wird. In letzterm
Fall kann die körperliche
Entwickelung mit der geistigen nicht
Schritt halten, die
Kinder werden schlaff,
abgespannt und müde, verlieren den
Appetit und werden anämisch; besonders bei den ärmern
Klassen entwickelt sich außerdem
sehr häufig noch die
englische Krankheit, und bei beiden tritt sehr häufig das ganzeHeer der auf skrofulöserBasis beruhenden
Krankheiten hinzu. Aber nicht allein das jugendliche
Alter leidet an der Blutarmut, sondern auch Erwachsene werden
durch unzureichende
Bewegung in frischer
Luft und
Sonnenschein, wie die Strafgefangenen, durch mangelhafte
Nahrung sowie durch
geistige und körperliche Überanstrengung anämisch.
Die
Krankheit äußert sich in allgemeiner
Blässe der
Haut,
[* 2] Schlaffheit im
Denken und
Handeln, Daniederliegen
der Darmthätigkeit und deshalb Appetitlosigkeit, ebenso in allgemeiner nervöser
Schwäche und
Reizbarkeit, wozu auch
Schwindel
und
Herzklopfen treten können. Hieraus ergibt sich die Behandlung dieser Blutarmut von selbst. Man wirke in den Arbeitervierteln
auf immer weiter greifende Verbesserungen der hygieinischen Verhältnisse, man schicke die
Kinder in die
als höchst segensreich anerkannten
Ferienkolonien auf das Land
oder an die
See.
Man beaufsichtige die
Fabriken in Bezug auf Überanstrengung ihrer
Arbeiter, auf
Ventilation, Lichtzutritt,
Heizung,
[* 3] sorge für
gute
Kost und Erholung namentlich der jugendlichen
Arbeiter. Man achte darauf, daß die
Kinder weder in derSchule
noch im
Haus frühzeitig überanstrengt werden, sondern beachte, daß eine gedeihliche geistige
Entwickelung nur mit normaler
körperlicher
Schritt halten darf; man empfehle den heranwachsenden Mädchen anstatt der Romanlektüre die Turnanstalten und
kräftige die
Knaben durch
Turnen,
Schwimmen,
Fechten und Retten. Bei bereits ausgebildeter Blutarmut sind zunächst ebenfalls die schädlichen
äußern Umstände zu beseitigen, die
Verdauung ist durch geeignete
Mittel anzuregen, ein Luftwechsel durch
eine Badereise an die
See oder in die
Berge zu bewerkstelligen und auch innerliche
Gaben von
China
[* 4] und
Eisen
[* 5] sowie
Bäder, welche
Eisen enthalten, anzuraten. -
3) Die gewöhnlich als essentielleAnämie bezeichneten Zustände der Blutarmut, welche auf mangelhafter Blutbildung
beruhen, lassen sich zuweilen aus voraufgegangene tiefgreifende
Störungen des
Stoffwechsels nach
Typhus, nach langem Saugen
etc. zurückführen, zuweilen kennt man die
Ursache nicht. Die blutbildenden
Organe,
Milz,
Lymphdrüsen und
Knochenmark, bilden
zwar
Zellen; allein diese Wucherung ist mehr entzündlicher
Natur, die
Zellen werden zuweilen überhaupt nicht zu
roten Blutkörpern, sondern überschwemmen entweder das
Blut mit farblosen
Zellen
(Leukämie), oder sind so wenig zahlreich,
daß eine völlige Verarmung des
Bluts an roten und weißen Blutzellen eintritt. Im letzten
Fall tritt der
Tod unter den
Erscheinungen
allgemeiner
Verfettung des
Herzens, der
Nieren, der
Leber ein, oft ist auch das Fettpolster der
Haut sehr
dick, nicht selten erfolgen
Blutungen in die
Haut, in die
Netzhaut des
Auges, in den
Herzbeutel etc. Wie der
Name perniziöse
Anämie
sagt, ist diese Blutarmut nicht heilbar.
in der
Viehzucht
[* 6] die Wiederanwendung eines Zuchttiers von derselben Landesart,
Rasse und
Zucht oder
von demselbenStamm, von dem die
Veredelung ihren Anfang genommen, bezweckt die Wiederanzüchtung der in
dem veredelten
Tier nach mehreren
Generationen allmählich erloschenen guten
Eigenschaften oder die
Erhaltung und
Vermehrung derselben.
Soll die Blutauffrischung von günstigem Erfolg begleitet sein, so müssen nicht nur die weiblichen, sondern auch
die männlichen Zuchttiere mit den besten Züchtungseigenschaften ausgerüstet sein.
