Hiermit ist ebensowenig die Ricardosche
Theorie widerlegt wie durch 4) die von
Carey,
Bastiat und M.
Wirth vertretene
Ansicht,
nach welcher der
Ertrag des
Bodens nur eine mäßige Vergütung für den
Arbeitslohn und den
Zins des auf
Urbarmachung,
Erwerb,
Anbau des
Bodens etc. verwendeten
Kapitals sei.
Wäre, was übrigens zu bezweifeln, die Behauptung auch
richtig, die frühern Aufwendungen seien bei jedem
Boden so hoch, daß sie durch die heutigen Überschüsse über die jetzigen
Bebauungskosten nicht gedeckt würden, so wäre es doch verkehrt, deswegen das Vorhandensein dieser Überschüsse, d. h.
eben der
Renten, zu leugnen.
Carey, noch mehr aber
Bastiat mit seinen oberflächlichen Darlegungen über die Bodenrente haben die
Thatsache keiner
Beachtung gewürdigt, daß der bessere oder dem
Markt näher gelegene
Boden größere Überschüsse über Bebauungs- und Transportkosten
gewährt als der schlechtere oder weiter entlegene.
(in röm. Zeit
Lacus Brigantinus, später
Schwäbisches Meer oder nach der alten Kaiserpfalz
Bodmann an seinem
Nordwestrand Bodmannsee genannt, franz.
Lac de Constance), großer
See zwischen der
Schweiz
[* 3] und
Deutschland,
[* 4] vom
Rhein gebildet
und von 9° 27' östl. L. v. Gr. und 47° 45'
nördl.
Br. durchkreuzt. Von SO. nach
NW. sich erstreckend,
ist er der größte deutsche und nächst dem
Genfer See auch der
größte
SchweizerSee,
denn er hat 196,5 km
Umfang, 62 km größte
Länge (von
Bregenz
[* 5] bis zum Einfluß der
Stockach), 14,5 km
größte
Breite
[* 6] (von
Arbon nach
Friedrichshafen) und bei mittlerm Wasserstand (398 m ü. M.) 539 qkm
(9,8 QM.) Flächenraum.
Bei
Meersburg teilt er sich in zwei
Arme, in den Untern oder
ZellerSee (von
Konstanz
[* 7] bis Radolfszell, 18 km lang, eigentlich
eine besondere Seebildung), mit der lieblichen
InselReichenau, und in den Obern oder
Überlinger See (nach der badischen
Stadt
Überlingen, auch Bodmersee genannt, 21 km lang), mit der nicht minder schönen
InselMainau; Obersee pflegt man auch
den ganzen Bodensee mit Ausnahme des
ZellerSees zu nennen. Im SO. liegt auf drei
Inseln, durch eine
Brücke
[* 8] mit dem
Festland verbunden,
die Stadt
Lindau.
[* 9]
Der Bodensee liegt innerhalb der tertiären
Formation, welche den Nordrand der
Alpen
[* 10] begleitet (über die
Funde
im
Kalkschiefer vgl.
Öhningen). In der
Eiszeit
[* 11] war er vom Rheingletscher erfüllt. Die größte Tiefe des
Sees ist im
Kreuz
[* 12] der
beiden
LinienLindau-Konstanz und
Arbon-Friedrichshafen 276 m, während der
Untersee nur eine Tiefe von 20 m hat. Sichtlich
verliert der Bodensee mit der Zeit immer mehr an Tiefe, weil die vielen hineinströmenden
Flüsse
[* 13] und
Bäche, besonders aber der
Rhein, der mitten hindurch fließt, sehr viele erdige Teile mitführen und im B. zurücklassen.
Noch im 4. Jahrh. reichte der
See bis
Rheineck, jetzt aber liegt zwischen ihm und diesem
Ort eine fast stundenbreite
ZoneLandes, die von
Kanälen und
Gräben durchschnitten ist. Das
Wasser des Bodensees ist dunkelgrünlich und klar, es schwillt
oft sehr plötzlich zur Zeit der Schneeschmelze um 3-4
m an und wird durch den
Föhn (Südwind), den Nordwest- und
Ostwind zu
haushohen
Wellen
[* 14] aufgewühlt, auch wird es ohne eine sichtliche äußere
Ursache von merkwürdig schnellem
Wechsel des Steigens und
Fallens (Ruhst genannt) beunruhigt. Um die
Gefahr der
Überschwemmungen zu vermindern, geht man neuerdings
damit um, den
Abfluß des
Untersees zu regulieren. Im Frühjahr, besonders im März, ist die
Fläche des Bodensees häufig
mit dem männlichen Samenstaub von
Wasserpflanzen
[* 15] bedeckt, was man das »Blühen des
Sees« nennt.
Gegenwärtig ist der
Verkehr auf dem an dem sieben Eisenbahnlinien münden, und der von einer schon teilweise vollendeten
Gürtelbahn umgeben werden soll, lebhafter als sonst auf einem Binnengewässer des
Kontinents, sowohl
in
Passagieren als
Getreide,
[* 18]
Wein,
Holz
[* 19] und Kaufmannsgütern. Eine
Flottille von 30
Dampfern, darunter 20 deutsche, ist beschäftigt,
die
Verbindung der ansehnlichsten Uferorte unter sich und mit Schaffhausen
[* 20] zu vermitteln. Zwischen
Romanshorn einer- und
Lindau-Friedrichshafen
anderseits kursiert eine Trajektanstalt, die über 2
Dampffähren und 17 Trajektkähne verfügt und ganze
Bahnzüge von
Ufer zu
Ufer bringt.
Die
EntfernungRomanshorn-Friedrichshafen (12 km) wird in einer
Stunde zurückgelegt.
In den deutschen Bodenseehäfen kamen 1882 an
Gütern an 53,140
Ton., es gingen ab 365,630 T. Gewöhnlich ist der
See ein sehr ruhiges Gewässer und die
Fahrt sicher und angenehm. Nur wenn der
Föhn die Tiefen erregt, spüren schwächere
Personen eine Art
Seekrankheit. Die Segelschiffahrt
ist sehr gesunken.
Die nur stellenweise (gegen
NO.) schroff hineinragende Umgebung des Bodensees wird überall vonBerg- und
Hügelland, an den Mündungen des
Rheins, der
Schussen und der
Stockach sogar von kleinen Tiefebenen gebildet.