Schiebler (Leipz. 1831-47, 7 Bde.),
englisch von Law.
Vgl. Hamberger, Die Lehre des deutschen Philosophen Jakob in einem systematischen Auszug etc. (Münch. 1844);
Fechner, Jakob Böhme, sein Leben und seine Schriften (Görlitz 1857);
Peip, Jakob Böhme, der deutsche Philosoph (Leipz. 1860);
Harleß,
J. und die Alchimisten (Berl. 1870);
Martensen, Jakob Böhme, theosophische Studien (deutsch, Leipz. 1882).
(tschech. Cechy, zeme ceská; hierzu Karte »Böhmen, Mähren etc.«),
Königreich und Kronland des österreich.
Kaiserstaats, liegt zwischen 48° 33' bis 51° 4' nördl. Br. und 12° 20' bis 16° 46' östl. L. v. Gr., grenzt
südwestlich an Bayern, nordwestlich an das Königreich Sachsen, nordöstlich an Preußen (Schlesien), südöstlich
an Mähren und Niederösterreich, südlich an Oberösterreich und umfaßt ein Areal von 51,948,2 qkm (943,43 QM.),
also 17,3 Proz. des österreichischen Staats.
Physische Beschaffenheit.
Das Land hat eine eigentümliche, bestimmt abgeschlossene Lage durch die Gebirge, von denen es rings umgeben wird, und die
ziemlich genau mit den politischen Grenzen zusammenfallen. Auf der Südwestgrenze steht das Böhmerwaldgebirge,
von dessen höchsten Spitzen der Kubani (1357 m), der Plöckelstein (1383 m), der Mittagsberg (1341 m) und der Große Osser (1295
m) Böhmen angehören, und damit gleichlaufend auf der Nordostseite die Glieder des sudetischen Systems: das Adlergebirge oder die
Böhmischen Kämme als südlichster Teil dieses Zugs mit der Deschnaer Kuppe (1111 m), das Riesengebirge mit Schneekoppe (1601
m), Brunnberg, Sturmhaube, Krkonosch und das Isergebirge mit der Tafelfichte (1124 m), dem sich nördlich das Lausitzer Bergland
mit dem Jeschkenberg (1013 m) und der Hohen Lausche (797 m) anschließt.
Beide Gebirgszüge werden durch Querzüge verbunden, an der Nordwestgrenze durch das steil abfallende
Erzgebirge, dessen Hauptrücken größtenteils Böhmen angehört, mit dem Keilberg (1275 m) und dem Spitzberg (1107 m), und den südwestlich
daran stoßenden Teil des Fichtelgebirges; im SO. durch das Mährische Hügelland, das sich ohne Gebirgsrücken auf der Grenze
gegen Mähren hinzieht, nach beiden Seiten sanft abfallend und die Wasserscheide zwischen March und Elbe
bildend.
Das Innere dieses so eigentümlich geschlossenen Landes bildet ein im ganzen einförmiges Hoch- und Gebirgsland, dessen Gestalt
durch drei weithin vom Böhmerwald nordöstlich bis zur Elbe gedehnte und allmählich sich senkende Bergplatten bestimmt wird,
und das man daher am geeignetsten als ein Terrassenland auffaßt. Die erste dieser böhmischen Terrassen,
die der Länge nach durch vielfach gewundene Flußthäler voneinander getrennt sind, der Quere nach aber alle drei von der
Moldau in tiefer Thalfurche durchschnitten werden, ist die nördliche, die südlich vom Egerthal mit steilem Rand aufsteigt,
hier im Engelhäuser Berg bei Karlsbad 662 m Höhe erreicht und sich dann zwischen Eger und Elbe einerseits
und der Mies, Beraun und Sazawa anderseits südöstlich bis an die mährischen Hügel erstreckt.
Westlich von der Moldau ist diese Terrasse ein hügeliges Plateau, dessen Flächen am Böhmerwald zu 450-600 m aufsteigen, während
sie sich zur Moldau auf 260-200 m senken. Die darauf stehenden isolierten Kuppen erheben sich im W. bis 650, im O. bis 400 m
über die Moldau. Östlich von der letztern hat das Hügelland kaum eine mittlere Höhe von 320 m. Südlich von der Mies, der
Beraun und Sazawa steigt dann die mittlere Terrasse an, die sich bis zum Thal der Wotawa
und zur mittlern
Luschnitz erstreckt und mehr als die erste den Charakter einer Gebirgsgegend trägt.
