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vorkommt. Ein eigentümliches Verhältnis kommt zu stande, wenn die Staubgefäße mit dem Griffel zu einem Körper verwachsen sind, der dann Befruchtungssäule (gynostemium) genannt wird. So sehen wir z. B. im bauchigen Grunde des Perigons von Aristolochia einen verdickten Körper, welcher die Narbe des hier unterständigen Fruchtknotens darstellt, und auf dessen Seiten die Staubbeutel aufgewachsen sind (Fig. 38, d die Narbe, c die Antheren). Auch bei den Orchideen ist das einzige ausgebildete Staubgefäß mit dem Griffel zu einer Befruchtungssäule verwachsen.
In vielen Blüten unterscheidet man endlich noch ein besonderes Gebilde unter der Bezeichnung Blütenpolster (discus s. torus). Dies ist eine drüsenartige Anschwellung der Blütenachse unterhalb des Fruchtknotens, die gewöhnlich austritt in Form eines Ringes, oft auch als eine Mehrzahl isolierter, drüsenartiger Höcker, welche dann wohl auch unterweibige Drüsen (glandulae hypogynae) genannt werden. Auch bei unterständigem Fruchtknoten kommt diese Bildung vor; sie überzieht dann wie ein Polster den von den Blütenkreisen eingefaßten Scheitel des Fruchtknotens. Die genannten Teile, die in besonders hervortretender Ausbildung bei den Ahornen und bei den Umbelliferen gesunden werden, sind hier immer der Honigabsonderung fähig, stellen also wieder eine andre Form von Nektarien dar.
Wenn die einzelnen Glieder eines Blattkreises der Blüte einander ungleich gestaltet sind, so heißt die Blüte unregelmäßig (flos irregularis), im Gegensatz zur regelmäßigen Blüte (f. regularis). Hierbei zeigt sich das durchgreifende Gesetz, daß die Ungleichheit der einzelnen Glieder eines Kreises immer derartig ist, daß man durch einen in bestimmter Ebene, gewöhnlich von vorn nach hinten gehenden Längsschnitt die in zwei symmetrische Hälften teilen kann, die sich also zu einander so verhalten, als ob die eine das Spiegelbild der andern wäre. Darum wendet man auch für diese Blüten den Ausdruck symmetrisch oder zygomorph an und nennt dann die andern polysymmetrisch oder aktinomorph, weil sie sich durch mehrere Ebenen in spiegelbildlich gleiche Hälften zerlegen lassen. Asymmetrische Blüten kommen selten vor, z. B. bei Canna, und lassen sich auf keine Weise in spiegelbildlich gleiche Hälften teilen. Die wichtigsten Formen der symmetrischen Blüte sind die Schmetterlingsblume (Fig. 39) und die Lippenblume (Fig. 40-42) mit einer Nebenform, der sogen. Maskenblume (Fig. 43). Vgl. Papilionaceen und Labiaten.
Sind in einer Blüte alle die im vorausgehenden genannten Blattkreise vorhanden, so heißt sie vollständig (flos completus), sonst unvollständig (flos incompletus). Im letztern Fall kann zunächst eins der beiden Geschlechtsorgane fehlen. Eine solche Blüte nennt man getrennt- oder eingeschlechtig (flos diclinus), im Gegensatz zur Zwitterblüte (f. hermaphrodites s. monoclinus). Dann hat die Pflanze zweierlei Blüten: männliche (flores masculi, ^[♂]) und weibliche (flores feminei, ^[♀]), die man auch als Staubgefäßblüten (flores staminigeri) und Stempelblüten (flores pistilligeri) unterscheidet. Beiderlei Blüten einer Pflanze gleichen sich nun entweder völlig bis auf das Fehlen der Geschlechtsorgane, die in der andern vorhanden sind, so daß man sie aus einer Zwitterblüte ableiten kann, bei der abwechselnd das eine und das andre Geschlechtsorgane mehr oder weniger fehlschlägt (flores abortu diclini, Fig. 44). Oder beiderlei Blüten sind, auch abgesehen von den Geschlechtswerkzeugen, verschieden gebaut, typisch eingeschlechtig (flores typice diclini); z. B. beim Hanf (Fig. 45-47), bei der Eiche, Kastanie, Haselnuß, Walnuß. Wenn männliche und weibliche Blüten aus demselben Pflanzenindividuum vorkom-
^[Abb.: Fig. 38. Befruchtungssäule von Aristolochia. A die Blüte. B Durchschnitt. a Fruchtknoten, b Perigon, c Anthere, d Narbe.]
^[Abb.: Fig. 39. Schmetterlingsblume. a Hinteres Blumenblatt, bb Flügel, c vordere Blumenblätter, das Schiffchen bildend.]
^[Abb.: Fig. 40. Zweilippige Geißblattblüte. Fig. 41 u. 42. Lippenblumen. Fig. 43. Maskenförmige Lippenblume.]
^[Abb.: Fig. 44. a Männliche, b weibliche Blüte des Pfeilkrauts.]
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men, so werden sie einhäusig (flores monoeci) genannt; sind aber beide auf verschiedene Individuen verteilt, so heißen sie zweihäusig (flores dioeci). Beispiele für den erstern Fall liefern der Kürbis, die Gurke, die Eiche, Buche, Haselnuß, Kastanie, Walnuß, die meisten Nadelbäume, für den zweiten der Hanf, Hopfen, die Weiden, Pappeln. Bei den Ahornen, bisweilen auch bei der Esche, kommen eingeschlechtige Blüten und Zwitterblüten auf derselben Pflanze zusammen vor; solche Blüten nennt man polygamisch (flores polygami). Wenn in einer Blüte beide Geschlechtsorgane fehlen, wie beiden Randblüten mancher Kompositen, so heißt sie geschlechtslos (flos neuter). Eine Blüte kann aber auch unvollständig sein, insofern ihr die Blütenhülle fehlt; sie besteht dann nur aus den Geschlechtsorganen und, wenn sie zugleich eingeschlechtig ist, nur aus Staubgefäßen oder nur aus dem Pistill. Dergleichen nackte Blüten (flores nudi) finden sich in Familien, in denen sonst wohlausgebildete Blütenhüllen vorkommen, wie z. B. bei der Esche (Fig. 48), und in gewissen Pflanzenfamilien vorherrschend, wie bei den Weiden und Riedgräsern und besonders den Koniferen (s. d.). Der Bau der in seinen eigentümlichen und zugleich so mannigfaltigen Formen kann nur dann völlig verstanden werden, wenn man berücksichtigt, daß die Blüte nicht bloß den Zweck hat, die Geschlechtsorgane der Pflanze zu erzeugen, sondern daß ihr auch die Aufgabe zufällt, die zur Befruchtung notwendige Übertragung des Blütenstaubes auf die Narbe, d. h. die Bestäubung, zu vermittelt, indem sie Bildungen annimmt, welche unter den gegebenen äußern Verhältnissen diese Übertragung zur sichern Folge haben müssen. (S. Blütenbestäubung.) - Über sogen. gefüllte Blüten s. Blüten, gefüllte (S. 78).