frei bleiben, so wendet man die in
[* ]
Fig. 3 dargestellte Konstruktion an, bei welcher die erwähnten Erdpfähle hinter der Bohlwand
eingerammt und durch ähnliche Querzangen mit den Bohlwerkspfählen verbunden werden. Die hier auf Zug
beanspruchten Streben werden
oben durch Schraubenbolzen u. kurze Querzangen sowohl mit den erwähnten Horizontalriegeln
als auch mit den Bohlwerkspfählen verbunden. Die Erdpfähle müssen in beiden Fällen möglichst fest
eingerammt werden, da der Erddruck sie im ersten Fall niederzudrücken, im zweiten Fall herauszuziehen strebt. Eine zweite
Verankerung von Bohlwerken durch sogen. Ankerpfähle
[* ]
(Fig. 4) wird
besonders bei Bohlwerken mit aufgesetzten Bohlwerkspfählen angewandt, bei welchen auf einer Reihe von
starken, unter Niedrigwasser eingerammten Grundpfählen, welche einer Fäulnis nicht unterliegen, die Bohlwerkswand aufgesetzt
und an der Verbindungsstelle durch einen Verbindungsriegel und durch eiserne Klammern, welche unter sich wieder durch Splintbolzen
verbunden sind, gegen Verschiebung gesichert wird.
Einer Drehung und einem Umsturz derselben wird durch die mittels eines horizontalen Riegels verbundenen
Ankerpfähle vorgebeugt, welche durch Querzangen mit den auch durch einen Horizontalriegel verbundenen Bohlwerkspfählen
fest vereinigt sind. Die Futterbohlen setzen sich bei dieser Anordnung des Bohlwerks, welche bei eintretender Fäulnis und
erforderlicher Reparatur desselben das Herausnehmen und Ersetzen nur des aufgesetzten Teils nötig machen, auf den untern
Horizontalriegel auf und werden oben so weit ausgeschnitten, als die Querzangen dies erfordern. Über
die statische Berechnung der Bohlwerke mit senkrechter Rückwand vgl. unter anderm »Deutsche
Bauzeitung« 1870, S. 35 ff.
1) Johann Daniel, Bildhauer, Medailleur und Steinschneider, geb. zu Wallendorf in Ungarn, widmete sich
seit 1814 der Kunst und war Schüler Cervaras, bildete sich jedoch meist als Autodidakt zu Florenz und Rom.
Später wurde er als Hofmedailleur und Lehrer der Graveurschule nach Wien berufen, wo er starb. Er war auch in der
Skulptur im kleinen hervorragend.
2) Theobald, berühmter Verfertiger von Holzblasinstrumenten (besonders Flöten), geb. zu München,
war als Flötist langjähriges Mitglied der königlichen Kapelle daselbst und auch als Komponist für sein Instrument, besonders
aber als Verbesser der Konstruktion desselben thätig. Das »System hat eine vollständige Umwandlung im Bau der Holzblasinstrumente
hervorgebracht. Böhm ging im Anschluß an den Engländer Gordon von der Idee aus, daß nicht die Bequemlichkeit
der Applikatur, sondern die akustischen Prinzipien der besten Resonanz maßgebend sein müssen für die Anbringung der Tonlöcher;
so stellte er erst die Mensur der Flöte fest und dann erst dann auf eine passende Einrichtung der Mechanik.
Die früher sehr kleinen Tonlöcher machte er so weit, daß die Fingerspitze sie nicht völlig deckte
und durchweg Klappen als Verschlußmittel nötig wurden. Der Ton der Böhmschen Flöte ist viel voller, runder, prinzipalstimmenartiger
als
der der alten Flöte, wie denn die Gegner des Systems an ihm auch das Charakteristische des Flötentons vermissen. Böhm starb in
München. Er schrieb: »Über den Flötenbau und die neuesten Verbesserungen
desselben« (Mainz 1847) und »Die Flöte und das Flötenspiel, in akustischer, technischer und artistischer Beziehung« (München).
Sein wissenschaftlicher Betrat war Professor v. Schafhäutl.
