nach dem Beschluß des
Kongresses von
Neugranada Bolivars
Asche mit großen Feierlichkeiten
von
Santa Marta nach seiner Vaterstadt
Caracas gebracht und hier dem Andenken des Befreiers ein
Triumphbogen errichtet.
Vgl.
»Coleccion de documentos relativos
a la vida publica de Libertador de
Colombia y de
Peru,
Simon Bolivar«
(Caracas 1826 ff., 22 Bde.);
»Correspondencia general de Libertador
Simon Bolivar etc.« (hrsg. von Larrazabel, 2. Aufl.,
New York 1866, 2 Bde.);
eine der aus den spanischen
ProvinzenSüdamerikas
hervorgegangenen
Republiken, die das Gebiet der frühern spanischen
AudienciaCharcas einnimmt und lange Zeit mit dem freilich
nicht geeigneten
Namen Hochperu bezeichnet wurde, liegt zwischen 10° 15' bis 26° 30' südl.
Br. und 58° bis 68° westl.
L. v. Gr. Nach Art. 2 des zwischen
Chile und Bolivia zu
Santiago auf unbestimmte Dauer abgeschlossenen
Waffenstillstandsvertrags ist indessen für die Zeit der Gültigkeit des
Vertrags das gesamte westlich der Küstenkordillere
gelegene und im N. vom
Loa begrenzte Gebiet der bisherigen Provincia
Litoral Bolivias der chilenischen
Regierung unterstellt
worden.
Die
Grenze zwischen dem neuerworbenen Nordteil
Chiles und Bolivia wird nach jenem
Vertrag durch eine
Linie gebildet,
welche, im S. von Sapalega ausgehend, dem
Kamm der
Andes folgend, zum
Vulkan Lincancaur, von da zum Gipfel des erloschenen
Vulkans
Cavana und weiter zu dem
See Azcotan führt und sich, diesen der
Länge nach durchschneidend, zum Gipfel des
Vulkans Allagua
fortsetzt, um sich hier an die alte Grenzlinie zwischen dem gegenwärtig auch von
Chile besetzten Südperu
und Bolivia anzuschließen. Durch die auf
Grund dieses
Vertrags erfolgte Abtretung der Litoralprovinz
Atacama an
Chile vom
Meer abgeschlossen
und hinter die Küstenkordillere zurückgedrängt, wird Bolivia jetzt im N. und O. von
Brasilien,
[* 5] im S. von
Paraguay und
Argentinien, im W. von
Chile und
Peru umschlossen und hat innerhalb dieser
Grenzen
[* 6] ein
Areal von 1,247,040 qkm (22,647,3 QM.).
Bolivia ist das höchste und gebirgsreichste Land
Amerikas, es umfaßt der Hauptsache nach die gewaltige Verbreiterung des Andessystems,
das sich durch das Auftreten zweier Hauptkettensysteme mit zwischengelagerten, langgestreckten
Hochebenen
charakterisiert. Die westliche dieser beiden Hauptketten ist die sogen. Küstenkordillere, welche
von 17° südl.
Br. an zuerst die
Grenze des
Landes entlang
zieht, so daß nur der östliche Teil derselben Bolivia angehört, von
21° an die Gestalt einer mächtigen Doppelgebirgskette annimmt (die
Kordillere von Sililica im O. und von
Huatacondo im W.) und südlich von 22° sich zu einem öden Plateaurücken von 4250 bis 4500 m
Höhe verbreitert, über den
sich einzelne vulkanische
Berge zerstreut erheben.
Einige von diesen sind noch thätig; die höchsten bilden unter 18-19° südl.
Br. eine
Gruppe
(Sahama 6415 m, Gualasieri, Pomarape,
Parinacota). Die mittlere
Höhe der Küstenkordillere beträgt gegen 4500 m; von den
Pässen ist der von
Azcotan der niedrigste. Ganz anders ist die östliche
Kordillere gebildet. Ihr fehlen die in der Küstenkordillere so vorherrschenden
jungvulkanischen Gesteinsmassen; altsedimentäre
Formationen setzen sie namentlich zusammen.
Sie wird in ihrem höchsten, nördlichen Teil die Königskordillere (CordilleraReal) genannt. Eine
Reihe
zackiger, mit
Eis
[* 7] und
Schnee
[* 8] bedeckter Gipfel überragen die mächtige
Gebirgskette, darunter die
Vulkane
[* 9] Nevado de
Sorata oder
Illampu (6550
m) und
Illimani südöstlich von
La Paz (6400 m). Weiter im S. ist das Hochgebirge niedriger, die höchsten
Spitzen
erheben sich nur noch bis zur
Höhe von 4620-4800
m und tragen nicht mehr ewigen
Schnee, da die
Schneegrenze
hier erst in 5200 m liegt.
