auch die Fabrikation künstlicher Blumen aus Glas wieder aufgetaucht, wobei die Blumenteile vor der Glasbläserlampe aus Glasröhren
erzeugt und durch Aneinanderschmelzen verbunden werden.
Künstliche Blumen wurden schon im Altertum dargestellt. Nach Plinius wurde der Gebrauch von Kränzen aus künstlichen Blumen um 350 v. Chr.
aus Ägypten nach Griechenland eingeführt, und unter den römischen Kaisern trugen die Frauen parfümierte
Blumen aus Papyrusrinde und verschiedenfarbiger Seide. In China benutzte man im 3. Jahrh. allerlei Pflanzenteile, Vogelfedern
und gefärbte Seide, in Spanien und Italien gleichfalls sehr früh Kokons, Batist, Gaze und Seide.
Die Italiener verpflanzten diese Industrie gegen Ende des 15. Jahrh. nach Frankreich, wo sie zuerst in Lyon
Fuß faßte, dann aber in Paris zur Blüte gelangte. Wie in Italien und Spanien, wurden die künstlichen Blumen größtenteils
in Klöstern gemacht und waren bestimmt, die Altäre zu schmücken. In der Darstellung feinerer Blumen für Damenputz blieb man
lange von Italien abhängig, und erst durch Séguin, welcher sich 1738 in Paris niederließ, erhielt die
Blumenmacherei hier einen solchen Aufschwung, daß sie bald den Markt und die Mode vollständig beherrschte.
Séguin kopierte die Natur, stellte mit der Schere alle Teile der Blumen her und färbte sie dann; 1770 erfand ein Schweizer
eine Maschine, mit welcher man 6-8 Blätter auf einmal schneiden konnte, und bald darauf wandte man die
Matrizen an. Unter dem Kaiserreich und der Restauration machte die Fabrikation der künstlichen Blumen große Fortschritte,
aber die Ware blieb teuer, weil jeder Fabrikant alles, dessen er bedurfte, selbst anfertigen mußte. Heute herrscht aber die
Arbeitsteilung, und dieser verdankt die Blumenmacherei die Vollendung und Ausdehnung, welcher sie sich jetzt erfreut.
In Paris beschäftigte dieselbe vor dem Krieg 1870: 15,000 Personen, fast ausschließlich Frauen und Mädchen, und der Wert der
jährlich erzeugten Ware wurde auf mehr als 25 Mill. Frank geschätzt.
Mit Frankreich konkurriert fast nur noch Deutschland, und hier hat die Blumenmacherei besonders in Berlin, wo sie vor
etwa 100 Jahren durch die noch bestehende Firma Bolsius' Erben eingeführt wurde, und in München eine hohe Vollendung erreicht.
Die deutsche Blumenmacherei fand wesentliche Förderung durch den Krieg 1870, welcher Paris abschloß und die Konsumenten fast ausschließlich
aus deutsches Fabrikat verwies, welches heute dem französischen vollständig ebenbürtig ist. England
liefert sehr viele, aber wenig geschmackvolle künstliche Blumen, Brasilien sehr schöne aus Federn.
Vgl. Lénard, Die Verfertigung
künstlicher Blumen (Weim. 1881).
ein in natürlichem Stil angelegter, mit reich blühenden Sträuchern, schönblätterigen
Bäumen und vielen Blumenbeete (s. d.) auf großen Rasenflächen geschmückter Garten von mäßigem Umfang, kann auch ein Teil
eines großen Parkes sein, muß aber dann durch eine sichtbare Grenze vom übrigen getrennt werden; dem Blumenpark sollte fließendes
oder stehendes Wasser in angenehmen Formen nicht fehlen, ebensowenig Springwasser (Fontänen). Hier sind
auch besonders die Lianen oder Schlingpflanzen zweckmäßig zu verwenden, sei es zur Bekleidung eines Laubenganges oder eines
zierlichen Kioskes, oder indem sie sich ungezwungen an einzelnen großen
und schönen Bäumen emporschlingen; ebenso kann der
Blumenpark die Pflanzenformen ferner Erdteile zur Anschauung bringen, entweder in einzelnen Beeten, ganzen Partien
oder in einzelnen Teilen desselben.