3) Joseph, Gründer der modernen Wiener Geigenschule, geb. zu Pest, erhielt den ersten Unterricht
im Gesang und Violinspiel von seinem Vater, vervollkommte sich im letztern unter Rodes Leitung, konzertierte bereits in seinem
achten Lebensjahr und ward 1819 erster Violinist am Wiener Konservatorium, später Professor daselbst sowie auch Mitglied der
Hofkapelle; er starb Er komponierte Konzerte und Duette für Violine, Streichquartette etc. Als
Lehrer entfaltete er eine sehr erfolgreiche Wirksamkeit. Seine namhaftesten Schüler sind: Ernst, Hauser, Auer, Ed. Singer, Hellmesberger
(der ältere), Joachim.
4) Joseph Edgar, Bildhauer, Sohn von Böhm 1), geb. zu Wien, wurde durch seinen Vater früh in die Kunst eingeführt und
bereiste mit diesem auch Italien und England. 1862 ließ er sich in London nieder, wo er durch Porträtbüsten
und Statuetten bekannt wurde, die ihm Aufträge von seiten des Hofs verschafften. Seine Arbeiten sind voll Leben und Ausdruck,
aber oft mehr malerisch als plastisch wirkend ausgeführt. Allmählich gelangte er auch zu größern, monumentalen Arbeiten
und namentlich zu Porträtstatuen; so schuf er eine kolossale Marmorstatue der Königin Viktoria für Windsor
Castle, eine kolossale Bronzestatue des Dissenterpredigers John Bunyan (gest. 1688) in Bedford, eine bronzene Reiterstatue des
Prinzen von Wales für Bombay, eine sitzende Statue des Schriftstellers Thomas Carlyle, die Statue des Feldmarschalls Burgoyne auf
dem Waterlooplatz in London und die des Lords Napier of Magdala für Ostindien.
Jakob, Mystiker und Theosoph, geb. 1575 als Bauernsohn zu Altseidenberg bei Görlitz in der Oberlausitz, erlernte
das Schuhmacherhandwerk und wurde auf seiner Wanderschaft mit mystischen, insbesondere Paracelsischen und Schwenkfeldschen,
Schriften bekannt, durch welche, verbunden mit eifriger Bibellektüre und grüblerischer Anlage, er auf
»innere Erleuchtung« verwiesen wurde. Nachdem er schon einmal sieben Tage hindurch in einen ekstatischen Zustand geraten, ward
ihm 1600 eine abermalige Verzückung zu teil, während welcher sein »astralischer« Geist bis in den Mittelpunkt der Natur entrückt
wurde und das innerste Wesen der Geschöpfe aus deren Gestalten, Zügen und Farben zu erkennen vermochte.
Den Inhalt der dritten Vision (im Jahr 1610) schrieb er nieder unter dem Titel: »Aurora, oder die Morgenröte im Ausgang« (1612),
welche Schrift ihm Verfolgung und vom Görlitzer Magistrat das Verbot zu schreiben zuzog. Böhme gehorchte sieben Jahre lang,
die er seinen Sabbat nannte, worauf er, der innern Stimme nachgebend,
mehr
1617 Erbauungsstunden im Hause zu halten, von 1619 an auch wieder zu schreiben anfing und bis zu seinem Tod noch 21 Schriften
verfaßte, von welchen wir neben der schon oben genannten als die bemerkenswertesten anführen: »Von den drei Prinzipien nebst
Anhang«;
»Vom dreifachen Leben des Menschen«;
»Vierzig Fragen von der Seele nebst dem umgewandten Auge«;
»Von
der Menschwerdung Jesu Christi«;
»Von sechs theosophischen Punkten«;
»Von sechs mystischen Punkten«;
»Vom irdischen und himmlischen
Mysterium«;
»Der Weg zu Christo in acht Büchern« u. a.