Das Land, das von diesen beiden Gebirgsmassen eingeschlossen wird, ist eine große, hoch gelegene
Ebene, die
Hochebene von
oder von
Oruro, die sich bei einer
Breite
[* 10] von 110-220 km von 15-22° südl.
Br. hinzieht und 82,500 qkm
(gegen 1500 QM.) Flächeninhalt und eine durchschnittliche
Höhe von 4000 m hat. Sie zerfällt in zwei Teile. Der nördliche
enthält an seinem Nordende den
Titicacasee (3824 m) sowie viele nicht unfruchtbare und gut bewässerte
Thäler und ist der
am meisten bewohnte.
Der Teil im S. der die
Scheide bildenden, von
NW. gegen SO. verlaufenden
Kordillere von Llicatahua ist bis
auf einzelne isolierte
Berge und
Ketten völlig eben und im ganzen eine wasserlose, unfruchtbare
Wüste (los desertos de Lipes).
Das
Wasser ist in dem mit
Salz
[* 11] geschwängerten
Boden dieser
Wüsten salzig; die von den
Bergen
[* 12] fließenden
Ströme versiegen bald im
Sand oder enden in großen
Becken, die nur zur
Regenzeit mit
Salzwasser gefüllt sind. Während im N.
die Königskordillere sich steil und unvermittelt zu der Tiefebene des Amazonasbeckens hinabsenkt, schließt sich weiter
nach
S. an den östlichen
Rand der östlichen
Kordillere ein Stufenland, das denAbfall zu den Tiefebenen
des Innern bildet. Es beginnt im N. mit der
Kordillere von
Cochabamba, die von dem Südende der Königskordillere gegen O.
zieht und sich später in die Tiefebene verliert. An ihren Südabhang schließt sich jenes Stufenland, das südlicher am
rechten
Ufer des
Rio
[* 13] Vermejo mit dem ganz ähnlichen der
ArgentinischenKonföderation zusammenhängt und
aus einer
Reihe von großenteils in der
Richtung der östlichen
Kordillere ziehenden
Ketten besteht
(Kordilleren von Liqui, Tacsara,
Padilla etc.), die nach O. an
Höhe abnehmen und schöne, fruchtbare und wohlbewässerte
Thäler umschließen, welche zu den
reichsten Gegenden von Bolivia gehören. Daran endlich schließen sich Tiefebenen an, die im N.
am Abhang der
Kordillere von
Cochabamba (die
Ebenen von
Mojos und
Chiquitos) den
Charakter des Tieflandes des
Amazonenstroms, im
SO. (die
Ebenen der
Provinz Cordillera und des
Gran Chaco
[* 14] oriental)
den derPampas des La
Plata-Gebiets besitzen.
Die
Flüsse
[* 15] von Bolivia sind nur in den östlichen Teilen besser und günstiger entwickelt. In der
Hochebene¶
mehr
von Bolivia ist der bedeutendste Fluß der Desaguadero, der aus dem Titicacasee nach SO. fließt und in den See von PampaAullagas (3700
m) fällt. Weiter im W. liegt das Becken des Coipasasees (Laguna de Salinas), bedeckt in der trocknen Jahreszeit von einer dicken
Schicht von Kochsalz. Ähnliche zwischen Salzebenen und Salzseen schwankende Becken finden sich noch mehrere.
Günstiger gebildet sind die nach N. und S. strömenden Flüsse. Die erstern wenden sich sämtlich zum Amazonenstrom,
[* 17] die zweiten
zum Pará.
Der äußerste Norden
[* 18] ist durchzogen vom Oberlauf des Jurua und Purus, welche mit zahlreichen Nebenflüssen dem Amazonenstrom
zueilen. Am Ostabhang der Königskordillere entspringt der RioBeni (Uchapara), der kurz vor seiner Vereinigung
mit dem Mamore den RioManu (Madre de Dios, Amarumayu) aufnimmt; am Südwestabhang der Rio Grande, der, durch eine große Anzahl
von Zuflüssen verstärkt, als Mamore den die Grenze gegen Brasilien bildenden Guapore von rechts empfängt und durch seine
Vereinigung mit dem RioBeni den RioMadeira,
[* 19] den Hauptzufluß des Amazonenstroms, bildet. An den Abhängen der südlichen Teile
der östlichen Kordillere endlich entspringt der Pilcomayo, der den Pilaya aufnimmt und durch den Gran Chaco dem Paraguayfluß
zuströmt.