Die Höhen sind rauher, die Gipfel ansehnlicher, die Thäler tiefer eingeschnitten. Die bedeutendste Erhebung ist der Trzemschinberg
(836 m), von dem nordöstlich der 500-600 m hohe Rücken des Brdywaldes mit dem Komorsko (677 m), sich
allmählich senkend, zum Moldauthal zieht. Die Hügellandschaften um die Luschnitz haben Höhen von ca. 700 m. Zwischen der
obern Wotawa und der obern Luschnitz und dem Böhmerwald mit dem Greinerwald zieht sich endlich die dritte, die südliche böhmische
Terrasse hin, innerhalb deren sich der Schöninger Berg (1080 m) im Blansker Wald erhebt.
Außerdem sind in orographischer Beziehung noch das Sandsteinplateau von Dauba, zwischen Iser und Elbe, das Gitschiner Plateau,
östlich von jenem, und das Mittelgebirge zu erwähnen, das, als selbständige Gebirgsgruppe zwischen der Elbe, Biela und der
untern Eger parallel mit dem Erzgebirge westlich bis Brüx sich erstreckend, im Phonolithkegel des Milleschauer
oder Donnersbergs 836 m Höhe erreicht und auch noch auf der rechten Elbseite als sogen. Kegelgebirge bis gegen
Sandau und Graber fortsetzt.
Breite Thäler hat Böhmen wenige; die Wasserläufe durchziehen meist enge Schluchten. Auch die Ebenen sind nicht
von großer Ausdehnung. Erwähnung verdienen: die kleine Launer und Theresienstädter Ebene an der Eger und die Georgenthaler Ebene
im ehemaligen Saazer Kreis, mit 130-160 m Meereshöhe;
der Elbkessel zwischen der Adler- und der Isermündung, 190-230 m;
das
Becken von Pilsen, 290 m;
die Budweiser und die von Teichen erfüllte Wittingauer Ebene mit 390 m mittlerer
Höhe.
In geognostischer Hinsicht besteht das böhmische Gebirgssystem seiner Hauptmasse nach aus Urgebirge, namentlich in dem das
Land umgebenden Gebirgskranz und in der südlichen Hälfte des Königreichs.
Der Böhmerwald besteht aus kristallinischen Schiefern, unter welchen der Gneis vorwiegt. Das Gleiche gilt vom Erzgebirge,
während im Elbgebirge der Quadersandstein oder Grünsand mit dem dazu gehörigen Mergel und Kalkstein, im Lausitzer Gebirgsland
der Granit die größte Rolle spielt. Das Mittelgebirge bilden ansehnliche Basalt- und Klingsteinmassen sowie isolierte Basaltkuppen,
welche aus den kristallinischen Schiefern und dem Quadersandstein emporsteigen.
In den Sudeten, welche wieder größtenteils aus kristallinischen Schiefern zusammengesetzt sind, haben
ebenfalls einige Basalterhebungen stattgefunden. Auch das böhmisch-mährische Grenzgebirge samt den mit ihm verbundenen
Bergzügen gehört derselben Gebirgsformation an und wird in der Richtung von Neuhaus nach Grein von einem mächtigen Granitzug
und westwärts der Zwittawa von einem Syenitrücken durchzogen. Auch laufen mehrfach Streifen des roten Sandsteins
durch dasselbe.
Häufig kommt in diesem Gebirgssystem die Kohlenformation vor. Bei Prag sind in einer räumlich nicht sehr ausgebreiteten beckenartigen
Versenkung silurische Schichten abgelagert, die durch ihren Reichtum an Versteinerungen eins der instruktivsten geologischen
Gebiete Europas bilden. Unter den zahlreichen Tertiärbecken im Innern des Landes treten besonders vier größere hervor:
das Becken von Wittingau, das des obern Egerlandes, dem sich westlich das Falkenauer Becken anschließt, das Becken von Komotau
und Teplitz, endlich im äußersten Norden das Becken von Zittau. Diluvial- und Alluvialbildungen bedecken die Thalgründe und
selbst
Maßstab 1:1,700,000
Österreich-Schlesien.