Die Blutauffrischung wird zur vollendeten
Kreuzung, wenn sie durch acht
Generationen mit den nämlichen männlichen
Tieren und den in den
vorhergehenden
Generationen gefallenen weiblichen
Tieren konsequent fortgesetzt wird. Es vermindert sich in diesem
Fall das
ursprüngliche
Blut der zu veredelnden
Rasse bis aus 1/256. Da dieseOperation indessen einen Zeitraum von
mindestens 16
Jahren erfordert, so finden sich selten Landwirte, welche
Ausdauer genug haben, die vollendete
Kreuzung zu erstreben.
Daher kommt es, daß fast alle sogen.
Kreuzungen nur Blutauffrischungen sind. Da diese lediglich durch männliche Zuchttiere
bewirkt werden, so sollten letztere eine vollkommene Vererbungsfähigkeit ihrer gutenEigenschaften und
diese selbst in demjenigen
Grade der Vollkommenheit besitzen, den man bei der in betreff der zu erzielenden Nachkommenschaft
bezweckt. In allen denjenigen Gegenden, in welchen keine wohl ausgeprägte
Rasse von
Tieren vorkommt, ist die ein wesentliches
Mittel zur
Hebung
[* 7] der
Viehzucht.
Das
Blut des lebenden
Organismus ist in ununterbrochener
Bewegung durch die verschiedensten
Körperteile begriffen. Diese
Bewegung erfolgt auf vorgeschriebenen
Bahnen, die in ihrer Gesamtheit ein außerordentlich verzweigtes,
in sich geschlossenes Röhrensystem, das Blutgefäßsystem, darstellen. Dieses besteht aus dem
Herzen, aus den
Arterien, den
Venen und dem zwischen diesen beiden liegenden
Kapillar- oder Haargefäßsystem.
Letzteres durchzieht alle
Organe als
ein feines
Netz von
Röhren,
[* 9] indem es sich zwischen den Elementarteilen derselben ausbreitet.
Das
Blut wird in dieselben durch die zuführenden
Gefäße, die
Arterien, mit einer
Kraft
[* 10] Angetrieben, welche hinreichend ist,
daß es wieder aus ihnen durch feine Röhrchen abfließen kann, die sich zu immer größern
Röhren vereinigen und rückführende
Gefäße oder
Venen genannt werden. Diese
Bewegung des
Bluts wird hervorgebracht durch das
Herz, welches einen sehr starken, mit
einem Klappenwerk versehenen Hohlmuskel darstellt. Nach dem
Herzen fließt alles
Blut aus dem
Körper zurück, von ihm wird
alles
Blut in die Körperteile hineingetrieben.
Das
Herz aber ist durch eine Scheidewand in zwei vollkommen voneinander geschiedene Hälften geteilt,
in eine rechte und linke Hälfte, das rechte und linke
Herz ef und ab (s. Figur, S. 60). In die rechte Hälfte ergießt sich
das aus dem
Körper zurückfließende
Blut durch zwei große Venenstämme
d, um sodann infolge der Zusammenziehung des
Herzens durch die Lungenarterie
g in die
Lungen Angetrieben zu werden.
In denLungen verästeln sich die
Gefäße
sehr schnell in ein seines Gefäßnetz, das seinen
Inhalt in das Lungengefäßnetz ergießt, wo derselbe mit dem in den Lungenbläschen
enthaltenen
Sauerstoff der eingeatmeten
Luft in Berührung kommt, diesen in
¶
mehr
sich aufnimmt und Kohlensäure abgibt. So durch Sauerstoff erfrischt, kehrt das Blut durch andre rückführende Gefäße (die
sogen. Lungenvenen h) nach dem linken Herzen zurück. Auf der ganzen Strecke von den Lungenkapillaren zu den Körperkapillaren
(also in den Lungenvenen und sämtlichen Arterien, mit Ausnahme der Lungenarterie) ist das Blut hellrot
oder arteriell, auf der Strecke von den Körper- zu den Lungenkapillaren hingegen (also in sämtlichen Venen, mit Ausnahme der
Lungenvenen und in der Lungenarterie) dunkelrot oder venös. Da das Gefäßsystemin sich geschlossen ist und die Blutbewegung immer
in derselben Richtung erfolgt, so ist es klar, daß dieselbe einen Kreislauf
[* 12] darstellen muß.
