530 Arbeiter beschäftigt. Die jährliche Produktion beläuft sich auf ca. 1200 Pianinos und 900 Flügel, die nach allen Gegenden
der Erde gehen (bis 1885: 25,000 Instrumente). Edler, voller Ton und gefällige Spielart sind die Hauptvorzüge der Blüthnerschen
Fabrikate, die auch bei den weitesten Transporten den ungünstigsten Witterungsverhältnissen trotzen. Besonders zu
erwähnen sind noch eine 1856 patentierte Mechanik, welche mit Erfüllung aller Anforderungen an Repetition und elastischen
Anschlag größte Einfachheit verbindet; ferner die 1863 patentierten sogen. symmetrischen
Flügel, mit doppelten Resonanzböden und schrägüberliegenden Baßsaiten; endlich die Aliquotflügel (s.
Klavier). Die Modelle und Zeichnungen seiner Instrumente fertigt Blüthner bis in die kleinsten Teile selbst an.
Auch gab er in Gemeinschaft mit Gretschel ein »Lehrbuch des Pianofortebaues in seiner Theorie, Geschichte und Technik« (Weim.
1872) heraus.
(Blutspeien, Blutspucken, Haemoptoe), im weitesten Sinne des Worts jedweder unter Husten, Räuspern, Schnäuzen
oder Erbrechen erfolgende Blutabgang; im engern Sinne dagegen Blutungen, welche aus den Lungengefäßen
herstammen. Die Blutungen erster Art können herrühren aus der Nase, aus dem Rachen, wo besonders bei Herzkranken das weiche,
schwammige Gewebe der Rachentonsille ein häufiger Sitz der Berstungen ist, aus Geschwüren der Speiseröhre und des Magens.
Die Magenblutungen, das Blutbrechen, werden am häufigsten mit dem eigentlichen Bluthusten verwechselt; es ist
dabei zu beachten, daß das Blut des Magens meist sehr reichlich, dunkel geronnen, mit Speisebrei vermischt ist, während die
Lungen ein hellrotes, schaumiges Blut liefern. Der Bluthusten im engern Sinne ist ein Sympton, welches jedesmal auf eine Zerreißung
von Blutgefäßen hindeutet; von der Größe derselben hängt es ab, ob nur Spuren von Blut den Auswurf roten,
oder ob größere Mengen ausgehustet werden, oder ob gar der Blutsturz (Pneumorrhagie) den Kranken bis zur Entkräftung, ja
bis zum Tode seines Lebenssaftes beraubt.
Kleinere Blutungen haben als Grundleiden (von Verletzungen durch Schuß oder Stich abgesehen) entweder Herzfehler,
welche eine dauernde überladung und Stauung des Lungenkreislaufs bedingen, oder geschwürige Gewebszerstörungen. Die letztern
können durch Verschlucken bedingt, sie können brandiger Natur sein oder im Verlauf der Lungenschwindsucht (s. d.) sich gebildet
haben. Die größern und äußerst reichlichen Ergüsse treten beinahe ausschließlich auf, wenn eine Verschwärung
einen größern Arterienast oder eine aneurysmatische Aussackung eines solchen angemessen (arrodiert) hat.
Der Beginn des Bluthustens kündigt sich gewöhnlich durch eine sogen. Aura an, durch ein warmes Gefühl in der Herzgegend,
das dann nach oben aufsteigt, wobei ein salziger Geschmack im Munde folgt. Nach dem Anfall bemächtigt sich des Kranken
in der Regel große Mattigkeit und Niedergeschlagenheit. Die Prognose richtet sich nach der Heftigkeit der Krankheit, nach der
Menge des auf einmal kommenden oder nach und nach ausgeleerten Bluts, nach der Teilnahme des Gefäßsystems an der Krankheit selbst,
nach den kürzern oder längern Zwischenräumen zwischen den Anfällen und hauptsächlich nach den verschiedenen
Ursachen und nach dem ermittelten Sitz der Blutaustretung.