Der Blumenpark unterscheidet sich vom Blumengarten durch größere Ausdehnung im ganzen, durch größere Gehölzpartien, größere
Rasenflächen und breitere Wege im einzelnen; aber in der sorgfältigen Unterhaltung des Ganzen und in der Pflege des Einzelnen
muß er ihm völlig gleich sein. Unter die schönen Bäume zählen wir hier auch die seltenern, nicht
einheimischen Nadelhölzer, selbst solche, welche in Norddeutschland gegen die Winterkälte und den Temperaturwechsel geschützt
werden müssen, wie: Araucaria imbricata, die wenigstens in England vollständig winterhart ist, Cedrus atlantica, Cryptomeria
japonica, Salisburia, Taxodium, Thuja, Wellingtonia u. a., von denen die zartesten in Kübeln gezogen und
in einem trocknen Keller u. dgl. überwintert werden sollten,
der frei von häufigem Temperaturwechsel ist. Hierher gehören auch die schönen Baumformen der Castanea, Catalpa, Celtis, Fraxinus
Ornus, Liriodendron, Magnolia, Rhododendron, die seltenern Acer, Aesculus, Pirus, Robinia, Xanthoceras, Ulmus, Prunus, Pterocarya,
Ptelea u. a.
(im Orient Selam), die Kunst, durch natürliche Blumen Gedanken und Empfindungen auszudrücken und andern
mitzuteilen, eine Erfindung des sinnigen Orients, wo sie dem zur Einsamkeit des Harems verurteilten schönen Geschlecht stets
als beredter Liebesbote gedient hat. Doch tauschten schon früh im Abendland ähnliche Versuche auf, wie
unter andern die alte, von J. Grimm in den »Altdeutschen Wäldern« neugedruckte Schrift von der »Bedeutung der Blumen« beweist.
Die Blumensprache der Orientalen ist indes von der unsrigen wesentlich verschieden, indem sich dieselbe fast ausschließlich auf die
bei ihnen gewöhnlich sehr charakteristischen Namen der Blumen gründet, während bei uns die Bedeutung
der Blumen noch aus vielen andern (meist sehr zufälligen und eingebildeten) Eigenschaften derselben hergenommen ist. Letzteres
ist bei unsern oft nichtssagenden Blumennamen allerdings nötig, aber eben dadurch erhält unsre Blumensprache so
viel Willkürliches, daß es zu einer allgemeinen Norm für dieselbe noch nicht gekommen ist.
Die orientalische Blumennamen sind meist sehr bezeichnend und sprechend. Dagegen sind es verhältnismäßig nur wenige Begriffe,
für deren Bezeichnung man in Deutschland so ziemlich überall dieselben Blumen wählen wird, wie z. B. für Abend Mohnblume,
Abscheu Stapelia, Ärger Leberblümchen (Anemone hepatica), alte Person Moos oder dürrer Zweig, Andenken Vergißmeinnicht,
Anhänglichkeit Klette, Anmut Tausendschön, Armut leere Ähre oder Hellerkraut, Aufrichtigkeit Schlüsselblume, Beleidigung Stachelbeere,
Beruhigung Kamille, Bescheidenheit Veilchen, Beständigkeit Wegwart, Bosheit Brennnessel, Braut Braut in Haaren, Dummheit Gänseblume,
Ehre Rittersporn, Einsamkeit Heidekraut, Furcht Espe, Geliebter oder Geliebte Adonis, Glück Goldlack, Himmel blaue Kornblume, Hochzeit
Myrte, Hoffnung Immergrün, Jungfrau Orangenknospe Klugheit oder Verschmitztheit Fuchsschwanz, Krankheit Holunderblüte,
Kummer Aster, Kuß Brennende
mehr
Liebe (Lychnis chalcedonica), Leiden Sauerklee, Liebe rote oder braune Nelke oder Rosenknospe, Lieblosigkeit Stiefmütterchen, Ruhm
Lorbeerzweig, Sieg Palmenzweig, Stärke Eiche, Thränen Rosmarin, Treue Mannstreu, Tod Cypresse. Bei der Anordnung der Blumen hat besonders
die Lage Bedeutung. Die umgekehrte Stellung bezeichnet das Gegenteil der ursprünglichen Bedeutung, z. B. Goldlack abwärts
gekehrt bedeutet Unglück; eine Blume, durch die man den Charakter einer Person symbolisieren will, kann
rechts geneigt »ich«, links geneigt »du«
bezeichnen, etc. Von den verschiedenen Anleitungen zur hat sich die meiste Verbreitung erworben:
Charlotte de Latour, Le langage des fleurs (13. Aufl., Par. 1881; deutsch von
Müchler, Berl. 1820).
Vgl. auch J. ^[Johanne] Nathusius, Die Blumenwelt nach ihrer deutschen Namen Sinn
und Deutung (2. Aufl., Leipz. 1869);
Bratranek, Beiträge zu einer Ästhetik der Pflanzenwelt (das. 1853). -
Außerdem bedeutet oder »blumige Sprache« einen an Bildern und Allegorien reichen Vortrag. Durch die Blume sprechen heißt im
gewöhnlichen Leben s. v. w. geheimnisvoll, nur in leisen Andeutungen reden.