einem jüngern Bruder, Konrad, und dem Bischof von Breslau lag er in steten Kämpfen, geriet dabei in Gefangenschaft und wurde
mit dem Interdikt belegt. 1274 kam er mit seinem Neffen Heinrich IV. von Breslau in Streit, warf diesen ins Gefängnis und wurde
erst durch König Ottokar II. von Böhmen zu dessen Freilassung bewogen. Er starb 1278. -
10) Boleslaw III., Herzog von Liegnitz-Brieg, Sohn Heinrichs V. von Liegnitz und Breslau und Enkel des vorigen, geb. 1291, folgte 1296,
noch unmündig, seinem Vater, vermählte sich mit der böhmischen Prinzessin Margarete und übernahm 1305 die Regierung zugleich
für seine jüngern Brüder. Mit diesen teilte er 1311 und erhielt zuerst das Fürstentum Brieg-Grottkau,
später auch Liegnitz. Wie sein Großvater, lag er mit seinen nächsten Verwandten in steter Fehde, wobei er zu den ärgsten
Gewaltthaten Anlaß gab.
Doch lebte er im besten Einvernehmen mit seinem Schwager, König Johann von Böhmen, dessen Lehnshoheit er gleich
seinen Brüdern 1329 anerkannte. In maßloser Verschwendung verschleuderte er einen großen Teil seiner ausgedehnten Besitzungen,
überließ 1342 das Herzogtum Liegnitz seinen beiden Söhnen und begnügte sich mit Brieg, während er Grottkau an den Bischof
von Breslau verkaufte. Seine feindselige Haltung gegenüber der Geistlichkeit hatte ihm schon vorher die Exkommunikation zugezogen,
die erst unmittelbar vor seinem Tod aufgehoben wurde. Er starb
L. (Röhrenschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten, charakterisiert durch einen hutförmigen,
gestielten Fruchtkörper, dessen Sporenlager (Hymenium) auf der untern Fläche des Hutes zahlreiche unten
offene Röhren bildet, welche miteinander verwachsen sind, aber von der Substanz des Hutes sich leicht abtrennen lassen, wodurch
diese Gattung von der nächstverwandten Polyporus sich unterscheidet, wo jene Röhren mit dem Hut fest zusammenhängen.
Die ziemlich zahlreichen Arten dieser Gattung wachsen am liebsten auf Waldboden und sind teils eßbar,
teils giftig. Weiße oder graue Röhren und einen hohlen, nicht schuppigen Stiel hat der eßbare Kastanienpilz (Boletus castaneus
Bull.), mit zimtbraunem, feinhaarigem Hut und weißem, beim Bruch unveränderlichem Fleisch. Dieselbe Farbe der Röhren, aber einen
vollen, schuppigen Stiel besitzt der eßbare Kapuzinerpilz (Boletus scaber Fr.), mit verschieden gefärbtem,
rotem, weißem oder braunem Hut und ebenfalls weißem, unveränderlichem Fleisch.
Alle übrigen Arten haben lebhaft gelbe, im Alter grünlich gefärbte oder braune Röhren. Der Stiel ist knollig und die Mündung
der Röhrenporen rot bei dem giftigen Hexenpilz (Boletus luridus Schäff.), der gelbliches, im Bruch blau werdendes Fleisch,
einen filzigen, etwas schmierigen, braunen Hut und mennigeroten Stiel aufweist. Ebenso gefärbte Röhren, aber einen kahlen,
etwas klebrigen, lederfarbenen bis gelbbraunen Hut, einen dickbauchigen, blutroten Stiel und weißes, aus dem Bruch rötlich
und dann blau werdendes Fleisch hat der äußerst giftige Satanspilz (Boletus Satanas Lenz). Dagegen sind die Mündungen der
Poren nicht rot, das Fleisch unverändert weiß, der Hut braun, der bauchige Stiel weiß, der Geruch und Geschmack angenehm bei
dem eßbaren und als vorzüglich geschätzten Steinpilz (Boletus edulis Bull., s. Tafel »Pilze«).
