(spr. -dell),Jean, franz.
Trouvère des 13. Jahrh., aus
Arras
[* 16] gebürtig, begleitete den heil.
Ludwig auf seinem Kreuzzug nach
Ägypten.
[* 17] Nach seiner Heimkehr vom
Aussatz befallen, zog er sich von den Seinigen zurück und
starb in der Abgeschiedenheit. Man hat von ihm ein
Abschiedsgedicht an die Stadt
Arras
(»Li congies«, zuletzt hrsg. von
Reynaud,
Par. 1880),
ein sehr lebendiges Mirakelspiel: »LaJeus de St.-Nicolas« (hrsg. von
Michel u. Monmerqué
im
»Théâtre français du moyen-âge«, das. 1839),
und mehrere Pastorellen (hrsg. von
Bartsch, Leipz. 1879). Von einigen wird
ihm auch das epische Gedicht »Guiteclin de Sassaigne« (hrsg.
von
Michel, Par. 1839) zugeschrieben, das den
KampfKarls d. Gr. gegen den Sachsenkönig
Wittekind behandelt.
Mit der
Revolution von 1848 hatte er keine
Sympathien, nahm 19. März seine Entlassung und wurde in die preußische Zweite
Kammer,
zuerst im
Januar 1849 und wiederum nach dem oktroyierten Wahlgesetz von 1849, später auch ins
Erfurter Volkshaus gewählt.
Er unterstützte hier die Unionspolitik des preußischen
Ministeriums; auch wurde er im
September 1849 zum
Vorsitzenden des
Verwaltungsrats der
Union ernannt. In der Kammersitzung von 1850 bis 1851 war er
Führer der Zentrumspartei,
welche die
Politik der
Regierung zwar mißbilligte, ihr aber doch die
Mittel zur Fortsetzung derselben gewährte. 1852 zum Regierungspräsidenten
in
Arnsberg
[* 26] ernannt, starb er auf einer Dienstreise in
Medebach.
2)
Karl von, preuß.
Minister,
Bruder des vorigen, geb. zu Velmede bei
Hamm, studierte die
Rechte, war 1837-45
Landrat
in
Hamm, dann Oberregierungsrat in
Minden,
[* 27] Regierungsvizepräsident in
Münster,
[* 28] Regierungspräsident in
Arnsberg, seit 1849 streng
konservatives Mitglied des Abgeordnetenhauses sowie 1851-58 unter
Manteuffel und 1862-66 unter
Bismarck
Finanzminister.
Da er 1866 die Verantwortung für die Beschaffung der Geldmittel für den
Krieg nicht übernehmen wollte, erhielt
er seine Entlassung. Er starb
(Solum), das jüngste
Glied der
[* 29] festen
Erdrinde, die äußerste
Schicht derselben, ein erdiger Überzug über
dem festen
Gestein
(Grund und Boden). Oft nur wenige
Zentimeter tief auf dem unterliegenden
Fels haftend, oft
Hunderte von
Metern
hoch als
Niederschlag aus Wasserfluten der Vorzeit und Gegenwart abgelagert (Deltabildungen), besteht er immer aus dem Trümmerschutt
der
Gebirge, vermengt mit den Resten untergegangener tierischer und pflanzlicher Gebilde.
KeinGestein vermag
auf die Dauer der
Verwitterung zu widerstehen;
¶
mehr
mechanische und chemische Kräfte sind unablässig thätig, zu zertrümmern, zu lösen, zu trennen und das Vorhandene in andre
Verbindungen überzuführen, neues Bodenmaterial zu bilden. Unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen werden die einzelnen
Bestandteile des Gesteins in ungleichem Grad ausgedehnt; zahllose Risse und Sprünge entstehen, in welchen sich der wässerige
Niederschlag ansammeln kann; die ausdehnende Gewalt des frierenden Wassers erweitert die Ritzen.