Zum
Artikel »Böhmen«.
mehr
die Berge bis zu beträchtlicher Höhe. Die Torfbildung tritt in ausgedehntem Maß besonders auf dem Böhmerwald auf. Unverkennbare
Spuren vulkanischer Thätigkeit sind, außer dem häufigen Vorkommen von vulkanischem Gestein, besonders die mächtigen Ausströmungen
von kohlensaurem Gas in vielen Gegenden (z. B. in Bilin, Eger, Marienbad, Franzensbad etc.), die Überreste früher thätiger
Vulkane (wie des seltsam gestalteten Kammerbühls bei Eger) sowie endlich die unverkennbar vulkanische Bildung des Mittelgebirges
und der Reichtum an Mineralquellen, die jenem Bereich angehören und dem Vulkanismus ihr Dasein verdanken dürften.
Man zählt deren mehr als hundert, obschon nur ein Teil benutzt wird. Weltberühmt sind die heißen Quellen zu
Karlsbad und Teplitz-Schönau, von den kalten die Eisenquellen zu Franzensbad, Königswart, Liebwerda, die alkalischen zu Bilin
und Gießhübel, die Glauber- und Bittersalzquellen zu Marienbad, Püllna, Seidschütz, Sedlitz, die sämtlich nicht bloß stark
besucht werden, sondern ihre Wasser auch nach allen Weltgegenden versenden. Andre Heilquellen sind noch zu Johannisbad, Sangerberg,
Neudorf, Tetschen, Mariaschein, Mscheno, Sternberg, Dobritschau, Libnitz u. a. Bemerkenswert sind auch die
reichen Moorlager von Franzensbad und Marienbad.
Vgl. Kisch, Die Heilquellen und Kurorte Böhmens (Wien 1879), und die betreffenden
Artikel.
Hinsichtlich seiner Gewässer gehört das Land fast ausschließlich dem Elbgebiet an (und zwar durch die Elbe selbst in ihrem
Oberlauf bis zum Durchbruch durch das Elbsandsteingebirge und durch die bei Melnik in sie mündende Moldau,
den zweiten Hauptstrom Böhmens), während die Donau und die Oder nur durch sehr unbedeutende Quellgebiete im SO. und NO. einigen
Teil am böhmischen Boden haben. Die Elbe, die hier bereits schiffbar wird, nimmt in Böhmen unmittelbar aus:
rechts die Cidlina, Iser und Pulsnitz (Polzen), links die Aupa, Mettau, Adler, Moldau, Eger und Biela.
Der Moldau fließen zu: rechts die Maltsch, Luschnitz und Sazawa, links die Wotawa und Beraun. Unter den wenigen zur Oder fließenden
Gewässern sind die Lausitzer Neiße bei Reichenberg (mit der Wittich) und die Steine bei Braunau nennenswert;
zum Donaugebiet gehören die an der mährischen Grenze fließende Mährische Sazawa, die Zwittawa und Iglawa, die zur March gehen.
Seen und zwar nur unbedeutende hat Böhmen im Böhmerwald (der Deschenitzer oder Schwarze See, der Teufelssee bei Eisenstein, der Lakasee,
Plöckelsteiner See etc., alle in Höhen von 900-1200 m); zahlreicher sind Teiche, die, obschon neuerdings
viele (z. B. die großen Teiche bei Pardubitz) abgelassen worden sind, doch noch etwa 400 qkm einnehmen, und deren größter
der Rosenberger Teich (5,8 qkm) ist.
Von Kanälen ist der Schwarzenbergsche Schwemmkanal zu bemerken, welcher die Zuflüsse der Moldau mit dem Mühlflüßchen
in Oberösterreich verbindet, um das Holz des Böhmerwaldes zur Donau zu schaffen. Die klimatischen Verhältnisse Böhmens sind
im allgemeinen denen Mitteldeutschlands gleich (mittlere Temperatur von 8° C.), doch greift die Bodengestaltung sehr gewichtig
zur Hervorbringung eigentümlicher Erscheinungen ein. Der höhere Süden ist rauher als der tiefere Norden, die Gebirgsgegend
kälter als die geschützte Ebene; im Erzgebirge gibt es einige Gegenden, wo das Getreide nicht mehr reift,
ebenso im Böhmerwald, während in den tiefern Gegenden an der Moldau und Elbe der Wein gedeiht. Im ganzen ist aber Böhmen durch
großen Produktenreichtum ausgezeichnet
und muß zu den ergiebigsten Ländern Europas gerechnet werden.
Naturprodukte.
Die Produkte des Mineralreichs, dessen Schätze schon seit Jahrhunderten ausgebeutet werden, sind sehr reich und mannigfaltig.