Den Mittelpunkt seiner in die Sprache der Alchimie und Naturphilosophie seiner Zeit, namentlich des Paracelsus, verhüllten
und deshalb schwer klarzumachenden Spekulation bildet die Frage nach dem Verhältnis der Kreatur und des in der Welt thatsächlich
vorhandenen Bösen zu Gott als dem Schöpfer einer vollkommenen Welt. In ersterer Hinsicht widerstrebt es ihm ebensosehr, daß
die Welt nach der Lehre der Orthodoxie aus dem reinen Nichts, wie daß sie aus einem Etwas außer der Gottheit
geschaffen sein sollte. In letzterer Hinsicht scheint es ihm ebenso unzulässig, daß der Urheber des Bösen Gott, wie daß
neben Gott ein zweites ursprünglich böses Prinzip (im Sinn des Dualismus der Manichäer) vorhanden sei.
Sein Bemühen geht dahin, die Kreatürlichkeit der Welt mit deren Ursprung aus Gott und die Existenz des
Bösen in der Welt mit der Helligkeit ihres Schöpfers in Einklang zu bringen. Dies versucht er, indem er die Gottheit als das
ursprüngliche Eine, welches Alles ist, als das natur- und unterschiedslose Mysterium, die »ewige Stille«, welche aber in sich
das Prinzip der »Schiedlichkeit« (d. h. die
Einheit, welche zugleich eine verborgene Mehrheit ist) trägt, von dem infolge jenes Prinzips in wirkliches Geschiedensein
übergegangenen und dadurch in den Gegensatz des, physisch genommen, Göttlichen und Ungöttlichen, moralisch genommen, Göttlichen
und Widergöttlichen (Guten und Bösen, welches ursprünglich beides in Gott war) auseinander getretenen göttlichen Wesens
unterscheidet.
Auf seiten dieses Un- und Widergöttlichen in Gott, welches er auch das Reich der Hölle und der Finsternis, den Zorn Gottes,
wie dessen Gegensatz das Reich des Himmels und des Lichts, die Liebe Gottes nennt, steht das Geschaffene und Böse (welch letztere
Eigenschaft von der Geschöpflichkeit unabtrennlich ist) als das von Gott Geschiedene, wider ihn
sich Auflehnende (Luzifer), dessen Sein im Gegensatz zu dem »qualfreien« (d. h.
qualitätslosen) Wesen Gottes (der alles und keins von allen ist) als »Qual« (d. h.
als Qualität) bezeichnet wird.
Dieselbe stammt, wie die Kreatur selbst, aus Gott, und daher drücken die in ihr enthaltenen Gegensätze
des Herben und Süßen die in der Gottheit enthaltenen des Göttlichen und Widergöttlichen (des Lichts und der Finsternis, des
Guten und Bösen) in der geschaffenen Welt aus. Das Herbe wird als Salniter (das unorganische Reich, das Finstere in der geschaffenen
Welt), das Süße als (lebendiges) Quecksilber (die organische Natur: Pflanzenreich, Tierreich, Mensch) bezeichnet.
Jenem entspricht in der offenbar gewordenen Gottheit das Höllen-, diesem das Himmelreich; zwischen beiden steht in der geschaffenen
Welt das (lebendige) Feuer (Sulphur) als Mittelglied zwischen Organischem und Unorganischen (Beseelten und Seelenlosem; auch
Gutem und Bösem, weil es sowohl einen zerstörenden [Zornfeuer] als einen wohlthätigen Charakter hat
[Liebesfeuer], daher auch Geist, Vernunft genannt), in der ungeschaffenen
Welt (d. h. in Gott) der Heilige Geist, der »göttliche
Sulphur«, als Mittelglied zwischen dem materiellen, dunkeln Prinzip, dem »göttlichen Salniter« und dem seelischen, lichten
Prinzip, dem »göttlichen Merkurius« (Vater und Sohn), weil er von beiden zugleich ausgeht, wie der menschliche Geist
aus der Verbindung des starren Leibes mit der beweglichen Seele entspringt.
