Bezirksgerichts, hat ein Gymnasium, ein Krankenhaus und (1880) 8199 Einw. In der Nähe befinden sich Gipsbrüche und ein reichhaltiges
Steinsalzbergwerk, das sich in vier Stockwerken bis zu einer Tiefe von 324 m erstreckt, interessante künstliche Steinsalzbildungen
(eine vollständige Kirche mit Säulen, Statuen, Altären etc.) enthält und einen Ertrag von jährlich 300,000
metr. Ztr. ergibt. Die Stadt wurde 1447 durch eine Feuersbrunst ganz
zerstört, 1702 von Karl XII. von Schweden eingenommen. In der Nähe liegt Wisnicz mit der Strafanstalt für Westgalizien.
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Münster, an der Aa und der Eisenbahn Wesel-Winterswijk, hat 1 Amtsgericht, 2 katholische
und 1 evang. Kirche, 1 Synagoge, ein 1618 im Renaissancestil erbautes Rathaus, ein Progymnasium, Armen- und
Waisenhaus, das St. Hedwigshospital, 3 Baumwollspinnereien, 21 mechanische Baumwollwebereien, 8 Färbereien, Eisengießerei
und Maschinenfabrik, eine Gasleitung u. (1880) 8534 Einw.
(506 Evangelische). - Bei Bocholt erfocht Karl d. Gr. im Sommer 779 einen Sieg über die Sachsen. Der Ort erhielt 1201 durch
den Bischof Hermann von Münster Stadtrechte, stand aber bis ins 14. Jahrh. unter der Gerichtsbarkeit der Freigrafen von Dingede.
Bocholt fiel 1803 als Entschädigung für verlorne Besitzungen auf der linken Rheinseite an den Fürsten von Salm-Salm. -
Franz von, Kupferstecher, war von ca. 1460 bis 1480 zu Bocholt an der Aa in Westfalen thätig.
Von ihm existieren 55 Stiche biblischen Inhalts, unter denen sich einige Kopien nach Schongauerschen Stichen befinden. In seinen
eignen Kompositionen steht er unter dem Einfluß der niederländischen Schule.
Stadt (Stadtkreis), 108 m ü. M., im preuß.
Regierungsbezirk Arnsberg, an den Eisenbahnen Soest-Düsseldorf, Rheydt-Dortmund und Herne-Stolberg, hat 2 evangelische (darunter
die Christuskirche) und 2 kath. Kirchen, 1 Synagoge, 1 Hospital, 2 Krankenhäuser, 1 Theater und (1880) 33,440 Einw., davon 12,507
Evangelische, 20,236 Katholiken und 617 Juden (1884: 40,000 Einw.). Bochum ist ein Hauptplatz der westfälischen Industrie;
am bedeutendsten ist die Gußstahlfabrik des Bochumer Vereins für Bergbau u. Gußstahlfabrikation mit (1883) 5134 Arbeitern,
einem Gewinn von 148,091 Ton. Stahl im Wert von 25 ⅔ Mill. Mk., mit Eisengießereien, 3 Hochofen, Fabrikation feuerfester Steine,
Koksöfen, Gasleitung und einem Kost- und Logierhaus für 1200 Arbeiter.
Das Werk wurde 1843 unter der Firma »Meyer u. Kühne« gegründet und 1854 in ein Aktienunternehmen verwandelt;
der Verein betreibt Steinkohlenbergbau bei und Eisenerzbau im Nassauischen und Siegenschen. Von andern industriellen Etablissements
sind zu nennen: die Gußstahlfabrik der Gesellschaft für Stahlindustrie (530 Arbeiter), Bochumer Eisenhütte, Westfälische
Eisenhütte, Eisengießerei und Maschinenfabrik, Metallgießerei nebst Armaturenfabrik, die Fahrendeller
Hütte für Röhren und Faconstücke, Zinngießerei, Ziegeleien, ferner Fabriken für Drahtseile, Gußstahlseile, Sicherheitslampen,
Öl, Tabak, Tapeten, Steinkohlenteer und
Dachpappe, starker Steinkohlenbergbau (Grube Präsident). hat eine Wasserleitung, eine Gasleitung,
Kanalisation und ein Schlachthaus; von Unterrichtsanstalten bestehen 1 simultanes Gymnasium, 1 Oberrealschule, die Rheinisch-Westfälische
Hüttenschule, 1 Bergschule und 2 höhere Töchterschulen.
Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts nebst Strafkammer und Kammer für Handelssachen, des Landratsamtes für den Landkreis
Bochum, einer Handelskammer, eines Bergreviers und einer Reichsbankstelle. Der Magistrat zählt 7, die Stadtverordnetenversammlung 24 Mitglieder.
Bochum ist Geburtsort des Industriellen und Staatsmannes v. Grolmann (gest. 1840). Bochum war im Mittelalter Hauptort
einer Grafschaft, welche 1040 an das Erzstift Köln fiel und von diesem später an die Grafen von Kleve und Mark überlassen wurde.
Aus der jülich-klevischen Erbschaft kam Bochum 1614 an Brandenburg.
(polnischer in den Bock spannen), sonst Strafe, wobei die Hände zusammengebunden, über die
Kniee gezogen und ein Stock über den Armen und unter den Kniekehlen so durchgesteckt wurde, daß die Hände nicht wieder über
die Kniee zurückgezogen werden konnten.
Spanischer Bock, s. Tortur.
(Sprengbock, Hängebock), Holzverbindung, welche entweder für sich oder in Verbindung mit andern Hölzern dazu dient,
einen unter ihr liegenden Balken zu tragen. Dieselbe kann entweder aus Einer Säule bestehen, die durch zwei so nahe wie möglich
am Ende des zu tragenden Balkens aufsitzende Streben emporgehalten wird, und woran der Balken mittels eiserner
Bänder und Schrauben angehängt ist, einfacher Bock (Fig. 1), oder man bringt, vorzüglich bei weit
frei liegenden Balken, zwei durch einen Spannriegel verbundene Säulen an, welche gleichfalls durch den vorigen entsprechende
Streben in die Höhe gehalten werden, und woran der Balken durch Eisenbänder festgehalten wird, doppelter Bock (Fig. 2).
Auch heißt ein hölzernes Gestell, z. B. die Rüstböcke der Maurer und Zimmerleute; dann ein diesen ähnliches Turngerät
zu Springübungen; bei Wölbungen das Gerüst, worauf die Lehrbogen aufsitzen.
1) (Tragus) Hieronymus, Botaniker, geb. 1498 zu Heiderbach im Zweibrückenschen, wurde für das Kloster bestimmt,
entzog sich aber demselben, studierte Theologie, Humaniora und Medizin, wurde 1523 in Zweibrücken Lehrer
und Aufseher des fürstlichen Gartens, den er mit vielen Pflanzen bereicherte, und 1532 Prediger in Hornbach, wo er gleichzeitig
als Arzt praktizierte. Als Protestant aus seinem Amt vertrieben, fand er beim Grafen Philipp von Nassau Zuflucht, bis er nach Hornbach
zurückkehren konnte, wo er 1554 starb. Bock gehört zu den »Vätern der Botanik«. Sein Hauptwerk ist das
»New Kreutterbuch« (Straßb. 1539, 8. Aufl. 1630), in
welchem er sehr treue Beschreibungen und in den spätern Auflagen meist aus Fuchs entlehnte Abbildungen der Pflanzen gab, auch
Versuche macht, die Pflanzen nach ihrer Verwandtschaft zu ordnen.
mehr
2) Karl Ernst, Mediziner, geb. 21. Febr. 1809 zu Leipzig, Sohn des bekannten Anatomen Karl August Bock (geb. 1782, gest. 1833 in Leipzig
als Prosektor am anatomischen Institut daselbst und Verfasser zahlreicher medizinischer Schriften), studierte daselbst, war
während der polnischen Revolution als Hospitalarzt in polnischen und russischen Diensten thätig, habilitierte
sich 1832 als Privatdozent in Leipzig und ward 1839 zum außerordentlichen Professor der pathologischen Anatomie ernannt. Er
schrieb: »Handbuch der Anatomie des Menschen, mit Berücksichtigung der Physiologie und chirurgischen Anatomie« (Leipz. 1838, 2 Bde.; 4. Aufl.