Zarte Moose
[* 31] und Flechten
[* 32] haften an jedem noch so geringen Vorsprung, in der kleinsten Spalte; sie bilden die Vorläufer für
höher organisierte Pflanzen, an deren WurzelnWasser und Luft in die Spaltungsräume geleitet werden, während diese selbst
eindringend erweitern helfen und durch Ausscheidung von Kohlensäure zersetzend und umwandelnd wirken.
Regengüsse und Stürme, im Hochgebirge die Lawinen, am Meeresstrand die Sturmfluten, Vulkane
[* 33] und Erdbeben
[* 34] sind die sichtbarer
wirkenden Zerstörungsmittel der Natur; grober und kleiner Trümmerschutt kennzeichnet ihr Walten, welches, so wie die Werkzeuge
[* 35] des Landmannes, den chemischen Kräften vorarbeiten und diesen die Einwirkung durch Vergrößerung der
Berührungsflächen erleichtern muß.
Sauerstoff, Kohlensäure, Ammoniak und die Salpetersäure der Atmosphäre vollenden den Verwitterungsprozeß, sie verbinden sich
mit einzelnen Bestandteilen des Gesteins zu löslichen Salzen und hinterlassen ein loses Haufwerk pulverig-erdiger Substanz,
welches entweder auf der ursprünglichen Bildungsstätte liegen bleibt (primitiver, angestammter Boden, Grundschutt),
oder durch das Wasser anderwärts abgelagert wird (angeschwemmter, sekundärer Boden, Flutschutt).
Auch im zertrümmerten Gestein, dem rohen oder Verwitterungsboden, siedeln sich anfangs nur solche Pflanzen an, welche mit
nur wenigen Wurzeln im B. haften und ihre Nahrung vorzugsweise der Atmosphäre und dem Wasser entnehmen (Algen,
[* 36] Moose, Flechten
etc.). Absterbend bilden sie die ersten Pflanzenreste, welche dem Boden die
Fähigkeit geben, höher organisierte Pflanzen zu tragen; auch diese sterben wieder ab, und so bildet sich im jahrhundertelangen
Wechsel zwischen Leben und Sterben die fruchtbare Walderde als der Träger
[* 37] der großartigen Urwaldvegetation, in der Thalsohle
die Wiese, im Sumpfboden der Bruch, Moor oder Torf, während überall da, wo die Trümmergebilde nur Sand,
Kies oder groben Schutt enthalten, die Flora zurückbleibt oder höchstens bis zur Heide sich erheben kann.
Zahllose Tiere leben vom Ertrag des Bodens oder durchwühlen denselben; ihre Exkremente und ihre Kadaver vollenden den Bildungsprozeß,
in ihren Zersetzungsprodukten den PflanzenNahrung bietend und die Umwandlung des Bodenmaterials in Pflanzennahrung
beschleunigend. Dies geschieht auch durch mikroskopische Organismen einfachster Art, welche fermentartig wirken und z. B.
die Bildung von Salpetersäuresalzen im B. veranlassen. Der Mensch endlich sucht den irgendwo vorgefundenen Boden (Naturboden)
zu verbessern, für seine Zwecke nutzbarer zu machen und durch Bearbeitung, Düngung und geeignete Art
des Anbaues mit Pflanzen (Fruchtwechsel) seine Tragkraft zu erhalten und zu steigern, ihn zu Kulturboden, Ackererde umzugestalten.
Bodenkunde ist die Lehre
[* 38] von der Beschaffenheit der äußersten Erdoberfläche, im engern Sinn die Lehre von der Erforschung der
Beziehungen dieses Erdabschnittes zur Vegetation unter dem Einfluß der klimatischen Einwirkungen. Zweck
derselben ist
im allgemeinen die Bereicherung unsrer wissenschaftlichen Erkenntnis, im besondern deren Verwertung im Dienste
[* 39] des Waldbaues, der Landwirtschaft und der Gärtnerei.
Hauptbestandteile des Bodens.