Durch die Scheidung der ungeschiedenen Gottheit in Göttliches und Ungöttliches und die Einigung beider im Geist ist Gott erst
wahrhaft Gott, wie durch die Scheidung der Kreatur in Natur und Geist und die Einigung beider in der Vernunfterkenntnis der
Mensch erst wahrhaft Mensch. Daher ist die Schöpfung der Kreatur und die Entstehung des Bösen, welches die Folge der Scheidung
der Elemente in Gott ist, für die innere Entwickelung der Gottheit zum Geist Gottes so notwendig wie die irdische Natur und die
sündhafte Neigung durch dieselbe, welche die Folge der Geschiedenheit des Menschen in Leib und Seele ist,
für die innere Entwickelung des natürlichen Prinzips zum das Wahre erkennenden und das Gute wollenden Menschengeist.
Der geschichtliche Prozeß des Bösen in der geschaffenen Welt wird in den Schöpfungsprozeß und dieser selbst als Durchgangsglied
in den innern geschichtlichen Werdeprozeß der Gottheit zum Geist Gottes aufgenommen. Aus diesem Gesichtspunkt
begreift es sich, wie, nachdem Jacobi, der das Übersinnliche mittels »Intuition« suchte, auf die Visionen des »Schusters« wieder
aufmerksam gemacht und Fichtes Wissenschaftslehre den logischen Ternar: Einheit, Trennung, Wiedervereinigung in die Mode gebracht
hatte, die spekulative Philosophie Böhme als ihren Vorläufer ansehen konnte.
Die innere Erleuchtung entsprach ihrer intellektuellen Anschauung, der theosophische Standpunkt dem Zentrum
des Absoluten, der Fortschritt von der »Stille« durch das »Leben« (Schöpfung und Erlösung) zum »Geist« in Gott der Identifikation
des dreigliederigen, logischen und weltgeschichtlichen Prozesses in Hegels und Schellings Geschichts- sowie das Spiel mit naturwissenschaftlichen
Namen und Prozessen des letztern Naturphilosophie. Hegel fand in Böhmes Bemühen, die Gottheit zum Geiste,
die Quintessenz seines Systems wieder, die Substanz zum Subjekt zu erheben; Schelling hätte sich für seinen berühmten Ausspruch,
daß am Ende der Weltgeschichte Gott sein »werde«, ans Böhmes Vorgängerschaft berufen
können.
Als der letztere seinen Übergang von der rein rationalen zur geschichtlichen Philosophie vollzog, bildete
unter ausdrückliche Berufung auf Böhme der Ursprung des Bösen aus dem göttlichen »Ungrund« den Wendepunkt. Am meisten haben
dogmengläubige Philosophen, wie Saint-Martin, Fr. v. Baader, Günther, aus ihm geschöpft; letzterer schrieb ihm eine »somnambule,
clairvoyante Anschauung der Natur« zu, was zugleich das stärkste Urteil über seinen philosophischen Wert
ausdrückt.
Seine Schüler waren zahlreich, die bekanntesten darunter: Joh. Angelus v. Werdenhagen, Fr. Krause, Chr. Hohburg, Fr. Breckling,
Qu. Kuhlmann (der 1689 zu Moskau verbrannt wurde), Joh. Jak. Zimmermann, Nik. Tscherer, Joh. Roth, Ed. Richardson, Poiret, Pordage,
J. G. ^[Johann Georg] Gichtel (Stifter der Sekte der Engelsbrüder), Johanna Leade, Antoinette Bourignon, Öttinger.
Die erste Sammlung der Schriften Böhmes besorgte Heinrich Betke (Amsterd. 1675), eine vollständigere J. G. ^[Johann Georg]
Gichtel (das. 1682-83, 10 Bde.),
dessen Summarien in der Ausgabe von Uberfeld ^[richtig: Überfeld] (das. 1730, 6 Bde.)
abgedruckt wurden; die neueste Ausgabe besorgte K. W.
mehr
Schiebler (Leipz. 1831-47, 7 Bde.),
englisch von Law.
Vgl. Hamberger, Die Lehre des deutschen Philosophen Jakob in einem systematischen Auszug etc. (Münch. 1844);
Fechner, Jakob Böhme, sein Leben und seine Schriften (Görlitz 1857);
Peip, Jakob Böhme, der deutsche Philosoph (Leipz. 1860);
Harleß,
J. und die Alchimisten (Berl. 1870);
Martensen, Jakob Böhme, theosophische Studien (deutsch, Leipz. 1882).