1849),
»Anatomisches Taschenbuch« (das. 1839, 5. Aufl. 1864),
»Handatlas der Anatomie des Menschen« (das. 1843, 6. Aufl. 1871),
»Lehrbuch der pathologischen Anatomie und Diagnostik« (das. 1848, 4. Aufl. 1861 u.
1864),
»Atlas der pathologischen Anatomie« (das. 1855), Werke, in denen er die Lehren und Resultate der neuen Wiener Schule darlegte
und die Verbreitung derselben mit ebensoviel Geschick wie Erfolg vermittelte. Um dieselbe Zeit begann
seine schriftstellerische Thätigkeit in E. Keils »Gartenlaube«, in der er als Arzt belehrend und aufklärend, mahnend, warnend
und strafend unmittelbar auf das Volk einzuwirken suchte. Durch die zahlreichen populären Aufsätze mit ihrem klaren und eindringlichen,
oft rücksichtslos derben Vortrag hat er einen Einfluß auf die Volksgesundheitspflege gewonnen wie kaum jemand
vor ihm. Ein Teil dieser Aufsätze wurde von ihm in seinem »Buch vom gesunden und kranken Menschen« (Leipz. 1855, 13. Aufl.
1884) verarbeitet, welchem sich in seiner populären Tendenz der »Volksgesundheitslehrer« (das. 1865 u.
öfter) anschließt, dann die für die Schule berechnete Schrift »Bau, Leben und Pflege des menschlichen Körpers«
(das. 1868 u. öfter) und eine kleinere Schrift: »Die Pflege des Schulkindes«, wovon er viele Tausende von Exemplaren an Volksschullehrer
in Deutschland und Österreich unentgeltlich verteilte. Bock starb 19. Febr. 1874 in Wiesbaden, wohin er sich zuletzt zurückgezogen
hatte.
3) Franz, Kunstschriftsteller, geb. 1823 zu Burtscheid, wurde Kaplan in Krefeld und erhielt später die Pfarrstelle
zu St. Alban in Köln sowie ein Ehrenkanonikat an der Stiftskirche zu Aachen. Zu Krefeld veranstaltete er 1852 die erste größere
deutsche Ausstellung von alten Meisterwerken christlicher Kunst und gründete daselbst eine große Fabrik kirchlicher Seidenstoffe
nach mittelalterlichen Mustern. Sein Werk ist auch die Gründung des erzbischöflichen Museums und des Diözesankunstvereins
zu Köln sowie die von Musterschulen für kirchliche Stickereien zu Köln und Aachen und von Goldschmiedemeisterwerkstätten für
Kirchenschmuck und Kirchengeräte in Krefeld, Köln, Kempen und Aachen. Er gab heraus: »Die Kleinodien des heiligen römischen
Reichs deutscher Nation nebst den Kroninsignien Böhmens, Ungarns und der Lombardei« (in Folio, mit 58 chromolithographischen
Tafeln, Wien 1864);
»Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters« (Bonn 1861-71, 3 Bde.);
»Karls d. Gr. Pfalzkapelle
und ihre Kunstschätze« (Köln 1866-1867, 2 Bde.);
»Das Liebfrauenmünster zu Aachen« (Aachen 1866);
»Album mittelalterlicher
Ornamentstickerei« (das. 1866, Heft 1);
»Die mittelalterlichen Kunst- und Reliquienschätze zu Maastricht« (mit
Willemsen, Köln 1872) u. a.