Böhmen lieferte 1883 an Silber 32,511 kg (aus 127,327 metr. Ztr. Silbererz), hauptsächlich
zu Pribram. Blei (1883: 5649 metr. Ztr. aus 24,142 metr.
Ztr. Erzen) und Bleiglätte (39,434 metr. Ztr.) werden vorzüglich zu
Mies und Přibram gewonnen, Zinn (359 metr. Ztr.) im Erzgebirge, Antimon (1313 metr. Ztr.) im südlichen Böhmen (Mileschan).
In kleinern Quantitäten werden Wismut und Nickel gewonnen. An Frischroheisen wurden 1883: 754,436 metr. Ztr.,
an Gußroheisen 128,756, in Summa 883,192 metr. Ztr., erzeugt, gegen die in den letzten
Jahren gesunkene Produktion wieder ein Fortschritt.
Das hauptsächlichste Eisenerz in Böhmen ist ein dichter, linsenförmig-körniger Roteisenstein, thoniger und ockeriger Brauneisenstein,
Thon- und Raseneisenstein. Hauptlager sind bei Kruschnahora und Nutschitz, dort mit 40, hier mit 50 Proz.
haltigem Erz. Das Erz wurde in 13 Hochöfen (hauptsächlich zu Kladno und Königshof bei Beraun; 22 Hochöfen standen
kalt) verhüttet, wobei 3623 Arbeiter beschäftigt waren. Ferner wurden 1883 gefördert: Uranpräparate (zu Joachimsthal, 20 metr.
Ztr.), Mineralfarben (8737 metr. Ztr.), Schwefel (1767 metr. Ztr.), Schwefelsäure und Oleum (113,382 metr. Ztr.), Graphit (bei
Oberplan, 74,221 metr. Ztr.), Alaun (in Altsattel, Münchdorf, Habersbirk etc., 17,324 metr.
Ztr.), Vitriolstein (36,562 metr. Ztr.)
und Eisenvitriol (in Altsattel, Lukawitz, Littmitz etc., 17,998 metr.
Ztr.). Sehr reich ist an fossiler Kohle, und zwar findet sich Steinkohle hauptsächlich in den Becken von Kladno-Schlan-Rakonitz,
von Pilsen und von Schatzlar-Schwadowitz, Braunkohle in dem ausgedehnten und ergiebigen Becken am südlichen Abhang des Erzgebirges.
Die Ausbeute an Steinkohle beträgt 35 Mill., die an Braunkohle 72 Mill. metr. Ztr., namentlich letztere
Produktion ist in fortwährender Steigerung begriffen (sie betrug 1862 kaum 8 Mill. metr. Ztr.).
Auch die großen Torflager auf den sumpfigen Hochebenen werden jetzt ausgebeutet. Ferner gewinnt man Galmei, Zinnober, Porzellanerde,
schöne Bau-, Mühl- und Schleifsteinarten, mehrere Arten Edel- und Halbedelsteine (in den nordöstlichen
Gebirgen), insbesondere die berühmten böhmischen Granaten (Pyrope), Saphire, Topase, Chalcedone, Opale, Jaspis und Achate (bedeutende
Schleiferei in Turnau).
Dagegen fehlt es Böhmen gänzlich an Kochsalz. Der Gesamtwert der Berg- und Hüttenproduktion Böhmens nach Abzug des Werts der verhütteten
Erze belief sich 1883 auf 29,38 Mill. Fl., d. h. 41,7 Proz. des Werts der gesamten Bergwerksproduktion Österreichs.
Der Arbeiterstand betrug 1883 beim Bergbau 43,016 Menschen (davon 18,751 beim Steinkohlen-, 16,004 beim Braunkohlen-, 5554 beim
Silberbergbau) und bei den Hüttenwerken 4530. Zur Administration des Bergbaues ist in neun der Berghauptmannschaft in Prag unterstehende
Reviere geteilt. Die Waldungen, 15,060 qkm einnehmend und meist aus Fichten, seltener aus Buchen und Eichen
bestehend, sind vom trefflichsten Bestand und meist Eigentum der Großgrundbesitzer (Fürst Schwarzenberg allein besitzt 740 qkm).
Die größten zusammenhängenden Waldflächen finden sich im Böhmerwald.
Hier, wo zahlreiche Glashütten und Eisenwerke Unmassen von Holz verschlingen, blüht vor allem das