Ort Blesis, jetzt Blois. Nach Erlöschen des alten Grafengeschlechts (1218), welches von Hugo Capet abstammte, und dem auch Stephan
von Blois, König von England (1135-54), angehörte, kam Blois durch Heirat 1230 an das Haus Châtillon und 1391 durch Kauf an Ludwig,
Herzog von Orléans, Sohn König Karls V., dessen Enkel, König Ludwig XII., es 1498 mit der Krone vereinigte.
Seitdem war Blois bis aus Heinrich IV. häufig Residenz der Könige sowie Sitz der Reichsstände, und die wichtigsten Staatsaktionen
wurden hier vollzogen, z. B. die Bündnisse mit Venedig und der Friede mit Spanien Besonders
denkwürdig ist Blois durch den 1588 von Heinrich III. hierher berufenen Reichstag, während dessen der Herzog Heinrich von Guise 23. Dez. auf
dem dortigen Schloß (im »schwarzen Zimmer«) ermordet und sein Bruder, der Kardinal Ludwig von Guise, 24. Dez. hingerichtet wurden.
Ludwig XIII. verlieh das Schloß seinem Bruder Johann Gaston von Orléans, der hier eine glänzende Hofhaltung
führte. Ludwig XIV. schenkte es seinem Bruder Philipp von Orléans. Vor Napoleons I. Sturz ging die Kaiserin Marie Luise mit
der Regentschaft nach Blois, wo dann die kaiserliche Regierung endete.
Vgl. La Saussaye, et ses environs (6. Aufl.
1883);
Derselbe, Histoire du château de Blois (7. Aufl. 1875).
(spr. -seil), Hafenstadt in der niederländ.
Provinz Overyssel, Bezirk Zwolle, an der Mündung des Steenwijker Diep in den Zuidersee, mit Fischerei, Handel und Schiffahrt und
(1879) 1630 Einw. Ehedem befestigt, ward Blokzijl 1672 von
den Franzosen erobert, diesen aber von den durch Friesen unterstützten Holländern wieder abgenommen.
Stadt im Fürstentum Lippe, an der Distel, in einer im Schaumburgischen liegenden Parzelle, hat ein Amtsgericht,
Coating-, Strohstuhl-, Schuhwarenfabrikation und (1880) 2433 evang.
Einw.
Hugo, Freiherr von, Maler, Dichter und Kunstschriftsteller, geb. zu Berlin, war erst Jurist,
widmete sich dann in Wachs Atelier in Berlin der Malerei und ging 1847 nach Paris zu Cogniet. Zwei Jahre später zum Waffendienst
zurückberufen, setzte er seine Studien in Berlin fort, bis er sich in einem Alter von 47 Jahren noch entschloß, nach Weimar
überzusiedeln (1867), um sich unter Pauwels' Leitung zu vervollkommnen. Sein allzu lebhafter Geist, verbunden
mit entschiedener Vorliebe für Geisterhaftes, Dämonisches, Mystisches, ließ ihn selten ein begonnenes Werk vollenden, wie
er denn überhaupt nicht über den Dilettantismus hinausgekommen ist; doch zeigen seine 27 Farbenskizzen zu Dante (in Photographien
mit erklärendem Text, Berl. 1864) ein bedeutendes Erfindungstalent. Am glücklichen war
er in ornamentaler Verbindung seiner Ideen, wobei ihm ein seiner Farbensinn zu statten kam. Als Dichter machte er sich durch
einen Band »Bilder und Romanzen« (Bresl. 1860) und durch seine vaterländischen Dichtungen »Treu zum Tod« (Berl. 1872) vorteilhaft
bekannt. Weniger war dies der Fall mit seinen kunstgeschichtlichen Arbeiten, unter welchen besonders die
Besorgung der 3. Auflage von Kuglers »Geschichte der Malerei« (Leipz. 1867, 3 Bde.)
diesem Werk selbst das Ende bereitete. Blomberg starb in Weimar.
Gustav, Graf, österreich. Diplomat, geb. als ältester Sohn des dänischen Geh. Konferenzrats Grafen
Otto und der russischen Prinzessin Klementine von Bagration, studierte in Bonn die Rechte, trat aber bei Ausbruch
der Erhebung der Elbherzogtümer 1848
als Leutnant in die schleswig-holsteinische Armee und wurde Ordonnanzoffizier des Generals
Bonin. Auf Veranlassung seines dänisch gesinnten Vaters gab er indes diese Stellung 1849 wieder auf, vollendete seine juristischen
Studien und widmete sich in Österreich dem diplomatischen Dienst. Er war zuerst Attaché in Petersburg, sodann
(weil er dort 1855 durch eine Schrift über die Hilfsquellen und die Zukunft Rußlands sich mißliebig gemacht hatte) Sekretär
bei der Gesandtschaft in Paris. Hier trat er zum Katholizismus über. 1860 wurde er österreichischer Gesandter bei
den Hansestädten und 1864 in München. 1865 nahm er an den Unterhandlungen teil, welche zur Gasteiner Konvention führten. 1866 trat
er vom diplomatischen Dienst zurück; 1867 wurde er in das Herrenhaus berufen, wo er der ultramontanen Partei angehört und
gegen die liberalen Gesetzvorlagen der Regierung heftig opponierte.