Von den bisher genannten Arten
unterscheiden sich die folgenden durch cylindrischen, nie knolligen Stiel. Ein trockner, in
jüngerm Zustand filziger Hut kennzeichnet den eßbaren Sandpilz (Boletus variegatus Sw.), mit gelbbraunem, haarig beschupptem Hut,
zimtbraunen Röhren und gelblichem, im Bruch bläulichem Fleisch, sowie die gleichfalls genießbare Ziegenlippe (Boletus subtomentosusL.), mit gleichmäßig filzigem, olivenfarbenem oder braunem Hut, gelben Röhren und weißem Fleisch.
Eßbare Arten mit klebrigem Hut sind der Maronenpilz (Boletus badius Fr.), mit kastanienbraunem Hut, blaßgelben,
eckigen Röhren, gelblichweißem, beim Bruch etwas bläulich anlaufendem Fleisch und glattem, braungelbem Stiel; der Kuhpilz
(Boletus bovinusL.), mit bräunlichgelbem Hut, graugelben, später rostfarbenen Röhren, weißem, unveränderlichem Fleisch und
glattem, bräunlichgelbem Stiel, und der Schmeerling (Boletus granulatusL.), mit braungelbem Hut, gelben Röhren
mit gekörnelter Mündung und gelbem, oben mit braunen Körnchen besetztem Stiel. Durch das Vorhandensein eines weißen, später
braunen Ringes ist der als Speiseschwamm geschätzte Butterpilz (Boletus luteusL.), mit braunem, gebuckeltem Hut, gelben Röhren
und weißlichem, unverändertem Fleisch, vor den übrigen Arten ausgezeichnet.
Dorf im russ. Gouvernement Kasan, am rechten Ufer der Wolga zwischen Spaßk und Tetjuschd gelegen, mit etwa 150 Höfen
und einer steinernen Kirche, die vormals zu dem eingegangenen Uspenskischen Kloster gehörte, von welchem noch jetzt das Dorf
gleichzeitig den Namen Uspenskoje Selo führt. Der große Ort steht innerhalb der noch großenteils erhaltenen
Walllinien der berühmten alten Bulgarenresidenz Bolgar, von welcher noch Türme (am besten der sogen. Turm Misgir) und Mauertrümmer
übrig sind. Es finden sich daselbst noch eine Menge Grabsteine, mit tatarischen, arabischen und armenischen Inschriften und
Bildwerken bedeckt, alte Waffen, Münzen und Gerätschaften aller Art. Schon auf Befehl Peters d. Gr. wurden 49 der
auf den Gräbern befindlichen Inschriften abgeschrieben und eine Erklärung derselben versucht.
Die arabischen sind von 619 bis 742 der Hedschra, und unter den armenischen ist eine von 557 und zwei von 984 und 986 n. Chr.
Die hier gefundenen silbernen und kupfernen Münzen tragen teilweise arabische, teilweise kufische Schrift
und sind zum Teil schön geprägt. Wann Bolgar, dessen Ruinen verschiedentlich von Gelehrten, wie Pallas, Erdmann, Humboldt, Ehrenberg
und Rose, Erman, Beresie u. a., besucht und beschrieben worden sind, aus der Reihe der Städte verschwunden, ist unbekannt. Jedenfalls
trat es schon zu Ende des Mittelalters hinter dem aufblühenden Kasan mehr und mehr zurück. Ein großer
Teil der unter dem Schutt hervorgezogenen Altertümer befindet sich im historischen Museum in Kasan, ein andrer Teil in den
ethnographischen Kabinetten zu Moskau und Petersburg.
Hafenstadt in der russ. Provinz Bessarabien, am Einfluß des Jalpusch in den Jalpuschsee,
nordwestlich von Ismail, ein neu und hübsch angelegter Ort mit (1879) 7530 Einw. und lebhaftem Handel;
Hauptort der bulgarischen
Kolonisten, welche sich nach dem Frieden von Adrianopel jenseit der Donau niederließen. Bolgrad gehörte 1856-78 zur Moldau.
Hauptstadt eines Liwas in Kleinasien, Wilajet Kastamuni, am Boli Su (Filijas), in einer von Gebirgen
umschlossenen Ebene, mit vielen Bädern und Moscheen, verfallenem Kastell, Woll- und
mehr
Lederfabriken und 5000 Einw. Boli ist das alte Claudiopolis;
1324 ward es von den Osmanen erobert, 1668 fast ganz durch ein
Erdbeben zerstört.