mehr
sind frisch, natürlich und mit dramatischer Lebendigkeit behandelt. Von seinen Opern und Singspielen erwähnen wir noch: »Die Heirat im zwölften Jahr«, »Die Pagen des Herzogs von Vendôme«, »Kanonikus Schuster«, »Die Nachtwandlerin«, »Zoraide, oder der Friede von Granada«, [* 2] »Der Bär und der Bassa« etc. Als Bühnendichter suchte Blum das Vaudeville nach Deutschland [* 3] zu verpflanzen und bearbeitete die Stücke: »Mirandolina« (nach Goldonis »Locandiera«);
»Die beiden Briten« (nach Merville);
»Ich bleibe ledig«;
»Die Herrin von der Else«;
»Das laute Geheimnis« (nach Gozzi);
»Der Vicomte von Létorières« (nach Bayard) u. a. Von seinen Originallustspielen sind die bekanntesten: »Friedrich August in Madrid«, [* 4] »Lisette«, »Der Ball zu Ellerbrunn«, »Schwärmerei nach der Mode«, »Tempora mutantur« u. a. Gesammelt erschienen: »Vaudevilles für deutsche Bühnen und gesellige Zirkel« (Berl. 1824-26, 2 Bde.);
»Lustspiele für die deutsche Bühne« (das. 1827);
»Neue Bühnenspiele« (das. 1828);
»Neue Theaterstücke« (das. 1830) und »Theater« [* 5] (das. 1839-44, 4 Bde.).
2) Karl Ludwig, Historiker und Dichter, geb. zu Hanau, [* 6] studierte, nachdem er 1814-1815 den Feldzug gegen Frankreich mitgemacht hatte, in Landshut, [* 7] Heidelberg [* 8] und Berlin [* 9] die Rechte, wandte sich aber nach kurzer amtlicher Thätigkeit der Philologie zu, wirkte 1826-51 als Professor der Geschichte in Dorpat [* 10] und privatisierte darauf in Heidelberg, wo er durch einen Sturz verunglückte. Er veröffentlichte: »Heinrichs Dichten und Trachten« (Gedichte, Berl. 1819);
»Klagen Griechenlands« (das. 1822);
»Ein Bild aus den Ostseeprovinzen, oder Andreas von Löwis of Menar« (das. 1846);
»Gedichte« (Heidelb. 1853);
»Ein russischer Staatsmann« (Denkwürdigkeiten des Grafen von Sievers, Leipz. 1857-58, 4 Bde.);
»Graf Jakob Johann von Sievers und Rußland zu dessen Zeit« (das. 1864);
»Franz Lefort, Peters d. Gr. Liebling« (Heidelb. 1867).
3)
Johann
Reinhard, Mineralog, geb. zu
Hanau, ging 1821 nach
Heidelberg, um
Staatswissenschaften zu studieren, widmete
sich aber mit
Eifer der
Mineralogie und übernahm, nachdem er 1824 und 1825 seine staatswissenschaftlichen
Prüfungen bestanden
hatte, die
Direktion des Mineralienkontors in
Heidelberg. Im J. 1828 habilitierte er sich als
Privatdozent
in
Heidelberg, 1838 ward er außerorden
tlicher
Professor der
Mineralogie daselbst, 1877 trat er in den
Ruhestand und starb in
Heidelberg. Er schrieb: »Taschenbuch der Edelsteinkunde« (Stuttg.
1828, 2. Aufl. 1834);
»Lehrbuch der Oryktognosie« (das. 1833, 4. Aufl. 1874);
»Lithurgik, oder Mineralien [* 11] und Gebirgsarten in ihrer technischen Anwendung« (das. 1840);
»Die Pseudomorphosen des Mineralreichs« (das. 1843, mit vier Nachträgen);
»Grundriß der Mineralogie und Geognosie« (Heidelb. 1850);
»Handbuch der Lithologie oder Gesteinslehre« (Erlang. 1860);
»Die Mineralien nach dem Kristallsystem geordnet« (Leipz. 1866).
4)
Robert, deutscher Schriftsteller und politischer
Agitator, geb. zu
Köln
[* 12] in sehr dürftigen
Verhältnissen, kam zu einem Goldarbeiter, dann zu einem
Gelbgießer in die
Lehre
[* 13] und fand später in einer Laternenfabrik
ein Unterkommen, arbeitete hier auf dem
Kontor und siedelte mit seinem
Prinzipal nach
Berlin über. Durch seine Militärpflichtigkeit
im April 1830 erwerbslos geworden
, trat er bei dem Theaterdirektor Ringelhardt zu
Köln in
Dienst und folgte
demselben als Theatersekretär und
Kassierer (1831) nach
Leipzig.
