auch die Fabrikation künstlicher
Blumen aus
Glas
[* 2] wieder aufgetaucht, wobei die Blumenteile
vor derGlasbläserlampe aus Glasröhren
erzeugt und durch Aneinanderschmelzen verbunden werden.
Die
Italiener verpflanzten diese
Industrie gegen Ende des 15. Jahrh. nachFrankreich, wo sie zuerst in
Lyon
[* 9] Fuß faßte, dann aber in
Paris
[* 10] zur
Blüte
[* 11] gelangte. Wie in
Italien und
Spanien, wurden die künstlichen
Blumen größtenteils
in
Klöstern gemacht und waren bestimmt, die
Altäre zu schmücken. In der
Darstellung feinerer
Blumen für Damenputz blieb man
lange von
Italien abhängig, und erst durch Séguin, welcher sich 1738 in
Paris niederließ, erhielt die
Blumenmacherei hier einen solchen Aufschwung, daß sie bald den
Markt und die
Mode vollständig beherrschte.
Séguin kopierte die
Natur, stellte mit der
Schere
[* 12] alle Teile der
Blumen her und färbte sie dann; 1770 erfand ein
Schweizer
eine
Maschine,
[* 13] mit welcher man 6-8
Blätter auf einmal schneiden konnte, und bald darauf wandte man die
Matrizen an. Unter dem Kaiserreich und der
Restauration machte die Fabrikation der künstlichen
Blumen große Fortschritte,
aber die
Ware blieb teuer, weil jeder Fabrikant alles, dessen er bedurfte, selbst anfertigen mußte. Heute herrscht aber die
Arbeitsteilung, und dieser verdankt die Blumenmacherei die Vollendung und
Ausdehnung,
[* 14] welcher sie sich jetzt erfreut.
In
Paris beschäftigte dieselbe vor dem
Krieg 1870: 15,000
Personen, fast ausschließlich
Frauen und Mädchen, und der
Wert der
jährlich erzeugten
Ware wurde auf mehr als 25 Mill.
Frank geschätzt.
Mit
Frankreich konkurriert fast nur noch
Deutschland,
[* 15] und hier hat die Blumenmacherei besonders in
Berlin,
[* 16] wo sie vor
etwa 100
Jahren durch die noch bestehende
Firma Bolsius'
Erben eingeführt wurde, und in
München
[* 17] eine hohe Vollendung erreicht.
Die deutsche Blumenmacherei fand wesentliche
Förderung durch den
Krieg 1870, welcher
Paris abschloß und die
Konsumenten fast ausschließlich
aus deutschesFabrikat verwies, welches heute dem französischen vollständig ebenbürtig ist.
England
liefert sehr viele, aber wenig geschmackvolle
künstliche Blumen,
Brasilien
[* 18] sehr schöne aus
Federn.
Vgl. Lénard, Die Verfertigung
künstlicher
Blumen (Weim. 1881).
ein in natürlichem
Stil angelegter, mit reich blühenden Sträuchern, schönblätterigen
Bäumen und vielen
Blumenbeete (s. d.) auf großen Rasenflächen geschmückter
Garten
[* 20] von mäßigem
Umfang, kann auch ein Teil
eines großen
Parkes sein, muß aber dann durch eine sichtbare
Grenze vom übrigen getrennt werden; dem Blumenpark sollte fließendes
oder stehendes
Wasser in angenehmenFormen nicht fehlen, ebensowenig Springwasser
(Fontänen). Hier sind
auch besonders die
Lianen oder
Schlingpflanzen zweckmäßig zu verwenden, sei es zur Bekleidung eines Laubenganges oder eines
zierlichen
Kioskes, oder indem sie sich ungezwungen an einzelnen großen
und schönen
Bäumen emporschlingen; ebenso kann der
Blumenpark die Pflanzenformen ferner
Erdteile zur
Anschauung bringen, entweder in einzelnen
Beeten, ganzen
Partien
oder in einzelnen Teilen desselben.
Der Blumenpark unterscheidet sich vom Blumengarten durch größere
Ausdehnung im ganzen, durch größere Gehölzpartien, größere
Rasenflächen und breitere Wege im einzelnen; aber in der sorgfältigen Unterhaltung des Ganzen und in der
Pflege des Einzelnen
muß er ihm völlig gleich sein. Unter die schönen
Bäume zählen wir hier auch die seltenern, nicht
einheimischen
Nadelhölzer,
[* 21] selbst solche, welche in Norddeutschland gegen die Winterkälte und den Temperaturwechsel geschützt
werden müssen, wie:
Araucaria imbricata, die wenigstens in
England vollständig winterhart ist,
Cedrus atlantica,
Cryptomeria
japonica,
Salisburia,
Taxodium,
Thuja,
Wellingtonia u. a., von denen die zartesten in
Kübeln gezogen und
in einem trocknen
Keller u. dgl. überwintert werden sollten,
der
frei von häufigem Temperaturwechsel ist. Hierher gehören auch die schönen Baumformen der
Castanea,
Catalpa,
Celtis,
Fraxinus
Ornus,
Liriodendron,
Magnolia,
Rhododendron, die seltenern
Acer,
Aesculus,
Pirus,
Robinia, Xanthoceras, Ulmus,
Prunus, Pterocarya,
Ptelea u. a.
Die Blumensprache der
Orientalen ist indes von der unsrigen wesentlich verschieden, indem sich dieselbe fast ausschließlich auf die
bei ihnen gewöhnlich sehr charakteristischen
Namen der
Blumen gründet, während bei uns die Bedeutung
der
Blumen noch aus vielen andern (meist sehr zufälligen und eingebildeten)
Eigenschaften derselben hergenommen ist.
Letzteres
ist bei unsern oft nichtssagenden Blumennamen allerdings nötig, aber eben dadurch erhält unsre Blumensprache so
viel Willkürliches, daß es zu einer allgemeinenNorm für dieselbe noch nicht gekommen ist.
Vgl. auch J. ^[Johanne] Nathusius, Die Blumenwelt nach ihrer deutschen NamenSinn
und Deutung (2. Aufl., Leipz. 1869);
Bratranek, Beiträge zu einer Ästhetik der Pflanzenwelt (das. 1853). -
Außerdem bedeutet oder »blumige Sprache«
[* 27] einen an Bildern und Allegorien reichen Vortrag. Durch die Blume sprechen heißt im
gewöhnlichen Leben s. v. w. geheimnisvoll, nur in leisen Andeutungen reden.