(spr. -fild), Charles James, engl. Philolog und Geistlicher, geb. zu Bury St.
Edmunds (Suffolkshire), bezog 1804 die Universität zu Cambridge, verwaltete seit 1810 mehrere Pfarreien, wurde 1819 Hauskaplan
des Bischofs von London, 1824 Bischof in Chester, 1828 Lordbischof von London. Als solcher des Puseyismus verdächtigt, trat er 1850 gleichwohl
energisch gegen die Kryptokatholiken auf. Seit 1856 pensioniert, starb er in Fulham. Seinen Ruf
als Philolog verdankt er seiner Ausgabe des Kallimachos (Lond. 1815) und seiner kritischen Bearbeitung von fünf Tragödien
des Äschylos: Prometheus, Sieben gegen Theben, Perser, Agamemnon, Choephoren (Cambr. 1810-24 und zum Teil öfter, Leipz. 1822 bis
1824), obschon er von G. Hermann schlimm mitgenommen ward.
Vgl. »Memoir of Ch. J. Blomfield, by his son« (neue Ausg., Lond. 1864).
(spr. -mart). Philipp, vläm. Schriftsteller, geb. zu Gent, lebte daselbst als Privatgelehrter
und als H. Consciences Freund und Genosse im Kampfe für die vlämische Sprache und starb Schon
seit 1834 war er in der holländischen Zeitschrift »Letteroefeningen« mit Gedichten in vlämischer Sprache hervorgetreten,
die aber wegen der etwas rauhen Form wenig Glück machten. Wichtiger war die Herausgabe vlämischer Dichtungen aus dem 12.-14.
Jahrh., wie des »Theophilus« (Gent 1836, 2. Aufl. 1858),
der »Oudvlaemsche gedichten« (das. 1838-51, 3 Bde.)
u. a., sowie seine vlämische Übersetzung der »Nibelungen« in iambischen Versen. Sein vorzüglichstes Werk ist jedoch die »Aloude
geschiedenis der Belgen of Nederduitschers« (Gent 1849), worin er die Ansicht aufstellt, daß die niederdeutschen Gegenden trotz
ihrer politischen Zerrissenheit doch noch als Volkseinheit zur Erfüllung einer hohen kulturhistorischen
Idee berufen seien. Blommaert wirkte auch als Mitarbeiter an mehreren belgischen Zeitschriften dem französischen Einfluß entgegen
und war 1840 neben Willems der Haupturheber der bekannten Sprachpetitionen. Seit 1860 Mitglied der belgischen Akademie, beteiligte
er sich mit Eifer an den Arbeiten der Kommission für die Veröffentlichung der vlämischen Sprachdenkmäler
und war gerade mit der Herausgabe von Maerlants eben erst entdecktem Gedicht »Van Troyen« beschäftigt, als ihn der Tod abrief.
(Blondiaus), Sänger und Dichter des 12. Jahrh., geboren zu Nesle (Picardie), war ein
mehr
Liebling des Königs Richard Löwenherz, den er aus seinen Kriegszügen begleitete. Als sein Herr auf der Heimkehr aus Palästina
vom Herzog Leopold von Österreich in Wien gefangen genommen und auf der Feste Dürrenstein eingesperrt worden, soll Blondel ihn lange
gesucht und endlich dadurch aufgefunden haben, daß er vor Richards Kerker dessen Lieblingslied angestimmt,
worauf der Gefangene mit der zweiten Strophe geantwortet habe. Blondel soll dann nach England zurückgekehrt sein und Richards Auslösung
bewirkt haben.
Diese Erzählung gründet sich auf die Mitteilung einer Chronik von Reims aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. (zuletzt hrsg.
von de Wailly, Par. 1876), entbehrt jedoch der geschichtlichen Unterlage und scheint
erst durch Sédaines Oper »Richard Coeur-de-Lion« (Musik von Grétry, 1784) in weitern Umlauf gekommen zu sein. Die unter Blondels
Namen erhaltenen Lieder sind wertlos und uninteressant; sie finden sich bei Tarbé in der »Collection
des poètes champenois«, Bd. 19 (Reims 1862).