In jedem Boden sind als Hauptbestandteile folgende zu unterscheiden:
1) Luft erfüllt alle Hohlräume und stellt das belebende Agens dar, ohne welches weder ein Pflanzenwachstum
noch ein fortschreitender Verwitterungs- und Verwesungsprozeß gedacht werden kann; die Schicht, bis zu welcher der Einfluß
der Luft in wirksamer Weise gehen kann, heißt Krume im Gegensatz zum darunterliegenden Untergrund. Die Luft im B. ist reicher
an Kohlensäure als die über dem Boden, nach frischer Düngung und in Gegenwart von vielen Pflanzenresten
bis 36mal reicher; sie ist in ihrer lösenden und umwandelnden Kraft
[* 40] demnach auch stärker.
2) Wasser findet sich im B. fließend oder stehend, kapillarisch und hygroskopisch. Ersteres ist nur im nassen Boden der
Fall und zwar dann, wenn im Untergrund solche Schichten sind, welche den Abfluß des Wassers verhindern,
und wenn von höher liegenden SchichtenWasser niederfließt und im lockern Boden zu Tage treten kann. Man unterscheidet Schichtwasser,
Quellwasser, Grundwasser.
[* 41] Sein Vorhandensein deutet immer aus undurchlassenden Boden; seine Entfernung wird ermöglicht durch Durchbrechung
dieser Schichten (Ackerfontanelle, s. d.), durch Abfuhrkanäle (Drainage
[* 42] oder offene Gräben) oder durch Ableitung des
von oberhalb kommenden Wassers.
Das kapillarische Wasser ist dasjenige, welches die feinen Zwischenräume des Bodens vermöge der sogen. Haarröhrchenkraft
zurückhalten, ohne es tropfbarflüssig abgießen zu lassen. Es bildet sich aus atmosphärischen Niederschlagen oder durch
Kondensation von Wasserdampf bei Temperaturdifferenzen. Die Fähigkeit des Bodens, aus dem Grundwasser kapillarisch die Feuchtigkeit
abzuziehen und nach auswärts zu führen, ist abhängig von dessen Zusammensetzung.
Die bisherigen Untersuchungen ergaben z. B. für thonigen Lehmboden 0,627
m, für Streusand 0,209 m, für Thonboden 0,47 m, für Torf 0,8 m sogen. Erhebungszone, d. h.
die Höhe, bis zu welcher das Wasser kapillarisch über einen Wasserspiegel zu steigen vermag. HygroskopischesWasser ist dasjenige, welches die einzelnen Erdpartikelchen als feine Schicht von Wasserdampf umhüllt, angezogen aus der Luft,
aus dem Untergrund oder aus der Verdunstung der Wurzeln. Es unterhält das Wachstum bei trocknem Wetter,
[* 43] da und Luft das Bestreben
haben, ihre Feuchtigkeitszustände auszugleichen.
Bei Tage findet Verdunstung mit Wärmeverlust, bei NachtVerdichtung von Wasserdampf mit Freiwerden von Wärme
[* 44] statt. Die dadurch bewirkten Temperaturdifferenzen können sehr beträchtliche sein, 5-10° R. betragen. Das Wasser muß die
im Boden vorhandenen Nährstoffe lösen und den Pflanzen zuführen; die äußersten Wurzelenden nehmen durch Diffusion
[* 45] die Lösungen
auf, an den Blättern verdunstet das Wasser wieder. Auf 1 Hektar Land entfallen in Deutschland
[* 46] im Durchschnitt
5-7,5 Mill. kg meteorisches Wasser, am meisten zur Zeit des Stillstandes der Vegetation. Während dieser selbst verdunsten
durch die Blätter 5-12 Mill. kg Wasser, mehr also, als der Gesamtniederfall beträgt. Die Differenz repräsentiert den derAtmosphäre
entzogenen Wasserdampf. TrockneLuft entzieht dem Boden das Wasser und begünstigt das Aufsteigen aus der Tiefe,
feuchte Luft gibt Wasser ab
¶