Das Klima
[* 20] von Bolivia ist trotz der Lage des Landes in der Tropenzone, der Höhenlage entsprechend, ein sehr
wechselndes. Man unterscheidet demnach drei Zonen: die Puna, die Valles und die Yungas. Puna heißen die Gegenden, welche höher
als 3500 m liegen (die über 3900 m erhabenen heißen Puna brava), und sie umfassen die ganze Hochebene von und die höhern
Gebirge. Das Klima ist hier kalt, rauh und unwirtlich, die Luft auffallend trocken, aber rein und überaus
gesund, trotz der großen Wechsel zwischen einzelnen heißen und den gewöhnlich rauhen Tagen und des häufigen schneidenden
Windes.
Die Valles sind die unter 3500 m hoch liegenden Thäler in dem östlichen Stufenland von Bolivia bis 1600 m herab. Hier wird das
Klima mit der größern Tiefe immer wärmer und feuchter, der Regen häufiger, der ohnedies fruchtbare Boden immer ergiebiger.
Man teilt die Valles in die obern (Cabezeras de Valles) zwischen 3500 und 2900 m, in denen schon Weizen und selbst Mais gebaut
wird, und in die untern (Medio yungas), in denen alle Feld- und Gartenfrüchte, selbst tropische, üppig gedeihen.
Die Bevölkerung von Bolivia besteht aus Indianern und den Mischlingen von Indianern und Weißen; unvermischte Nachkommen der Spanier
sowie eingewanderte Europäer finden sich verhältnismäßig nur wenige, auch Neger nur selten. Die Zahl der Bewohner betrug
1858: 1,987,352, von denen 245,000 noch wilde Indianer waren. Gegenwärtig kann die Bevölkerung
[* 31] abzüglich
der Bewohner des von Chile beanspruchten Gebiets von Antofagasta auf 2,311,000 Einw. (1,8 auf 1 qkm) geschätzt werden.
Fast die Hälfte der Einwohner gilt für weiß, da man alle Mischlinge zu ihnen zu rechnen pflegt; die größere Hälfte sind
reine Indianer, die zum Teil unter den Spaniern, von ihnen zum Christentum bekehrt, leben, zum Teil noch
in den nördlichen und östlichen Ebenen frei und unabhängig in der ursprünglichen Roheit umherziehen. Der größte Teil
der Indianer, namentlich fast alle Bewohner der Gebirge und Hochebenen, gehört zur großen Gruppe der Quichuavölker, so benannt
nach dem Hauptvolk, den Quichua, welche sich von ihrer ursprünglichen Heimat um Cuzco nach N. und S. verbreiteten,
und der ihnen nahe verwandten Aymara, die vom Inka
[* 32] Capac-Yupanqui aus dem obern Thal
[* 33] des Abancay in die Gegenden nördlich vom
Titicacasee verpflanzt wurden, wo die Colla wohnten, auf welche ihr Name durch die Jesuitenübertragen wurde.
Die Quichuasprache, die Stammsprache der Inka, wird gegenwärtig in der ProvinzCochabamba, die rauhere Aymarasprache auf dem
übrigen Andeshochplateau gesprochen. Außerdem wohnen im W. der Andeskette die zu den Andesvölkern gehörigen Antisaner
im Quellgebiet des Beni und seiner Zuflüsse, die Moxos in den großen Llanos des Nordostens und südlich von
ihnen die Chiquitos, dann die zu den Tupi-Guarani zählenden Guarayos, Chiriguanos, Sirianos, sämtlich noch in ursprünglicher
Roheit lebend, während die Quichua und Aymara vollständig unter spanischen Einflüssen stehen und längst zum Christentum
bekehrt sind.
Die hauptsächlichsten Erwerbszweige der Bewohner von Bolivia sind Landbau, Viehzucht und
[* 35] Bergbau.
[* 36] Der erstere
liegt infolge der Trägheit, Roheit und Unwissenheit der weißen nicht weniger als der indianischen Bevölkerung und des Mangels
an Straßen sehr danieder. Man baut die notwendigen Nahrungsmittel
[* 37] und etwas Luzerne (Alfalfa) als Viehfutter; der Ertrag des
Kaffees, der Baumwolle,
[* 38] des Zuckers, Kakaos und Tabaks ist ganz unwesentlich; nur der Bau derKoka (ErythroxylonCoca), die in am besten gedeiht, und deren Verkauf Regierungsmonopol ist, hat größere Bedeutung. Nicht besser steht
es um die Viehzucht, die, so geeignet der Boden sur sie ist, so vernachlässigt wird, daß nicht einmal
¶