Sei
aber die Ursache, welcher Art sie wolle, so ist vor allem der Kranke in die vollkommenste körperliche wie geistige Ruhe
zu versetzen; Arzt und Umgebung müssen alles thun, um die Gemütsbewegung des Kranken zu besänftigen; jede Bewegung, alles
Sprechen muß unterbleiben, selbst der Atem darf nicht angestrengt, namentlich muß das Husten möglichst
unterdrückt werden. Der Oberkörper werde etwas erhöht gelagert, beengende Kleidungsstücke entferne man alsbald.
Auf die Brust lege man einen kalten Umschlag, während die Füße warm eingehüllt werden. Innerlich reiche man kleine Gaben
kaltes Wasser oder Eispillen, überhaupt nur kühle Speisen und Getränke. Im Notfall, wenn nicht sogleich
ärztliche Hilfe zur Stelle ist, lasse man den Kranken 2-3 Theelöffel voll fein gepulvertes Kochsalz nehmen; hat man Hallersches
Sauer zur Hand, so mische man 10-15 Tropfen zu einem Glas Zuckerwasser und lasse dieses trinken. Man säume aber niemals, sogleich
den Arzt zu rufen, der das Weitere anzuordnen hat, was in der Darreichung beruhigender, zerteilender, zusammenziehender und
blutstillender Mittel besteht. Da die Ursache des Bluthustens in den meisten Fällen in einer tiefen Gewebszerstörung der Lunge
besteht, so ist besonders darauf zu sehen, daß alle schädlichen Einflüsse vermieden werden.
Gleichmäßige Temperatur, Verhütung von Erhitzung und Erkältung, Aufenthalt in warmer, reiner, staubfreier
Atmosphäre, Genuß nahrhafter, aber reizloser Speisen, Vermeidung namentlich aufregender Getränke, der Spirituosen, des Kaffees,
Thees etc., sorgfältige Abhaltung von Gemütsbewegung, Unterlassung anstrengender Arbeit sind angeraten. Zugleich aber empfiehlt
sich zeitweise eine dem Kräftezustand angemessene Bewegung im Freien, zumal in wärmerer Jahreszeit. Ferner
gehört der Wechsel des Klimas, wo es die Verhältnisse erlauben, die Wahl südlicherer Himmelsstriche während des Winters,
zu denjenigen Mitteln, welche in neuester Zeit mit Recht als die wirksamsten angesehen werden.
wird durch Verkohlen von eingetrocknetem Blut mit dem dritten Teil seines Gewichts an kohlensaurem
Kali und Auswaschen mit angesäuertem Wasser erhalten;
dient zum Entfärben.
(Lac cruentum), ein Fehler der Milchkühe, welcher aus Zerreißung eines Blutgefäßes in den Milchgängen
des Euters beruht und meist in den ersten Tagen nach dem Kalben entsteht. Die Milch erscheint rötlich gefärbt,
und beim Aufstellen derselben bildet sich ein roter Bodensatz. Fast immer leidet am Blutmelken nur ein Euterviertel. Der Fehler verheilt
wesentlich deshalb so schwer, weil der kranke
mehr
Euterteil täglich mehrere Male ausgemolken wird. Die bluthaltige Milch ist nicht schädlich, aber wegen ihres Aussehens widerlich.
Außer Waschungen mit Spiritus oder Essig läßt sich gegen das Blutmelken arzneilich nichts thun. In der Praxis wird gewöhnlich die
Milch aus dem kranken Euterviertel allein ausgemolken und dem Viehfutter hinzugefügt, während die
Milch der gesunden Euterteile in üblicher Weise zu verwerten ist. Das Blutmelken kommt ausnahmsweise als ein Symptom sehr schwerer
Euterentzündungen und bei den heftigsten akuten Blutvergiftungen vor. Die Thatsache, daß durch Verfüttern von roten Farbstoffen
(Krappwurzel) eine Rötung der Milch künstlich erzeugt werden kann, hat für die Praxis kein Interesse.