[* 14] In dieser
Stellung fand er Muße und Gelegenheit zu seiner
Fortbildung
und zu litterarischer Thätigkeit.
Außer vielen Beiträgen für Zeitschriften und einem Schauspiel: »Die Befreiung von Kandia« (Leipz. 1836),
redigierte er in Verbindung mit Herloßsohn und Marggraff das »Theaterlexikon« (Altenb. u. Leipz. 1839-42, 7 Bde.),
mit Steger den »Verfassungsfreund« und das Taschenbuch »Vorwärts« und war Hauptmitarbeiter an den »Sächsischen Vaterlandsblättern«. Er war bei der Stiftung des Schiller-Vereins 1840 beteiligt, schloß sich mit großem Eifer der deutschkatholischen Bewegung an und trat 1845 an die Spitze der neugestifteten Gemeinde in Leipzig. Bei dem blutigen Konflikt zu Leipzig hielt er die aufgeregte Menge von Gewaltthaten zurück. Im J. 1847 gab er seine Stelle als Theaterkassierer auf und begründete eine Buchhandlung, in der außer andern Werken die von ihm selbst geschriebenen: »Ein Weihnachtsbaum«, Lebensbeschreibungen freisinniger Deutschen enthaltend, und ein »Staatslexikon für das deutsche Volk« erschienen.
Sein Versuch, ein politisches Blatt [* 15] zu begründen, scheiterte aber an dem Widerstand der sächsischen Regierung. Inzwischen stieg sein Ansehen bei der radikalen Partei. In den Februar- und Märztagen 1848 wurde er Hauptführer der sächsischen Demokratie und gründete den »Deutschen Vereinen« der gemäßigten Partei gegenüber die »Vaterlandsvereine«. Im Vorparlament fungierte er als einer der Vizepräsidenten, ward Mitglied des Fünfzigerausschusses, war im Frankfurter Parlament Vertreter Leipzigs und Führer der Linken, aber zugleich bemüht, von extremen Schriften zurückzuhalten, weshalb er sogar der Unentschiedenheit beschuldigt wurde.
Als Redner zeichnete er sich durch Gewandtheit, Schlagfertigkeit und Pathos aus, ließ aber bei allem Talent tiefere staatsmännische Bildung oft vermissen. Daher wurde auch seine Stellung in Frankfurt [* 16] mehr und mehr unhaltbar, und bereitwillig ließ er sich deshalb nebst Julius Fröbel von der Linken des Parlaments zum Abgesandten an das aufständische Wien [* 17] ernennen. Dort ward die Deputation 17. Okt. von den leitenden Korporationen aufs ehrenvolle empfangen. Am 26. trat Blum selbst in die Reihen der Kämpfer und befehligte auf einer Barrikade.
Nach der Erstürmung Wiens ward er 4. Nov. in seinem Gasthof mit Fröbel verhaftet. Obwohl er sich auf seine Unverletzlichkeit als Reichstagsabgeordneter berief, wurde er 8. Nov., weil er die Waffen [* 18] gegen die kaiserlichen Truppen geführt, vom Kriegsgericht zum Strang verurteilt. Das Urteil ward in Tod durch Pulver und Blei [* 19] verwandelt und 9. Nov. morgens in der Brigittenau vollzogen. Dieser Ausgang Blums erregte in ganz Deutschland, namentlich aber in Leipzig, die lebhafteste Teilnahme. In der Reichsversammlung erhob sich 14. Nov. ein großer Sturm. Die für Blums Hinterbliebene eröffnete Nationalsubskription ergab an 120,000 Mk.
Vgl. »Robert Blum. Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk von (seinem Sohn) Hans Blum« (Leipz. 1878).
5) Hans, der älteste Sohn des vorigen, geb. zu Leipzig, studierte daselbst und in Bern [* 20] die Rechte, gehörte 1867-70 dem norddeutschen Reichstag an, wurde 1869 Rechtsanwalt in Leipzig, machte den Feldzug 1870-71 als Korrespondent des »Daheim« im großen Hauptquartier mit und führte 1871-78 die Redaktion der »Grenzboten«, zu denen er, ebenso wie zu andern Zeitschriften, zahlreiche Beiträge lieferte. Als selbständige Werke veröffentlichte er einen Kommentar zum deutschen Strafgesetzbuch (Zürich [* 21] 1870),
»Sächsischer Rechtsfreund« (das. 1870),
die Biographie seines Vaters (Leipz. 1878),
»Die ¶
mehr
erste Frucht des deutschen Staatssozialismus« (das. 1881); ferner die Novellensammlung »Dunkle Geschichten« (Berl. 1874),
den Roman »Aus unsern Tagen« (Magdeb. 1876) und die Dramen: »Junius« und »York« (1884). Mit K. Braun gibt er seit 1879 die »Annalen des Reichsgerichts« heraus.