Die Bahn vom rechten Herzen durch die Lungen zum linken Herzen wird der kleine Kreislauf genannt, gegenüber dem großen Kreislauf,
welcher die gesamte Blutbahn vom linken Herzen durch den ganzen Körper hindurch nach dem rechten Herzenin sich schließt. Dieser
wird auch Körperkreislauf, der erstere Lungenkreislauf genannt. Diese Benennungen beruhen freilich auf
einer ungenauen Auffassung, denn das Blut hat erst dann einen wirklichen Kreislauf beschrieben, wenn es nach seiner Wanderung
durch den Organismus wieder an seinem Ausgangspunkt angekommen ist.
Die Herzbewegung gibt die Triebkraft für den Blutstrom ab. Bei den Säugetieren und Vögeln stellt das
Herz einen kegelförmigen, muskulösen Sack dar, der durch eine Scheidewand in zwei vollständig getrennte, aber im wesentlichen
übereinstimmend gebaute Hälften (linke und rechte Herzhälfte) zerfällt. Die linke Hälfte ist der arteriellen, die rechte
der venösen Abteilung des Blutstroms eingeschaltet. Jede Herzhälfte zerfällt durch Scheidewände in eine dünnwandige
Vorkammer a e, welche das Blut zunächst aufnimmt, und in eine dickwandige Kammer b f, welche das Blut durch
je eine besondere Öffnung in die Hauptarterienstämme treibt.
Die Kommunikation zwischen Vorkammer und Kammer wird mittels großer Öffnungen (Atrioventrikularöffnungen) bewirkt, welche
sich durch Klappenventile verschließen, sobald der Inhalt der Kammern auf sie drückt. Die linke Kammer
b steht mit der Aorta c durch eine große Öffnung in Verbindung, welche mit drei halbmondförmigen Klappen versehen ist, die
einen Rückfluß des
Bluts nach dem Herzen hin verhindern; eine analoge Einrichtung findet sich rechts am Eingang in die Lungenarterie
g. Der Sinn des beschriebenen Klappenapparats ist der, den allseitig gedrückten Herzinhalt in einen Strom
von bestimmter Richtung zu verwandeln, bei der Zusammenziehung der Kammern den Rückfluß in die Vorhöfe, bei der Erweiterung
der Ventrikel aber jede Rückstauung des Bluts aus den Arterien zu verhindern. Ist es eine wesentliche Funktion der Kammern,
durch Druck auf ihren Inhalt den arteriellen Strom zu erzeugen, so müssen die Vorhöfe als Reservoirs bezeichnet
werden, dazu bestimmt, neues Blut für die Speisung der Kammern aufzuspeichern.
Die Bewegungen des Herzens erfolgen rhythmisch und bestehen in einer abwechselnden Zusammenziehung und Erweiterung der Vorkammern
und Kammern; die beiden Herzhälften arbeiten hierbei durchaus symmetrisch. Die Zusammenziehung des Herzens
bezeichnet man als Systole, die Erschlaffung als Diastole. Bei der Herzbewegung erfolgt zunächst die gleichzeitige Zusammenziehung
beider Vorhöfe, der unmittelbar die Zusammenziehung beider Kammern folgt. Die Teile verharren kurze Zeit im Zustand der Zusammenziehung
(Systole) und nehmen darauf wieder ihre ursprüngliche Form an (Diastole), um nach einer kurzen Zeit der
Ruhe (Herzpause) die Bewegung von neuem zu beginnen.
Bei der Thätigkeit des Herzens beobachtet man Formveränderungen, deren exakte mechanische Zergliederung mit großen Schwierigkeiten
zu kämpfen hat. Im Zustand der Diastole stellt das Herz einen schiefen Kegel dar, dessen Basis eine Ellipse
[* 13] ist; im Zustand der
Systole ist der Kegel gerader und seine Basis abgerundet. Diese Formveränderung ist mit einer geringen
Drehung des Herzens um seine Längsachse, die bei der Systole von links nach rechts, bei der Diastole von rechts nach links
erfolgt, verbunden. Bei der Zusammenziehung des Herzens beobachtet man eine Erschütterung der Brustwandung, die man als Herzstoß
bezeichnet. Man empfindet denselben, wenn man in der Herzgegend die flache Hand
[* 14] gegen die Brustwandung legt. Der Stoß kann
nicht dadurch entstehen, daß das Herz gegen die Brustwandung anschlägt, denn zwischen dem Herzen und der Brustwand existiert
kein leerer Raum, und das Herz kann sich nicht von der Brustwand entfernen. Es ist daher
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